mit jemandem reden

Begonnen von Ezabeth, 08 Mai 2011, 17:57:38

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michael2

#45
was mich jetzt mal interessieren würde ist, in wie weit die empathiefähigkeit des patient durch eine konfrontationstherapie abgebaut wird. nicht nur empathie für andere, sondern vor allem für sich selbst.
ob das schon ermittelt wurde?

ich bin mir schon ziemlich sicher, dass die empathiefähigkeit durch konfrontation abgebaut wird...

Sintram

Aber wieso denn nicht am richtigen Platz?
Was Michael und hobo beschrieben haben, ist der betreute Idealfall.

Leider ist der nicht immer möglich, aus familiären, beruflichen, finanziellen, zeitlichen oder sonstigen Gründen, was zu oberflächlichen Diagnosen und- wie bei Ezabeth- Fehleinschätzungen und kontraproduktiver Behandlung führen kann.

Das richtet sich doch nicht generell gegen positive Erfahrungen mit Konfrontation, aber ob es sich wirklich nur um Ausnahmefälle handelt, wage ich zu bezweifeln.

Nur die Ruhe, hier wird niemand angegriffen.

michael2

#47
hm..
aber positives an konfrontationstherapie sind zb erfolgserlebnisse.

hm jedoch um welchen preis?

das erinnert mich jetzt grade an:

Zitat
Die Diktatur der Optimisten

"Du schaffst es!", "Gib niemals auf!", "Sorge dich nicht - lebe!" Die Entertainer der Erfolgsgesellschaft locken Verzagte, Berufsmüde und Karrieresüchtige zu Tausenden auf ihre Motivationskongresse. Begegnungen mit den Predigern der Erschöpfungslehre

quelle: http://www.zeit.de/2001/25/200125_glueckspropheten.xml?page=1


erschöpfung bis zum burnout=depression.

Sintram

Hallo michael,

ehe wir jetzt in die faschistoiden Trainingslager unserer erfolgsverseuchten Zeit abdriftern, würde ich gerne zu Deinem vorletzten Posting was sagen.

Denn auch wenn dieses Argument immer wieder mal zu hören ist, wenn sich jemand mit aller Kraft gegen eine erfolgsversprechende Konfrontationstherapie sperrt, halte ich die Frage nach einem möglichen Empathieverlust für durchaus berechtigt.

Es ist nicht immer das Beste, wenn ein seelisch erkrankter Mensch in die Umgebung oder Tätigkeit zurückgeführt wird, die ihn krankgemacht hat sprich wiederhergestellt.
Nicht selten kommt in der Reaktion seiner Erkrankung ein besseres Ich zum Vorschein, das gefördert und entwickelt werden will, wohingegen die Rückkehr in sein vorheriges Ich zu einer verstärkten und gesteigerten Verharrung in seinen eingespielten und durchaus nicht empathischen Verhaltensmustern führen kann.

Das lässt sich nicht von der Hand weisen.


Fee

Liebe Ezabeth,

ich weiss nicht,ob wir uns vllt. gerade zu sehr oder auch nur etwas zu weit für Dich,von Deinem "Anliegen" entfernen.Falls ja,dann "sag`s" bitte einfach,
dann kann jeder jederzeit einen neuen Thread eröffnen,wenn Du das lieber hättest.Und "Deiner" geht hier natürlich trotzdem weiter.

Ansonsten ***mit jemandem reden*** tust Du/wir ja ;)

Zur Konfrontationstherapie,hat Hobo die klassische Verhaltenstherapie (eine der drei von den Kassen anerkannte/finanzierte Psychotherapie) ,wie ich finde,gut verständlich beschrieben.Und "in der Regel",zeigt diese auch den von ihm beschriebenen Erfolg.

Das diese bei der generalisierten Angststörung (auch eine meiner Diagnosen) nicht nur nicht hilft,sondern "schlimme Folgen" haben kann,schrieb er auch.

