Sind Selbstmörder Egoisten?  

Begonnen von Charon77, 02 Juli 2009, 23:51:37

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Charon77

Ich war leider schon in der Situation das sich ein geliebter Mensch das Leben genommen hat.
Ich höre immer wieder von Anderen die sowas auch erlebt haben, das es egoistisch ist, der Selbstmörder denkt nicht an die Menschen die ihn lieben.  :-?  Das ist doch nicht war!
So habe ich nie gedacht, natürlich habe ich mich auch einsam gefühlt. Aber ein Egoist war mein Bruder niemals.
Sind die Menschen die sowas behaupten nicht selbst egoistisch?
Für meinen Bruder war das Leben die Hölle und nicht mehr zu ertragen. Ich liebe ihn und würde seine Tat nie in Frage stellen. Jeder Mensch hat doch das Recht selber zu entscheiden. Were ich nicht der schlimmere Egoist, wenn ich ihm ein schlechtes Gewissen gemacht hätte und er hätte wegen mir weiter gemacht obwohl das Leben für ihn unerträglich war?
Heißt es nicht, wenn man Jemanden wircklich liebt muß man ihn auch gehen lassen!?!?
Ich habe genau das getan und würde meinem Bruder nie den Vorwurf machen mich im Stich gelassen zu haben!
Ich weiß das er immer für mich da war und das auch jezt noch ist und ich will das er Frieden hat und keine schlimmen Vorwürfe ertragen muß.

Freue mich Eure Meinung zu lesen!   :)   Charon77

Lastmanstanding

Das ist eine Frage die nur in unserem Kulturkreis so gestellt wird. Im übrigen die katholische Kirche vertritt heutzutage noch die Meinung das Selbstmörder in die Hölle kommen, mehr brauch man dazu eigentlich nicht sagen man kann nur mit dem Kopf schütteln bei so einer Anmaßung seitens der Kirche.

In anderen Kulturkreisen ist der Selbstmord im übrigen garnicht so negativ behaftet bei den Japanern zb ist das Harakiri eine Jahrhundertealte Tradition, und sogar eine Ehre. Die Hinterbliebenen werden von aller Schuld reingewaschen und können dann stolz darauf sein. In keinem Land der Welt ist die Selbstmordrate so hoch wie in Japan, allerdings wie gesagt nicht weil es den Leuten dort so schlechtgeht sondern aus kulturellen Gründen.

Das hier der Selbstmord so negativ gesehen wird liegt einzig und allein, an der Kirche die dies jahrhundertelang als "Teufelswerk" verboten hat und den Menschen gewissensbisse eingeredet hat.

Mein Großvater hat selbst Selbstmord begangen und NIE hab ich gedacht er sei egoistisch gewesen, ganz im Gegenteil in Anbetracht seiner damaligen Umstände bin ich auch heute noch der Meinung es war eine große Tat und nicht jeder kann mal eben so Selbstmord begehen. Auch wenn einige denken das sei so einfach, das ist es nicht.

Ina

Die Frage, ob Selbstmord egoistisch sei, kommt immer wieder auf...
Viele sagen Ja, weil sie Angehörige, Freunde und Bekannte mit all dem
Schmerz zurücklassen.

Ich bin da anderer Meinung: Wenn es dem Betroffenen über einen lan-
gen Zeitraum sehr sehr schlecht geht, keine Besserung in Sicht ist und
er einfach keinen Ausweg findet bzw. sich komplett sicher ist, dass er
auf dieser Erde einfach nichts verloren hat und hier niemals mehr glück-
lich werden könnte, dann kann ich es verstehen, wenn er diesen Ort ver-
lässt und geht.  Warum jahrelang weiterleiden? Nur weil es andere Men-
schen traurig machen könnte? Das finde ich einfach nicht richtig! Man
sagt immer, man solle auch auf sich selbst achten und das tun, was für
einen selbst das Richtige ist, auch wenn man dabei mal Nein sagt. Und
so finde ich es auch einfach nur richtig, wenn jemand aus "Schutz" zum
Leben Nein sagt und ganz "egoistisch" geht.

