Unbegründete Angst

Begonnen von maria, 21 April 2011, 10:49:39

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maria

Seit 23 Jahren habe ich Kinder und seither eigentlich immer Angst um sie. Anfangs ganz banal, wie wohl fast alle Eltern Sie haben, aber ich war steigerungsfähig. Die Grundwehrdienstzeit meines einen Sohnes habe ich nur mit Mirtazapin überstanden. Ständig gab es Vorfälle: z. B. rauschte bei einer Nachtübung ein Motorradfahrer in die Soldatenfußgängertruppe und es war großes Glück, dass nur eine Person leicht verletzt wurden. Es gab dann noch etliche gefährliche Vorfälle, die ich nicht im Detail schildern möchte. Als ich ihn dann  sofort abholen und ins Krankenhaus bringen sollte war  für mich das I-Tüpfelchen. Ich war wie im Trance, meine über Jahre ausgestauten Ängste waren nun real - mein Kind lag auf der Intensivstation, angeschlossen an Schläuchen, Blutkonserven waren für den Notfall bestellt und die Bereitschaftsärzte wurden wachgetrommelt. Rausgekommen ist bei dem ganzen glücklicherweisen nicht viel - eine Magenblutung, die schon wieder weitgehenst am Abheilen war, Ursache unbekannt, nach vier Tagen wurde er wieder entlassen. Bis heute habe ich dies noch nicht verarbeitet. Die Angst der Wiederholung einer solchen Situation bzw. die Angst vor noch viel Schlimmeren beherrscht mich, mal mehr, mal weniger. Während ich bis vor kurzem noch relativ gut drauf war, zieht mich meine Angst momentan wieder runter, ich kanns nicht mal begründen warum. Obwohl ich heute schon zwei Tavor genommen habe, kann ich keinen klaren Gedanken fassen und weiß eigentlich gar nicht warum. Ich hoffe nun hier Menschen zu finden, die ähnliche Probleme haben und mit denen ich mich austauschen kann.

Quaxarakam

Es ist ja nett von Dir, daß Du Dich um Deine Kinder sorgst. Doch muß man auch einfach mal loslassen können. Die Kinder sind groß und haben das Recht auf ihr eigenes Leben, ihre eigenen Fehler, ihre eigenen Tragödien. Klammern der Mutter ist für jeden Menschen kontraproduktiv. Außerdem mußt Du auch mal akzeptieren, daß das Leben eben kein Streichelzoo ist, sondern daß es nach wie vor gefährlich sein kann. Für Jeden von uns.

Es drängt sich mir der Verdacht auf, daß Du mit Deiner übertriebenen Sorge um Deine Kinder etwas Anderes zu kompensieren versuchst. Nur was? Nun, jedenfalls wähne ich Dich geradewegs auf dem Holzweg. Du machst mit Deinem Verhalten nicht nur Dich, sondern auch Deine Kinder unglücklich.

Quaxarakam, unsensibel wie eh und je

Epines

Hallo Maria

Kann es sein, dass du etwas pessimistisch veranlagt bist? Du steigerst dich in etwas hinein, was evt. passieren könnte, aber nicht muss.
Die meisten Sorgen die wir uns machen erweisen sich im Nachhinein als unbegründet, scheinbar ist es eine menschliche Verhaltensweise, die wir nur schwer ändern können.

Ich kann Quax nur zustimmen, mit dem Klammern nimmst du deinen Kindern ein grosses Stück ihrer Freiheit und Eigenständigkeit. Jeder hat das Recht Fehler und Fehlentscheidungen zu treffen, nur so können wir reifen und lernen. Deine Kinder müssen ihre Fehler machen dürfen, ohne dass du dich einmischt und sie schon im Vornherein warnst.

Du hast als Mutter von erwachsenen Kindern nicht das Recht ihr Tun und Handeln zu bewerten!
Versuch sie als gleichwertige Menschen zu sehen, was sie auch sind und nicht mehr als Kinder.

Meine Mutter hat mich wenn Schulferien waren oft eingesperrt, damit ich ja nicht mit Jungs rummache und schwanger werde... Sie hat mich so extrem kontrolliert, dass ich kaum mehr Luft zum Atmen hatte. Vertraut hat sie mir nie! Wir haben keinen Kontakt mehr...

Vertraue deinen Kindern, dass sie es richtig machen, auch wenn du es anders tun würdest, denn es ist ihr Leben und ihre Entscheidung und die stimmt für sie, du darfst sie nicht mit deinen Verlustängsten an ihrer Entwicklung hindern.

Deine Ängste solltest du eher genauer unter die Lupe nehmen, vermutlich kompensiert du, wie Quax schon vermutete, damit etwas ganz anderes.

