hilfe?

Begonnen von geolina, 21 Mai 2011, 12:19:38

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geolina

situation: man stolpert zufällig darüber, dass ein bekannter sich mit selbstmordgedanken trägt.

was hat man getan: geredet, besuch beim psychologen angeleiert, familie mit in die gespräche integriert, gruppentherapie ist angedacht (alles mit segen des betroffenen).

ergebnis: alles ist nun wieder in ordnung ... ja, nee klar *lach*.

ich dachte ich frag einfach mal ganz dumm in die runde:  psychologe ist in die wege geleitet, gesprächsangebote stehen ... tja, und nu? aufdrängen scheint mir nicht der bester weg zu sein - so zu tun als sei nichts gewesen ja wohl auch nicht.

evtl. könnt ihr mir einen wertvollen denkanstoß geben, denn ich bräuchte gerade ein wenig input, wie ich mit dem wissen und der situation umgehen soll.

danke an euch.

geo

Sintram

Hallo Geolina,

ich weiß zu wenig, um anders als ganz allgemein antworten zu können.

Deinem Bekannten erscheinen seine Suizidgedanken keineswegs so dramatisch und ungewöhnlich wie seiner Umgebung, im Gegenteil eher logisch, folgerichtig und als konkrete Lösung seiner Probleme.
Diese Beeinträchtigung seines Denkens und Fühlens kann länger anhalten.

Je weniger Aufhebens Du darum machst, umso besser.
Nicht dass Du Dich jetzt zwanghaft verstellen musst und einen auf locker machen, aber es ist eher demütigend und ermüdend für ihn, wenn Du ihm mit sorgenvollem Gesicht gegenübertrittst mit der Frage, wie es ihm denn gehe, ob es besser geworden sei etc, wenn er das Bedürfnis und Vertrauen zu Dir hat darüber zu sprechen wird er es von sich aus tun.

Es reicht vollkommen, so natürlich mit ihm umzugehen wie bisher, seine Lebensmüdigkeit ist in seinen Augen nichts, was ständig thematisiert, beachtet und berücksichtigt werden muss, je ungezwungener der Umgang mit ihm als Mensch und Person, desto weniger belastend für ihn.

Sei in seiner Gegenwart einfach wie Du bist, nicht als wäre nichts gewesen aber so dass er das Gefühl hat in Deinen Augen nach wie vor der Mensch zu sein der er eben ist, und keiner der plötzlich überwacht und beobachtet werden muss.

Ein Versuch...

Viel Glück
Sintram


Ina

Hallo Geolina,

willkommen im Nur Ruhe Forum!

Es ist schon beeindruckend zu lesen, wie Du Deinem Bekannten versuchst zu helfen
und was Du alles für ihn in die Wege geleitet hast. Eine solche Unterstützung zu haben,
kann ungemein helfen und antreibend sein. Aber das Blatt hat natürlich zwei Seiten:
Dieses Tun und Machen kann ebenso kontraproduktiv sein und Deinem Bekannten das
Gefühl geben, eingeengt und ge- und bedrängt zu werden. Sicher ist es gut, dass Du
ihm all diese Behandlungswege aufzeigst, aber wenn es nicht von ihm selbst kommt,
bringt es in der Regel herzlich wenig. Er selbst muss den Willen haben, etwas zu ver-
ändern, damit er sich überhaupt darauf einlassen kann. Stell Dir vor ein Alkoholiker
wird auf Entzug geschickt, weil seine Familie oder seine Ärzte es für nötig halten. Er
selbst sieht vielleicht gar nicht, dass diese Hilfe zwingend erforderlich ist, damit es
ihm besser geht. Oder er hält es selbst gar nicht für so schlimm wie seine Umgebung.
Nach dem Entzug - und sei er noch so qualvoll - wird er dann weitertrinken.

Was ich sagen möchte ist, dass er selbst erkennen muss, dass es Hilfe annehmen
sollte und dass er diese Entscheidung dazu auch selbst trifft.

Deine Mühe in allen Ehren, ehrlich - aber er kann diese eben auch als ein Aufzwingen
erleben. Steigere Dich nicht zu sehr darein, fixiere Dich nicht so sehr darauf, dass Du
ihm unbedingt helfen musst. Dieser Schritt muss von ihm selbst kommen, sonst bringt
das alles nichts!

Hör ihm zu, sprich mit ihm, wenn er es braucht / wünscht! Du kannst ihn auch fragen,
ob Du ihn unterstützen kannst - verneint er dies bzw. möchte er dies nicht, dann lass
ihn damit in Ruhe und dränge ihn nicht! Und genau wie Sintram schreibt: Bleibe Du
selbst und verhalte Dich "normal". Es darf sich nicht alles nur um seine Erkrankung
und seine Selbstmordgedanken drehen.


Alles Liebe!

Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

dejavu

hm....

Ich frage mich, wie ist es mir ergangen in solchen Zeiten. Was hätte ich mir gewünscht?
Was hätte mich bewegt, mir Hilfe zu suchen?

Die größte Angst ist die Angst vor Veränderung. Du schreibst, jetzt ist wieder alles in Ordnung. Ja, auch das ist typisch für eine Depression. Schuldgefühle, das Gefühl man verdiene es nicht, Hilfe zu bekommen und zu spüren, wie schlecht es einem geht.
Wenn man sich dann wirklich entschlossen hat, etwas zu tun, setzt das schlechte Gewissen ein, von wegen, was will ich denn, geht doch wieder, is doch alles ok.

Ich hab meine Freundin mehrmals mit Sui- gedanken in die Klinik gefahren. Ich hatte Angst um sie und das dringende Gefühl, etwas tun zu müssen. Warum hab ich das gemacht? Warum war ich so rigoros?
Weil ich es mir gewünscht hätte für mich. Als ich damals sui war hat es kein Schwein interessiert.
Im Gegenteil, mir hat man immer wieder versucht auszureden, das es mir schlecht geht.

lg deja

Ezabeth

Hallo,

mir geht es es da ganz ähnlich wie deja. Jemanden zu haben, der tatsächlich etwas für einen tut! Handelt, aktiv wird! Ich kenne nur das "Du solltest wirklich mal was unternehmen ..." Oder das "Was sollen wir mit dir nur machen?" Oder, im besten Fall, das "Wie kann ich dir helfen?" Was lieb gemeint ist, aber nicht viel bringt. Wenn man sich selbst nicht helfen kann und außerdem der Meinung ist, daß jede Mühe an einen selbst verschwendet ist und das Schuldkonto nur erhöht.

Ich weiß nicht, wie es mit Deinem Bekannten steht, Geo; aber wäre ich an seiner Stelle, Dein Foto würde mit goldenem Laub bekränzt.

LG

Ezabeth