Erfahrungen die uns nachhaltig positiv beeinflussten

Begonnen von Epines, 22 Juli 2011, 15:20:06

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Epines

Hallo liebe Leute

Es gibt in unserem Leben Momente in denen wir in ganz schwierigen Situationen stecken. Wir bewältigen sie mehr oder weniger befriedigend, manchmal sogar gut und hervorragend. Meist können wir aber erst im Nachhinein  richtig erkennen, was uns diese Erfahrung gelehrt hat und oftmals kann man sagen, dass sie positiv war und uns für das Leben geprägt und uns etwas Wertvolles mitgegeben hat.

Dieser Thread soll solche wertvollen Erfahrungen sichtbar machen und vielleicht macht es der einen, oder dem anderen, der gerade eine ähnliche Situation durchmacht auch Mut weiter zu gehen.

Die Idee dazu kam mir, als ich im Glückskeks-thread folgende Weisheit las:

"Nur rückwärts kann man das Leben verstehen, aber vorwärts müssen wir es leben." Wie wahr.

Als ich ganz jung war beschloss ich einfach abzuhauen und nach Luzern zu ziehen. Eine wunderbare Stadt am See, umrahmt von prächtigen Bergen, ich hatte Wohnung und Job am neuen Ort schon vorher gesucht und war frohen Mutes.
Etwas naiv hatte ich mir keinerlei Gedanken gemacht, dass ich kaum noch Geld hatte und so stand ich dann auch im Supermarkt und hatte gerade noch genug, um für meinen Hund Futter für den Rest des Monats zu kaufen und für mich ein Brot und eine Packung Salz.

Mein Weg zur Arbeit führte durch einen Wald und in der ersten Woche war der Pilzsegen zu meiner Freude gross,  die Pilzgerichte schmeckten hervorragend und ich war froh, dass ich schon früh gelernt hatte welche essbar sind und welche nicht, bald war jedoch Schluss mit dem Reichtum und der Hunger fing an heftigst zu nagen.

Nach einer Woche an der neuen Arbeitsstelle war ich nicht nur blank, sondern auch total am verhungern...
Ich hätte ja locker meinen Vater anrufen können und der hätte auch sofort Geld geschickt und ich hätte auch meinen Arbeitgeber um Vorschuss bitten können, aber mein Stolz lies dies alles nicht zu. Ich wollte nicht betteln!

Jeden Tag musste ich neben den Schrebergärten vorbei laufen und ich sah die schönsten Salatköpfe und Tomaten, schwarz glänzende Auberginen, Zucchinis und Pflaumen an den Bäumen und ich überlegte mir ernsthaft, ob ich nicht nachts einmal über den Zaun steigen soll, was mir aber mein Gerechtigkeitssinn verbot und so blieb es beim Gedanken, der jedoch jeden Tag präsent war. "Ein Salatkopf nur...nur einer...merkt doch keiner...mach es...mach es...mach es...".

Ich habe dann die restlichen drei Wochen  mit viel Wasser und Kaffee an der Arbeit und einigen Heilkräutern die ich so am Wegesrand fand überlebt, aber  meine Gedanken kreisten ohne Unterbruch ums Essen, um Gemüse, Erdbeertörtchen, Schokolade und sonst noch vieles.

Mir war oft auch sehr übel, mit einem 12 Stunden-Job in dem Leistung verlangt wurde, hatte ich auch extreme Angst zu versagen und die Probezeit nicht zu überstehen. Die Fragen was mit mir los sei, erklärte ich  damit, dass ich unter den Entzugserscheinungen litt, die der Nikotin-entzug verursachte, denn ich hatte ja auch kein Geld für Zigaretten...

Als Teenager hatte ich oft tagelang  nichts gegessen, jedoch nie solche Probleme wie in dieser Situation.

Seit damals weiss ich wie es ist Hunger zu haben, ich weiss welche Gedanken Menschen nachhängen die unfreiwillig hungern müssen, die nichts und auch keine Möglichkeit haben irgendwie an Essen zu kommen.

Obwohl damals die Situation für mich unerträglich war, ist diese Erfahrung eine der Wertvollsten die ich je gemacht habe und sie hat nachhaltig mein Leben beeinflusst.

