Unterblätterhaufenhöhle

Begonnen von Hobo, 14 September 2011, 05:36:14

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Hobo

Hier, in der letzten Zuflucht vor der Welt da oben, hier ist alles immer noch anders. Immer noch gibts hier einige Bewohner, die nicht raus können und einige, die nicht raus wollen. Allein schon der Gedanke, dem ganzen Mist, der uns alltäglich verfolgt, entfliehen zu können ist faszinierend.

Ich hoffe, dass ich hier meine Ecke habe, dass hier neben dem Kamin auch eine andere Wärme da ist, die wir alle suchen und nur selten finden. Wo wir, zumindest für eine Weile hin kommen können und alles abschalten, was uns verfolgt. Es ist nicht schön, wenn man verfolgt wird. Man findet dann keine Ruhe mehr. Hier schon. Dafür gibts die Unterblätterhaufenhöhle. Auch wenn es Flucht ist. Und wenn auch nur Flucht, sie ist oft wichtig. Manchmal mehr als nur wichtig. Man kann durchatmen, man kann etwas entspannter sein und man weiß, dass man nicht alleine ist...

Ja, so ist das in der Unterblätterhaufenhöhle

lg
Hobo

Hobo

Es wird Herbst. Ich mag den Herbst eigentlich. Es ist nicht mehr so früh und so lange hell, es regnet öfter, es gibt Stürme und es wird nicht mehr unerträglich heiß in meiner Wohnung. Es ist wohl die Dunkelheit die wir suchen. Die meisten die ich kenne, die wollen unbedingt Rollos an den Fenstern. So wie ich. Ich mag es dunkel. Dazu noch die Uhr am Monitor ausschalten und die Zeit vergessen. Tag und Nacht auflösen und seine eigene Zeit leben. Nachts um 4 Uhr essen und spazieren gehen.

Und natürlich die Blätterhaufenhöhle. Keine Welt, kein Stress, kein Ärger, keine Sorgen. Wenn man das doch nur machen könnte. Leider geht es nicht. Irgendwas ist immer. Sehr seltsame Briefe erreichen mich, die ich meist nicht wirklich verstehe und schon gar nicht beantworten will. Wenn ich sie denn überhaupt mal öffne.

Letztends sagte mir jemand, mach das doch, du hast doch Zeit. Kannst jeden Tag deine Post lesen und Termine immer einhalten. Hast ja sonst nichts mehr zu tun. Warum hat mich das traurig gemacht? Es ist wahr. Jedes Wort stimmt. Und doch ist es so weit weg wie der Mond für mich. Wohl deshalb fällt es mir sehr schwer, darüber mit Menschen zu reden. Weil ich den Verlauf eines solchen Gespräches natürlich kenne. Viel zu lange schon kenne. Ich verstehe es sogar. Logisch, wer es nicht kennt wird es nie verstehen. Niemals. Und dabei spielt es keine Rolle, ob dieser Mensch nur ein Bekannter ist oder ein Psychiater oder Therapeut. Sie werden es niemals verstehen.

Es ist nicht zu verstehen, das ist ein großes Problem für alle Betroffenen. Und kommt unsere Krankheit mal in die Öffentlichkeit, dann steht da "Er hat versäumt sich professionelle Hilfe zu holen". Ja, natürlich. Er war selbst schuld heißt das ja wohl. Zu schwach, zu labil, er hätte sollen und hat nicht. Ein Looser, er hat nicht gekämpft, hat sich aufgegeben. Ja, das ist die Botschaft. Selbst Psychiater lassen sich dazu hinreißen zu sagen, sie müssen aber auch dazu beitragen. Sie müssen sich Mühe geben...

Das sind die Momente in denen ich in die Unterblätterhaufenhöhle gehe und meine Kuscheldecke über den Kopf ziehe. Dann bin ich der wohl einsamste Mensch auf diesem Planeten. Und falle immer tiefer. Das System verrät uns. Sie fordern Aktivitäten ein, die wir nicht mehr leisten können. Fragebögen, die wir nicht ausfüllen können. Termine, die wir nicht halten können. Und sie lassen uns fallen. Und gibt  einer auf, dann schreiben sie, er hätte sich doch Hilfe holen können.

