Münchhausen Syndrom by Proxy ** Trigger**

Begonnen von Epines, 14 März 2011, 02:10:30

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dejavu

Hallo Adre, Hallo Epines

ich würde sehr gern wissen, wovon ihr redet. Mag mal jemand wenigstens kurz aufklären?

lg deja

Epines

@deja
Ich bezog mich auf den Satz von Adre:"Wir tragen unsere inneren Konflikte leider zu oft weiter."

Ansonsten ist das Thema "Münchhausensyndrom by Proxy" Es geht um Eltern die ihre Kinder krank machen, oder Krankheiten erfinden, und sie von Ärzten behandeln zu lassen, um dadurch selber Aufmerksamkeit erlangen. Diese Menschen sind ebenso mehrheitlich Leute, die als Kind körperlicher, psychischer, oder sexueller Gewalt ausgesetzt waren. Ich nenne solchermaßen traumatisierte Leute gerne Überlebende, weil sie Schlimmstes überlebt haben.

Nach der oben zitierten Aussage von Adre, war mir wichtig festzuhalten, dass die Mehrheit aller so belasteten Menschen ihre inneren Konflikte nicht weiter geben.

Wann Adre uns einmal von dem *Reverse Generationen Trauma* erzählt entzieht sich meiner Kenntnis :-)

LG Epines

dejavu

Ah danke schön Epines

Schade, daß meine Mutter mich nie krank gemacht hat, so wie es bei Münchhausen ist. Vllt wär ich dann weggenommen worden. Scheiße, daß ich mir sowas wünsche, oder? Ich hab mir das schon immer gewünscht. Wenn man jetzt immer sieht, wie Kinder, die nicht bei ihren Eltern aufgewachsen sind, leiden, kann ich das einfach nie nachvollziehen. Der Witz, meine Eltern glauben, ich hätte ein Problem damit, daß ich denke, ich wär nicht ihr leibliches Kind. Woher auch immer sie das nehmen. Ich denke aber in Wirklichkeit, Scheiße, hätte ich keine anderen Eltern haben können!
Meine Eltern haben mich anders krank gemacht.

Epines

Hallo liebe Deja

Eltern... Mütter... ein Seiten füllendes Thema, es gibt so vielseitige Möglichkeiten einem Kind Schaden zuzufügen. Ihr Sadismus ist grenzenlos und als Kind ist man dem hilflos ausgeliefert. Man ja kaum Möglichkeiten sich der willkürlichen Allmacht zu entziehen, man erzählt es niemandem und leidet stumm.

Wenn ich mich an meine Kindheit zurück erinnere, dann ist da nur Schmerz,Traurigkeit, unerfüllte Sehnsucht und der Wunsch zu sterben. Irgendwann kam dann noch die Hoffnung endlich gross zu werden und machen zu können was ich will.

Mich beschäftigt manchmal immer noch die Frage nach dem warum. Und ich lass mir auch nicht von  irgendwelchen Therapeuten einreden, dass mich meine Mutter auf "ihre" Weise dennoch geliebt hat, denn so war es leider nicht, sie hasste mich, machte mich in jeder Beziehung für ihr verpfuschtes Leben verantwortlich und dafür war ihr jedes Mittel Recht...

Ich war der klassische Sündenbock auf dem man allen Dreck packen konnte und ihn dann alleine in die Wüste schickte!

Ich habe monatelang mit täglicher Imagination versucht mir vorzustellen, wie mich meine Mutter abends ins Bett bringt, mich liebevoll zudeckt, mich anlächelt und mir sanft übers Haar streichelt und mich zärtlich an sich drückt, aber mein Widerwille gegen diesen Gedanken blieb und sogar jetzt wo ich dies schreibe fühle ich ihn.

Ich verstehe darum gut, dass du dir andere Eltern gewünscht hast, so war es bei mir auch, wenn ich sehe wie liebevoll Eltern zu ihren Kindern sein können, treibt es mir manchmal die Tränen in die Augen.

Das mit dem leiblichen Kind hatte ich mir als Kind auch manchmal überlegt, ich fragte mich, ob sie mich wohl im Spital vertauscht hatten...

Die emotionalen Verletzungen die durch meine Mutter entstanden sind, wiegen sehr viel schwerer als alle andern körperlichen,  oder sexuellen Missbräuche die es sonst noch in meinem Leben gab und die ich eigentlich erstaunlich gut verarbeitet habe.

Meine Mutter hat den Kontakt mit mir vor vielen Jahren abgebrochen, denn sie wollte nicht mit ihrer Schuld konfrontiert werden. Dieser Abbruch hat mir damals sehr weh getan, naiver-weise hatte ich gehofft sie würde ihre Schuld einsehen und wir könnten auf einer neuen Basis eine Beziehung aufbauen. Aber ich täuschte mich gründlich, die wenigsten toxischen Eltern haben die Größe dazu zu stehen, im Gegenteil sie verschlimmern die Sachen noch indem sie uns als Lügnerinnen abstempeln und alles verharmlosen, es sogar als zeitgenössische Erziehungsmethode abtun...