Die gerade in dieser Zeit hängende
Epines


Epines

Hallo liebe Leute

Lange habe ich überlegt, ob ich euch von einer Zeit berichten soll, wo ich beschlossen hatte, zurück zu meinen Wurzeln zu gehen und ein Jahr lang in einer jüdisch orthodoxen Familie zu leben und mich auf Traditionen einzulassen, die mir bis dato völlig unbekannt waren, denn meine Mutter hatte keinerlei religiöse Ambitionen mehr und auch keinen Mut dazu zu stehen, dass sie Jüdin ist.
Meine freie Entscheidung basierte wohl eher aufgrund ihrer Manipulationen und emotionalen Erpressungen, aber dies war mir natürlich zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst.

Ich sollte also nach England ins College und bei entfernten Verwandten wohnen und da im Haushalt mithelfen.
Somit hatte meine Mutter drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, mich einerseits von ihrem Mann entfernt, der mich ständig belästigte und sie ernsthaft Angst hatte ich würde ihn den wegnehmen... , dann hatte ich ihrer Meinung nach Probleme mit Englisch (obwohl die Noten genügend waren) und ein Jahr Unterbruch würde diese beheben und zum Schluss eben, sollte ich die alten Traditionen kennen lernen, mich darauf besinnen.

Ob sie sich wohl ernsthaft damit auseinander gesetzt hatte was da auf mich zukommt, wage ich zu bezweifeln, denn es war ein Kulturschock ohne Ende, aber vermutlich war ihr das ohnehin egal. Hauptsache schnell und weit weg!

Man stelle sich einen total chaotischen Haschisch rauchenden Teenager vor, der im Grunde alles an materiellen Werten bekommen hatte was es gab, gewöhnt im Umgang mit Technik, locker in der Bekleidung (Mini war gerade Mode), unsicher im Glauben, da man Gott in den schwärzesten Momenten immer vergeblich um Hilfe gebeten hatte und vor allem mit einem extremen Freiheitsdenken.

Zuerst wurde eingekauft, die unglaublichsten Klamotten lagen an der Kasse, meine Mutter kaufte sogar ein Abendkleid, wofür ich dies wohl brauchen würde? Natürlich konnte ich es nie anziehen und es wanderte eines Tages in die Kleidersammlung wie so vieles.

Dann war ich endlich da, mitten in einem Quartier, wo es viele jüdisch orthodoxe Familien gab. Von Anfang an gab man mir zu verstehen, dass ich nicht dazu gehörte, weil meine Mutter einen katholischen Mann geheiratet hatte... es nützte auch nicht viel, dass die Religionszugehörigkeit bei den Juden von der Mutter vererbt wird, ich somit also Jüdin war. Außerdem hatten meine Eltern nur standesamtlich geheiratet.

Die Familie hatte 4 Kinder im Alter von 6, 5, 3, 1 und ein weiteres war unterwegs. Kondome waren und sind bei den Orthodoxen streng verboten.
Für die Kinder war ab sofort ich alleine zuständig. Der älteste Junge sprach außer Englisch bereits Deutsch, Hebräisch und Jiddisch, was mich echt beeindruckte. Es wurde hauptsächlich Jiddisch gesprochen, außer mit dem Vater der Englisch bevorzugte, mit den Großeltern Deutsch und in der Synagoge und wenn es darum ging die Thora zu studieren Hebräisch. Hebräisch wurde ausschließlich als Sprache mit Gott, wenn man das so sagen darf verwendet und als Hauptsprache folglich abgelehnt, auch wenn in Israel hebräisch gesprochen wird. Ob es heute auch noch so ist entzieht sich meiner Kenntnis, aber da dies damals sehr wichtig war, würde ich annehmen, dass es in diesen Kreisen immer noch gleich ist.

Die Kinder waren sehr süß, aber starken Ritualen und Zwängen unterworfen, die mich als Unwissende massiv belasteten. Ich verschone euch hier mit den genauen Bezeichnungen, sondern erkläre sie mit den Handlungen, denn auch mir sagten zu diesem Zeitpunkt die verwendeten Ausdrücke der Rituale nichts.

Es gab im Haus zwei Esszimmer und auch zwei Küchenzellen mit 2 Kocherden und 2 Kühlschränken. Die Eltern aßen nie mit den Kindern, außer  am Schabbat (Samstag),  mit dem ältesten Jungen, sonst musste ich mit den Kindern im kleinen Esszimmer essen.

Das Oberhaupt der Familie hatte bei der Ankunft meine dargebotene Hand übersehen und mich in der ganzen Zeit weder je gesprochen noch mich je angesehen. Ich wusste nicht, dass es den Männern verboten war andere Frauen anzusehen und so dachte ich, dass er mich total ablehnt. Immer wieder suchte ich vergeblich seinen Blick, stellte ihm sogar Fragen, die er ignorierte und irgendwann gab ich es auf.

