Meerschweinchentrauma

Begonnen von Ezabeth, 21 Juni 2011, 14:58:26

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Ezabeth

Hallo Ihr,

ich habe hier ein Problem, das wahrscheinlich den meisten lächerlich erscheint. Aber einige von Euch wissen ja, wieviel mir mein Heimzoo bedeutet, und können vielleicht verstehen, was in mir abgeht.

Letzte Woche wurde eins meiner Meeris, ein Winzling, den ich von Hand aufgezogen habe, beim Auslauf durch meine Unachtsamkeit schwer verletzt. Das Kleine fiel in Schock, wir sind sofort in die Notklinik, und nach mehreren Tagen Intensivbetreuung und einer komplizierten OP ist mein Wutz heute wieder zuhause. Jetzt muß ich es gesundpflegen. Normalerweise kein Problem. Sonst gebe ich Spritzen, wechsle Verbände, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber plötzlich kann ich es nicht mehr. Meine Hände zittern so, daß ich das Wutz nicht mit der Spritze füttern kann. Einmal ist es mir schon aus den Händen geglitten und wäre fast zum zweiten Mal verletzt worden.
Ich bringe es auch nicht fertig, die anderen auslaufen zu lassen. Ich schiebe das Essen in die Käfige rein und mache die Tür schnell wieder zu, wobei ich vor meinen Augen ständig gequetschte Pfoten sehe und Schmerzensschreie höre.

Normalerweise habe ich den ganzen Tag irgendeine Fellnase an mir. Auf dem Schoß, auf der Schulter, im Ausschnitt ... jetzt habe ich seit mehreren Tagen kein Pelzchen mehr gestreichelt.
Ich muß auch sagen, daß ich die letzten Tage, wärend das Wutz zwischen Leben und Tod schwebte, stundenlang geheult habe, Atemnot hatte und zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder nach den Benzos gegriffen habe.

Das ist doch ein Trauma, oder?

Es hat auch leider keinen Sinn, mir zu raten, mit meinem Therapeuten drüber zu reden, denn ich habe keinen Therapeuten. Ich kann auch mit niemand anderem reden, denn ich habe keine Freunde mehr. Ich habe nur noch Kontakt zu meiner Mutter, die meine Tiere verabscheut und sie für die Quelle meines Unglücks hält, und meinen Mann, der mir sagt: "Du mußt dich zusammenreißen, sie hängen schließlich von dir ab!" Als ob ich das nicht wüßte ...

Ich habe sowas noch nie erlebt. Ich nehme Bachblüten - die gleichen wie das Wutz -, aber ich höre einfach nicht auf zu zittern.

Weiß jemand einen Rat? Einen ganz praktischen Rat, mit dem ich, Wutz und die anderen Pelznasen durch die nächsten Tage kommen können?


Liebe Grüße
von der ziemlich verwirrten und verzweifelten


Ezabeth


persephone

Hallo Ezabetz,

klar bist Du ein bisschen traumatisiert. Du hast Deinem geliebten Schweinchen unabsichtlich Schmerz zugefügt, das arbeitet natürlich.

Mit den eigenen Tieren ist die Pflegerei sowieso eine irgendwie eigenartige Sache. Als mein Stütchen mal einen ganz üblen Arthroseschub hatte, hab ich eine Tierheilpraktikerin gebeten, nach ihr zu schauen. Die ließ uns etliche Spritzen mit homöopathischen Medikamenten da und meinte, die könnte ich ihr doch der Einfachheit halber selbst geben. Ich konnte spritzen, Katzen, Hunde und auch Menschen - aber nicht dieses Pferd. Obwohl ich vom Kopf her hundertprozentig wußte, daß ihr das Medikament gut tun würde, hatte ich immer das Gefühl, diesem armen, ohnehin geplagten Tier noch mehr Schmerzen zuzufügen, als es ohnehin schon hatte. Ich mußte meine Freundin und Chefin, die auch Pferde hatte und gelernte Krankenschwester ist, um Hilfe bitten. Ich konnte einfach nicht.

Was Dein Trauma betrifft, so wirst Du Dich ihm stellen müssen, bevor das ganze sich in Dir verankert und womöglich zu einem Zwang wird. Versuch doch mal folgendes:
Stell Dich vor Deine Lieblinge und schließ die Augen. Konzentrier Dich. Ruf Dir alles, was passiert ist, noch mal ins Gedächtnis. Und dann – gib Dich Deiner Angst hin. Fühle die volle Wucht der negativen Gefühle, laß alles kommen, wehr Dich nicht.
Und wenn Du dann mittendrin steckst, wenn Du ganz erfüllt bist von Deiner Angst – atme sie kräftig aus und mache im gleichen Moment einen großen Schritt nach vorn, hinein in die schönen Gefühle und die Liebe und Fürsorge, die Du in Wirklichkeit für Deine Tierchen hegst.