Viel mehr finde ich es egoistisch, wenn Angehörige dem Suizidanten
Vorwürfe machen, was er ihnen damit angetan hat, etc. Oft kümmert
sich nämlich kein Mensch darum, WARUM der Selbstmörder dies getan
hat. Würden sich mehr Menschen in die Person hineinversetzen können,
würde es sicher weniger Vorwürfe und mehr Verständnis geben.

Ich kann Selbstmörder verstehen. Allerdings nur dann, wenn er wirk-
lich alles getan hat, damit es ihm besser geht. Alles. Damit er sicher
weiß, dass hier der falsche Ort für ihn ist.
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Fee


Liebe charon,


egoistisch ... Nein ... niemand kann sich so fühlen wie ein anderer,so gut nicht und auch so schrecklich nicht.

Also sollte sich auch niemand ein Urteil über etwas erlauben,was er nicht kennt.Und "Gott sei Dank",kann es ja auch niemand verhindern,wenigstens ist das nicht auch noch fremdbestimmt beeinflussbar.

Meine Mutter hat 2001 Suizid begangen und es war nicht egoistisch in meinen Augen,sie hatte Qualen genug vorher.

Anders ist es vllt.,wenn man (kl.) Kinder hat,aber auch da,war es dann eben der scheinbar einzige Ausweg.


@charon ... wahre Liebe läßt los,mache Dir also bitte keine unnötigen Sorgen


L.G. Fee

Ina

Ich stimme Jette zu.
Genau das wollte ich mit meinem Beitrag auch sagen...
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Friedrich_ohne_K

#5
Hi Charon,
du stellst die Frage:

***Sind Selbstmörder Egoisten? ***

das ich dir mit einen klaren JA beantworten will von meiner Seite nur wenn es um diese
einzige Frage nur geht und nicht mit deinem ersten Posting zusammenhängt -denn es
ist für mich eine Frage der logik der Worte denn ein Selbstmörder handelt ja von sich
selbst heraus und das ist nun mal egoistisch wenn man "selbst" eben handelt !

Was dein Eingangsposting aber betrifft, ein klares NEIN denn ich war auch schon mal in so
einer Situation ja und ich denke schon dass ich es ihnen beweisen wollte dass sie an
meinem Tod dann schuldig wären -oder gar mich dort hingetrieben hätten.

Grade ihre Vorwürfe sind es doch immer die einen das Leben so schwer machen, oder
denen man nicht mehr entrinnen kann. Man versucht ganz verzeifelt ihnen es zu beweisen
dass sie irren oder das man es nicht mehr aushält ihre ständigen vorwürfe die sie gegen
einem erheben !

Man will letztendlich durch seinen Selbstmord ihnen es beweisen "dass sie geirrt" haben
und dass man es nur mit diesen Belastungen nicht mehr aushält - man will sich grade
von ihnen allen befreien - und nichts mehr von ihnen wissen - das ist Egoistisch aber
durchaus doch auch legitim - man entzieht sich ihnen doch nur !

Es werde doch immer die menschlichen Konflikte da ersichtbar, die es gibt oder gab !

Dass es natürlich auch welche gibt, die es aus anderen Gründen machen auch klar -

Aber letztendlich will doch der Selbstmörder sich dem Druck nur entziehen und
das ist doch dann zwar Egoistisch im Positiven Sinn, aber doch nicht im negativen
Sinn wie leider der Egoismus immer so dargestellt wird !

Der positive Egoismus ist immer Lebenserhaltend - das heist aber auch, wenn man
keinen Ausweg mehr glaubt zu finden, dann eben auch Lebensvernichtend ist !

