neuer user: samatha

Begonnen von samatha, 27 November 2010, 21:35:33

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

samatha

Hi,

ich bin neu hier im Forum - oder auch nicht. Vor längerer Zeit war ich hier schon einmal angemeldet, aber ich kann mich nicht einmal an den usernamen erinnern. Also beginne ich von neuem:

ich bin 58, berufstätig und lebe mit meiner Freundin in einer Kleinstadt in Niedersachsen. Im Herbst 2006 begann die Depression als Begleiterscheinung eines Burn Out. Beides bin ich bis heute nicht losgeworden. Die Depression hält sich durch die Einnahme eines AD in Grenzen, die Erschöpfung ist mehr oder weniger Dauerzustand. Wenn aber bei der Arbeit Stress aufkommt, dann haut mich die Erschöpfung richtig um und dann schlägt die Depression auch wieder zu. Es wird nicht wirklich besser aber auch nicht erheblich schlechter, ich schleppe mich von Tag zu Tag, mache mehr schlecht als recht meinen Job und harre der Dinge, die da kommen ... oder auch nicht.

Grüße


Epines

Hallo Samantha

Wohlstandspudel hat Recht, oft hängt es mit der Arbeit zusammen und natürlich auch mit unverarbeiteten Altlasten.

Ich hatte schon zweimal ein Burn out, aber erst als ich merkte das ich zum dritten Mal darauf zusteuerte, fing ich an mein Leben zu ändern. Ich erkannte lange Zeit nicht das ich arbeitssüchtig war und mich mit Arbeit überhäufte, um keine Langeweile oder Leere mehr entstehen zu lassen, zudem war mein Kopf mit zu bewältigenden Arbeiten so angefüllt, dass ich mich nicht mit mir selbst und meinen Altlasten beschäftigen musste.
Außerdem brauchte ich immer zu neue Herausforderungen, also wurde es immer mehr und mehr Arbeit, ich will hier gar nicht erwähnen wie viele Stunden ich am Tag gearbeitet habe, aber ich hatte jahrelang keine freien Tage und auch keine Ferien, weil ich dann in Loch fiel, ich konnte nichts tun kaum ertragen...

Bei der Arbeit hatte ich auch die für mich so wichtige Anerkennung, alles was ich in die Hand nahm gelang mir und dies war eine Zeit lang auch wichtig und tat mir gut.

Beim zweiten Burn out war ich zuvor so erschöpft, dass ich während eines Meeting Realitätsverlust hatte. Ich sah die Menschen um mich, sah wie sich ihre Lippen bewegten, aber ich konnte sie nicht verstehen. Dieser Zustand hielt einige Stunden an und hat mich endlich zum Umdenken bewegt.

Doch dieses Umdenken war begleitet von Depressionen, ich fühlte mich wieder wertlos und faul ohne meine Arbeit, war kraftloser denn je zuvor. Die Welt war nur noch grau in grau, ich wusste kaum noch was oben und unten war, und ich wusste, dass Arbeit mir helfen würde, aber ich hielt durch und es gelang mir da wieder raus zu kommen, auch mit der Hilfe von wirklich wertvollen Freunden, die mich nie in Ruhe ließen, die mich ständig nervten, etwas von mir forderten, so dass ich mich nicht im Bett vergraben konnte.

Dies ist 5 Jahre her, mein Leben habe ich total verändert. Meine Arbeit habe ich gewechselt, sie ist mir zwar noch wichtig, aber ich habe sie auf ein gesünderes Maß reduziert, einige würden zwar behaupten das ich immer noch zu viel mache, aber ich gönne mir nun manchmal einige faule Tage, ohne schlechtes Gewissen  und es gefällt mir sogar :-) und nicht zuletzt habe ich mich meiner Altlast gestellt.

Für mich war das Burnout eine Chance mich endlich auf mich zu besinnen und auf meinen Körper der laut geschrien hat zu hören.

Ich wünsche dir eben soviel Kraft etwas zu verändern, es ist schwer, aber nicht unmöglich :-)

Alles Liebe dir
Epines




samatha

#2
Hallo und vielen Dank für die Rückmeldungen.

