mit jemandem reden

Begonnen von Ezabeth, 08 Mai 2011, 17:57:38

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Thorchris

Angst heisst nicht unbedingt dass man feige ist, oder???
Und den Schritt Dich in nem Forum zu öffnen finde ich verdammt mutig.

Mit bewundernden Grüßen =)

21HEIDI

STIMMT! Angst zu haben heißt noch lange nicht,daß man feige ist,...!!!
Ich bin sicher nicht feige,was meine Krankheiten betrifft und habe trotzdem jedesmal Angst vor einer OP.
HEIDI :-)

Ezabeth

Ich versuche es mal mit einer Definition: Mut ist, wenn man's trotzdem macht. Feigheit, wenn man's gar nicht erst versucht. Und ganz ehrlich: Nach dieser Definition bin ich einfach nur feige.

Ich war, glaube ich, nicht immer feige. Aber vor etlichen Jahren ist etwas passiert, was mir den Schneid vollkommen abgekauft hat. Ich habe damals mit meiner Angst gekämpft und einmal zuviel verloren. Ich bin zu Boden gegangen und seitdem nicht mehr hochgekommen. Ich habe einfach aufgehört zu kämpfen. Jetzt lebe ich fast durchgehend nach dem Prinzip Angst --> Vermeidung. Das ist kein Willensakt. Es geschieht völlig automatisch, als sei es einfach unmöglich, gegen das Hindernis Angst anzugehen. Ich beobachte mich selbst und sage mir: Du weißt schon, gute Frau, daß du auf die Art immer tiefer in die Patsche gerätst. Und andere Leute belastest. Aber das ändert gar nix. Verstärkt vielleicht noch die Angst und setzt ein paar Schuldakzente drauf.

Aber ich glaube, ich rede ein bißchen wirr.
Drum gute Nacht allen, die noch wach sind!

Eure Ezabeth

Epines

@Hobo
Da kann ich dir nur beipflichten. Konfrontation ist das einzige was bei Angst hilft.
Ich habe jahrelang meine Angst wie ein Tier gefüttert und sie wurde immer schlimmer, bis ich eines Tages durch tragische Umstände gezwungen war mich ihr zu stellen, oder jemandem lebensgefährlich zu schaden. Ich verschwendete in dieser Situation keinen Gedanken an meine Angst sondern handelte spontan, aber danach kam dann trotzdem das grosse Zittern...

Allerdings hat dieses Erlebnis mir den Weg geebnet mich meiner Angst zu stellen und heute 10 Jahre danach fühle ich in ähnlichen Situationen nur noch ganz selten ein leichtes Kribbeln aber keine Angst mehr. Darauf bin ich wirklich stolz *verlegen sagt*

LG
Epines



Fee

#34
Hallo alle,


***Es gibt tatsächlich nur eine Art von Angst, die eine Ohnmacht hervorrufen kann. Na, wer räts???***


1.
  ___
 (.---.)-._.-.
  /:::\ _.---'
 '-----'  


2.
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3.

*Fee winkt*




Sintram

Öhm...
Zahnarzt? Röhre? Martinshorn?... gar nicht so einfach.

Ratlos
Sintram


Fee

Öhm...
TELEFON !  ... gar nicht so einfach   Martinshorn !  (FEENOHNMACHT)

L.G. Fee

Sintram

Klar, jetzt erkenn ich´s auch.
Das gute alte Klingelphon. Egal, welchen Ton oder welche Melodie du einspeicherst, ich hasse das Ding.
Meine erste Reaktion ist immer ein lautes: "Ruhe!"

Auch wenn es manchmal lebensrettend sein kann...

Mitfühlend ;-)
Sintram


Ezabeth

Hallo,

da bin ich wieder. Hat ein bißchen was gedauert, weil ich erstmal meine Reaktionen zum Stichwort "Konfrontation" sortieren mußte. Und nachdenken ist bei mir halt so'n längerer Prozeß, eher eine Art geistiger Verdauung ...

Ich will überhaupt nicht bestreiten, daß Konfrontation bei vielen Ängsten und für viele Leute genau das Richtige ist. Ich selbst habe damit Höhenangst und Insektenphobie auf ein lebbares Maß reduziert. Aber bei allen anderen Ängsten hat die Methode bei mir nicht funktioniert. Ganz im Gegenteil. Durch den Druck, den ich mir mit meiner eigenen Entschlossenheit, mich der Angst zu stellen, bereitet habe, habe ich mich mehrfach in den Zusammenbruch geführt. Das letzte 'Konfrontationsunternehmen' endete dann fast tödlich.