Die Dame des Hauses trug immer eine Perücke und sah damit meiner Meinung nach ziemlich lächerlich aus. Die Haare werden am Tage der Hochzeit abgeschnitten und ab diesem Tag müssen sie verdeckt sein, nur der eigene Mann darf sie sehen. Dieses Gesetz entstand, weil man annahm das die Frau mit ihrer Haarpracht unzüchtig oder unkeusch wirken  und die Männer zur Übertretung des 10. Gebots verleiten könnte ("Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib").
Das Paar hatte sich vor der Hochzeit nur ein einziges Mal  am Tag ihrer Verlobung gesehen, die Ehe wurde von ihren Eltern arrangiert. Sie war aus Belgien, er aus England. Für mich war dies einfach unglaublich, na ja es ist schon 22 Jahre her, aber auch heute noch werden in diesen streng gläubigen Kreisen die meisten Ehen arrangiert. Scheidungen sind nach wie vor selten und die Frauen die diesen Schritt machen, werden aus der Gemeinschaft ausgestoßen und verlieren auch oft ihre Kinder.

Mein Tag begann um halb 6 Uhr, die Kinder mussten alle als allererstes ihre Hände rituell waschen, also drei mal kaltes Wasser über jede Hand laufen lassen. Die Jungen hatten ihre Kippas (kleine traditionelle Kopfbedeckung) auch nachts an, sogar in der Badewanne wurde sie nur kurz abgelegt, um die Haare zu waschen und der erste Griff nach dem Aufwachen war folglich nach oben, ob sie auch noch da ist. Wenn sie mal nicht da war machte sich sofort Panik bei den Jungen breit. Das jüdische Gesetz verpflichtet Männer zum Tragen einer Kopfbedeckung aus Respekt und Ehrung vor Gott.

Dann Frühstück und ab ins College, da konnte ich mich wenigstens normal bewegen. Nach der Schule gab es viele Putzarbeiten in Küche und sonst wo, obwohl wir auch eine Putzfrau hatten.
Freundliche Worte gab es keine, Unterweisungen und Vorwürfe mehr als genug, ich wusste ja einfach von gar nichts und machte somit schlicht alles falsch. Um 23 Uhr hatte ich dann Feierabend, frei hatte ich nie, nur einmal in der Woche durfte ich abends mit Schulfreunden abmachen. Ich war brav und muckte nicht. Als ich einmal den letzten Bus verpasste und zu Fuß erst um Mitternacht nach Hause kam, öffneten sie mir die Türe nicht mehr, also musste ich im Eingangsbereich draussen schlafen, na ja es war zu kalt zum Schlafen... Am nächsten Morgen gaben sie an, mein Klingeln nicht gehört zu haben, aber ich hatte das Gefühl, dass es Absicht gewesen war. Danach war ich dann natürlich immer pünktlich.

Am Freitagabend wurde eine Metallabdeckung auf den Herd gelegt, denn man durfte am Schabbat, der nach Sonnenuntergang am Freitag bis am Samstagabend dauerte,  kein Feuer und kein Licht anmachen, also brannte der Gasherd unter der Metallabdeckung auf kleinster Flamme und auch das Licht blieb an vielen Orten an und spezielle Schabbat-Kerzen wurden 20 Minuten vor Sonnenuntergang angezündet.
Auch das Baby blieb den ganzen Tag im Bett, denn man durfte nichts herumtragen. Und wenn man in die Synagoge ging (zu Fuß, fahren war untersagt) blieben die Häuser alle offen, denn es war verboten einen Schlüssel zu tragen. Taschentücher aus Stoff wurden um den Bauch gebunden, wenn man erkältet war. Am Schabbat wurde viel zusammen gebetet und vor allem der älteste Sohn wurde unterrichtet.
Es gab jeden Schabbat Zwiebeleier. Die Küche muss ich eigentlich lobenswert erwähnen, vieles schmeckte außerordentlich gut und ich koche auch heute noch Gerichte die ich damals gelernt habe.

Ganz streng war die Zubereitung der Lebensmittel. Ein Kühlschrank und Herd war für die Zubereitung von Fleisch, der andere für die Milchprodukte. Alle Produkte mussten koscher, dass heißt ein Rabbi musste bei der Zubereitung anwesend sein und die Tiere müssen rituell geschächtet werden. (Mich ärgert diese Reglung heute am Meisten, denn wenn eine Kerbe im Messer ist, darf das Tier nicht verwendet werden, aber die Lebensbedingungen des Tieres vor dem Schlachten interessieren nach wie vor keinen.) Sogar das Besteck mit dem man Fleisch aß durfte nicht für Milch verwendet werden. Darin war man in diesem Hause ganz streng.

