Todesehnsucht

Begonnen von dieoralive, 16 März 2011, 10:03:58

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

dieoralive

Was ist falsch daran, nicht leben zu wollen??!!
Wenn das Leben aus Schmerz besteht, und das Jahrzehnte, will man irgendeinmal nicht mehr!
Ich habe es so satt!

nubis

#1
Daran ist nichts falsch.

Und ich denke, nahezu jeder Mensch hat Zeiten, in denen 'es reicht' und er den Wunsch hat, alles hinzuschmeißen.

Und jeder hat das Recht dazu... - wenn man an die Grenzen seiner Belastbarkeit - und darüber hinaus - kommt, dann ist es ok, zu sagen: ich habe genug davon!


Der Punkt ist: wer in dieser Situation entscheidet seinem Leben ein Ende zu setzen, vergisst, dass die Situation sich ändern kann.
Dass man, wenn man einmal Tot ist, keine Chance mehr hat, eine zukünftige Veränderung zu erleben und damit vielleicht grade das verpasst, was das Leben auch für ihn schön und lebenswert gemacht hätte.


Es gibt den Spruch: die Wenigsten wollen nicht - nicht mehr Leben; sondern SO nicht mehr Leben...

Oftmals sind Veränderungen möglich ...und wir hier im Forum versuchen einfach einander zu helfen, indem wir einander Möglichkeiten aufzeigen und uns in der Umsetzung unterstützen ...so gut ein Jeder eben kann.

Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

dieoralive

Siehst du, das ist mein Problem!
Ich habe auch mal gedacht, dass es besser wird, wenn ich älter werde. Dass es nicht mehr so weh tut - das Leben. Aber jetzt ist es schlimmer als je zuvor, und wenn ich könnte, wäre es schon längst vorbei!
Aber ich kann nicht gehn - noch nicht! Ich habe einen Sohn, der zu jung ist ,um alleine bleiben zu können.
Und wenn schon mein Hass auf alles, mein Frust, ja sogar meine Wut auf mich, mich dazu treiben, Schluss zu machen, so habe ich doch eines, das mich aufhält. Das PFLICHTBEWUSSTSEIN - oja, das habe ich schon mein ganzes Leben lang. Du musst dies, du musst das, du kannst doch nicht, du darfst doch nicht, zeige der Welt deine Maske, und alle werden zufriedensein.  HAHA!!
Was solls - Tatsache ist, mein Sohn hält mich davon ab, was für mich die logische Konsequenz meines Daseins ist. MICH ZU TÖTEN!!
Aber was mich das Kraft kostet, es nicht zu tun, obwohl ich bereit dazu bin, wie noch nie in meinem Leben, das ist Wahnsinn!

nubis

#3
Hallo @dieoralive

Ich hatte soeben auch deine Beiträge in Hauptforum gelesen, und gesehen, dass du @Angst ja praktisch eben die Antwort gibst, die man dir auch sagen würde... - jedenfalls auch, wenn man nicht genug Hintergrundwissen hat...

Wie kommt es denn, dass du so verzweifelt bist - und das schon seit Jahren?

Gab es dazwischen keine Phasen, keine Momente, die dich haben aufatmen lassen? Dir das Leben schön haben erscheinen lassen?
Nichts, woraus du die Hoffnung schöpfen kannst: es wird auch für dich wieder schöne Zeiten geben, die erlebt werden wollen?


Und auch wenn ich diese Frage normalerweise anderen überlasse ;-) - aber warst oder bist du wegen Depressionen in Behandlung?
Grade bei solch einer allumfassenden negativen Sicht liegt der Verdacht nahe, dass eventuell eine medikamentöse Behandlung angezeigt wäre - oder gibt es Ursachen und Auslöser, an denen du deine Gedanken fest machen kannst?

Würde mich freuen, wenn du ein bisschen mehr von dir erzählst, dass man darauf eingehen kann :-)


Liebe Grüße und: willkommen im Forum :-)

Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

dieoralive

Ich habe @angst ganz bewusst diese Antwort gegeben, weil ich die letzte sein will, die jemandem zu Selbstmord auffordert.
Ich bin aber der Meinung, wenn jemand ( damit meine ich eigentlich mich ) sich klar dafür entscheidet, nicht mehr leben zu wollen, alles abgewägt hat, und schon ein gewisses Alter hat, dann soll er es tun.
In der Jugend, glaube ich, ist man schnell zum Selbstmord bereit, ohne viel darüber nachzudenken, und eigentlich will man es gar nicht. Aber dann ist es zu spät.
Meine Situation ist doch anders: Erstens: ich bin schon 46 Jahre alt, also nicht mehr jugendlich;
Zweitens: ich wollte schon sehr jung (mit 11,12 Jahre ca.) nicht mehr, eigentlich von Anfang an - nicht leben! - Ich bin in Heimen aufgewachsen, obwohl ich eine Mutter hatte, aber die konnte mich micht bei sich behalten, weil ich ein uneheliches Kind war, und damals gab es noch keine andere Möglichkeiten; drittens: ich hatte durchaus eine Zeit, in der es mir besser ging, und ich dachte ich habe es geschafft, und dann ist der Wunsch zu sterben so derart massiv wiedergekommen, dass ich selbst nicht erklären kann, was los ist.
Fakt ist: Ich glaube, dass es für mich gut wäre, dieses Leben zu beenden. Punkt-aus-basta!!