Aber das ist nur meine Ansicht oder Meinung dazu und ich weis ich kann mich auch
da wieder einmal irren - aber ich wollte es einfach doch nur mal erwähnen dürfen
das dein Bruder bestimmt nicht wegen seiner Entscheidung hier auch noch nachgesagt
wird das er ein "Egoist" im negativen Sinne wäre -ich kan  solche Menschen durchaus
gut verstehen -ich hatte nur damals nicht den Mut dazu -dafür bin ich zwar heute froh
den das ist auch so eine Sache die man sich da viel zu viel einredet und man doch
nicht immer gleich aufgeben sollte bei jedem Schmerz den man erleidet -denn die
Welt kann wenn man alles anderweitig von sich stößt es einfach nicht mehr zulässt
das man geärgert oder verletzt wird -so schön sein -ich genies es derzeit mein Leben

Es ist so wunderschön mein Leben von vorne begonnen zu haben - ich rate jeden der
es vorhat auch zu tun es lohnt wirklich - man hat vielleicht kein großese Vermögen
aber was bedeutet schon Vermögen - für mich ist mein Lebensziel " der Verzicht"
da liegt die eigentliche Zufriedenheit -wenn m,an auf dinge versucht zu verzichten
dann kommt sie wiedser die "wahre Zufriedenheit" ich danke euch das ihr mir immer
so gern zuhört und freu mich schon auf den rest des schönen Tages heut
euer Friedrich ohne K

Ina

Positiver Egoismus - ja, da stimme ich Dir zu, Friedrich.
Den Ausdruck finde ich gut.

Man tut eben etwas für sich selbst, weil man es nicht mehr aushält zu leben...
Das ist sogesehen egoistisch, aber für sich selbst in dem Falle "gut" bzw. richtig.
Man kann und sollte NICHT IMMER Rücksicht auf andere nehmen.

Suizid hat zwar nicht immer mit zwischenmenschlichen Konflikten zu tun...
... aber ich denke, dass das einen der Hauptgründe darstellt.
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Schnubbel(Guest)

Klar sind Selbstmörder Egoisten -

Aber:
Sollte nicht jeder (erwachsene) Mensch soviel Egoist sein, über sein Leben (oder Nicht-Leben) selbst zu bestimmen?

Ich denke mal, von Natur aus bringt der Mensch einen unbändigen Lebenswillen mit ... dieser wird dann mittels "Erziehung" in "angepaßte Bahnen" gelenkt ... manchmal sooo angepaßt, daß der Mensch einschneidende Erlebnisse nicht mehr verkraften kann, an sich selbst zweifelt, seinen Lebenswillen verliert ...

Daran kann dann die "zukünftig trauernde Familie" auch nicht mehr viel ändern - da liegen Wurzeln sehr viel tiefer - liegen da, wo der "unbändige Lebenswillen" eines Kindes durch (in seinen kindlichen Augen) "einschneidende Erfahrungen" gebrochen wurde, sein "natürliches Selbstwertgefühl" untergraben wurde - vielleicht nicht "mit einem Schlag" sondern vielleicht mehr mit sich ständig wiederholenden negativen, in den Augen des Kindes "lebensbedrohlichen" Erlebnissen.

Ich für meinen Teil hätte gerne ein gut Stück mehr Egoismus - "Selbstwertgefühl" - nicht um meinem Leben ein Ende zusetzen, sondern um "leichter" zu leben.

Charon77

ZitatDas ist eine Frage die nur in unserem Kulturkreis so gestellt wird. Im übrigen die katholische Kirche vertritt heutzutage noch die Meinung das Selbstmörder in die Hölle kommen, mehr brauch man dazu eigentlich nicht sagen man kann nur mit dem Kopf schütteln bei so einer Anmaßung seitens der Kirche.

In anderen Kulturkreisen ist der Selbstmord im übrigen garnicht so negativ behaftet bei den Japanern zb ist das Harakiri eine Jahrhundertealte Tradition, und sogar eine Ehre. Die Hinterbliebenen werden von aller Schuld reingewaschen und können dann stolz darauf sein. In keinem Land der Welt ist die Selbstmordrate so hoch wie in Japan, allerdings wie gesagt nicht weil es den Leuten dort so schlechtgeht sondern aus kulturellen Gründen.

Das hier der Selbstmord so negativ gesehen wird liegt einzig und allein, an der Kirche die dies jahrhundertelang als "Teufelswerk" verboten hat und den Menschen gewissensbisse eingeredet hat.

Mein Großvater hat selbst Selbstmord begangen und NIE hab ich gedacht er sei egoistisch gewesen, ganz im Gegenteil in Anbetracht seiner damaligen Umstände bin ich auch heute noch der Meinung es war eine große Tat und nicht jeder kann mal eben so Selbstmord begehen. Auch wenn einige denken das sei so einfach, das ist es nicht.