Als ich einem der Kinder aus Gedankenlosigkeit einmal ein Stück Schokolade gab und es dies nachher erzählte, war die Hölle los. Die hatten so ein Drama gemacht, als ob die Kleine nun sterben müsse, es musste sich sofort rituell waschen und ich war fortan der Teufel... Dem Kind war damit unvergesslich klar, wie schwerwiegend ein Verstoß gegen die Essensvorschriften sind.

Es gab so viele Regeln die ich nicht nachvollziehen konnte und die regelrecht Streit auslösten, wenn ich sie in Frage stellte , oder versuchte den Sinn dafür zu ergründen.
Z.B. die rituellen Waschungen nach jeder Periode. Jede Ehefrau muss nach ihrer Monatsblutung in ein spezielles Badehaus und sich ganz körperlich waschen. Solange sie dies nicht gemacht hat, gilt sie als unrein und der Ehemann darf sie nicht berühren. Aber auch der Mann muss sich sofort nach der Ejakulation rituell waschen, da er ebenso als unrein gilt.

Alles war mir irgendwie zu ernst, zu steif, zu düster, zu zwanghaft.  Lachen gab es nur, wenn ich mit den Kindern alleine war, aber sobald die Eltern den Raum betraten, verstummten sie sofort und neigten respektvoll ihr Haupt.

Na ja ich könnte noch unendlich lange weiter schreiben, aber ich verschone euch damit :-).

Mir hat dieses Jahr, obwohl es ganz schlimm für mich war, dennoch vieles an neuen Einsichten und Erfahrungen gebracht, denn wer hat als Außenstehender schon Einblick in die jüdisch orthodoxe Lebensweise.

Damals habe ich sie abgelehnt und als Diktatur, als Unterjochung ja gar als menschenverachtend angesehen, heute empfinde ich eine gewisse  Bewunderung jenen gegenüber, welche diese alten Traditionen am Leben erhalten und bereit sind sich den starren Regeln zu unterwerfen, aber so leben könnte ich niemals.

Eine sich in dieser Zeit befindliche
Epines




Epines

Hallo liebe Leute

Einmal musste ich zu einem Seminar nach Basel reisen. Wie immer auf dem letzten Drücker schaffte ich es nicht am Schalter den Fahrschein zu lösen, also dachte ich, dass ich den beim Schaffner im Zug beziehe.

Als der dann kam erklärte ich die Situation und er rechnete aus was es kostete. Ich öffnete die Handtasche und stellte mit Schrecken fest, dass ich nicht nur kopflos zu spät von zu Hause fort gerannt war, sondern das ich  auch der Geldbeutel nicht eingesteckt hatte.

Mich traf fast der Schlag und der Schaffner wurde ziemlich ärgerlich und wollte meinen Ausweis sehen, der natürlich auch im nicht vorhandenen Geldbeutel ist...

Da wurde er so was von unfreundlich und beschuldigte mich derb, dass ich die Bahn betrügen und eine Leistung erschleichen wolle und dass ich an der nächsten Station aussteigen und er mich zur Bahnpolizei bringen werde, die mir dann schon zeigen würde wie man mit "solchen Leuten" umgeht.
Ich war den Tränen nahe und konnte auf seine Schimpftiraden nichts entgegnen, denn ich fühlte mich ja schuldig, irgendwie hatte er ja Recht.

Da mischt sich ein Mann ein, der mit seiner Frau im Nebenabteil saß.

"Es reicht" sagte er, "sehen sie nicht, dass diese Frau keine notorische Betrügerin ist!"

Seine Frau öffnete ihre Geldbörse und drückte im ein paar Scheine in die Hand und sagte von oben herab:" Der Rest ist für sie und nun schweigen sie und machen sie ihre Arbeit".

Da brach ich wirklich in Tränen aus, von wildfremden Menschen hatte ich niemals so eine freundliche Geste erwartet. Die Frau schrieb mir ihre Adresse auf und sagte, dass sie sich freuen würde, wenn ich ihr das Geld irgendwann schicken würde.

Diese Freundlichkeit hat mich so sehr gerührt, dass ich damals beschloss, dass  wenn ich jemals jemanden treffen sollte dem es auch so ähnlich ergeht, ich das Gleiche für diese Person tun werde.

Bis jetzt hatte ich zweimal die Gelegenheit jemandem an der Supermarktkasse auszuhelfen, aber dies ist nicht wirklich der Rede wert, denn es waren immer nur geringfügige Beträge, kaum mehr als 2 Euro.