Nur leider stellen Psychiater oder ärztliche bzw. psychologische Psychotherapeuten,manchmal ihre Diagnosen zu vorschnell oder überhaupt falsch.

Oder manche sind "nur" Psychologen .Haben also nicht die,durch das Psychotherapeutengesetz (PsychThG) geschützte,Berufsbezeichnung des ärztlichen bzw. psychologischen Psychotherapeuten.Und "behandeln,eine Angststörung,wie die andere,einfach munter drauf los".

... obwohl es zig verschiedene Angstursachen/Angsttherapien gibt.


L.G. Fee

Fee

#50
... upps,jetzt haben mich 5 Beiträge beim Schreiben überholt.

*staunt*


Hey,lieber Hobobär :)

***Aber ich weiß schon, man sollte nicht schreiben hier***

... doch das solltest Du unbedingt.Denn Du hast gute verständliche Worte
gefunden,für eine komplizierte "Sache" .Und falsch bist Du schon gar nicht hier,nur manches,ist vllt. ... hm ... ääääh ... etwas schwer "auszuhalten",aber keinesfalls,solltest Du oder jemand anderes deshalb wieder "in der Versenkung" verschwinden !


@Michael,bitte nicht traurig oder böse sein,aber wenn Du zu viele Dinge ,die kaum noch i.was gemeinsam haben,in Windeseile in einen Topf wirfst,kann man Dir nur sehr schwer/gar nicht folgen.


Gruss Fee (mit Angst(störung) vor Streit)


edit/@Hobo & @Michael

Sintram

Tja Fee,

aber eben weil es zig verschiedene Angstformen gibt, die noch dazu nie vollständig voneinender zu trennen sind und deren Grenzen ineinanderfließen, so dass sich Phobien von generalisierten Ängsten oft nur sehr schwer oder gar nicht unterscheiden lassen, sind Psychiater, Therapeuten und Psychologen echt nicht zu beneiden.

Die Konfrontationstherapie als allgemeine Form der Angstbewältigung ist aus den angeführten Gründen immerhin in die Diskussion geraten und umstritten, aber die fachbegrifflichen Unterscheidungen der Spezialisten sind im Grunde auch nur Ausdruck ihrer Ratlosigkeit.

LG und schönen Tag!
Sintram

21HEIDI

Hier kommen manche Personen ja ganz vom Thema ab,....vom Thema für Ezabeth!  :-)))
HEIDI  :-)

Epines

**evt. Trigger** Soll ich mich nun zu Wort melden oder nicht...hmmm..., als Jemanden  der eine Blut/Spritzen/Arzt/Krankenhaus-Phobie ohne Beistand eines Psychotherapeuten und erst noch mit aufgezwungener Konfrontation überstanden hat?

Hobo beschreibt sehr treffend die Zustände  bei einer Höhenangst  auf dem Riesenrad, doch bei meiner Phobie konnte ich es einfach nicht angehen, obwohl ich es immer wieder versuchte, weil alleine schon der Geruch von Blut, Desinfektionsmitteln oder Schilderungen von medizinischen Handlungen bei mir eine Ohnmacht auslösten. Das "worst case scenario" traf also immer ein.

Es begann damit dass ich eines Nachts einen lauten Knall im Treppenhaus hörte. Als ich auf den Flur ging, lag mein betrunkener Nachbar am Boden und eine Blutlache breitete sich schnell aus. Er war rückwärts die Treppe runter gefallen und in die Glastüre gestürzt. Das Glas steckte in seinem Hals.
Ich handelte ohne auch nur nachzudenken, als die Ambulanz kam, ließ sich die Türe nicht öffnen und ich musste das Glas aus seinem Hals ziehen und stand voll im Blut.

Als er weg war wischte ich alles auf, duschte und brach dann zusammen...

Mir hat dieses Erlebnis jedoch deutlich gemacht, dass  in einer Krise, wo es um jemanden anderen geht, der ohne meine Hilfe sterben könnte, ich durchaus in der Lage war meine Angst zu überwinden. Keinen Moment war sie in der Notsituation präsent.

