mein vater der Soldat

Begonnen von redMoon, 19 Juli 2011, 14:19:40

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redMoon

Hallo bin neu in diesem Forum und es ist mir grad ein bisschen unangenehm darüber zu sprechen aber vielleicht finde ich hier etwas Hilfe. Ich traue mich auch nur weil es ,,anonym" ist es doch oder?

Es geht darum:
Mein Vater war lange Zeit Zeitsoldat und hat auch viele Einsätze im Ausland mitgemacht usw.
Irgendwann kam es dazu, dass er den Dienst nicht mehr ausüben konnte und er aus dem Beruf schied.  Schon seitdem ich klein war konnte ich mich daran erinnern das er meine Mutter schlug wenn sie nicht spurte, auch mein Bruder und ich wurde immer gezüchtet wenn wir ungehorsam waren und nicht sofort den befehlen unseres alten Herren folgten.
Meine Mutter trennte sich über Nacht und Nebel von ihm und ließ uns im stich. Jahre lang drillte unser Vater uns. Widerworte und ungehorsam wurde umgehend körperlich bestrafft. Oft war er so brutal und jetzornig. Er prügelte uns auch durch schränke und mit Gegenständen. Er war der Herr und wir mussten blind gehorchen(wie bei de Armee).
Irgendwann sind wir geflohen, erst mein Bruder, dann ich. Mit meinem Vater habe ich keinerlei Kontakt mehr. Was mich jetzt besonders belastet ist, wenn ich filme sehe wo der Vater streng ist oder wie in den amerikanischen filmen üblich die Kinder Sir zu dem Vater sagen, dann wird es mir so unwohl , unbeschreiblich. Am schlimmsten war es mit meinem Fahrlehrer er war einst Ausbilder bei der Bundeswehr. Es was so schlimm, das wenn er in den Fahrstunden lauter wurde ich dachte jetzt knallt er mir eine (wie mein Vater). Nach den Fahrstunden war ich völlig fertig und musste weinen. Am ende habe ich es trotzdem geschafft und Führerschein bekommen.
Auch wenn ich Väter sehe die streng mit den Kindern sind (Stadt) wird mir so unwohl und ich habe irgendwie angst.
Selbst wenn ältere Männer ernst mit einem reden (Ausbilder, Lehrer usw.) denke ich sofort ein falsches Wort und ich bekomme Prügel.

Was kann ich nur dagegen tun?

Crying Angel

Hallo redMoon

ich heiße dich hier erstmal herzlich Willkommen.

Ich finde es schrecklich, was du da erlebt hast!
Ich würde dir raten, eine Therapie zu machen,
wo du die Dinge, die dir passiert sind,
Verarbeiten kannst und du Tipps bekommst,
wie du dich in solchen Fällen, z.B in der Stadt... verhalten kannst.

Ich wünsche dir alles Gute weiterhin!

Michi
Auch kleine Veränderungen können glücklich machen ;)

Epines

Hallo redMoon

Was du beschreibst nennt man "Trigger", die  jedes mal eine kleine Retraumatisierung sind und es dir aufgrund des Erlebten dann wieder schlecht geht.

Oftmals fängt es mit Kribbeln in den Füssen an und steigt langsam von Bauchschmerzen begleitet hinauf, bis es die Kehle einengt und einem die Luft abklemmt, es wird einem schlecht und  man hat dabei das Gefühl als würde im Innern eine Wunde bluten, oftmals ist auch ein Brechreiz vorhanden. Bei mir waren Ohnmachtsanfälle am Ende in solchen Situationen Alltag. Auch heute noch überfällt  es mich manchmal in bestimmten Situationen, aber ich habe gelernt damit umzugehen.

Es geht jedoch lange bis man dies schafft, also ist umso früher, umso besser. Darüber schreiben wie du es nun hier getan hast ist ein ganz guter Anfang.

Ich kenne es also nur zu gut, kann auch keine Filme sehen in denen Gewalt vorkommt und will es auch nicht. Im täglichen Leben ist man auch ohne solche Filme ständiger Gewalt ausgesetzt, sei dies nun verbal durch "liebe" Mitmenschen, oder als Zuschauer, wenn andere ihre Kinder mies behandeln, oder in einer gewalttätigen  Partnerschaft, in der man fortführt was man von zu Hause aus gewohnt ist.

Bei mir war es auch so, dass ich extrem Mühe hatte bei autoritären Personen die dem Alter meiner Täter entsprachen. Einmal fing ich sogar an zu stottern, obwohl ich nie ein Sprachproblem hatte. Das war damals extrem peinlich...

Auch ich würde dir eine Therapie empfehlen, wo du darüber reden und loslassen kannst, was dir deine Eltern alles angetan haben und wo du lernst wie man es am Besten verarbeitet, denn es muss verarbeitet werden, wenn du nichts tust, wird es dich alle paar Jahre wieder einholen und neben den psychischen Beschwerden, wird es dich auch organisch krank machen, weil es dich von Innen vergiftet,  also ist dringend Handlungsbedarf gegeben.

Da es immer eine Weile dauert bis man einen Therapieplatz findet möchte ich dir empfehlen ein gutes Buch zu lesen , dass dich auf die Therapie ein wenig vorbereiten kann. Z.B. "Vergiftete Kindheit" von Susan Forward.

Also viel Mut und alles Liebe
Epines