Ein grundsätzliches Problem ist wohl, daß ich - selbst bei einem schrittweisen, begleiteten Herangehen an die Angstsituation - prinzipiell nicht das Gelingen erinnere, sondern das Maß an Angst/Streß/Adrenalin/Schweiß/Schlaflosigkeit, daß dem angeblichen Bewältigen vorausgegangen ist. Wenn ich es also fünfmal fertiggebracht habe, Angst X (z.B. einem Telefonanruf) zu begegnen, ist meine Angst beim 6. Mal nicht geringer, sondern größer. Und das sogar, wenn die Situation glatt gelaufen ist. (Was bei Situationen, die Menschen beeinhalten, ja nie voraussetzbar ist.) Je häufiger ich mich zum Telefonieren zwinge, desto größer wird die Angst werden. Bis ich das Zimmer, in dem das Telefon steht, irgendwann nicht mehr betrete. Und mich dafür verachte.

Das sind erst einmal meine realen Probleme mit dem Konfrontationsprinzip. (Ich weiß, das klingt alles wie faule Ausreden ...)

Die andere Sache geht noch tiefer. Ich will nicht mehr kämpfen. Auch nicht gegen mich selbst. Ich frage mich ganz ersthaft, ober irgendeine Strategie, die auf Kampf beruht, jemals wirklich erfolgreich sein kann. Aber das ist eine Überlegung, die recht schnell in den weltanschaulichen oder sogar in den religiösen Bereich führt und die insofern hier vielleicht nicht angebracht ist. Auch wenn sie mich sehr tief bewegt.

LG

Ezabeth




Sintram

Hallo Ezabeth,

schön, dass Du wieder da bist.
Was Du beschreibst, sind keineswegs faule Ausreden, es ist sogar erwiesen, dass Konfontrationstherapie Traumata erneut wachrufen und verstärken kann und genau das Gegenteil von dem bewirken, was sie eigentlich sollte:
Gesteigerte nicht mehr kontrollierbare Angst bis hin zum Zusammenbruch und zur Selbstgefährdung.

Auch mir geht es in manchen Punkten so, und ich werde den Teufel tun und mich nochmal auf eine Konfrontation diesbezüglich einlassen.

Was Du in puncto Kämpfen sagst, spricht mir geradezu aus der Seele.
Irgendwann kommst du an den Punkt zu sagen, entweder es geht oder es geht eben nicht, ohne dich deswegen zu verurteilen, schämen, feige und als Versager zu fühlen, eben weil du aus Erfahrung genau einschätzen kannst, dass Kämpfen noch viel weniger bringt und dich lediglich unnötig erschöpft.

Nun, zu den sonstigen Gedanken- das musst du wohl selbst entscheiden, inwieweit du dich hier öffnen willst. Eigentlich sollte es möglich sein, gerade in einem Forum wie diesem unbefangen darüber zu reden...

Also mich würde es in jedem Fall interessieren. :-)

LG
Sintram



Thorchris


Hallo zurück.
Ich finde es erstaunlich wieviel du schon versucht hast um mit deinen ängsten umzugehen.
Das mit der konfrontation finde ich aber schon heftig. Du hast ängste ,wie auch viele andere, und du sollst dagegen kämpfen eine konfrontation eingehen?
Dann kann man auch zu jemandem ohne beine sagen er soll gefälligst laufen wenn er nur will schafft er das schon.....
Nun ich fürchte ich schreibe wieder jede menge stuss.
Aber diesmal lösche ich es nicht.

Sintram

#41
Und genau da liegt der Hund begraben.

Wo ist die Grenze gezogen zwischen erfolgreicher Desensibilisierung und Retraumaisierung? Und wer kann das vorher wissen?

Es gibt Menschen, die würden vom Riesenrad springen, um der unerträglichen Todesangst zu entkommen oder sich lieber vor den Zug werfen als je wieder in ihn einzusteigen, um an hobos Beispielen anzuknüpfen.

Wirf zwei wasserscheue Nichtschwimmer ins Wasser, so erleben beide die gleiche Panik, dem einen gelingt es im Schnellkurs paddeln zu lernen und seinen Kopf übers Wasser zu bekommen, der andere würde jämmerlich ertrinken, wenn du ihn nicht wieder rausfischt.
Und seine diffuse Angst vor Wasser ist fortan real.

