Ein gewöhnlicher Start in den Tag

Begonnen von Schizo, 14 Juli 2011, 14:05:32

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Schizo

Morgens ich erwach, ganz ohne Wecker.
Was duftet denn da so unglaublich lecker?
Ich rolle mich ganz ohne Hast aus dem Bett,
und werde begrüßt von dem Kätzchen, ganz nett.

Während ich grad vor dem Spiegel steh',
beißt gnadenlos mir das Vieh in den Zeh.
Ihm seis nicht vergönnt, davon hab ich ja zehn.
Es kann mir, so scheint es, nicht widersteh'n.

Ich schau in den Spiegel, welch Augenschmaus!
Wer schenkt dir denn heut' einen Blumenstrauß?
Von mir kriegst du nichts, du Ungeheuer!
Ich schaue dich an und krieg' Paranoia.

Soviel zu meinem Selbstwertgefühl.
Ich geh' in die Küche, dort ist es sehr kühl.
Im Bett zu sein, dazu hätt' ich Lust,
hätt' ich gewusst, dass ich hungern muss.

Es ist ja schon Mittag, ich hab mich vertan.
Das ist nicht schlimm, ich bin ja spontan.
Ohje, der Kühlschrank ist doch so leer,
Der Duft von vorhin betäubt mich sehr schwer.

Großer Gott, bin ich arm dran!
Des Essens Geruch kommt von nebenan.
Vom netten Herrn aus Afghanistan.
Nicht doch, er ist kein Taliban.

Apropos Terrorist, ab muss mein Bart!
Dann fang ich mal an, nicht dass ich noch wart'.
Der Kinnbart existiert schon nicht mehr,
doch der liebe Schnurbart setzt sich zur Wehr!

Denn, autsch, das war die Oberlipp',
im Waschbecken liegt von ihr ein Stück,
zu bluten fängt es an, wie verrückt.
Toilettenpapier ich dagegen drück'.

Der Rasierer zerspringt in viele Klingen,
die Katz' schon bereit, hineinzuspringen.
Ich fauche sie an, hier nicht 'rumzutoben!
grad' eine Klinge ich aufgehoben.

Und wieder das Schicksal mich verhöhnt,
das Highlight des Tages: Die Klingel ertönt!
Ich reiße die Tür auf, vor Schmerzen ganz blass,
"Wir sind die Zeugen Jehovas".

Vor ihnen steht ein Psychopath,
der halb nur sein Gesicht rasiert hat.
Blutunterlaufene Augenringe,
blutender Mund, in der Hand eine Klinge.

Von diesem Anblick sehr verstört,
rennen sie weg, wie unerhört!
Ich wollt' doch mit ihnen kommunizieren,
wieder 'mal einen Menschen tangieren.

Misanthrop bin ich scheinbar nicht.
Vor Einsamkeit den Verstand ich verlier'.
Mein letzter Job war die Bundeswehr,
die mich ganz einfach dem Studium entriss.

Ich hau die Tür zu, renn in mein Zimmer,
der Fernseher wird angemacht, wie immer.
Genau in diesem Augenblick,
stellt man den Strom ab, welch ein Glück!

Wie langweilig, einfach nichts passiert!
Von Freunden hab' ich mich distanziert.
Mein Handy unaufhörlich vibriert,
meine Ex mich wieder terrorisiert.

Ich schmeiß eine Tasse an die Wand
und schrei' ganz laut: "Ach Gott, verdammt!".
Wie gern wär ich im Internet,
um zu klagen im "Nur-Ruhe-Chat"!