Und so werden wir immer mehr in der Unterblätterhaufenhöhle. Jeder hier hat was anderes. Darauf kommt es auch nicht an. Wir suchen eine Zuflucht. Ein Refigium ohne verfolgt zu werden. Ohne böse Briefe von Krankenkassen, Rentenversicherungen oder Arbeitsämtern. Keiner da draußen wird es je verstehen...

Ja, so ist das in der Unterblätterhaufenhöhle.

lg
Hobo

Nicki

Hallo Hobo!

Die Unterblätterhaufenhöhle scheint ein sehr angenehmer Ort zu sein.
Ich beantrage Asyl!

Liebe Grüße
Nicki

WeirdLife

Schön, dass du wieder da bist :)
I decided not to give up today. After all, it sure would have been a waste surviving all that other bullshit for nothing.

Sintram

Bären haben eben doch ein dickes Fell.
Willkommen daheim!
Sintram

Hobo

Seltsame Gegenstände stehen hier rum. Ein riesiger Rucksack und gestern war noch eine Reisetasche auf Rollen da. Jemand geht auf Reisen. Bestimmt ganz weit weg. Und bestimmt recht lange. Das ist ein sehr großer Schritt. Noch nie hat es jemand aus der Unterblätterhaufenhöhle geschafft, sich einen solchen Traum zu erfüllen. Und klar wird sie es schaffen und sehr viel Spass haben und viel sehen und erleben. Ja, ich beneide sie sehr. Aber ich gönne es ihr noch viel mehr.

Ich werde solange hier bleiben und ab und zu aufräumen. Die Neuen begrüßen natürlich auch. Hallo Nicki, natürlich bist du hier willkommen. So wie jeder andere auch. Die Unterblätterhaufenhöhle ist ein wenig anders, als die tiefen Höhlen, die sich jeder einzelne oft baut oder gräbt und dort alleine vor sich hin wurschtelt. Hier sind immer mehrere. Man kann sich auch mal austauschen, wenn man es denn kann. Wenn nicht, dann muss man auch nicht. Zumindest kann man sich am Gedanken trösten, dass man nicht ganz alleine in der Höhle sitzt. Das ist schon mehr als viele glauben.

Heute war ich wieder oben, diese lästigen Sachen machen. Briefkasten checken und solche Sachen. Glück gehabt, nichts ungewöhnliches drinne gewesen. Manche Briefumschläge können mich verdammt weit runter ziehen. Ohne sie geöffnet zu haben sogar. Leider gibts immer mal schlechte Nachrichten. So auch heute. Mich trifft es immer sehr hart, wenn Freunde Rückschläge hinnehmen müssen oder Enttäuschungen. Wahrscheinlich weil mich das so hilflos macht. Was würde ich nicht alles geben, um dann zu helfen. Leider geht das nicht. Es gibt nur Worte, die man dazu einsetzen könnte. Und sie sind leer. Es sind Hülsen. Gut gemeint, aber nicht hilfreich. So müssen sich Eltern fühlen, wenn sie sich Sorgen um ihr Kind machen. Reden, Ratschläge, Unterstützung klar. Aber mehr geht wohl nicht. Das kann einen ganz schön traurig machen. Rückschläge sind zwar normal im Leben, aber wenn man nicht richtig im Sattel sitzt, wenn man nicht gesund ist und alleine vor sich hin lebt, dann sind sie um einiges schlimmer. Aber wie kann ich jemanden fest in den Sattel setzen? Gerade ich?

Und schon drehen sich dann wieder die Gedanken und ab gehts in die Unterblätterhaufenhöhle. Nur ein klein wenig Ruhe. Nur ein wenig Abstand. Dafür ist sie da, unsere Höhle.

Genau so ist das in der Unterblätterhaufenhöhle.

lg
Hobo

parapieps

*auf leisen sohlen schleich ich mich wieder zurück und schau in die ecke, wo ich mich eingerichtet habe* höre leise atemgeräusche von anderen bewohnern. aus meiner tasche ziehe ich ein kleines nachtlichtchen, welches ich in die dose stecke, damit sich ein kleiner warmer lichtschimmer ausbreitet. ein wenig licht tut immer gut. stell noch eine kleine vase mit gänseblümchen auf den tisch und ziehe mich dann wieder zurück. heute bin ich oben. viele menschen werde ich heute begegnen. alle von ihnen kennen mich und haben bestimmt wieder tausend fragen. dazu kommt, dass ich da nicht einfach weglaufen kann. ich werde es aushalten müssen. vlt bin ich ja schon weiter als ich denke. lassen wir es auf mich zukommen. ein wehmütiger blick zurück und schon kletter ich die leiter nach oben. in einer stunde beginnt der trubel.
lg das pieps

