Placeboeffekte in der Psychotherapie

Begonnen von Epines, 28 März 2011, 02:06:38

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Epines

Nadine Reiband

Klient, Therapeut und das unbekannte Dritte
Placeboeffekte in der Psychotherapie und was wirklich wirkt
Carl-Auer Verlag, Heidelberg

http://www.psychophysik.com/html/re-0923-psychoplacebo.html

Epines

http://www.welt.de/wissenschaft/article1726426/Antidepressiva_wirken_kaum_besser_als_Placebos.html

Epines

http://www.suite101.de/content/forschungsbetrug---wie-viel-wird-in-der-biomedizin-gelogen-a90652

Ina

Zitat:

"Antidepressiva der neuen Generation haben einer britischen Studie zufolge bei den meisten Patienten kaum eine Wirkung. Sie hätten auf die meisten Menschen mit mittelschweren Depressionen keinen anderen Effekt als das Scheinmedikament Placebo, berichten britische Forscher in der am Dienstag veröffentlichten Studie der Universität Hull. Wirkung hätten die Medikamente NUR bei einer sehr kleinen Gruppe von Patienten, die an SCHWERSTEN DEPRESSIONEN litten."


Der Absatz macht für mich kaum Sinn, wenn ich berücksichtige, wovon ich selbst
überzeugt bin und was ich bei anderen beobachtet habe: Bei schweren Depressionen
helfen Antidepressiva nicht so gut wie bei depressiven Verstimmungen oder leichten
Depressionen. Denn: Die Gründe für eine schwere Depression liegen sehr selten zum
Großteil am Mangel oder Ungleichgewicht des Haushaltes der Neurotransmitter (Boten-
stoffe wie Serotonin, Noradrenalin, Dopamin), sondern an einschneidenden Gescheh-
nissen und negativen oder sogar traumatischen Erlebnissen und Erfahrungen, die man
im Laufe der Jahre gemacht hat! Und dass man diese nicht durch Medikamente lösen
oder besser gesagt aufarbeiten kann, ist klar - dafür braucht man Therapien, etc...
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Epines

@InaDiva
**Die Gründe für eine schwere Depression liegen sehr selten zum
Großteil am Mangel oder Ungleichgewicht des Haushaltes der Neurotransmitter (Boten-
stoffe wie Serotonin, Noradrenalin, Dopamin), sondern an einschneidenden Gescheh-
nissen und negativen oder sogar traumatischen Erlebnissen und Erfahrungen, die man
im Laufe der Jahre gemacht hat! Und dass man diese nicht durch Medikamente lösen
oder besser gesagt aufarbeiten kann, ist klar - dafür braucht man Therapien, etc...**

Ja Ina, dies deckt sich auch mit meinen Erfahrungen  und diese sind laut Nadine Reiband und ihren Recherchen, stark von der Empathie des Therapeuten und dessen Glaube an den Erfolg einer Therapie abhängig. Die Wahl der Therapieform spielt ihr zufolge nur eine geringfügige Rolle. Deshalb wäre ich für eine Rating-liste im Internet.

Die meisten Studien welche  die Wirkung Psychopharmaka bestätigen sind unbrauchbar, da jeder der Probanden aufgrund der Nebenwirkungen sofort weiss, ob er ein Medikament oder nur ein Placebo erhält. Die meisten Studien werden außerdem von den herstellenden Pharmakonzernen in Auftrag gegeben, für die Psychomedikamente ein Milliardengeschäft sind. Zudem werden nur jene Studien veröffentlicht, welche positive Eigenschaften  über ein Medikament aussagen. Die Negativen werden aus wohl bekannten Gründen zurück gehalten.
Z.B. das Antidepressiva "Reboxetin"  der Firma Pfitzer , welche die unpublizierten Studien zurückgehalten hatte und diese nur auf Druck der  IQWIG  (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen) bekannt gab. Es hat sich dann gezeigt, dass dieses Medikament gänzlich unbrauchbar war...