Klar hat mein Burn Out mit meinem Job zu tun. Ich mache Service für IT-Systeme und das im Außendienst. Also fahre ich nicht nur sehr viel mit dem Auto herum, sondern ich bin immer mal wieder in Streßsituationen, weil eben irgendein System beim Kunden ausgefallen ist. Und obwohl ich den Job schon seit fast 30 Jahren mache, so gibt es doch keine Gewöhnung, denn an Streß kann man sich nicht gewöhnen. Sicher, die Erfahrung läßt kritische Situationen nicht mehr bedrohlich erscheinen, aber Streß bleibt es doch.

2006 war ich derartig in der "der Job muß halt gemacht werden" Routine, daß ich selbst nicht mehr gemerkt habe, daß ich mich total überfordere. Die auf den Zusammenbruch folgende Zeit habe ich mir auch nicht gerade einfach gemacht: gemeinsame Wohnung mit meiner Freundin - und das nach mehr als 16 Jahren fröhlichem Alleinleben - und der Umzug in eine Kleinstadt. Als dann nach zwei Jahren endlich ein wenig Ruhe einkehrte kam die Insolvenz meines Arbeitgebers und damit wieder richtig Stress. Gibt es vielleicht eine Nachfolgefirma? Und wenn ja, bin ich auch dabei? Wer nimmt mich sonst denn noch mit 57? Dann gab es eine Nachfolgefirma, doch die haben uns Arbeitsverträge angeboten, die völlig unannehmbar waren. Also ging der Kampf weiter, jetzt um einen akzeptablen Arbeitsvertrag. Das hat alles dazu geführt, daß ich mittlerweile an einem Punkt bin, der schlimmer ist als der Beginn meines Burn Out vor vier Jahren es war. Außerdem hat sich die Depression verselbständigt, die schwarzen Löcher treten völlig unabhängig vom Arbeitsstreß auf.

Das ist die Situation etwas detaillierter. Darum harre ich einfach nur der Dinge, die da kommen. Einen Jobwechsel kann ich alters- und ausbildungsbedingt vergessen und ein Sabbatjahr liegt aus finanziellen Gründen nicht drin - auch wenn es wohl die sinnvollste Lösung wäre. Zur Zeit habe ich 50% Kurzarbeit, d.h. ich arbeite nur zwei Wochen im Monat. Darüber bin ich sehr froh, denn ohne diese Erholungszeit wäre ich schon längst arbeitsunfähig.

So, jetzt müßte eigentlich ein Gedanke zur Lösung des Problems kommen, doch ich habe keinen. Auch wenn es mir total widerstrebt, den Text ohne ein vernünftiges Ende ausklingen zu lassen, fällt mir doch absolut nix ein, wie ich die Situation ändern könnte, ohne mich noch viel mehr unter Streß zu setzen.

Dumme Sache das.

Grüße


Epines

Hallo Samatha

Die Situation die du schilderst ist in der Tat schwierig, manchmal lassen es die Umstände um uns einfach nicht zu, dass es besser wird, obwohl wir wüssten was wir ändern müssten, sind uns die  Hände gebunden, macht mich gerade traurig...
und ich sehe wie gut es das Schicksal eigentlich mit mir meinte.

Immer wenn es besonders hoffnungslos ausgesehen hat, hat sich meist aus völlig unerwarteter Seite ein Türchen aufgetan. So ein Türchen wünsche ich dir jetzt ganz fest!

Alles Liebe
Epines

samatha

Hi

und danke nochmal für deine guten Wünsche. Es gibt aber auch Lichtblicke und nicht nur Finsternis. Ich habe in meinem Leben schon viel schlimmer in der Sch..... gesessen und bin da nicht nur heile rausgekommen, sondern habe auch viel daraus gelernt. Das hat einen großen Optimismus in mir hinterlassen. Allerdings hat die Depression ihn zur Zeit im Würgegriff und läßt ihn nicht durchkommen, doch ich weiß, daß er noch da ist. Und ich weiß auch, daß nichts in meinem Leben ohne Sinn geschieht und daß ich immer die Chance habe, dem allem selbst einen Sinn zu geben, falls er sich nicht von selbst erschließt.

Es ist deutlich zu merken, daß ich heute recht gut drauf bin. Manchmal reicht es schon, meine Situation einfach niederzuschreiben, um sie positiver sehen zu können.

Grüße


Sintram

Hallo samatha,

auch von mir ein Willkommen.

Pass auf Dich auf.
Ein Freund von mir leidet seit Jahren an einem Burn Out Syndrom und muss ständig auf der Hut sein, seine Belastbarkeitsgrenze nicht zu überschreiten.

Du hast recht, schreiben hilft.

LG
Sintram