Ich kann heute sagen, dass dieser Kontaktabbruch von ihr, das einzig Gute ist was sie je für mich getan hat und dafür bin ich ihr sehr dankbar, denn rückblickend sehe ich, dass ich erst ab diesem Zeitpunkt angefangen habe wirklich zu leben, endlich  ohne Druck und Schuldgefühle ihr gegenüber, denn sie hatte es immer verstanden, alles so zu drehen, dass ich ihr Leben versaut habe.
Sie hatte mich auch als erwachsene Frau immer noch massiv emotional erpresst und manipuliert, so dass ich mich nach jedem Kontakt schlecht fühlte und mich verletzen musste, was ich sonst nie mehr musste.

Muttertag war der schlimmste Tag des Jahres für mich, da wurde dann doch tatsächlich noch erwartet diese Mutter zu ehren!

Natürlich ist meine Mutter auch ein Opfer, aber in der Beziehung zwischen ihr und mir, bin ich das Opfer und sie die Täterin!

Wir müssen nicht mit unseren Eltern weiterhin Kontakt haben nur aufgrund der Tatsache , dass sie uns  -aus welchen Gründen auch immer- das Leben schenkten.

Ehre nur wem Ehre gebührt!

Alles Liebe Dir
Epines


dejavu

Liebe Epines

dein Beitrag hat grad ganz schöne Emotionen in mir ausgelöst. Ich hab leider fast keine Erinnerungen an meine Kindheit. Mein Leben beginnt erst so um 13J rum und das auch nur bruchstückhaft. Ich weiß nichts von vorher, und das nervt mich manchmal. Manchmal aber auch nicht, denn ich hab mehrmals von unterschiedlichen Therapeuten gesagt bekommen, in meiner Situation wird niemand, der auch nur halbwegs geschult ist, daran rütteln. Selbst da befinde ich mich also in permanenter Ambivalenz, soll ich nur heulen, daß ich es nie erfahren werde oder soll ich lachen, weil man mir natürlich auch gesagt hat, daß es eine Schutzfunktion des Körper ist. So richtig abfinden kann ich mich damit nicht, der Wunsch es in Erfahrung zu bringen, ist doch ziemlich präsent. Gleichzeitig weiß ich, daß mir sowieso niemand die Wahrheit erzählen würde also muß ich wohl damit leben.
Weißt du, ich empfand die ganzen emotionalen Erpressungen und all das, was war als normal, weil mir ja auch mit Erfolg eingeredet wurde, daß die anderen unnormal sind und so wie es bei uns läuft, ist es richtig. Sogar als Luki klein war, hab ich noch auf die bescheuerten Tips meiner Eltern gehört, fühlte unterschwellig aber noch zu diffus, daß das aber iwi falsch war. Ich konnte das nicht orten oder beschreiben, es war komisch.
Ich war ja trotz dessen, daß ich alleinerziehend war, immer noch die Mutter meiner Mutter und hab alles gemacht. Erst als es mir selbst so schlecht ging, daß ich nicht mehr konnte, sie mich mit einer angeblichen Krebserkrankung erpreßt hat und mein Vater mich eines Abends anrief und mir befohlen hat, sofort hinzukommen, weil meine Mutter sich sonst umbringt, hab ich langsam mitbekommen, daß etwas nicht stimmt. Ich war wirklich rückblickend gedrillt auf die Bedürfnisse meiner Eltern. Meine Mutter ist krank solang ich denken kann, es war also nix neues aber diesmal war es anders für mich. Ich hab aufgelegt und mein Schalter hat sich umgelegt. Es war ab diesem Moment alles so egal, wie es nur egal sein kann. Und? Sie lebt heute noch und das wußte ich vorher, weil sie es mein Lben lang mit mir gemacht hat.
Später hat sie dann Dinge gemacht, über die kann ich noch nicht reden. Ich weiß nicht, ob es nochmal Thema in der Thera sein wird. Aber genau wie du, ging es mir nach jedem Kontakt schlecht und ich hab mich SVV. Außerdem ist jeder Kontakt mit einer dermaßen Angst in mir besetzt, noch heute vor meinen Eltern, daß ich es natürlich vermeide, hinzugehen. Auch wie bei dir, bin ich die, die die Familie zerstört, die sich für nichts interessiert, die zu faul ist zum Arbeiten etc. Manchmal, so wie heute, tut es weh, weil ich grad eben von Luki durch Zufall etwas erfahren hab, was meine Oma angeht und man mich, wie sooft nicht informiert hat.
Im Großen und Ganzen hab ich mich damit abgefunden und steh drüber. Sie können gute Großeltern sein, was sie auch sind aber ich hab es abgelegt zu denken, daß ich dafür auf ewig dankbar sein muß. Sie machen es für Luki, nicht für mich. Wenn sie unser beider Wohl im Auge hätten, würde es anders laufen, aber so sind sie ja die supertollen Großeltern, die ihm alles ermöglichen. Hätte ich die finanziellen Mittel, würde ich selbst das ablehnen aber im Sinne von Luki, spiel ich das mit.