Adrenalinpur

Du bist nicht einsam. viel mehr Menschen als du denkst arbeiten daran viel mehr zu verstehen als du grad meinst

Fee

... und somit hat dann auch,Dank Deiner Rückbesinnung,unsere (parapieps`und meine) Obdachlosigkeit,doch noch ein gutes Ende gefunden,lieber Hobobär  *freu*  :)

Ja,es ist und bleibt weiterhin gefährlich die Höhle,auch nur kurzzeitig,zu verlassen.
Meinewenigkeit,wurde da heute z.B. gleich erstmal,von einem Monster in Weiß,mit riesem Bohrer in der Hand,in Empfang genommen.

Alles was danach noch,während meines heutigen "Höhlenausgangs" folgte,war auch nicht viel besser.

Hm,aber Reisetasche auf Rollen lese ich da gerade ... nee,nee ... Fee mit Backbackerrucksack,
erregt schon genug Aufsehen,aber dann noch mit Trollyreisetasche ... besser doch nicht  ;)


***Manche Briefumschläge können mich verdammt weit runter ziehen***

... Hilfe,das verstehe ich seeeeeeeeeeeehhhhhhhhhrrrrrrrrrrr gut.Mein Gang zum Briefkasten,
fühlt sich manchmal für mich an,wie der Weg zum Henker  *grusel*.Und dieses Gefühl,toppt nur noch mein Handy - oder meine Wohnungstürklingeln.

Gott sei Dank,haben wir solch Blödsinn hier unten nicht.

Schön,wieder die "alten" Gesichter hier zu sehen.Aber ein herzliches Willkommen,auch an Dich Nicki  :)


L.G. Fee

Hobo

Lach, Feelein,

ich habe nicht vergessen, dass mich eine Fee mal angerufen und bei der Formulierung eines blöden Schreibens als Antwort auf solch einen bösen Brief geholfen hat. Der lag ja auch nur wochenlang rum und war wohl schon in der 3. Stufe, was wohl eine verläufige Erschießung als Strafe nach sich zieht.

Und das war damals wirklich sehr wichtig. Da ist ein Bär wie ein Elefant. Die vergessen auch nichts. Schon gar nicht, wenn ihnen jemand aus der Patsche hilft. Ich hoffe, die Zahnprobleme sind erledigt.

lg
Hobo

Hobo

Wieder mal meine Lieblingszeit in der Unterblätterhaufenhöhle. Ein kleines Nachtlicht ist zu sehen und Gänseblümchen. Der Trolly hinten links ist wieder weggeräumt und der Backpacker zum x-ten mal wieder bepackt. Jetzt ist es sehr ruhig hier. Noch nicht mal ein Schnarchen heute. Ich dreh noch mal ne runde und schaue, ob auch alle zugedeckt sind. Niemand soll sich in der Unterblätterhaufenhöhle erkälten. Schon gar nicht im Schlaf.

Es ist eine gute Zeit. Man sieht sie schlafen, schaut jede/n an und weiß, dass es hier einfacher für alle Bewohner ist als da oben. Nicht alle schlafen. Man hört eine leises Flattern von Feenflügeln. Ziemlich nervös flattert sie um den Rucksack und stopft immer wieder mal ein Teil von dem einen Fach in das nächste und umgekehrt. Das wird wohl noch 2 Wochen so weiter gehen...

Andere schlafen unruhig. Alle paar Minuten drehen sie sich von der einen auf die andere Seite, murmeln unverständliches und haben deutlich einen Schweißfilm auf der Stirn. Sie arbeiten schwer beim Schlafen. Sie verarbeiten vieles und es ist nicht leicht.

Jemand sitzt da noch in einer Ecke und kann gar nicht schlafen. Tief im Gedankenmeer versunken schaut sie in den Kamin. Da ist dann noch jemand, die im Schlaf lächelt und wohl einen schönen Traum hat. Weiter hinten liegt einer mitten in einem Meer von Gummibärchen und daneben eine Sängerin mitten in Notenblättern. Ganz am Ende sitzt ein großer Rabe. Er bewacht den Schlaf seines Menschen, auf dessen Schulter er sonst sitzt. Daneben eine kleine Maus, die eingekuschelt neben einer Nachteule schläft. Weiter links liegt jemand erschöpft, weil sie einen langen Arbeitstag hatte.