Damit löst Du den Anker.

Probier´s mal aus, Du wirst sehen, es hilft...

Ich wünsch Dir was...

P.







dejavu

hallo Ezabeth

ich finde, das ist nix, was man nicht verstehen könnte, wenn man Tiere mag. Dir ist etwas widerfahren, was den besten Müttern widerfährt. Eine Unachtsamkeit und das Kind liegt im Brunnen. Ich hab mal die Autotür zugeworfen und Luki hatte die Finge dazwischen. Ein Klassiker unter Müttern von Kindergartenkindern.
Dein Murkelchen lebt und ist auf dich angewiesen. Und um mal mit meinem Thera zu sprechen, Angst kann man grundsätzlich nur mit Konfrontation überwinden. Glaub mir, ich kenn diese Zwangsvorstellungen, was den "Kindern" alles passieren kann. Wie man sich verändert. Aber du hast keinen Grund, dir etwas vorzuwerfen. Ich hab damals meiner Mutter gesagt, die bis heute nicht über den Tod unserer Katze hinweg ist seit 2003, wenn wir sie nicht geholt hätten aus m Tierheim hätte sie keine 6 schönen Lebensjahre bei uns gehabt. Ich mußte sogar entscheiden, ob sie eingeschläfert werden soll, weil sie wie immer keine Verantwortung übernehmen wollte. Ich hatte schlimme Gewissensbisse und hab mir iwann diesen Satz zurechtgelegt.
Genauso mußt du dich auch innerlich instruieren. Du hast dein Murkelchen von Hand aufgezogen, sonst wär es elendig verendet. Du hast alles dafür gegeben und auch "Mütter" sind Menschen und machen Fehler. Ich weiß, du wirst argumentieren, aber sowas darf einfach nicht passieren etc. Macht es aber, das ist auch Leben und deine Liebe und Pflege wiegt das allemal auf.

lg deja...

nubis

Hallo Ezabeth,

schlimm, dass das passiert ist - und lächerlich finde ich das gar nicht.

Wie du schreibst, ist es ja durch eine Unachtsamkeit passiert - deshalb würde ich - ähnlich wie @persephone das rät - es auch eher mit einer Konfrontation versuchen.

Sie selbst nochmal bewusst machen, wo du nicht aufgepasst hast und dich aber auch daran erinnern, dass du sie doch sonst ohne solch einen Vorfall versorgt hast - dass es dir so schnell nicht wieder passieren wird.


Vielleicht könntest du dich zunächst mal wieder mit den Anderen beschäftigen, die Käfigtür mal nicht ganz so schnell wieder schließen, sondern hinein langen und sie kommen lassen - etwas streicheln und vielleicht auch eins hoch nehmen kurz ...nur so viel, wo du dich noch sicher bei fühlst und auch wieder mehr Sicherheit im Umgang damit gewinnst.

Wer versorgt denn das kranke Meeri jetzt, wenn du es nicht kannst? - übernimmt dein Mann das?

Ich finde sein "du 'musst' dich zusammenreißen" nicht so toll - es geht nicht ums zusammenreißen, sondern darum, dass du deine Selbtsicherheit im Umgang mit ihnen wiedergewinnst.

Und da gibt es eben nur zwei Möglichkeiten: entweder machst du langsam und baust das Selbstvertrauen wieder auf - zB wie oben beschrieben - oder du machst Radikalkur, was zB auch nötig ist, wenn dein Mann dich bei der Pflege nicht unterstützt: indem du - vielleicht unter Beachtung einiger Vorsichtsmaßnahmen - dir ganz bewusst das verletzte Tierchen nimmst und dich damit hinsetzt und es hältst und die Position übst, die du zum Füttern brauchst.



Dass du in der Zeit fix und fertig warst, und nur geweint hast, kann ich übrigens bestens verstehen... - und vermutlich jeder andere, der an seinen Tieren hängt, ebenso


Du schaffst das - nur Mut! :-)
Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Ezabeth

Hallo Ihr,

ganz viel danke für Euer Mitgefühl.

Mein Mann ist leider im Moment 16 Stunden pro Tag unterwegs, er hat zusätzliche Arbeit angenommen, was auch nötig ist, da Wutzens Versorgung bisher mehr als 600 Euro gekostet hat. Außerdem ist er nicht gut im Füttern, weil er Empfindungsstörungen in den Händen hat.