Aber die Gelegenheit wird eines Tages noch kommen, davon  bin ich überzeugt.

Die gerade dankbar an die liebevolle Geste der zwei hilfsbereiten Menschen denkende
Epines

Epines

Hallo liebe Leute

Angetrieben durch zwei schwarzhaarige Fitnesstrainer, die keinerlei Trägheit meinerseits dulden, durchschreite ich mit schnellen Schritten das Tal. Der Weg vom Dauerregen der letzten Tage aufgeweicht wird zu einem Spießrutenlauf, immer achtsam Fuß vor Fuß setzend, um nicht in die Pfützen zu treten.
Meinen Gedanken nachhängend sehe ich plötzlich in der Lache vor mir eine wunderbare Erscheinung, die meinen Blick nach oben wandern lässt.
Am Ende des Tals schwebt zentral in der Mitte eine Wolke, die lachsrosa in typisch klassischer Form der Impressionisten gemalt, wohl von vielen Betrachtern als außerordentlich  kitschig bezeichnet werden würde und zieht mit erhabener Eleganz, gefolgt von zwei kleineren Schäfchen langsam östlich.
Sie spiegelt sich in hundertfacher Ausführung in den kleinen Wasserlachen die den Wegrand säumen, während der Hintergrund vom blassen blau langsam zum grau der Dämmerung wechselt. Ein unglaublich berauschender Anblick, dazu kommt der würzige Duft des Tannenwaldes zu meiner Rechten.
Einmal mehr bin ich den Tränen nahe und unendlich dankbar diese Schönheiten in mich aufnehmen zu können und sie festzuhalten.
Mein Gott wie sentimental ich doch geworden bin...

Es stimmt, nach Regen kommt wieder Sonne und ich muss lächeln, weil es für mich in vielen Bereichen trotz allem bisher immer so war. Immer wieder ging sie auf und in Tagen wo alles grau in grau war wusste ich, dass sie dennoch da ist und mich ihre Strahlen irgendwann wieder erreichen.

Der Weg führt nun steil bergan und so entzieht sich die Wolkenpracht meines Blickes. Angekommen am höchsten Punkt ist sie gänzlich hinter den Bergen  verschwunden, alles ist nun grau und die Natur bereitet sich auf die Nacht vor.

Auch der Geruch hat sich verändert. Ich rümpfe die Nase und bevor ich es stoppen kann, stürmen die schwarzen Wollknäuel in einem Affentempo an mir vorbei und wälzen sich mit Hochgenuss in der frisch gedüngten Wiese...

Hmm... es ist wie immer, des einen Leid ist des anderen Freud, aber diese wunderbare lachsrosa Wolke ist noch in meinen Gedanken und jedes Mal wenn ich nun diesen Weg beschreite, werde ich mich an sie und an den zauberhaften Moment erinnern und wer weiss, ob mich diese Erinnerung nicht auch nachhaltig prägen wird.

Eine sanft lächelnde Epines

Epines

Hallo liebe Leute

Vor ein paar Tagen habe ich mit großem Bedauern erfahren, dass meine Lieblingsdozentin Vera Birkenbihl im Dezember gestorben ist.
Auch wenn ich sie nicht persönlich kannte, hat sie mir mit ihren Büchern und Vorträgen über "gehirngerechtes Lernen", "Viren des Geistes" (hier in Bücher Filmen und Webseiten bereits gepostet), "Von nix kommt nix" u.s.w., enorm Klarheit über das Denken und Handeln der seltsamen Specie Mensch vermittelt und mein Leben stark und nachhaltig positiv beeinflusst.

Folgender Vortrag über pragmatische Esoterik möchte ich euch empfehlen. Es war einer der ersten  Vorträge den ich von ihr besuchte.
Drei Sätze die mich seit damals immer begleiteten:

Liebe bedeutet mit sich selbst in Resonanz zu sein.

Verantwortung zu übernehmen heißt sich aus der Illusion zu lösen, dass andere für mich, mein Schicksal und meine Krankheiten und was es sonst noch gibt verantwortlich sind.

Und schlussendlich frage ich mich heute, wenn ich Probleme habe eine Entscheidung zu treffen immer, wie ich sie treffen würde, wenn  ich nur noch kurze Zeit zu leben hätte. Dies erleichtert mir vieles und schafft einen viel klareren Blick.

