Ehrlich sein?

Begonnen von Ina, 10 Dezember 2010, 07:42:24

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Ina

Eine Bekannte von mir erzählte mir heute Morgen, dass sie sich umbringen wollte.
Mit Tabletten. Eine Hand voll Opipramol und Schlaftabletten. Sie hätte die Tabletten
schon im Mund gehabt, dann aber wieder ausgespuckt.

Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Wenn ich ehrlich bin, finde ich das absolut
lachhaft, dass sie glaubt, sich mit sowas - und dann auch noch so wenig - umbringen
zu können. Soll ich ihr ehrlich sagen, dass das mit solchen Tabletten nicht geht, vor
allen Dingen, wenn die Dosis so gering ist? Oder soll ich darüber lieber gar kein Wort
verlieren und nur auf die Sache an sich eingehen? Sonst gebe ich ihr ja praktisch einen
Tipp - das geht nicht.

Es ist nicht so, dass ich kein Verständnis für sie habe - im Gegenteil. Und ich verstehe
auch ihre Verzweiflung sehr gut. Das einzige, was ich mich frage, ist wie ich auf die
Sache mit den Tabletten reagieren soll.

Wie würdet Ihr reagieren?
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Mausi

Hallo Ina,

ja, sehr schwere Frage, aber auch ich sehe es wie Pudel eher als Hilferuf, den Du ernst nehmen solltest und so denke ich auch offen mit Deiner Freundin darüber reden solltest, also genau das sagen, als was Du es empfindest, ganz ehrlich, dass die Tabletten nicht ausreichen und wie Du es empfindest und dass sie sich dringend helfen lassen sollte und auch in was für eine brenzlige Situation sie Dich damit gebracht hat.

Ich habe das leider eben jetzt erst durch, meine Freundin in eben diese ganz schreckliche Situation gebracht zu haben und leider waren es bei mir mehr als genug Tabletten und es tut mir schrecklich leid meine Freundin in diese Situation gebracht zu haben und ich werde das ihretwillen nie wieder tun und wer weiß, ich denke dass es Deine Freundin, wenn sie wirklich eine Freundin ist sehr ähnlich sehen würde....hoffe ich

Weiß nicht, ob Dir m,eine Meinung jetzt so sehr weitergeholfen hat und es ist auch nur meine ganz eigene Meinung, aber vielleicht hilft sie Dir in dieser wirklich sehr diffizielen Situation wenigstens doch ein kleines bisschen...

LG Mausi

ClaraFall

Ich wäre da überfordert glaube ich. Wie reagiert man denn "am richtigsten", wenn einem jemand direkt sagt, dass er sich umbringen will?


Also das mit der zu niedrigen Dosis würde ich auch nicht "verraten".

Ina

Vielen Dank für Eure Ratschläge!

Ich werde ihr das mit der Dosis nicht sagen, sondern einfach für sie da sein,
ihr zuhören, zur Seite stehen. Ich denke, dafür wird sich dankbar sein, da sie
anscheinend auch nicht viele Menschen hat, mit denen sie befreundet ist und
mit denen sie über solche Themen sprechen kann.

Und Mausi, natürlich bedeutet mir Deine Meinung etwas, das hilft mir weiter :)
Eine Freundin ist sie aber nicht, nur eine Bekannte. Kenne sie noch nicht so
lange, habe hauptsächlich per Mail Kontakt zu ihr und da hat sie mir das anver-
traut, da sie weiß, dass ich auch unter Depressionen leide.

Also, danke nochmal an Euch alle!
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

nubis

#4
Ich denke, es kommt zu sehr auf den einzelnen 'Fall' an, als dass man das so allgemein beantworten könnte.

Außerdem meine ich, müsste mit der unmittelbaren Reaktion doch schon die Weiche gestellt sein, wie man weiter damit umgehen kann/will.

Es gibt Personen, bei denen ich eher genervt das Gesicht verziehen würde und auch gleich sagen würde, dass das so nichts wird - andererseits gibt es aber auch Personen, bei denen ich es ernst nehmen würde und auch bestürzt wäre.
Aber wie gesagt: das ist man doch dann nicht erst nach reiflicher Überlegung, sondern solch eine Reaktion erfolgt spontan.
Alles andere ist unaufrichtig und kann halt auch als solches entlarvt werden - und die Situation unter Umständen noch verschlimmern.


Also wie gesagt: der Zug für 'die erste Reaktion' ist in diesem Fall ja schon abgefahren - und auf die kommt es doch zumeist an.