Es sind viele geworden hier. Und spät in der Nacht, da können sie hier Ruhe finden. Jeder auf seine Art.

Ich tappse noch eine Weile herum, kann nicht schlafen weil ich nichts höre von einer Freundin. Aber ich warte. Kein Problem.

Ja, so ist das in der Unterblätterhaufenhöhle.

lg
Hobo

Hobo

Manche Dinge sind so schräg, dass sie eigentlich gar nicht stattfinden können. Ich hatte mir vor 4 Monaten den linken Fuß verstaucht. Aber richtig heftig. Da es natürlich an einem Wochenende war musste ich in die Uni-Klinik zum Röntgen. Ich hatte mir noch gedacht was für ein netter Arzt dort Dienst hatte. Wirklich ein freundlicher Mensch. Das ist bei Ärzten ja nicht selbstverständlich.

Eigentlich hatte ich ihn schon vergessen. Bis heute morgen. Ich war wie jeden Samstag mit einem Kumpel einkaufen. Als wir bei mir wieder angekommen waren habe ich die Heckklappe aufgemacht, um mein Zeugs rauszuholen. Dazu kam es dann nicht mehr. Im gleichen Moment ist eine Colakiste aus dem Auto gefallen und - natürlich - auf meinem linken Fuß gelandet. Gemeinhin glaubt man ja, dass Colakisten nicht allzu schwer sind. Ich kann jetzt bestätigen, sie sind schwer. Selbst wenn es Cola Zero ist^^.

Na ja, der Fuß wurde schnell dick und mein Kumpel hat mich in die Uni-Klinik gefahren zum Röntgen. Und siehe da, der gleiche Arzt hatte Dienst. Wir mussten beide lachen. Gleicher Fuß, gleiche Zeit, gleicher Arzt. Jetzt hab ich so eine komische Schiene mit Fußbett an. Diesmal ist er angebrochen. Aber die Unterarmstützen sehen gut aus, stehen mir irgendwie. Und ich kann sogar auf der Ferse auftreten. Na ja, ein wenig immerhin.

Manchmal habe ich das unbestimmte Gefühl, dass dies nicht mein Glücksjahr ist. Eigentlich wollte ich ab Montag wieder Liga-Darts spielen. Aber das geht natürlich so nicht. Was ein Ärger. Also bleib ich in der Unterblätterhaufenhöhle und gönne mir ne Runde Selbstmitleid. Es gibt Tage, die kann man glatt vergessen...

Dafür ist die Unterblätterhaufenhöhle...

lg
Hobo, Krücken-Bär...

parapieps

es stimmt. es gibt wirklich tage, die einem nichts als unangenehmes bringen. vlt erfindet mal jemand einen radiergummi, der diese tage einfach aus unserem leben radieren kann.
ich für mein teil klettere auch schnell wieder die leiter hinunter und tauche ein in diese dunkle unendliche weite dieser unterblätterhaufenhöhle. gleich um die ecke finde ich einen bären, der gerade eine tüte selbstmitleid öffnen möchte. vorsichtig schiebe ich ihm eine tafel milka zu. es ist zwar kein topf voller honig, aber auch ein kleiner seelentröster. ich zwinker ihm aufmunternd zu und lege ihm noch einen eisbeutel auf seinen kranken fuß. dann schleich ich mich wieder davon, in meine ecke und kuschel mich unter einen blätterhaufen. nichts sehen und nicht gesehen werden. irgendwie ist mir kalt. mein herz friert. ich stöpsel mir die ohren zu und lausche einer schweren melodie. vlt fällt mir dabei ja ein, wie ich eine spezielle frage formulieren soll. es würde mir dann wahrscheinlich besser gehen.

Nicki

Ein schönes Gefühl, wieder in die Höhle abtauchen zu können. Wenigstens für heute abend.

Gestern mußte ich wildfremden Menschen aus meinem Leben erzählen! Welche Qual! Na ja, sie waren mit meiner Kindheit zufrieden, darüber zu sprechen macht mir nicht (mehr) soviel aus, wie früher.
Die Reaktionen fand ich diesmal auch erträglich. Nicht nur Mitleid.