lg deja





Epines

Hallo liebe Deja
Vieles kommt mir so bekannt vor von dem was du geschrieben hast, wenn ich es nicht besser wüsste, dann hätte ich gedacht, dass du von meiner Mutter schreibst :-)

Die Lücken  in deinen Erinnerungen deutest du wohl richtig, wenn es an der Zeit ist, wirst du auch erfahren was damals passierte, wenn es dir sonst sehr schlecht geht, ist mir schon klar warum kein Therapeut daran rühren will. Bei mir kamen die frühkindlichen Erinnerungen auch erst über 30 zurück, aber ich kenne auch einige bei denen dies erst ab Mitte 40 der Fall war. Dein  Gehirn wird dir vermutlich erst die Wahrheit zeigen, wenn du in der Lage bist sie zu akzeptieren.

Die Mutter der Mutter sein... davon alleine schon könnte ich ein Buch schreiben. Meine Mutter ist schwer psychisch krank (Borderline, Depressionen) und ist außerdem ein Hypochonder. Sie hatte wohl schon alles was man irgendwie haben kann und wartet nun seit Jahren auf ihren Krebs... Als ich Kind war hat sie mir immer Angst gemacht, indem sie sich auf den Boden fallen ließ, weinte und sagte, dass sie sterben müsse. Ich hatte wahnsinnige Angst, geriet jedes Mal in Panik, weil ich mir schon ausmalte, dass ich wieder in ein Heim müsse, oder sonst was...

Mit 8 erfuhr ich, dass sie mich eigentlich abtreiben wollte, was aber nicht gelang. Mit 10 erzählte sie mir, dass sie eine Wahrsagerin aufgesucht hatte, die ihr erzählte, dass sie sterben würde bevor sie 40 sei, da war sie gerade 30 geworden. Sie rannte wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt und ich musste es ebenfalls, viel zu oft bekam ich grundlos Spritzen. Ich habe eine Erinnerung wo mich 4 Leute festhalten um mir eine Spritze zu verpassen, so hatte ich getobt und mich gewehrt.

Wenn ich einmal eine genügende Note heim brachte, ließ sie sich auf den Boden fallen und weinte und fragte, warum ich ihr so was antun würde, ich meine die Noten waren nicht schlecht, sondern noch genügend. Ich stand permanent unter Leistungsdruck und fühlte mich schuldig, weil es ihr durch mich schlechter ging, also noch schlechter als sonst.

Na ja will gar nicht mehr ausführen, sonst komm ich noch Stunden nicht ins Bett :-)

Also  kann ich gut verstehen, dass du nicht mehr zu deinen Eltern gehen willst, mit einem Kind, dass sie jedoch verwöhnen dürfen, wird es schwierig sein den Kontakt ganz abzubrechen.

Bei einem meiner Brüder ist die Situation ähnlich, er hat den Kontakt abgebrochen, aber sie haben den Kindern auf dem Schulweg aufgelauert... und verwendeten sie, um ihn und mich zu demütigen. Natürlich erfahren sie so immer noch was sich in unserem Leben abspielt. Die Kinder haben sie jahrelang mit Geld und Geschenken geködert, wohl um zu zeigen, dass sie nicht so sind wie wir sie sahen.
Meine Nichten habe ich jedoch Alters gemäß gewarnt.

Irgendwann haben die Mädels dann auch erkannt, wie die Großeltern wirklich sind und selber den Kontakt abgebrochen.

Nein, dankbar musst du nicht sein, sie machen es ja nicht für dich, sondern für sich selbst.

Meine Nichten haben sie auch manipuliert nur diese haben es viel früher als ich erkannt und die Beziehung abgebrochen. Immer wenn sie sich nicht gemeldet hatten ,wurden sie mit Vorwürfen und Moralpredigten bombardiert und irgendwann hatten sie darauf keine Lust mehr. Im Grunde waren sie sehr viel reifer als ich.