Lasst euch bitte nicht vom Titel des Beitrags verunsichern.

http://www.youtube.com/watch?v=FLNo_bIrYg0

Alles Liebe
Epines


eli

hallo epines,

nachdem du mich gebeten hast etwas von meiner amazonas tour zu schreiben mache ich das natürlich gerne...es war zu der zeit als ich auf dem kreuzfahrtschiff gearbeitet habe... es war eine super tolle erfahrung...wir sind in 4 monaten einmal um südamerika gefahren.. es war toll... wir hatten nicht viele gäste an board... und somit doch immer frei... ich zumindestens.. an seetagen hab ich dann immer viel gearbeitet.. damit ich dann wenn wir an schönen orten waren etwas schönes sehen konnten..

waren im dschungel.. haben uns von baum zu baum geschwungen.. wie bei tarzan und jane :o) sind in so ner kleinen kokosnusschale weitergefahren.. an den kleinen windigen häuschen.. quasi wie ein kleines holzhäuschen.. aufm wasser gebaut.. wie ein flooß quasi... dort leben 3 generationen, für uns kaum vorstellbar..die waschen sich im amazonas... trinken daraus.. briefkästen gibts keine.. leben quasi mit krokodil und hund zusammen.. ertaunlich.. die menschen dort sind überhaupt nicht aufdringlich, sie waren einfach nur neugirig... wir waren an ecken... ohne tourismus.. wirklich wo keiner hinkommt...sie sind sehr interressiert an tauschgeschäfte... die wollen einfach nur deine 1,5 liter flasche sauberes trinkwasser... im gegenzug kriegste ne holzgeschnizte figur... so selbstgemachte sachen gibts einiges in meiner vitrine...

wenn dich noch mehr interessiert.. hab da noch ne empführungs geschichte auf lager... die is ma wirklich passiert.. in cairo...sag bescheid.. na schreib ich sie sein.. lg eli

Epines

Hallo liebe Eli

Also für mich klingt das wahnsinnig aufregend, auch auf einem Kreuzfahrtschiff zu arbeiten muss toll sein. Warst du denn am Anfang auch seekrank? Wie kann man so etwas überwinden? Wie lange hast du denn diesen Job gemacht?

Eine Entführungsgeschichte, dass wird ja immer spannender, da bin ich aber echt neugierig. :-)

Alles Liebe
Epines


eli

hallo epines...

habe 3 jahre auf der ms deutschland gearbeitet, du kennst es vielleicht auch aus dem fernsehen das traumschiff von zdf.

nein.. war nicht seekrank.. also nicht so wirklich... vielleicht mal über die 3 jahre verteilt 5 mal übel, aber dagegen gibt ingwer... das hilft..

ja eine entführungsgeschichte.. also

wir waren auf dem weg von alexandria nach kairo, crewausflug, waren so um die 25 leute in nem kleinen bus, mit ägytischer reiseleiterin und einheimischen busfahrer, alles fing bestens ans.. haben pyramiden besucht, kamel geritten, irgendwelche gräber begutachtet zum schluss waren wir dann noch im ägytischen museum. um 17 uhr abends wollten wir aufbrechen, zurück zum schiff.. um 17 uhr sind wir aber gerade erst mal am museum angekommen.. wir hatten noch ne 3 std busfahrt vor uns.. bis wir zum schiff gelangen.. also wir waren eh schon viel zu spät dran..

egal, wir sind dann verspätet aufgebrochen, und unser einheimischer busfahrer meinte.. er kennt ne abkürzung, hört sich gut an.. dachten wir.. aber das die abkürzung uns in die hölle bringt, wussten wir nicht.. wir waren mitten in den slams...nackte leute... waffen... wir im film.. wir haben dann die vorhänge zugezogen vom bus, hatten echt schiss.. alle hatten schiss.. der busfahrer und die reiseleiterin haben immer telefoniert.. haben ja kein wort verstanden in deren sprache..

wir hatten eine in der crew die konnte arabisch.. und somit sich ein bisschen verständigen.. was wir nicht wussten, zwischen alexandria und kairo gibts  nur eine befahrbare straße, und da war so ein konvoi oder wie des heißt, und wir, also der kleine weiße bus mit den 25 deutschen war auf einmal weg... die straße wurde gesperrt, und nach uns gesucht.. nur wir waren ja weit weg.. in den slums :o) hatten dann kontakt zur polizei und der regierung.. wo wir uns den befinden.. nur wusste der busfahrer.. noch die reiseleiterin noch wo wir waren. die hatten nämlich auch die orientierung verloren...

jedenfalls wir kamen zurück auf diese straße.. und dann gabs stau.. warum gabs stau?? weil sie bereits jedes auto, jeden lkw, jeden bus nach den vermissten deutschen gesucht haben... wir kamen dann um 1 uhr nacht.. total fertig am schiff an... jeder war froh das ma da waren... anschiss gabs auch.. :o) aber schön wras.. und ich werds nie vergessen.. wobei nach ägypten würd ich nicht mehr in den urlaub fahren...

