Helfen wollen und dabei auf der Strecke bleiben...

Begonnen von Angst, 30 Dezember 2010, 17:36:44

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Angst

So läuft es immer, schon seit Jahren, wenn jemand meine Hilfe
braucht, dann versuch ich, wenn mir wirklich was an der Person
liegt, mein Bestes zu geben! Naja, bei meiner Mutter und meiner
Schwester, da mach ich das, ohne lange zu überlegen, auch wenn
ich es vom Kopf her schon aufgegeben hab, bei den Beiden was zu
sagen, weil es eh nix bringt.. Wenn es jemand ist wie zB. A. dann
möchte ich es nich aufgeben, immer wieder zu versuchen, immer
wieder was dazu zu sagen - aber das ist auch was anders! *denk*

Heute Mittag kam meine Schwster völlig aufgelöst hier an, hat total
geheult und wusste nich was sie machen sollte... Ich hab sie dann
erstmal in den Arm genommen und dann kam sie mit der alten Story,
wieder mal ist der Vater von meim Neffen ausgerastet, hat Sachen
nach ihr geworfen und rumgebrüllt... Immer wenn sie davon erzählt,
wächst der Hass auf diesen Typen, es errinnert mich so an meinen
eigenen Vater, meine Schwester hat ihn erlebt und wie so oft, durfe
ich mir anhören "Dein Vater hat mich auch durch die Wohnung ge-
prügelt" - "Dein Vater hat auch immer so rumgebrüllt" "Dein Vater,
Dein Vater..." ich kann es nich mehr hören und das sag ich immer
wieder... Ich kann ja verstehen, dass sie nich will, das der Kleine
ohne Vater aufwächst, aber das kann man auch anders regeln, so
wie das bei denen läuft, ist das eine Zumutung für das Kind!! :(
Kurz vor der Geburt von ihm, war sie eiegntlich so gut wie weg von
dem Typen, aber dann... hm, sie hat halt Verlusstängste..

Ich kann ihr nich helfen und doch will ich es versuchen und bei all'
den Leuten um mich herum, vergess' ich mich... Was heißt ich ver-
gess' mich, ich stell mich hinten dran. Das macht sich vorallem am
Abend und in der Nacht bemerkbar. Ich bekomm Angst, fang an zu
zittern, hab dauernd Druck und manchmal will gar nich mehr sein...
Die Medikamente wirken auch nur noch bedingt, dann wenn ich die
Dosis erhöhe...

Ach man, das doch schei*e.. :(
Jeder Mensch ist ein einmaliger Mensch und tatsächlich,
für sich gesehen, das größte Kunstwerk aller Zeiten.

~Thomas Bernhard~

Epines

Hallo Angst

Es ist schlimm, dass dein Neffe auch so einen Vater hat und du zusehen musst wie deine Schwester traurig ist und doch nicht die Kraft hat sich von ihrem Mann zu lösen. Es ist verrückt, dass viele dann ausgerechnet einen Partner suchen der sie gleich schlecht behandelt wie früher der Vater. Ich habe genau den Fehler auch ein paar Mal gemacht, aber man wird immer klüger :-)

Als außen Stehende kann man oft nur zusehen und Ratschläge geben, aber ändern müssen es die Betroffenen selbst. Oft brauchen sie sehr lange bis sie es schaffen.

Du schreibst , dass es dir dann in der Nacht nicht gut geht, ist ja logisch das solche Sachen nachwirken und dann kommen auch wieder alte Erinnerungen hoch und die Spirale beginnt sich zu drehen. Wenn man selber nicht allzu stabil ist, kann es einen  ganz schön runter ziehen.

Dein eigenes Leben sollte dir schlussendlich am Wichtigsten sein, also könntest du versuchen dazu eine andere Einstellung zu bekommen, obwohl du weißt, dass es deiner Schwester nicht gut geht, musst du dennoch akzeptieren, dass es ihr Leben und ihre Entscheidung ist bei ihm zu bleiben.

Mitgefühl und helfen wollen ist etwas Schönes, aber man muss unbedingt die nötige Distanz wahren, um nicht selber ständig den Schmerz der Anderen fühlen zu müssen.

Man darf auch nie erwarten, dass diejenigen die sich bei uns aus heulen einen der lieb gemeinten Ratschläge annehmen, oftmals wissen sie selber was sie zu tun hätten, aber die Angst vor dem Neuen und Ungewissen hemmt jede Veränderung.

Ich hoffe dass du auch Menschen um dich hast, die dich stützen und für dich da sind, wenn es dir nicht besonders geht.

Alles Liebe
Epines

samatha

Hi Angst,

anderen helfen zu wollen ehrt dich. Doch das Risiko dabei hast Du auch schon erkannt, indem Du schreibst: "[...]Ich kann ihr nich helfen und doch will ich es versuchen und bei all' den Leuten um mich herum, vergess' ich mich... Was heißt ich vergess' mich, ich stell mich hinten dran. [...]" Wem hast Du dann wirklich geholfen? Dir mit Sicherheit nicht und Du sagt selbst, daß Du eigentlich überhaupt nicht helfen kannst.

Eine wirkliche Hilfe bedeutet doch etwas mehr, als jemandem den Arm um die Schultern zu legen und ihm Mitgefühl zu vermitteln. Eine praktische Hilfe bedeutet z.B. jemandem einen Weg aus seinem Dilemma zu zeigen. Doch kann man das, solange man den Weg aus seinem eigenen Dilemma nicht einmal findet? Bei den Anonymen Alkoholiker gibt es die Redensart "Zwei Einbeinige können sich nicht gegenseitig stützen". Das ist so zu verstehen, daß zwei Menschen, die selbst noch wackelig und unsicher sind, sich gerade in kritischen Situationen nicht gegenseitig helfen können, sondern höchstens mit dem anderen auf die Nase fallen. Ich denke, daß diese Redensart auf viele Situationen übertragbar ist. Wie will ich jemandem helfen, wenn ich selbst keinen Weg weiß? Woher die Kraft nehmen, um jemand anders zu helfen, wenn die Kraft nicht einmal dafür reicht, sich selbst aus der Patsche zu manövrieren?

Das Wichtigste, was ich in den Jahren gelernt habe, das ist, zuerst einmal einen gesunden Egoismus zu entwickeln, für mein eigenes Überleben zu sorgen. Wenn ich das erreicht habe, dann habe ich auch die kraft und das Wissen erworben, anderen einen besseren Weg zeigen zu können.

Grüße


Angst

Ich muss erstmal sagen, weil ich glaube es wird falsch verstanden, die
beiden sind, meines Wissens nach, kein Paar mehr, es geht nur darum,
das der Kleine seinen Papa hat und so verbringen sie dann ihre Zeit oft
miteinander - was leider oft in Streit endet...

Oh man, das war eine anstrengende Nacht, meine Schwester hat mit
bei mir im Zimmer geschlafen, haben noch bis ca 1h geredet über das
Alles... Ich hab trotz Medis nur cs 2 Stunden geschlafen, ich bin so
fertig.


Woher die Kraft nehmen, um jemand anders zu helfen, wenn die Kraft nicht einmal dafür reicht, sich selbst aus der Patsche zu manövrieren?


Das ist eine Frage die ich mir oft stelle, manchmal, also bei ein paar
wenigen Leuten, funktioniert das, ich bin dann hinterher zwar immer
total gerädert, aber irgendwie klappt es für ein paar Momente...

Grüße von einer müden Angst
Jeder Mensch ist ein einmaliger Mensch und tatsächlich,
für sich gesehen, das größte Kunstwerk aller Zeiten.

~Thomas Bernhard~