dejavu

Hallo Epines

Ich hab den Artikel gelesen und man kann als Betroffener nur zustimmen. Wenn ich überlege, wieviele Therapeutinnen ich erlebt hab und vom ersten Moment an etwas zwischen uns stand. Ich hab mir immer ältere Damen- Mutterersatz- gesucht und fühlte mich von Beginn an nicht gut aufgehoben. So als würde sich das schlechte Verhältnis zwischen meiner Mutter und mir in der Thera fortsetzen. Ich hatte auch immer das Gefühl, ich komme nicht an bei den Damen bzw sie verachten mich und nehmen mich nicht ernst. Jetzt bin ich seit 1 Jahr bei meinem Thera, eine Person, die ich sonst aufgrund grundsätzlicher Merkmale niemals ausgewählt hätte. Meine Hausärztin gab mir seine Nr und er war der Einzige, der meine Not erkannte und innerhalb 2Tagen einen Termin für mich hatte. Ich aus meinem Empfinden hätte schonmal niemals einen Mann gewählt, schon gar keinen, der so alt ist wie ich- aus verschiedenen Gründen. Heute sag ich, ich hab den für mich perfekten Thera gefunden und bin sehr dankbar dafür. Ich bin bei keiner soweit gekommen, wie bei ihm und noch nie hatte ich ein solches Vertrauen und fühl mich an- und ernst genommen. Selbst, wenn man von der Therapieform absieht, kann ich mir nicht vorstellen das ich auch nur bei einer, die ich vorher erlebt hab, so hätte sein und dementsprechende Fortschritte hätte machen können.

lg deja

Epines

@Dejavu

Wie wunderbar, dass du endlich einen guten Therapeuten gefunden hast! So einer ist wohl Gold wert.
Wie du sagst, wenn man das Gefühl hat vom Thera nicht ernst genommen zu werden, kommt man auch nicht weiter. Die Chemie muss schon stimmen und lieber einmal mehr wechseln als Jahre verschwenden.

Alles Liebe
Epines

Ina

@ Deja:

Freut mich echt, das zu lesen! Hört man ja immer wieder, dass es lange dauern kann
bis man einen Therapeuten gefunden hat, der "zu einem passt" und bei dem man sich
wirklich wohl fühlt. Oft merkt man schon bei den ersten Gesprächen, dass man nicht
auf einer Wellenlänge liegt. Also sucht man sich einen neuen und hetzt so von Vorge-
spräch zu Vorgespräch... Aber es kann sich - wie man sieht - nur lohnen! :)


Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

dejavu

Ja, ihr beiden

ich hab wirklich ein großes Glück gehabt, was ich heute erst zu schätzen weiß. Ich hab die NR 2007 von meiner Hausärztin bekommen und er hat mich nach 3 Sitzungen weggeschickt, was mich damals natürlich ganz anders hat denken lassen. Er hat mir knallhart gesagt, er übernimmt aufgrund einer akuten Selbst- und Fremdgefährdung keine Verantwortung für mich, weil eine ambulante Therapie für mich in seinen Augen damals keine Option war. Er hat mir gesagt, wenn ich eine stationäre Therapie absolviert habe, die er sofort einleitet, ist er gern bereit, im Anschluß mit mir weiter zu arbeiten. Ich wollte dann besonders schlau sein, haha, und hab gesagt, ok, ich hab ne Woche Urlaub, Sohni ist nicht da, weisen sie mich ein. Nachdem die Woche um war, bin ich abgehauen und hab gesagt, Kuckuck, hier bin ich wieder, jetzt können wir. Er hat gesagt, so läuft das nicht und ich war zwar enttäuscht aber damals nicht mehr in der Lage, angemessen zu reagieren. Heute weiß ich, wie verantwortungsvoll er damals gehandelt hat, im Prinzip hat er mir damit das Leben gerettet. Ich merke auch immer wieder, wieviel Wert er darauf legt, daß ich selbstständig lerne zu handeln. Das ist manchmal echt ätzend, weil oft das Kind in mir durchkommt, daß sich nicht entscheiden kann, daß bockig ist, daß kein Wort rausbekommt etc. Aber wie ich es in meinem TB schreibe, er hat es geschafft mit seinen Methoden zu mir durchzudringen und was will man mehr?
Ich wünsche euch allen, daß ihr auch so ein Glück habt.

lg deja