Na ja weg war sie deshalb noch nicht, weitere unfreiwillige Konfrontationen suchten mich. Z.B. musste ich wochenlang einem Pferd ein Medikament spritzen, weil der Tierarzt meine Angst als lächerlich einstufte und wegen so einer Lapalie nicht täglich vorbei kommen wollte, also hatte ich die Wahl, entweder ich spritzte, oder das Tier hatte Schmerzen. Anfangs stand ich stundenlang davor, die Spritzen für Pferde sind so dick wie Stricknadeln und in meiner Angst, musste ich die ersten Male das Tier mehrmals stechen bis ich spritzen konnte, was diesem natürlich keinerlei Spaß machte. Aber nach mehreren Wochen wurde ich sogar richtig routiniert und es kommt immer wieder einmal vor, dass so etwas nötig wird. Heute kann ich sogar zusehen wenn mir Blut genommen wird.
Meine Angst wurde im Umgang mit den Tieren, deren Wunden immer wieder einmal behandelt werden mussten immer geringer und war plötzlich ganz weg.

Also ein weiteres Plädoyer für Tiere :-)

Manchmal habe ich noch in Krankenhäusern etwas Probleme, aber ich kann sie heute gut weg atmen.

Über meine Angst mich vor Menschen zu blamieren und generell vor Menschen möchte ich nun nicht auch noch ausführen, aber ich bin sie in ähnlicher Weise und ohne Hilfe los geworden, da ich Ärzten und Psychiatern aus verschiedenen traumatisierenden Gründen kaum vertrauen konnte.

Meine Empathie ist dadurch so zu sagen geweckt geworden, denn früher litt ich eher unter dem Packeis-Syndrom und habe mich in meinen Vermeidungshaltungen so abgeschirmt, dass mir die Leiden und Schmerzen anderer Menschen völlig gleichgültig waren.

Schönen Tag euch noch :-)
Epines
 

Epines

@Heidi
Warum? Tiere als Konfrontationstherapeuten sind dem Thema doch nahe :-)

21HEIDI

auch wieder wahr,...   :-)

Ezabeth

Hallo Ihr,

ich finde es faszinierend, wie viele scheinbar gegensätzliche Meinungen und Erfahrungen zu diesem Thema zusammengetragen werden. Scheinbar, weil sie einander, denke ich, gar nicht ausschließen. Ich versuche mal zu sortieren, was ich gelesen zu haben glaube:

Erstmal gibt es verschiedene Ängste. Manche, die man gut als Phobien beschreiben kann, und manche, die eher unter das Stichwort 'generalisierte Angst' fallen. Dabei scheint es nicht das Objekt der Angst zu sein (Menschen, Orte, Dinge), das den Ausschlag gibt, sondern der Geängstigte - wenn ich das richtig verstanden habe. So daß Epines und hobo zum Beispiel soziale Ängste ähnlich erfahren wie Phobien (Blut) und sie auch ähnlich bekämpfen können. (Bitte entschuldigt, falls ich das im Einzelfall nicht richtig mitbekommen habe!)
Ich würde es so beschreiben: Es gibt Ängste, die sind wie ein Schrank. Wenn man sich genug anstrengt und vielleicht noch Helfer hat, kann man sie wegdrücken. Und es gibt Ängste, die sind wie eine Mauer. Wenn man dagegen drückt, drückt die Mauer zurück. Und wenn man noch mehr Kraft einsetzt, rammt man sich den Schädel ein.

Und dann gibt es unterschiedliche Geängstigte. Manche sind Kämpfer. Und manche nicht. Ich bin keiner, und wenn ich Dich, Sintram, recht verstehe, Du auch nicht. Ich erlebe es so, daß ich bei einem Kampf immer nur verlieren kann, nie gewinnen. Das gilt übrigens auch für den Kampf gegen Menschen, also für das 'sich wehren'. Mich durchzusetzen bereitet mir solches Unbehagen, solchen Schmerz, daß ich auf den Gewinn gerne verzichte. (Klar, daß das dann zur Angst vor Situationen führt, in denen ich mit Menschen und ihrer potentiellen Aggression konfrontiert bin ...)