Alles Liebe
Epines






dejavu

Liebe Epines

es reicht wohl, wenn ich sage, daß ich in der 9.Kl 1Jahr Hausarrest hatte, weil nicht mehr nur Einsen sondern auch Zweien auf dem Zeugnis standen.
Meine Mutter hat sich- seit ich auf der Welt bin- mind 30mal operieren lassen. Unnötig. Meine Hausärztin hat mal gesagt, meine Mutter wird ein Pflegefall werden, sie wir so in ihre Symptome rutschen, daß diese emotionale Erpressung unüberschaubare Ausmaß erreichen wird, nur damit ich mich um sie kümmere.
Und tatsächlich, nach der letzten OP wollte sie gepflegt werden von mir. Ich hatte ja auch sonst nix zu tun, alleinerziehend, voll arbeitend hat sie mich antanzen lassen und ihren Krebs, den sie nie hatte, voll ausgespielt. Mein Vater ist seinen Hobbies nachgegangen. Jetzt erst hab ich realisiert, wie verkehrt diese Welt ist und wie gesagt, sie lebt noch. Und das nicht schlecht. Ich weiß nicht, was ich für sie empfinde. Haß und Gleichgültigkeit auf einmal geht eigentlich nicht aber es ist so.

Und du hast recht. Wir sind Opfer, unsere Mütter waren Opfer. Aber! Wir setzen uns damit auseinander. Meine Eltern nicht, mein Vater ist auch krank und beide sind von sich total überzeugt, obwohl sie mehrmals auf ihre Defitzite aufmerksam gemacht wurden von ärztlicher Seite. Sie leugnen es erfolgreich für sich, wenn ich versucht hab, mich anzunähern, hab ich keine Chance.
Thera war letztens entsetzt, ich habs in seinen Augen gesehene als wir über meine Mutter sprachen. Er meinte, ob ich mir vorstellen könne, daß ich wenigstens in Gedanken zu  meiner Mutter "gehen" könnte. Ich hab sofort ohne zu zögern abgelehnt. Er fragte dann, ist ihre Mutter keine Option? Ich sagte, nein, das war sie noch nie.
Ich weiß gar nicht, soll ich heulen oder lachen, daß ich nichtmal, wie andere, eine Mutter vermisse oder mir eine andere wünschen würde. Als Kind ja, aber jetzt ist es so, daß es mir egal ist, daß ich noch eine habe.

lg deja

Epines

#22
Hallo liebe Deja

Ja deine Mutter leidet echt auch am Münchhausen-Syndrom (ohne "by Proxy") und ist ebenso ein Hypochonder wie die meine! Hausarrest war bei mir auch angesagt, vor allem in den Ferien, da konnte sie ja nicht kontrollieren was ich tagsüber tat. Also wurde ich in die Wohnung eingeschlossen. Telefon hatten wir nie, ich hätte ja irgend-wen anrufen können...

Ich hatte als Kind auch eine Hassliebe entwickelt und ihre eingebildeten und realen Krankheiten ignoriert. Als ich sie nach einer harmlosen OP im Spital besuchte (dies war immer Pflicht!) und sie so stöhnte und jammerte, bemerkte ich beiläufig, dass meine behinderte Freundin schon 28 Operationen hinter sich habe. Da rastete sie aus und ließ mich durch die Schwester raus werfen und als ich am nächsten Tag wieder kam, ließ man mich nicht zu ihr, weil ich eine zu grosse Belastung für sie sei...

Nie wusste ich wie sie gerade drauf war, sie konnte freundlich wirken und rastete im nächsten Augenblick aus. Sie wollte immer alles wissen und wenn ich ihr etwas erzählte , wendete sie es irgendwann gegen mich an, also schwieg ich immer mehr.

Mit 12 bekam ich ein Poesiealbum geschenkt, wo alle Freunde etwas liebes hinein schrieben. Meine Mutter schrieb  hinein:

"Solange du eine Mutter hast, danke Gott und sei zufrieden, denn nicht jedermann auf dieser Welt ist solch ein Glück beschieden."

Dieser Spruch verfolgt mich schon mein Leben lang. Damals hatte ich lange darüber nachgedacht, weil ich einfach nicht verstehen konnte, was mit dem Glück eine Mutter zu haben gemeint war.

Die Erkenntnis, dass mich meine Mutter nie geliebt hat und ich ihr immer schon gleichgültig war, war eine der schwersten Lektionen die ich in meinem Leben zu lernen hatte.

Im Nachhinein habe ich auch realisiert, dass meine Liebe zu ihr als ich Kind war, nicht wirklich Liebe war, sondern nur schlichtes Mitleid, das durch ihre emotionalen Erpressungen und Manipulationen solange am Leben erhalten wurde, bis ich nicht mehr mit spielte.

Heute geht es mir wie dir auch, sie ist mir ebenso völlig gleichgültig geworden. Dieses Gleichgültigkeitsgefühl ist schon mehr als sie eigentlich verdient hat. Ich muss ihr nichts verzeihen, denn was sie tat ist unverzeihlich, wie kann man nur seinem eigenen Kind so etwas antun...