nubis

#5
'zum Suizid auffordern' sollte man natürlich grundsätzlich nicht - und ist hier im Forum auch ausdrücklich verboten.

Jeder hat für sich selbst das Recht 'zu gehen'.
Aber meist ist es ja grade, dass man eigentlich nicht wirklich will ...dass man nur keinen Weg mehr sieht aus seiner Situation heraus.
Da können andere Meinungen hilfreich sein oder der Austausch von Erfahrungen.
Manchmal einander Mut zusprechen, manchmal mit Rat und Tat zur Seite stehen oder manchmal einfach Verständnis zeigen - leider auch manchmal daneben liegen, was dann im menschlichen Miteinander auch zu Problemen führen kann... - das ist hier nicht anders als 'real'.


Wenn jemand wirklich 'nicht mehr will' - dann kann ihn keiner halten ...auch diese Erfahrung haben hier einige bereits gemacht.
Manchmal ist es grade solch ein Verlust, der jemanden hier her geführt hat.


Ich selbst hatte auch schon in dem Alter Suizidgedanken - sie begleiten mich mein ganzes Leben und in Krisensituationen auch akut, allerdings habe ich doch andererseits auch so oft Freude am Leben und so glückliche Zeiten, dass ich auch in einer schlechten Phase immer wieder Wege finden und Hoffnung schöpfen kann, dass es mich darüber hinwegrettet.

Offensichtlich hast du bislang auch entsprechende 'Strategien' entwickelt, dass du den letzten Schritt doch noch nicht gegangen bist.

Darf ich noch mal fragen, ob du wegen Depressionen in Behandlung bist oder warst?
Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Epines

Hallo Dieoralive

Nachvollziehen kann ich deinen Wunsch das Leben hinter sich zu lassen schon, da ich selber oft an diesem Punkt war, nur... du hattest dich in dem Moment für das Leben entschieden, als du ein Kind haben wolltest.
Kinder bedeuten Leben, sind Leben weitergeben, sind Lebensfreude.
Du sagst, dass dein Kind noch nicht in der Lage ist alleine zu leben und darum willst du aus Pflichtbewusstsein noch ein wenig weiter leben.
Wann denkst du denn, dass es soweit ist? Wann ist der beste Zeitpunkt  dem Kind seine Mutter zu nehmen?

Wenn es in Ausbildung ist sicher nicht, denn das wäre fatal.

Als junger Erwachsener auch nicht, denn über Jahre wäre diese die schönste und unbeschwerte Zeit eines Menschen unwiederbringlich zerstört.

Wenn das Kind einen Partner gefunden hat und glücklich verliebt ist, wäre dies der richtige Zeitpunkt?

Oder wenn dein Kind selber Kinder bekommt, sollen diese Momente des Glücks überschattet werden?

Dann sind deine Enkelkinder da die dich lieben und auf deinem Schoss rumrutschen, denen du die Nase putzen wirst, ist dass der richtige Zeitpunkt?

Sie werden größer, kommen in die schwierige pubertierende Phase, dann ist bestimmt nicht der richtige Zeitpunkt die Oma zu verlieren.

Es gibt wie du siehst, keinen richtigen Zeitpunkt für eine Mutter die sich irgendeinmal für das Leben entschieden hatte.

Dein Tod wird mit unendlich viel Leid zusammen hängen, egal wann du dich dafür entscheidest.

Dein Kind wird sich immer fragen warum und es wird sich auch fragen, ob du es nicht genug geliebt hast um durch zu halten. Es wird nach deinem Tod immerzu etwas suchen und es vermutlich nie mehr finden.

Meine Worte mögen etwas hart klingen, aber ich war die Tochter einer lebensmüden Mutter, die es nie für nötig hatte sich Hilfe zu holen, die immerzu in Abrede stellte ein Problem zu haben. Das Damoklesschwert ihres "nicht mehr mögens" hing immer über mir und ich gab ständig mir die Schuld dafür. Ich war quasi ihre Mutter, da sie vieles im Leben nicht gepackt hatte.
Auch wenn du es nicht wie meine Mutter ständig aussprichst, merken Kinder ganz genau was Sache ist, dass etwas nicht stimmt. Kinder von depressiven Eltern sollten deshalb so früh wie möglich therapeutisch begleitet werden, damit sie lernen und erfahren, warum ihre Eltern sich so verhalten und dass sie selber nicht der Auslöser dafür sind.