Warum das so ist, weiß niemand so genau zu erklären, am wenigsten die Betroffenen selbst.

Angstphobien lassen sich durch Konfrontation überwinden, gar keine Frage.

Wenn aber die eigentliche Ursache einer Verweigerung zum Beispiel darin liegt, dass eine innere Stimme zu einem sagt, der Tod wäre zweifellos die bessere Alternative, weil die Überwindung der Angst zu innerer Abstumpfung und zwangsläufig zum Verlust der Identität führen würde, sprich das Ich auslöschen oder zu einer ungewollten Person verändern, dann ist sie sehr wohl berechtigt.

Und das kann letztlich nur der Betroffene selbst entscheiden.

Wer bestimmt darüber, was ein Mensch können und wozu er fähig sein muss?
Was dem einen selbstverständlich erscheint kann für den anderen mörderisch sein.
Sensibilität ist keine Krankheit, Schüchternheit nicht, Unsicherheit ebensowenig wie Introvertiertheit.
Wird aber dauernd darauf herumgetrampelt und daran gezerrt, kann sie krankhafte Züge entwickeln.

Und eine Konfrontationstherapie, die helfen und heilen sollte, hat den genau gegenteiligen Effekt- sie verschlimmert die innere Abwehr oder macht sogar erst richtig krank.





michael2

#42
hm, faustregel:

um so sicherer der patient sich fühlt, um so mehr sinkt das risiko für eine retraumatisierung (zb in einer verhaltenstherapie, konfrontation mit spinnen, höhen, fahrstühlen, zügen, menschenmassen etc.)

der therapeut hat in dieser therapie auch eine versichernde oder absichernde funktion: durch den therapeuten bekommt der patient ja ein gefühl, dass er nicht alleine ist. tiere oder maschinen (zb roboter) können dabei auch eine absicherende funktion haben.

sicherheitsgefühle (oder vertrauensgefühle) sind dreh- und angelpunkt einer (erfolgreichen) therapie.

Zitat
Reparenting (englisch: parents=Eltern, re=wieder) ist ein Begriff aus der Psychotherapie und wesentlicher Bestandteil der therapeutischen Beziehung. Es beschreibt eine therapeutische Haltung, die dem Patienten gezielt nachträgliche, elterliche Fürsorge zukommen lässt, welche innerhalb des Rahmens einer therapeutischen Beziehung angemessen ist. [1]
quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Reparenting

das riesenrad, dass mit dem fahrer direkt kommuniziert, und ihn versucht zu beruhigen?

das auto, dass bei einem verkehrsunfall mit dem fahrer direkt kommuniziert?

autos senden heute schon daten raus, wenn ein unfall passiert.

Sintram

Mein Auto ist ein beseeltes Wesen, weil ich ihm einen Teil meiner Seele gegeben habe. :-)

Das Problem mit der Sicherheit ist nur, dass viele ängstliche oder traumatisierte Menschen gelernt haben, ja in ihrer Umwelt lernen mussten, ihre wirkliche Angst, Todesangst, Lebensangst, sonstige Angst, derart gründlich zu verstecken und überspielen, dass sie nicht nur jeden Therapeuten mit aufgesetzt überzeugender (Selbst)Sicherheit täuschen können, sondern, was noch viel fataler ist, sogar sich selbst.

Und da kann so eine Konfrontationstherapie durchaus mal gründlich ins Auge gehen.

michael2

#44
hm.
was ich an konfrontation sehr bedenklich finde ist, dass man da "hart" sein soll. (hart zu sich / mit sich selbst? - das wäre ja schon wie SVV)
weil, die ängste die man hat, hat man ja nicht einfach so grundlos.

ein guter therapeut erforscht mit dem patienten zusammen die ängste,, die gründe für die ängste, usw.
nur so kann am ende vertrauen und sicherheit entstehen, denke ich.

ich glaube das zeigen bisher auch alle klinische studien, die da mehrfach und weit gestreut sowie randomisiert geführt wurden.

also empirisch nachweisbar scheint es schon zu sein.

auch haben tiere einen besseren zugang zu patienten,
genau wie roboter / maschinen eher einen zugang zu menschen haben.

das kann man ja therapeutisch sehr gut nutzen.