Das ganze Leben ist voller Gefahren, überall könnte etwas passieren, mach dich nicht verrückt deswegen. Ob dein Sohn nun in der Bundeswehr ist, oder über die Straße geht, oder im Haus die Gasleitung leckt, was wäre wenn, ist immer der schlechteste Ratgeber.  Also versuch locker zu bleiben und vertrau darauf, dass deine Kinder lebenstauglicher sind als du annimmst :-)

Liebe Grüsse
Epines

dejavu

*hust* *nochmal hust*

Hallo Maria

ich kann dich sehr gut verstehen. Ich zappele schon, wenn Sohni 10min später kommt. Er ist 12J. Und daß du nach solchen extremen Erfahrungen soviel Angst hast, daß es dir wahrscheinlich die Luft abschnürt kann ich total gut nachvollziehen. Ich weiß nicht, wie du mit deinem Sohn umgehst, das hast du nicht erwähnt. Du beschreibst Vorfälle, die für eine Mutter mehr als grenzwertig im Erträglichen sind.
Ich weiß nicht, ob dir die Vokabel "Katastrophendenken" etwas sagt. Tritt bevorzugt bei Menschen auf, die sowieso psychisch angeschlagen sind. Kannste googlen, wirste dich direkt wieder erkennen. Wie ich mich auch darin wieder erkenne. Ich krieg schon Muffensausen, wenn mein Sohn Fieber hat. Je höher es steigt proportional dazu steigt mein Katastrophendenken. Und es ist "nur" Fieber. :-)
Du bist damit nicht allein.

lg deja



Quax und Epines

ich finde es ziemlich ungerecht, was ihr schreibt. Wo bitte steht, daß Maria klammert oder das Verhalten ihres Sohnes bewertet. Was hat das Recht auf eigene Erfahrungen und eigene Fehler mit der Angst einer Mutter zu tun, daß ihrem Kind etwas schreckliches zustößt, zumal sie ihn schon einmal in einer solchen Situation gesehen hat?
Wo lest ihr denn das alles, was ihr an Maria kritisiert? Sie hat nix davon geschrieben. Es geht nur um ihre Angst, ihr Kind zu verlieren. Ich weiß nicht, vllt kennt ihr sie näher, ich kann nur von dem ausgehen, was hier geschrieben steht.

Und ich werde natürlich jetzt wieder volle Kanne ins Butterfaß rauschen, wenn ich mal wieder anmerken möchte, daß man schlecht urteilen kann, wenn man nicht in dieser Situation ist. Wenn ich noch deutlicher werden muß, was ich nicht möchte, frage ich, Habt ihr Kinder?; dann müßte ich sagen, man kann die Ängste, die eine liebende Mutter um ihr Kind aussteht und zwar sein ganzes verdammtes Leben lang, nicht ansatzweise nachvollziehen, wenn man keine Kinder hat. Sry, ich mein das nicht böse, ich denke nur, daß eure Kritik nicht den Kern trifft. 

lg deja

Epines

@Deja

Nein , bewusst habe ich keine Kinder, um nicht in solche Situationen zu kommen und die mir von meiner Mutter aufgezwungenen Ängste und Verhalten weiter zu geben. Ich würde jedes Kind mit meiner Angst es zu verlieren, oder es psychisch und physisch zu belasten ersticken, so gut kenne ich mich. Ich bin bereits in der vierten Generation psychisch krank, irgendwann muss ein Ende sein. Ich verurteile niemanden, der belastet ist und sich für ein Kind entscheidet, aber es gilt an sich zu arbeiten.

Als Tochter einer Mutter die wohl auch aus ihrer Angst heraus mich zu verlieren, alles getan hat, um mich zu verlieren, hatte ich offen darauf geantwortet.

Wie gesagt Münchhausen by Proxy... ständig beim kleinsten Husten zum Arzt, kontrolliert und beobachtet bis zum geht nicht mehr,  Tagebuch gelesen, um meine innersten Gedanken zu erfahren, immer nur aus Sorge um mich, versteht sich u.s.w.

Das Recht auf eigene Fehler und Erfahrungen hat sehr viel mit den Ängsten einer Mutter zu tun, denn sie drückt diese nicht nur verbal, sondern auch körpersprachlich aus und dies führt oftmals schon zu Vermeidungshaltungen bei den Jungen.

Ein Beispiel: In meinem Beisein haben ängstliche Mütter bei der Frage, ob ein Kind etwas darf, schon wiederholt die Luft ein-gesogen , klingt nun banal, aber dieses leise fast unmerkliche Einsaugen der Luft hat dem Kind signalisiert, dass die Mutter missbilligt was es gerne tun möchte und ohne dass sie nein gesagt hatte, hat es dann darauf verzichtet. Dieser Verzicht bedeutet  gewisse Erfahrungen nicht machen zu dürfen, die evt. falsch sein könnten..., dies ist ein Parade-Beispiel für nonverbales Klammern und auch meine Mutter hat es erfolgreich angewandt, unbewusst versteht sich, aber ich wusste sofort was sie davon hielt und ließ es.
Das Gleiche erlebte ich kürzlich bei einer Tochter die bald 40 Jahre alt ist und bei der Mutter wohnt, auf meine Frage , ob sie mitkommt, sog die Mutter ebenfalls die Luft ein und die Tochter hat verzichtet. Es hat mich ziemlich überrascht, dass sie sich in dem Alter noch manipulieren ließ. Ich machte sie später darauf aufmerksam und sie war erstaunt und hat dann das Gleiche wiederholt beobachtet und lässt sich dadurch nun nicht mehr manipulieren.