Wie Nubis schon sagte, wollen die meisten Menschen nicht einfach nicht mehr leben, sondern SO nicht mehr leben, es ist also, falls du nicht schon in Therapie bist, allerhöchste Zeit etwas in deinem Leben zu verändern, tue es für dein Kind dem du das Leben geschenkt hast und das ein würdiges Leben ohne Trauer verdient und tue es für dich, den das Leben hält auch für dich noch positive Überraschungen bereit, auch wenn du gerade im Moment nicht daran glauben kannst.

Erinnere dich  an den Moment als dein Kind geboren wurde, welch wunderbares Ereignis, welch wunderschönes Geschenk du dir da gemacht hast, du hattest schon einmal ja gesagt zum Leben.

Ich wünsche dir, dass bald auch die Sonne für dich wieder scheint!
Alles Liebe
Epines





Die

Danke für die Antworten von dir epines und von nubis!

Nein, ich bin nicht in Therapie. Ich habe Schwierigkeiten, einem Fremden zu erzählen, wie es in mir drinnen aussieht. Immerhin lebe ich schon ewig damit, anderen etwas vorzuspielen.
Wer mich nur flüchtig kennt, glaubt, ich bin ein fröhlicher, selbstbewusster Mensch. Oja, ich kann gut schauspielern. Ich bin nicht arbeitslos, wasche meine Wäsche, wasche mich, sogar geputzt habe ich mal wieder, obwohl mir das schwergefallen ist. Am liebsten würde ich gar nichts tun - ihr wisst schon - SO SINNLOS DAS GANZE! Aber, ich habe einen Verstand, und noch funktioniert er!
Was deine Meinung wegen meines Sohnes betrifft Epines, muss ich dir Recht geben. Ich bereue es zutiefst, ein Kind geboren zu haben, in dem irren Glauben, dass mein Leben dadurch lebenswerter werden würde. Denn ich denke, dass das mit ein Grund war. Ich hatte sehr wohl einige Strategien entwickelt, um zu überleben. Ich hatte mir schon vor 20 Jahren 2 Katzen und einen Hund zugelegt, damit ich
einen Grund habe bzw. eine Verpflichtung weiterzuleben. Außerdem spielt dabei natürlich auch der Wunsch geliebt zu werden eine Rolle. Ein Tier freut sich, wenn man nach Hause kommt, und es liebt
einen ohne Bedingungen. Aber leider ist selbst diese Strategie einmal nutzlos. Ich habe auch jetzt wieder 2 Katzen und einen Hund, aber ich könnte trotzdem gehen. Natürlich ist es furchtbar einem Kind das anzutun, deshalb zögere ich ja. Vielleicht schaffe ich es ja wieder, aus dem Sumpf rauszukommen. Immerhin will ich schon mein ganzes Leben lang sterben, und lebe doch noch!
Ich hatte die Hoffnung, dass man, wenn man älter wird, härter wird, aber leider werde ich eher gleichgültiger dem Leben gegenüber. Das heisst, das Leben gibt mir immer weniger, und der Tod ist so eine verlockende Alternative. Mittlerweile glaube ich auch nicht mehr nach einem Leben nach dem Tod, sondern einfach, dass es vorbei ist, aus und vorbei - nichts, absolut nichts - STILLE - RUHE - nicht denken müssen und vorallem NICHT FÜHLEN MÜSSEN!!!

dieoralive

Sorry Leute!
Hab mich unter die eingeloggt. Kenn mich da nicht so aus! Das heisst, die ist dieoralive, ok?

rajas

Hallo ihr.

Ich lese schon einige Zeit mit, hatte bisher nichts zu sagen.

Jetzt muss ich hier gerade in einen Spiegel schauen ... mal wieder.
Ich vollziehe nach, was du schreibst, dieoralive.
Auch die hoffnungsvollen Gedanken hier, verstehe ich.
Doch mir scheint, dass eben nicht alles gut wird. Das berühmte Licht, das daher kommt, wenn du denkst es geht nicht mehr, vermisse ich
schon viel zu lange.
"PFLICHTBEWSSTSEIN", dieses Wort hängt nach ...
Manchmal habe ich den Eindruck, dass es genau das ist, was mich in dieser, ich nenn´s mal "Starre" zwischen dem, was ich als Leben vermisse und dem, was ich als "Tod" wünsche und doch nicht tun kann, hält.
Ich fage mich:
Habe ich nicht immer versucht den Pflichten nachzukommen, die ich gelernt und verinnerlicht habe?
Und ist es nicht genau darunter zu der Situation gekommen, in der ich mich befinde?
Ich frage mich das sehr oft und die Antwort darauf ist immer Ja.
Man mag mich fordern, mir noch mehr Mühe zu geben, mich anzustrengen, mich zusammenzureißen ...
Dann sieh mich an, ich habe alles gegeben.
Mehr hab ich nicht.