Alles Liebe
Epines

Epines

Ich möchte noch etwas anfügen was mich seit gestern nachdenklich macht.

Meine Freundin hatte als Kind ähnliches wie wir erlebt und jahrelang keinen, oder nur schlechten Kontakt zu ihrer Mutter. Dann ist diese vor ein paar Wochen an Krebs erkrankt und meine Freundin hatte sich überwunden und ging sie öfters besuchen.

Dann starb die Mutter. Das Ganze hat sie stark belastet, aber irgendwie auch mit Frieden erfüllt und gestern sagte sie zu mir, dass der Tod ihrer Mutter das wertvollste Geschenk gewesen sei , dass sie von ihr erhalten habe...

dejavu

Hallo Epines

ich weiß, es ist unfair und sowas denkt man nicht, geschweige denn, man sagt es. Ich denke schon seit Jahren daran, daß ich erst wieder richtig Luft bekomme, wenn meine Eltern tot sind. Ich hab mal überlegt, ich könnte bis ans Ende der Welt rennen, es wäre umsonst. Meinen Vater liebe ich auf eine komische Art und Weise, vllt bilde ich mir das auch nur ein. Ich glaube heute, daß meine Mutter es so gelenkt hat, daß mein Vater und ich immer Probleme hatten. Sie hat es unterstützt, ja, sie hat mir förmlich eingeredet, daß ich mit ihm sowieso nie klar komme. Nie hat sie gesagt, los komm, laß uns 3 mal reden. Sie hat mit mir geredet. Dann mit meinem Vater, alles immer schön getrennt, hat sie die Vermittlerin gegeben. Und dann auch in dieser Hinsicht ausgenutzt, was sie manchmal von mir wußte, weil sie meine Schränke und alles ja aufgeräumt hat. Wenn sie Dinge fand, die eigentlich mein Geheimnis waren, hat sie mich damit auch erpreßt, daß sie es nicht meinem Vater sagt, wenn ich dies oder jenes für sie mache. Ich konnte im Prinzip nie ein Geheimnis haben, denn sie hat unter der Prämisse der Supermutter, die meine Schränke aufräumt, alles gefunden. Ich wußte gar nicht, wie sehr mich das geprägt hat, bis eine Thera mal zu mir sagte, warum ich ständig das Gefühl habe, alles meinen Eltern erzählen zu müssen, weil das sowieso in meinem Alter nicht mal mehr nötig ist.
Ich hab nie gelernt, wie es ist, wenn man ein Geheimnis hat aber mir wurde früh eingebleut, daß ich selbst über nichts reden darf, nichtmal in der eigenen Verwandtschaft. So hat man mich zum Schweigen gebracht und gleichzeitig dafür gesorgt, daß ich alles meinen Eltern erzählen muß aus einem inneren Zwang heraus.
Iwann hab ich dann gar nicht mehr gesprochen. Kein Wort. Nirgends. Die erste Woche in der Klinik war ich stumm. Essen mußten sie mir aufs Zimmer bringen, ich hab alles fallenlassen, wenn Menschen in meiner Nähe waren. Auch ein Verdienst meiner Eltern, die mir von Beginn an einhämmerten, daß man niemandem vertrauen kann, daß es eine Charakterschwäche ist, jemandem zu vertrauen. Das Menschen böse sind, ausnahmslos. Das man jemanden wie mich niemals um meiner selbst willen lieben würde sondern weil sie Geld hätten. Usw und so fort.....Mein Vater hat später mal zu mir gesagt, so eine wie mich mit einem Kind am Hals würde eh keiner mehr nehmen, er hätte das auf keinen Fall gemacht. Ich wär zu blöd gewesen zu verhüten, ich hab nie was fertig gebracht in meinem Leben etcpp.....Das sind nur die Dinge die er auf großen Familienfeiern zu besten gegeben hat, auch wenn mein Sohn und ich daneben standen.
Naja, egal.

lg deja

Epines

Hallo liebe Deja

Boahhh heftig!
Du sagst , dass du erst richtig Luft bekommst, wenn deine Eltern tot sind. Nun oftmals ist es eben nicht so, sondern eingebläute Verhaltensregeln wirken über den Tod der Eltern hinaus. Ich habe dazu einmal ein interessantes Buch gelesen "vergiftete Kindheit" von Susan Forward.