Ich kenne Maria nicht persönlich, aber ich bin gespannt auf ihre Antwort.

Die Angst ein Kind zu verlieren ist gewiss nicht unbedeutend und hat ihren Ursprung in der Angst vor Verlusten generell, aber man sollte sich genau so verhalten wie mit  anderen Ängsten auch, man darf sie keinesfalls  füttern...

Wenn ein Kind im Krankenhaus an den Schläuchen liegt ist die Angst legitim, dass versteht sich natürlich von selbst.

Maria schreibt:" Ich war wie im Trance, meine über Jahre angestauten Ängste waren nun real - mein Kind lag auf der Intensivstation, angeschlossen an Schläuchen, Blutkonserven waren für den Notfall bestellt und die Bereitschaftsärzte wurden wach getrommelt".  Ich verstand das so; das Schlimmste ist eingetroffen, ihre Befürchtungen haben sich bewahrheitet, ihre Angst war richtig... er war aber zum Glück nicht wirklich schwer verletzt, hätte es aber sein können... was wäre wenn... wie schon erwähnt erweisen sich  die meisten Sorgen, die wir uns machen im Nachhinein als unbegründet.

Meiner Meinung nach darf man hier auch aus der Sicht einer betroffenen Tochter  berichten, wie sich das Verhalten einer Mutter auswirkt, und das Geschilderte kommt mir unglaublich bekannt vor. Dies soll nicht als bösartige Kritik gewertet werden, sondern als das was es ist, als wichtiger Hinweis wie sich jemand fühlt, der eine überängstliche Mutter hatte und nie Fehler machen durfte.

Maria macht sich im Gegensatz zu meiner Mutter Gedanken darüber und sucht den Austausch, was ich als sehr wertvoll erachte, denn sie ist vermutlich lernfähig.

LG Epines

Mutter von ...

Liebe Maria,

Ich kann deine Angst total nachvollziehen, meine Tochter ist zwar erst 2 aber wenn ich sehe wie sie an einer rutschehoch klettert stockt mir jedes mal der Atem und ich sehe sie vor meinem inneren Auge fallen und sich schwer verletzen.
Alles was meine vorschreibet gesagt haben mit einengen etc, stimmt schon und es kann passieren aber es muss nicht!!!!!!!
Ich weiß meine Tochter ist noch nicht so groß und in dem alter ist es bestimmt einfacher, aber Versuch nur da zu sein. Höre zu, und unterstütze wenn sie dich brauchen. Auch wenn es heißt Höllenqualen zu leiden versuch dich nachher wewnn nichts passiert ist zu freuen. Das kann aufbauen.
Klar ist das bei kleinen minderen einfacher aber Versuch es, einveersuch ist's allemal wert.

Gruß
Mutter von...

sputney

Hallo Maria,

wie ich das lese, ist dir ja selbst schon bewusst, dass du ein Problem hast damit, also dieses Einsehen hast und nach Lösungen suchst, sonst würdest du sicher keinen Austausch suchen.
Du schriebst von medikamenten, die du nimmst. Aber die alleine können deine gewaltigen Ängste ja nicht wegmachen, nur eine Weile verschleiern.
Hast du denn schonmal daran gearbeitte heraus zu finden, woher das kommt, um dann daran arbeiten können?
Zum beispiel in einer therapie? Denn dort könnte man dir sicher gezielt Wege aufziegen, wie du dmait umgehen kannst, was du ändern kannst.
Einfach, damit du Wege findet mit der Zeit, damit klar zu kommen udn selbst wieder leben zu können, jetzt wo deine Kinder selbst erwachsen sind.

Hast du sowas schonmal in betracht gezogen oder vielleicht auch schonmal gemacht?

LG
Sputney

dejavu

Schade, daß man oft keine Rückinfo mehr bekommt....

21HEIDI

Hallo,liebe Maria!

Ich kann Dich vollkommen verstehen,aber,....
Du darfst als Mutter nicht zuuu viel klammern!!!
Meine Daniela wäre heute schon 24 Jahre,...sie wurde nicht mal 15 Jahre,Leukämie(Blutkrebs) und mein Sohn Richard war als Baby 3x klinisch tot-Atemstillstand,babytod sagten sie mir damals...Ich habe ihn alle 3x wiederbelebt und ins Leben zurückgeholt,doch KEINER konnte mir damals und die Jahre danach sagen,ob er jemals "normal" sein wird,u.s.w..ob nicht durch Sauerstoffmangel im Gehirn "etwas" zurückgeblieben sei,..
Die Angst,die ich jahrelang ausgestanden habe,kann ich Dir nicht beschreiben!
Aber ich kann Dich teilweise vollkommen verstehen.
Liebe Grüße,
HEIDI  (47J.)  :-)