In dem Moment wo man sich mitteilt und öffnet ist man schon sehr sensibel und spürt auch das kleinste Zurückzucken oder versteckte Ablehnung.
Von daher kann alles Weitere jetzt nur darauf aufbauen: @Ina - wie HAST du denn reagiert, als sie dir das eröffnet hat?




Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Strider

Ich denke auch das die Dosis oder die Wahl Ihres Mittels völlig unerheblich ist! Grade wenn Sie auch dadurch wieder das Gefühl bekommen würde auch hierin versagt zu haben. Das ist kein Thema zum dran festhalten oder welches man diskutieren müsste.
Es ist doch völlig unerheblich wie Sie es gemacht hätte und ob Ihr Versuch praktisch richtig war! Sie hat zumindest das Gefühl das Du Ihr Verständniss entgegenbringen könntest und das Sie Dir vertrauen kann.
Sie hat Dir dieses Vertrauen gezeigt und versucht Deine Hilfe zu bekommen, das ist viel!
Es ist nicht immer nur ein kindischer Versuch Aufmerksamkeit zu erlangen, manchmal sind andere Kommunikationswege nicht mehr vorhanden.
Wie andere schon sagten, Hilferufe sind oft das letzte Mittel um die eigene (vielleicht auch nur gefühlte) Isolation zu durchbrechen.
Wenn allein schon dieses Vertrauen nicht missbraucht wird und wenn Sie das Gefühl bekommt gehört worden zu sein, kann es eine grosse Hilfe bedeuten.

Ich finde gut wie Du Ihren Hilferuf honorieren möchtest. Immer aber mit dem Gedanken was Du, Ina, an Kraft hast.
Wenn Du merkst es geht über Deine Kräfte hinaus, musst Du in Deinem Sinn handeln. Es ist nicht leicht einem Menschen wirklich zu helfen, das kostet viel Kraft und manchmal muss man es dann wieder abgeben.
Der letzte Weg wäre immer der Rat zur professionellen Hilfe.
Ich denke aber auch das Du das sehr gut weisst. Viel Kraft wünsche ich Dir!

lg, Streicher <3

Ina

Nubis, Du hast schon recht mit dem, was Du schreibst. Als ich das von meiner Bekannten
gelesen hatte, war ich natürlich erstmal schockiert und war deshalb total unsicher, was ich
ihr antworten sollte. Deshalb dachte ich mir, dass ich hier erstmal um Rat bitte, damit ich
nichts falsch mache. Im Grunde genommen war mit aber bewusst, dass es nicht richtig wäre
sie auf die Tabletten bzw. die Dosis anzusprechen.

Streicher, es ist richtig, dass es gar nicht auf die Art des Versuches oder des Geplanten
ankommt, sondern darauf, dass sie überhaupt solcherlei Gedanken hat. Ich habe sie auf
jeden Fall von Anfang an ernst genommen und ihre Nachricht als Hilferuf gedeutet. Ich
habe ihr jetzt eine sehr sehr lange Antwort geschickt, in der ich ihr Verständnis entgegen-
gebracht und ihr gezeigt habe, dass ich ihr gerne zuhören werde. Auch wenn ich eigentlich
nicht mehr so gerne telefoniere, schrieb ich ihr, dass sie mich anrufen kann und habe ihr
meine Telefonnummer gegeben. Vielleicht hilft ihr das ja ein wenig.

Und nein, über meine Kräfte geht das im Moment nicht hinaus. Es geht mir zur Zeit ein
kleines bisschen besser, wenn auch aus eher nicht so guten Gründen. Aber das spielt
an dieser Stelle keine Rolle.

Ich bin immer gerne für andere da, wenn es mir nicht selbst allzu schlecht geht.
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

21HEIDI

Hallo INA!

Ich an Deiner Stelle würde mit ihr positive Worte sprechen und ihr sagen,daß esnoch schlimmere Fälle gibt und daß sie es ebenfalls geschafft haben!Also positiv auf sie einreden.
Paß bloß auf,wenn Du dabeibist und sie Medikamente nehmen will...!!!
Denn wenn Du da nichts unternimmst(Rettung anrufst,u.s.w..),ist das Unterstellung erster Hilfe und man kann DICH dafür verantwortlich machen!(Hab ich bei den anonymen Frauen schon selbst paarmal gehabt bzw. erlebt!!!)

Alles Gute, HEIDI :-)