Ich meine du bist noch jung und deine Eltern könnten noch 20 oder mehr Jahre leben. Jetzt ist es an der Zeit sich zu befreien, ich würde auch nicht mehr so lange warten wollen. Ich denke, dass du es schon ganz gut machst, also wesentlich besser als ich es je gekonnt hätte. Ich wäre vermutlich heute noch die brave Tochter, die immer zur Stelle ist, wenn meine Mutter den Kontakt nicht abgebrochen hätte.
Natürlich hat sie erwartet, dass ich wieder an-gekrochen komme und um Liebe bettle, aber ich hielt durch, auch mit der Hoffnung, dass ich sie endgültig los werden würde.

Wenn sie einmal sterben sollte, werde ich ihren Nachlass vollumfänglich einer Institution zukommen lassen die sich für Kinder einsetzt die körperlicher-, sexueller-, oder psychischen Gewalt ausgesetzt sind...
Es klingt hart, aber mir graut schon vor dem Tag  an dem sie stirbt und ich die ganze Beerdigung am Hals habe...

Viele sagen, ich soll nicht so hart urteilen, sie sei doch immerhin meine Mutter und habe mir mein Leben geschenkt und man müsse doch endlich verzeihen und vergessen können. Hmmm... ich wollte es lange nicht  dieses Leben und was sie getan hat ist unverzeihlich und vergessen, ja das geht noch am ehesten, vor allem seit ich sie nicht mehr sehen muss ist das so, es verblast tatsächlich immer mehr.

Familiengeheimnisse gab es bei uns auch, seit Generationen. Meine Mutter ist auch Opfer, aber anders als ich, steckt sie immer noch in ihrer Opferrolle  und  sonnt sich in ihren Krankheitsgeschichten, die geben ihr eine  Wichtigkeit und Ansehen, dass sie sonst nie hätte.

Die missratene Tochter bin ich auch, sie hat mich ebenso oft vor anderen Leuten fertig gemacht, auch was mein Aussehen betrifft, ich denke darum heute noch, wenn ich mich im Spiegel sehe, dass ich dick und hässlich bin, aber sie hat gelogen, aus was für Gründe auch immer, nachvollziehen kann ich so was nicht.

Zufällig traf ich sie einmal bei meiner Tante die Geburtstag hatte. Ich brachte als Geschenk ein besonderes Öl mit, das meine Tante sehr mochte. Meine Mutter sah es auf dem Tisch stehen, öffnete die Flasche, nahm einen Schluck und sagte, dass sie schon wesentlich bessere Qualität probiert habe... Na ja dieses Beispiel hat mir gezeigt, dass sie nichts dazu gelernt hatte, mein Brief hat wohl außer Trotz nichts in ihr bewirkt.

Toxische Eltern werden sich nie ändern, nie einsehen was sie falsch gemacht haben, sich nie entschuldigen und falls doch, wird es nur ein Lippenbekenntnis sein, sie fühlen sich nicht schuldig, denn sie wollten ja stets das allerbeste für uns...

Alles Liebe dir
Epines

dejavu

Hallo Epines

das Schlimme ist, daß man solche Gedanke nicht steuern kann. Die sind einfach da. Ich mache mir in letzter Zeit sehr viele Gedanken darüber, wie es sein wird, wenn einer von beiden geht. Ich kann nicht die Kraft aufbringen mir vorzustellen, daß ich dann den anderen pflegen werde. Da sträuben sich in mir alle Nackenhaare. Wobei- wie in vielen Dingen- meine Mutter schlechter abschenidet. Ich weiß nicht, warum das so ist, weil er doch nicht viel weniger fies war zu mir. Keine Ahnung, vllt weil ich heutzutage das Gefühl habe, wenn man uns einander nicht vorenthalten hätte, wär was Gutes daraus entstanden. Mein Vater ist immer noch anders als meine Mutter. Schwer zu beschreiben, es geht dort immer viel um Kohle. Manchmal hatte ich das Gefühl, seine Hilflosigkeit mitzubekommen. Ich weiß bis heute nicht, was die beiden zusammengebracht hat. Wahrscheinlich die Schwangerschaft mit mir und mit Sicherheit ungewollt. Ich hab mich öfter gefragt, warum immer so betont wurde, daß ich ein Wunschkind sei. Muß man ja nicht pausenlos rumtönen. Egal, eine Wunschtochter behandelt man anders und macht sie nicht zu einem Jungen.

Wie kommst du denn darauf, daß ich das besser mache als du es je gekonnt hättest? Jeder hat seinen individuellen Weg und ich habs ja bis heute noch nicht fertig bekommen ihnen mal ungefiltert meine Meinung ins Gesicht zu sagen. Besonders stark ist das auch nicht von mir, ich scheue seit Jahren die Auseinandersetzung mit ihnen trotz einiger therapeutischer Hilfsangebote.
Was die Sache mit diesen bescheuerten Sätzen angeht: is doch deine Mutter, mach n cut, ihr müßt von vorn anfangen, bla bla bla
Ich hab das sooft zu hören bekommen und es hat sooooon Bart. Nicht einer fragt nach mir. Nicht einer sagt mal, was wirklich alles vorgefallen ist und vor allem, nicht einer hat mich damals aus bestimmten Situationen rausgeholt obwohl sie es alle wußten. Immer unter dem Deckmantel, man mischt sich ja nicht ein. Dann, so sehe ich das, hat auch niemand das Recht solche blöden Ratschläge zu geben. Dann muß ich das auch schon allein entscheiden.