Und außerdem - das ist zumindest meine Vermutung - gibt es verschiede Phasen in jedem einzelnen Leben. Verschiedene Lektionen. Wenn einer in einer Phase lernen muß zu kämpfen, dann kann die Lektion für einen anderen in einer anderen Phase seines Lebens dennoch darin bestehen, daß er lernt aufzugeben. Oder ist dieser Gedanke zu schräg?


Liebe Grüße

Ezabeth

Epines

Hallo liebe Ezabeth

Das hast du sehr pointiert zusammen gefasst. Kurz , was für die eine oder den anderen gut und richtig war/ist, muss nicht unbedingt auch für alle anderen Richtig sein.

**Und dann gibt es unterschiedliche Geängstigte. Manche sind Kämpfer. Und manche nicht. Ich bin keiner, und wenn ich Dich, Sintram, recht verstehe, Du auch nicht. Ich erlebe es so, daß ich bei einem Kampf immer nur verlieren kann, nie gewinnen. Das gilt übrigens auch für den Kampf gegen Menschen, also für das 'sich wehren'. Mich durchzusetzen bereitet mir solches Unbehagen, solchen Schmerz, daß ich auf den Gewinn gerne verzichte. (Klar, daß das dann zur Angst vor Situationen führt, in denen ich mit Menschen und ihrer potentiellen Aggression konfrontiert bin ...)**

Warum muss immer alles gleich ein Kampf sein? Es ist doch so leicht sich in die andere Seite zu versetzen und diese Sicht genauer zu betrachten. Den Anspruch eine Diskussion zu gewinnen habe ich gar nicht mehr, denn dieser Gewinn ist meist damit verbunden, dass der Unterliegende sich überfahren fühlt und danach keinesfalls mehr produktiv ist (beruflich) und freundschaftlich läuft schon gar nichts mehr.

Man soll sich im Umgang mit Menschen wohl fühlen... ach welch ein Wunschgedanke dem ich immerzu nachhänge....

LG
Epines


Fee

@Interessierte,

1998 hat der Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen endlich Psychotherapie-Richtlinien beschlossen :

http://www.sgipt.org/material/ptr.htm


Diese beziehen sich auf die folgenden drei Psychotherapieformen :

1.  Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

2.  Analytische Psychotherapie

3.  Verhaltenstherapie

Weil deren Wirksamkeit belegt ist,tragen die Krankenkassen die Kosten.


PsychotherapeutIn dürfen sich nur Ärzte mit Zusatz,Psychologische Psychotherapeuten oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten
nennen,was im Gesetz über die Berufe des Psychologischen Psychotherapeuten und des Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten
(kurz: Psychotherapeutengesetz ,PsychThG) geregelt ist:

http://www.gesetze-im-internet.de/psychthg/


Das sind die reinen Fakten,die im Forum aber leider oft durcheinander gebracht werden.

... und alles weitere ist Ansichtssache/Meinung/Erfahrung/u.v.m.

*sich Epines anschliesst und es auch schade findet,wenn manches Wertvolle
hier,durch "was auch immer",für die Menschen die davon profitieren könnten,verloren geht*


L.G. Fee



21HEIDI

Hallo Ezabeth!
Natürlich gibt es verschiedene Phasen im Leben!
Als ich 20 war,konnte ich mir nie vorstellen,wie eine Geburt sein könnte....
Als ich 30 war,konnte ich mir nie vorstellen,daß ich einen Schlaganfall bekommen könnte und wie es sich nachher lebt,wenn man Lähmungen hat,...
Als ich 40 war,konnte ich mir nie vorstellen,daß ich Krebs bekommen könnte und wie das sein könnte...u.s.w..
Aber man lernt NIE aus!(wenn man dazulernen will!)
HEIDI  :-)