Irgendwas stimmt da nicht.
Vielleicht komme ich Pflichten nach, von denen ich denke, dass andere sie von mir erwarten und ja, wahrscheinlich wird dies und jenes auch von mir erwartet.
Vielleicht ist das aber nicht meine Pflicht.
Vielleicht hat meine Pflicht erstmal nur mit mir zu tun, quasi von mir für mich.

Das sind so die Gedanken, neben den vielen anderen, die in meinem Kopf kreisen.
Und natürlich der Gedanke Tod, den ich gleichsetze mit dem Wunsch, der hier schon geäußert wurde - Stille.

Ich hoffe, ich störe nicht mit meinen Worten.

rajas


Epines

Hallo liebe Die

Deine Worte machen mich ziemlich traurig. Traurig deshalb, weil du es bereust einem Kind das Leben geschenkt zu haben, hat meine Mutter leider auch oft  und ich selber habe als Kind nie verstanden, warum sie mich dann überhaupt gewollt hatte.

Aber du hast es gut erklärt, es geht darum bedingungslos geliebt zu werden, endlich auch eine eigene intakte  Familie zu haben.

Ich weiss natürlich, dass es für einige Menschen kaum eine Hoffnung auf Zukunft gibt, aber solange man nicht jeden erdenklichen Strohhalm ergriffen hat, sollte man nicht aufgeben.

Du sagst, dass du Schwierigkeiten hast einem Fremden zu erzählen wie es in dir innen aussieht, aber du hast es nun als Anfang hier bei uns getan, dies könnte ein erster Schritt sein.

Anders als viele Menschen mit Todessehnsucht hast du etwas wofür es sich lohnt zu leben, du hast ein Kind geboren. Und deshalb hast du auch so lange durchgehalten, was bestimmt nicht leicht war für dich.

Du brauchst nun dringend Hilfe! Ich weiss selbst wie schwer es ist darum zu bitten. Psychisch krank zu sein ist heute keine Schande mehr und indem du nichts tust, außer durch halten wird es nicht besser. Es geht auch darum auf zu arbeiten was dir selber widerfahren ist und dies kann man einfach nicht alleine.

Gib dir noch eine letzte Chance und handle!

Alles Liebe
Epines

dieoralive

Hallo Epines!

Ja, es ist traurig, es zu bereuen, ein Kind geboren zu haben. Glaub mir, wenn ich gewusst hätte, dass es eben NICHT besser wird, dass Schmerz, Verzweiflung, Todessehnsucht mit aller Macht wiederkommen, dann hätte ich alles getan, kein Kind zu bekommen. So sind meine Schuldgefühle gegenüber meinem Sohn, zu sein wie ich bin, ein neuer Grund, mich schlecht zu fühlen.
Ich schaue ja eh schon, mich mit niemandem zu befreunden, geschweige denn eine Beziehung aufzubauen, weil ich keinem mich zumuten möchte! Außerdem, wenn ich doch sterben sollte,
soll das möglichst wenig Menschen belasten.
Aber es ist schon eine Erleichterung euch hier schreiben zu können, und endlich mal meine Gefühle schonungslos zu offenbaren, auch wenn ich dabei ständig heulen muss.
Bei euch kann ich mal offen sein, und muss mich nicht verstellen!  Dafür schon jetzt DANKE!!!

Und zu dir rajas!

NEIN!! Du störst überhaupt nicht mit deinen Worten!!!
Oja - PFLICHTBEWUSSTSEIN - auch ich kenne dieses Wort zur Genüge - vor lauter Pflichtbewusstsein bleibt das eigene Leben auf der Strecke, und irgendwann weiss man gar nicht mehr
wie Leben ist. Im Internat, wo ich von klein auf gelebt hatte, geschah alles nur im Interesse der Gemeinschaft  - der Einzelne war nicht wichtig - das ICH konnte sich bei mir nicht entwickeln -
ja, ich fühlte mich wie ein NICHTS - und das ist heute auch noch so.
Und sagt mir, wenn nichts nicht mehr da ist, was dann??!!??  Eben!!!     Nichts!!! Nichts kann man nicht auslöschen, denn nichts existiert nicht!!!!