Morgen früh muß ich dann wieder die Höhle verlassen, aber nur für den "normalen" Alltag.

Danke für diesen Zufluchtsort!

Nicki

Hobo

#14
Es wird wieder ruhig in der Unterblätterhaufenhöhle. Nicht, dass es hier jemals laut wäre. Aber spät nachts, da ist es am Schönsten hier. Ich habe gelesen, die Depressionen wären da am Schlimmsten. Das mag ich gar nicht glauben. Es stimmt, morgens ist es schlimmer als abends. Aber nachts empfinde ich es nicht so. Aber ich habe ja auch eine andere Zeitrechnung. Das Licht des Tages versuche ich auszublenden und wenn es geht wegzuschlafen. Hier in der Höhle ist das auch egal. Jede Tageszeit ist ok, niemand hält sich daran. Wozu auch.

Mit einem Lächeln hab ich gelesen, dass es hier auch Menschen gibt, die noch ihren Alltag meistern können. Das ist gut, sehr gut. Er ist es, der uns antreibt, der uns nicht verzweifeln lässt. Denen drücke ich die Daumen und hoffe, dass es lange so weiter geht. Ich hab keinen mehr. Und er fehlt mir auch nicht. Man beginnt ein neues Leben hier in der Unterblätterhaufenhöhle. Ein ganz anderes Leben als das, was man jahrzehntelang gelebt hatte. Auch ich hatte einen "normalen" Arbeitstag von ca. 12 Stunden und zu Hause hab ich an meinem PC weiter gearbeitet. Ja, so verrückt kann man tatsächlich sein. Und das im öffentlichen Dienst. Das glaubt kein Mensch. Aber wir wollten die Firma neu gestalten, zukunftsfähig machen. Neue Konzepte, neues Denken. Ja, ich hatte damals noch Visionen. Immerhin, wir haben was bewegt. Natürlich wurden wir dafür nicht belohnt. Ganz im Gegenteil. Die Betonkopffraktion hat uns wenige ziemlich fertig gemacht. Wir haben zwar gewonnen, aber um welchen Preis. Er war zu hoch. Der Geschäftsführer wurde abgewählt vom Aufsichtsrat, ich wurde versetzt in eine unsägliche Abteilung und die beiden anderen haben von sich aus gekündigt. Das war der Dank für jahrelange Arbeit, zum großen Teil unbezahlt.

Aber das ist Vergangenheit. Eigentlich dachte ich, ich hätte dieses Kapitel meines Lebens abgeschlossen, genauso wie meine geschiedene Ehe, genauso wie vieles anderes. Aber es geht nicht. Es ist immer noch da irgendwie. Manchmal denke ich, was hab ich ein Glück, dass es hinter mir liegt. Und manchmal vermisse ich es. Dann krieche ich unter einen Blätterhaufen und versuche meine Gedanken anders auszurichten.  Was natürlich nicht geht. Die Vergangenheit ist schon ein schweres Pfund, man kann sie nicht verdrängen und leider sind die guten Dinge des Lebens wohl verschütt gegangen. Was im Rückblick bleibt ist eher nicht so gut. Ich weiß, es ist der Kopf. Nur Tot, Ärger, Streit, Kampf, Verzicht und dieser schwindsuchtartige Verlust der Kraft, sich dagegen zu wehren.

Es sind natürlich noch viel mehr Faktoren als diese, aber manches kann ich nicht aufschreiben. Die bleiben verschlossen in meinem Kopf. Sie sind das Kino in meinem Schlaf. Immer wieder und sie machen mich kaputt. Man kann sich nicht wehren. Und oft denke ich mir, dass es eine gerechte Strafe ist. Also muss ich sie annehmen und akzeptieren.

Das Problem ist, wie kann man damit umgehen, außerhalb der Unterblätterhaufenhöhle, die nur ein zeitlich begrenztes Refugium sein kann. Darauf habe ich keine Antwort. Die Realität überfordert mich zunehmend, ohne Hilfe schaffe ich nicht mehr sehr viel. Aber das muss ich auch nicht. Ich bin raus. Lebe hier in der Unterblätterhaufenhöhle und verstecke mich vor der Welt da oben. Und doch weiß ich, dass sie mich einholen und vernichten wird.

Ja, so ist das hier in der Unterblätterhaufenhöhle

lg
Hobo