Epines

Ui liebe Eli

Das sind wirklich tolle Erlebnisse, auch wenn es bestimmt eine mulmige Situation war.
So ein Schiff ist ja riesig. Hat die Crew denn immer Landurlaub, wenn angelegt wird? Und wo warst du überall? Wie lange ist man denn da unterwegs? Hast du auch schon mal einen heftigen Sturm erlebt?

Sorry wenn ich so viele Fragen stelle, aber wann hat man sonst Gelegenheit jemanden zu treffen der so einen Job hatte :-)

Wieso sagst du, dass dir die Zeit nicht gut getan hat?

Wünsche dir einen schönen Sonntag
Epines

eli

hey.. kein problem,

also so nen landurlaub haste kaum.. musst auch auf die zeit hinsehn.. auf 3 jahre hat ich vielleicht 5 crewausflüge..
hatte imm 6-7 monats verträge...da war auch das problem warums mir nicht gut getan hat.. auf engsten raum, war damals mit meinem freund immer auf kabine.. aber du bist 24 std zusammen.. arbeitest 12-14 std.. und das 7 tage die woche... und hast nur druck... du musst mehr arbeiten.. bla bla bla...und das hat mich echt am rande meines gemütszustandes gebracht..

wo ich überall war? hmmm also eigentlich in ganz europa... einmal um südamerika rum, einmal südafrika rum, ostküste kanada und usa,  spitzbergen, island, grönland.. nordpol, südpol...

frag ruhig... ich erzähl gerne davon.

Epines

Hallo liebe Eli

Mit dem Partner immer zusammen sein bei der Arbeit und in einer so engen Kabine, also da würde ich auch durchdrehen und zwar schon nach einer Woche :-).

Vermutlich habe ich total falsche Vorstellungen, wie es ist auf so einem Schiff zu arbeiten, ich dachte immer, dass es fast wie Urlaub ist mit ein bisschen arbeiten ;-).
Wie kommt man denn dazu auf so einem Schiff zu arbeiten?

So wirklich aufregendes habe ich beim Reisen noch nicht erlebt. Meinen letzten Urlaub hatte ich im Milleniumjahr, aber bereits nach 3 Tagen fing ich an die Tage zu zählen bis ich wieder heim konnte, damit ist Urlaub für mich erledigt, viel zu langweilig... Manchmal mache ich eine Bergtour, die jedoch längstens 2 Tage dauert.

Ich war jahrelang arbeitssüchtig und kenne darum die 7 Tage Woche und auch Arbeitszeiten bis zu 16 Stunden am Tag nur allzu gut und hatte deshalb bereits 2 x ein Burnout, dem eine  Depression folgte und erst als mir mein Körper deutliche Signale setzte, dass es so nicht weitergehen kann, fing ich gezwungenermaßen an auf ihn zu hören. Ich schaffe es noch nicht ganz, aber ich bemühe mich wenigstens im Winter nur 9 Stunden zu arbeiten und ab und an schaffe ich es auch am Sonntag weniger zu tun. Aber seit einem halben Jahr halte ich eisern eine Mittagsruhe.

Was war denn dein Aufgabenbereich auf dem Schiff? Und was macht man nach diesen 7 Monaten, hast man dann frei bis zum nächsten Einsatz? Hast du auch einmal einen bösen Sturm erlebt wo du dachtest, dass dies das Ende ist?

Wünsche dir eine gute Nacht und alles Liebe
Epines


Ina

Eine wunderbare Erfahrung, die mich positiv beeinflusst hat und auch in Zukunft wohl noch
ganz anders positiv beeinflussen wird, war mein Besuch im Tonstudio letzten Dienstag und
Mittwoch! Mein Traum - mein Ziel - mein Weg! Es war unglaublich. Viele denken wahrschein-
lich, man stellt sich hin und singt seine Lieder runter, hat seine Aufnahmen und gut ist... Aber
dass es auch vorkommen kann, dass man drei Stunden lang immer wieder das gleiche Stück
einsingen muss, ahnen wohl die wenigsten ;) Es war geistig und emotional so wahnsinnig an-
strengend, zwei Tage lang an fünf Songs zu arbeiten... Aber es tat gut und war eine wertvolle
Erfahrung für mich, die einfach in mein Leben passt und zu dem Weg bzw. dem Ziel, welches
ich seit Jahren anstrebe, gehört. Ich bin so glücklich darüber!

Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Epines

Begegnungen die flüchtig und doch nachhaltig sind beeinflussten  mein Denken und Handeln immer schon und ich suche sie heute auch.

Oft fahre ich mit dem Zug in die Stadt, dazu braucht man 30 Minuten. In diesen 30 Minuten begegnen mir oft so wunderbare Menschen, dass ich am Bahnhof richtig Mühe habe sie los zu lassen. So geschehen mit einer liebenswürdigen älteren Dame, an die ich oft denken muss. Sie fuhr um Bioheu für ihren Hasen zu kaufen, regelmässig eine Stunde Zug hin und zurück. In diesen 30 Minuten vertraute sie mir Dinge aus ihrem Leben an, die so unglaublich spannend waren, dass ich gerne den Rest auch noch gehört hätte, doch leider waren wir schon am Bahnhof und ich wie immer in Eile. Ihr ging es ähnlich, spontan küsste sie mich zum Abschied, darüber staune ich immer noch.

Oder jene junge Frau die mit ihrem Mann aus Ex Jugoslawien, ein altes Zollhaus in der Romandie gekauft hat. Nicht genug das man ihren Mann ablehnte, weil er Ausländer war, nein auch innerhalb der Schweiz ist Rassismus untereinander manchmal Realität.
Die Romandie ist der französisch sprechende Teil der Schweiz und aus Jahrhunderten dauernden Animositäten mag man da die Deutschschweizer nicht, auch oft von Seiten der Behörden, die z.B. Baubewilligungen nicht erteilen u.s.w. Dies ist mit ein  Grund warum der sogenannte "Röstigraben" selten überschritten wird. Röstigraben deswegen, weil die Welschen, wie wir sie nennen, keine Rösti essen. Der Graben bildet die Sprachgrenze.

Item, die Frau hat mir erzählt wie sie im Dorf gemieden und schikaniert werden. Ich hatte schon davon gehört, aber ich war immer der festen Überzeugung, dass es mit einem selbst zu tun hat. Zu Recht wird den Deutschschweizern von den Welschen Arroganz vorgeworfen. Auch weil diese sich manchmal stur weigern Französisch zu sprechen, obwohl im Grunde jeder Schweizer Französisch kann. Die Welschen hingegen sprechen nicht gerne Deutsch, können es jedoch ebenfalls. Heute stelle ich sogar fest, dass man zunehmend lieber Englisch untereinander spricht, weil dies einfach einfacher ist als Französisch /Deutsch.

Na ja auch von dieser Frau trennte ich mich nach 30 Minuten, aber immer wenn ich an Ihrem Ort vorbei fahre, denke ich an sie und frage mich, ob sie wohl noch da wohnt und ob sie sich integrieren konnte.

Dann sind immer viele Gehörlosen im Zug, um in eine spezielle Schule in die Stadt zu fahren, was mich vor Jahren einmal sogar veranlasste, zusammen mit meiner Nichte, die oft die gleiche Zugstrecke fährt, die Gebärdensprache zu lernen. Klar liefen die Unterhaltungen schleppend und ich wurde auch oft ausgelacht, weil ich zu viele Fehler machte, aber es war allgemein lustig und meine Nichte und ich unterhielten uns manchmal auf Distanz, um die restlichen Familienmitglieder zu ärgern.

Selten wird eine Zugfahrt kein Erlebnis und wenn ich dann aus dem Fenster sehe und die Häuser, Straßen vorbeiziehen und Menschen in den Gärten arbeiten, denke ich oft darüber nach, wie wohl ihr Leben so ist.

Nach solchen Begegnungen habe ich oft ein euphorisches Glücksgefühl, na ja schwer zu beschreiben, aber diese kurzen Momente, bedeuten und bringen mir sehr viel, haben mich auch gelehrt mein Misstrauen Menschen gegenüber abzubauen. Ich wurde dadurch sehr viel offener.

Grundsätzlich sind Menschen gute Wesen. Du meine Güte, dieser Satz beinhaltet so wahnsinnig viel und ist genau das Gegenteil von dem wie ich vor 20 Jahren dachte, vermutlich ist diese Erkenntnis eine Altersfrage.

Na ja nur einige Gedanken die mir gerade so einfielen.

Und nun raus an die Arbeit, wünsche euch einen schönen Nachmittag.
Epines