Hey, dick und häßlich war ich auch immer. Das hat sie mir so gründlich eingeimpft, daß ich glaube, daß ich nie wieder anders über mich denken werde. Man kann noch sooft das Gegenteil gesagt bekommen, es hilft nix. Das andere sitzt viel zu tief und es sind ja nicht nur daher gesprochene Sätze sondern Handlungen, die das alles untermauert haben. Meine Mutter hat mir Zeit meines Lebens vermittelt, daß ihr Eßverhalten richtig ist, ihr Gewicht von 40kg normal. Wie soll ich da jemals rankommen ohne krank zu werden? Wie soll ich denn jemals akzeptieren, daß mein Eßverhalten falsch ist und nicht umgekehrt? Ich hab das x-mal versucht, mein Kopf spricht eine andere Sprache. Ich kann nix essen, auch keine normalen Mahlzeiten, ohne Schuldgefühle. Ein Teufelskreis. An eine Akzeptanz dessen, so wie ich bin, physisch oder psychisch nicht zu denken.

Und was ich besonders schlimm finde als Frau, daß ich solche gewaltigen Aggressionen in mir habe. Ich fand es furchtbar, wenn mein Vater sie ausgelebt hat. Ich mach es nicht aber jeden Tag aufs Neue muß ich sie niederkämpfen und kontrollieren und das kostet unheimlich viel Kraft. Denn nicht die großen Dinge des Lebens pushen mich hoch sondern alltägliches. Kleinigkeiten, für anderen kaum der Rede wert. Ich hab oft das Gefühl, an Kleinigkeiten zu scheitern. Mir fällt etwas runter. Mir gelingt ein Essen nicht perfekt. Ich finde ein Haar auf der Erde. etcpp...Sofort das Gefühl, du bist so eine Null, die kriegst es einfach nicht hin. Und ich muß mich beherrschen nicht zu toben und zu brüllen und alles klein zu schlagen.

Als Mutter ständig das Gefühl zu versagen. Schlechte Noten, schlechtes Verhalten. Für mich ist sofort klar, das alles liegt nur ganz allein an mir, weil ich ein Versager bin. Dinge, die in der Schule vorfallen, die ich ungerecht finde, kann ich nicht loswerden. Ich hab eine regelrechte Angst entwickelt, wenn Luki nach Hause kommt mittags.
Meistens dreh ich mich nur noch um und gehe, weil ich Angst hab auszuflippen.

Ich hab momentan einfach das Gefühl, mir wird alles zuviel, ich kann nicht mehr. Ich habe einen Sohn mit schlechten Noten, das raubt mir manchmal den letzten Nerv. Viele sagen, daß ist normal in dem Alter, die haben halt keine Lust. Ich persönlich finde das schrecklich. Mein ganz persönlicher Weltuntergang ist das.

Man, jetzt hab ich aus m Nähkästchen geplaudert.

lg deja 

Epines

Hallo liebe Deja

Keinesfalls musst du deine Eltern pflegen, da kannst du schlicht nein sagen!

Meine Freundin Karen, die leider den Freitod gewählt hatte, konnte genau diesen Gedanken auch kaum ertragen. Ich selber werde weder meine Mutter finanziell unterstützen, wenn sie bedürftig würde (weiss man ja nie), noch werde ich sie in irgendeiner Form pflegen. Zwingen kann uns keiner dazu, zum Glück gibt es bereits hinreichende Bundesgerichtsurteile, die Kinder welche emotional-, psychisch und sexuell von ihren Eltern ausgebeutet wurden, von einer allfälligen Unterhaltspflicht entbinden.

Für Aussenstehende mag dies herzlos erscheinen, was mir aber egal ist!

Natürlich hast du es besser als ich gemacht, du hattest die Kraft den Kontakt weitgehend abzubrechen, den hätte ich nie gehabt, ich habe einfach immer gehofft, dass sie einmal anerkennen wie gut ich wirklich bin, also beruflich u.s.w. Hat sie natürlich nie!