Da gebe ich dir völlich recht!!! Aber ist das nicht scheinheilig,wer lebt denn heute noch nach dem Gebot der Bibel? Ist es nicht eher so das diese Leute die Bibel vorschieben,weil sie sich das nicht erklären können,das es Menschen gibt die sich das Leben nehmen?
Gruß  Charon77

Charon77

Hey  Friedrich ohne K
Ich glaube nicht das jemand der sich das Leben nimmt irgent was beweisen muss.
Jeder Mensch hat das Recht auf Selbstbestimmung solange er niemand anderen gefärdet, ich nehme mir doch nicht das Leben um anderen etwas zu beweisen.
Wenn dann mache ich das für mich, denke dann auch nur an mich und nicht daran ob andere mich jezt verstanden haben.
Wenn sie in meinem Leben kein Verständnis für mich hatten brauchen sie das nach dem Selbstmord auch nicht mehr!
Gruß   Charon77

Ina

Ich denke auch nicht, dass Selbstmord etwas damit zutun hat,
anderen etwas beweisen zu müssen. Es gibt sicher Menschen, die
sich als Trotzreaktion umbringen, so nach dem Motto "Tja, das
habt ihr nun davon, da seht ihr, was ihr angerichtet habt".

Aber meistens ist es doch viel mehr die unglaubliche Verzweiflung,
das Leid, die Trauer, die Hilflosigkeit... mich sich selbst und auch
mit der Gesellschaft nicht mehr klarzukommen...
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Charon77

Hallo  InaDiva
Wo liegt denn dann die Schmerzgrenze?
Wann hat jemand das Recht sich das Leben zu nehmen?
Ist es nicht vermessen zu sagen,erst wenn man jede Hilfe angenommen hat,ist es in Ordnung das Leben zu beenden?
Jeder Mensch ist doch anders, ist es dann nicht nur qwelerrei Hilfe in Anspruch zu nehmen, die sowieso Sinnlos ist und den Schmerz nur verlängert?
Ansonsten bin ich deiner Meinung,das man dem Selbstmörder keine Vorwürfe machen solte!
Gruß  Charon77

Ina

Naja, man weiß ja vorher gar nicht, ob die Hilfe, die man annehmen
könnte, wirklich sinnlos und überflüssig ist. Es gibt viele Menschen,
die durch Therapien, Medikamente oder sonstige Konzepte von den
Suizidgedanken abgebracht wurden. Sowas sollte man vorher schon
austesten, denke ich. Tief im Innern hat nämlich jeder einen Selbst-
erhaltungstrieb / Überlebenswillen.
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Charon77

Zitat
Liebe charon,


egoistisch ... Nein ... niemand kann sich so fühlen wie ein anderer,so gut nicht und auch so schrecklich nicht.

Also sollte sich auch niemand ein Urteil über etwas erlauben,was er nicht kennt.Und "Gott sei Dank",kann es ja auch niemand verhindern,wenigstens ist das nicht auch noch fremdbestimmt beeinflussbar.

Meine Mutter hat 2001 Suizid begangen und es war nicht egoistisch in meinen Augen,sie hatte Qualen genug vorher.

Anders ist es vllt.,wenn man (kl.) Kinder hat,aber auch da,war es dann eben der scheinbar einzige Ausweg.


@charon ... wahre Liebe läßt los,mache Dir also bitte keine unnötigen Sorgen


L.G. Fee


Da hast absolut recht! Los lassen ist schwer aber das ist dann auch Liebe! Schließlich hat auch ein Selbstmörder den Schmerz der trennung zu tragen!
Lieben Gruß   Charon77

Charon77

Zitatich denke nicht das selbstmord egoistisch ist.
es ist eher egoismus wenn angehörige/freunde den vorwurf machen es sei egoistisch. das würde ja bedeuten man lebt nicht für sich selbst sondern existiert nur aus dem grund für andere da zu sein.


Genau meine Meinung,wenn man sein ganzes Leben für andere da ist verliert man sich selbst!!!
;)  Gruß   Charon77