Ich kann nicht helfen :(

Begonnen von Ina, 22 Dezember 2010, 22:59:27

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Ina

Gerade eben habe ich eine Zeit lang mit Blah* geschrieben. Es ging ihr gar nicht
gut und ich habe ihr zugehört. Sie ist meine beste Freundin. Ebenso bot ich ihr an
mich anzurufen, was sie nach einiger Zeit auch tat. Sie erzählte ein wenig, was sie
bedrückt, konnte aber nicht so wirklich aus sich herauskommen. Ich versuchte ihr
zu helfen, ihr Tipps zu geben, einfach da zu sein. Aber es schien ihr nicht zu helfen,
alles was ich sagte, schien falsch und belanglos zu sein. Das tut weh, macht mich
traurig. Was hätte ich tun soll? Hätte ich einfach mit ihr schweigen sollen? Irgend-
wie fühle ich mich so "schuldig" :(


Name von der "Redaktion" geändert ;)
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Fee


... liebe Ina,ich denke wirklich,daß Du einfühlsam bist und getan hast,was Du konntest.

Ein Richtig oder Falsch,gibt es auch nicht für jede Situation.
Und ein "Mirbestmöglich",ist viel ... finde ich.


L.G. Fee

Mausi

Liebe Ina,

ich muss Fee vollumfänglich zustimmen und aus eigener Erfahrung sagen: Zuhören ist verdammt viel und noch viel mehr ist es, wenn der "Erzähler" nicht das Gefühl hat Dich zu überfordern, denn das ist oft das, was mich vom Erzählen abhält, die Angst meinen Gegenüber zu überfordern.
Mir würde es unheimlich helfen,w enn ich weiß, gesagt bekomme, dass ich eben dies nicht tue...

LG Mausi

Epines

Hallo Ina

Manchmal ist man echt hilflos, weil man den Menschen die man gern hat nicht helfen kann und wie du schriebst, alles was man anregt nicht wirklich eine Hilfe ist, oder einfach aus Kraftgründen nicht in Angriff genommen werden kann.

Aber helfen ist oft gar nicht das Allerwichtigste, sondern für jemanden da zu sein, ihm oder ihr ein wenig Zeit zu schenken, ohne ihre Ängste und ihr Nichts tun können  zu bewerten.

Ich muss gerade an einen Freund denken, der über  20 Jahre lang  eine Borderline Patientin betreute. Alles was er mit ihr versuchte blieb erfolglos. Sie hatte ihn mit Briefen, Emails und SMS überhäuft und er war oft nahezu am verzweifeln, dass er ihr nicht wirklich helfen konnte. Er tat wesentlich mehr für sie als es im Rahmen eines Arzt/Patientin Verhältnisses üblich war. Mit der Zeit gab er jegliche Therapieversuche auf und  war einfach nur noch da für sie und hörte ihr zu.

Als sie starb, bekam er einen letzten Brief von ihr. Darin bedankte sie sich dafür, dass er sie einfach so akzeptierte wie sie war und ihr so viele Jahre beigestanden hat und das ihr genau diese Gewissheit jemanden zu haben mit dem sie über alles reden konnte, ohne negativ bewertet zu werden, geholfen hat weiter zu leben.

Sie starb an einer schweren Krankheit und er vermisste sie sehr, ihm wurde erst im Nachhinein bewusst, dass sie ihm auch viel gegeben hatte. Er hatte durch sie erkannt, dass es nicht hauptsächlich  an Therapien liegt jemanden weiter zu bringen, sondern mehrheitlich an  wertvollen zwischenmenschlichen Beziehungen.

Es ist schön , dass deine Freundin jemanden wie dich hat, der zuhören kann und will und sie ist sich bestimmt bewusst, dass dies in der heutigen so hektischen Zeit etwas sehr Wertvolles ist.

Alles Liebe
Epines

Epines

P.S. @ Mausi

*Zuhören ist verdammt viel und noch viel mehr ist es, wenn der "Erzähler" nicht das Gefühl hat Dich zu überfordern, denn das ist oft das, was mich vom Erzählen abhält, die Angst meinen Gegenüber zu überfordern. *

Ein Freund von mir hat genau diese Ängste auch  und obwohl ich ihm immer wieder versicherte, dass es nicht so ist, glaubte er mir nicht. Nun verschont er mich und erzählt mir gar nichts mehr und dies verletzt mich mehr als alle Überforderungen es hätten tun können. Unsere Gespräche , die früher wirklich tief gingen und unsere Freundschaft bereicherten, sind dadurch oberflächlich geworden.

Wenn ich ihm in die Augen sehe fühle ich immer, dass es etwas gibt was er gerne sagen würde, es aber nicht möchte aus dieser Angst heraus mich zu überfordern und dies tut heftig weh...

21HEIDI

Hallo INA!

Man muß nicht immer helfen,indem man eine Tat vollbringt und was macht.
Oft genügt schon,daß man eine Freundin nur zuhört.
DAMIT ist ihr oft schon sehr,sehr geholfen,denn jeder interessiert sich erst gar nicht für solche Themen.
Sieh das mal so.
Liebe Grüße,
HEIDI :-)