Ich lasse Wutzerl jetzt im Käfig und gebe ihm alle halbe Stunde ein paar Tropfen mit der Pipette. Traubenzuckerlösung plus Bachblüten und Welpenmilch. Mehr nimmt es nicht. Das Schlimmste ist, daß es Schmerzen hat, es knuspert ständig vor sich hin. Die Meloxicamdosis, die ich ihm in den nächsten Tagen geben soll, ist lächerlich, ein Viertel der im BSAVA empfohlenen. Ich trau mich aber nicht, ihm jetzt schon mehr Meloxicam zu geben, weil ich nicht weiß, wer ihm heute morgen wieviel verpaßt hat - und anrufen und fragen ist zwecklos, das kenne ich schon bei dem Verein.
Ich mache es irgendwie, aber ich zittere immer und bekomme danach Atemnot.

Wenn ich den Käfig aufmache und mich ihm nähere, dreht es den Kopf weg und vergräbt sich. Als wüßte es, daß ich schuld bin ...

LG

Ezabeth


nubis


Hallo @Ezabeth

Ich denke, du weißt schon selbst, dass sein wegdrehen nichts damit zu tun hat, dass es meint, du wärest irgendetwas Schuld - vermutlich hat es nicht einmal die Verbindung hergestellt, zwischen seiner Verletzung und dir - sondern allenfalls zwischen der Verletzung und der Tür oder was immer es war...


Sicher fühlt es sich einfach nur unwohl und möchte lieber in Ruhe gelassen werde und weiß ja nichts von der Notwendigkeit der Pipettenfütterung.


Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Ezabeth

Drück zurück, ganz fest!

Das Dumme ist nur, daß ich hier pro Monat zwei bis vier Tumor-OP-Patienten habe, die eigentlich genauso mies dran sind - und die haben noch nie den Kopf weggedreht ...

Immerhin habe ich mich jetzt bei Tageslicht (!) rausgetraut und ein Sortiment Babynahrungsgläschen erstanden. Mal sehen, ob eines davon den Appetit anregt.


Es grüßt

Ezabeth, die Nagermama

dejavu

öhm Ezabeth

vllt noch ein Vorschlag weil es für mich grad so naheliegt

Pre- Nahrung für Babies können doch für dein kleines Murkelchen nicht schlecht sein....das macht proper und erfordert nicht viel schlucken...ich bin grad live dabei :-)

Ansonsten gilt für dich, halte dir das Gute vor Augen, das, was du tagtäglich für deine Tiere machst.

lg deja

Ezabeth

Iiih,

die grüne Pampe kann Wutz ja gar nicht ab ... warum hassen sie immer alles, was gesund ist?

Gottseidank hat der Knirps vorher anständig zu Abend gegessen. Sobald ich ihm noch eine Dosis Meloxicam gegeben habe und das Knuspern aufgehört hatte, hat er sich brav an die Spritze gehängt und hat sogar ein bißchen normale Nahrung probiert. Hat sich auch schmusen lassen. Vielleicht vergibt er mir ja doch noch. Dann muß ich mir nur noch selbst vergeben.

Ich danke Euch allen ganzganz doll, daß Ihr mich durch diesen Tag gebracht habt.


Liebste Grüße


Ezabeth

nubis



und wo @Pudel- es schon erwähnt...


@Ezabeth

Geht es denn langsam wieder besser oder bist du immer noch unsicher?

Und gehts dem Kleinen inzwischen besser?



@nubis *auf positive Nachrichten hoffend :-)
Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Ezabeth

Hallo Ihr Lieben,

Wutz und ich waren gestern beim Haustierarzt. Der hat eine Infusion gegeben, und wir haben die Schmerzmitteldosierung bis zum Maximum erhöht. Seitdem bewegt sich das Wutz wieder, ißt auch ein bißchen, allerdings sehr wenig, und ich muß zusätzlich zwangsfüttern.

Ich selbst bin immer noch reichlich zittrig. Ich bin aber nubis' Rat gefolgt und bin gestern zu allen Käfigen gegangen und habe ausgiebig Inner-Käfig-Schmusen geübt. Das war gut. Und heute üben wir Auslauf ...


LG von Wutz und Wutzmama


Ezabeth

-Sachmet-

hi ezbeth... wenn du halbwegs wieder ruhiger bist... schreib mir mal ne PN. ich war früher auch mal saupflegestelle.
wüsst gern mehr, wie du den zoo hältst, wieviele viecher bei dir untergekommen sind.
Es gibt andere Welten als diese