Die Meinung direkt ins Gesicht sagen, hat sie niemals geduldet, denn sie fing immer sofort an zu weinen, worauf mein Stiefvater, sie sofort in die Arme nahm und tröstete, also war sie erneut mein Opfer, die Arme!
Sie hat mir im Alter von 30 Jahren vorgeworfen, was ich IHR als Kind alles angetan habe. Mir hat es sofort die Sprache verschlagen, ICH ihr...
Natürlich war ich kein Musterkind, aber wer erwartet dies noch von einem Kind das im Alter von 5 zum ersten Mal versuchte sich das Leben zu nehmen? Meine Mutter hatte immer nur, mich vergewaltigende Männer gewählt und dann sich noch gewundert, dass ich massiv schwierig war...
Dann schleppten sie mich zu einem Psychologen, der mir so eine Angst eingejagt hatte, dass ich fortan immer geflüchtet bin, wenn ich merkte, dass sie mich zu ihm bringen wollten...

Was mir am allermeisten gebracht hat, endlich zu akzeptieren dass dies alles ein Teil meiner Geschichte ist, die sich  nicht mehr verändern lässt war, dass ich erkannt habe, dass meine Mutter nicht wirklich böse war/ist, sondern wirklich unheilbar schwer geisteskrank. Alle ihre strafbaren Handlungen an mir und ihren Sadismus hat sie völlig verdrängt, sie existieren nicht mehr, darum fühlt sie sich auch nicht schuldig.

Ich hatte einmal die Gelegenheit mit Prof.Volker Dittmann zu reden der Arzt für Forensische Psychiatrie  ist und ich fragte ihn, wie Mörder mit ihrem Wissen und ihrer Schuld weiter leben können. Er sagte, dass es keine Schuldgefühle geben würde, denn die Taten sind oftmals total verdrängt und somit quasi nicht mehr erinnerbar. Genau so muss es sich mit toxischen Eltern verhalten, denn wer könnte schon sorglos mit so einer Schuld weiter leben?

Die Agressionen die du beschreibst hatte ich auch sehr lange, vor allem in zwischenmenschlichen Bereichen habe ich sie verbal ausgelebt, egal wer mir zu nahe kam wurde massiv verletzt. Ich fand sofort die Schwachpunkte und drückte erbarmungslos drauf. Mich erstaunt heute noch warum dies nicht alle abgeschreckt hatte.
Als ich erkannte dass ich meinen Schmerz so weiter gebe, was mir natürlich kurzfristig auch gut tat..., sah ich mich genötigt etwas dagegen zu unternehmen, denn ich hatte immerzu jene bestraft die es gut mit mir meinten, aber eigentlich hätte ich es an meiner Mutter ausleben sollen, was diese ja nicht zuließ.

Ich besuchte einen Kurs über Transaktionsanalyse, der mich unglaublich erkennen ließ wie ich mich verhielt  und ich lernte wie ich künftig auf Menschen zugehen konnte, ohne diese zu verletzen. Außerdem fing ich an meine meist eher negativen Bewertungen über andere total einzustellen. Ich übte mich täglich in Toleranz. Eigentlich bin ich heute sehr stolz darauf, dass mir dies gelingt. Ich sehe bei allem nun beide Seiten und langsam fange ich an zu verstehen und zu akzeptieren , warum ich so bin wie ich bin und ich fühle mich gut dabei.

Heute weiss ich, dass ich keine kleine Null, keine kleine Schlampe, keine dumme Kuh, keine hässliche dicke Pute, keine Versagerin bin die nichts auf die Reihe bekommt und dass die doofen Sprüche wie:" Du bringst mich noch ins Grab" nur darauf aus-zielten mich klein zu machen und ihr das Gefühl gaben jemand zu sein, denn im Grunde treffen alle mir ein-geflüsterten Attribute ausschließlich auf meine Mutter zu! Ihr Sadismus, um ihre eigenen Unzulänglichkeiten zu kaschieren war grenzenlos und ganz klar strafbare Handlungen, allerdings bezweifle ich, dass ein Strafvollzug wirklich genutzt hätte um einzusehen was sie tatsächlich verbrochen hat, dazu ist sie wirklich zu krank.

Liebe Deja, WIR machen es besser als sie!

Alles Liebe
Epines


WeirdLife

Eminem war wohl auch ein Opfer dessen

http://www.youtube.com/watch?v=NgUb-G6vHEs&feature=youtu.be

Ich hasse ja Hip Hop, aber die Lyrics des Songs gefallen mir.
I decided not to give up today. After all, it sure would have been a waste surviving all that other bullshit for nothing.

Epines

@weird

Ja die songs von Eminem kenne ich alle sehr gut, dieser hat mir schon öfters Bauchschmerzen verursacht **Trigger** :http://www.youtube.com/watch?v=v3j2DwztCFU

My mom , hat öfters ähnliche Beschimpfungen verwendet und für mich ist dieser Song Konfrontationstherapie. Auch wenn viele immer behaupten, dass Eminem nur Aufmerksamkeit will, ICH glaube ihm jedes Wort.

LG Epines