Das Erbe angetreten

Begonnen von kann-nix, 03 Oktober 2010, 11:24:48

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kann-nix


Hallo Zusammen,

ich möchte mich einmal vorstellen. Ich bin anfang 30 und seit einigen Jahren mit meinem Freund zusammen.
Zur Zeit arbeite ich im pflegerischen Bereich in einer leitenden Position, was mir schwer zu schaffen macht.
Zu meiner Vergangenheit: Meine Eltern haben sich früh scheiden lassen. Die Trennung war echt schlimm für mich.
Meine Mutter war höchst depressiv, Schlaftablettenabhängig, Magersüchtig und im allgemeinen schwer krank.
In der Schule war ich der "Depp vom Dienst" aber das änderte sich dann aber ab dem Abitur. Mit meiner Mutter hatte ich wirklich scher
schwere Zeiten durch. Einige Langzeittherapien wo ich dann bei Oma oder Vater war, Suizidversuche wobei ich sie davon einmal fand und ins KH gebracht habe und ganz viele andere schreckliche Situationen. Früh musste ich die Verantwortung übernehmen, mich um Post kümmern, Rechnungen zahlen, Haushalt in Schuss halten.
Als mein Zivildienst nach dem Abi beendet war, verstarb meine Mutter plötzlich. Aufgefangen wurde ich durch Onkel und Tante, bei denen ich ca. ein Jahr wohnen konnte. Meine Ausbildung im KH hat mir im groß und ganzen Spaß gemacht. Nun arbeite ich in einem anderen pflegerischen Bereich in einer leitenden Position. In den vergangenen Jahren (auch wo ich noch nicht in der leitenden Position war) habe ich mich oft ausgebrannt gefühlt. Dieses steigert sich immer mehr. Solange ich mich erinnern kann, neigte ich eher zu einer depressiven Grundstimmung. Nun wird das aber immer schlimmer und schlimmer.
Ich fühle mich immer getrieben, kann nie abschalten, bin immer Gedanklich auf der Arbeit und male mir die schlimmsten Katastrophen aus, die dort grad passieren könnten. Oft träume ich auch von der Arbeit. Diese Träume hängen mir dann den Tag im Nacken. Immer dieses flaue Gefühl im Bauch, das Gefühl den Job nicht gut oder richtig genug zu machen. Selbst in intimeren Situationen schweifen die Gedanken ab. Habe auch ein schlechtes Gewissen wenn ich Frei habe, möchte am liebsten auf der Arbeit anrufen, ob alles in Ordnung ist. Ich bin ständig müde, antriebslos und stimmungsgedrückt. Möchte am liebsten den ganzen Tag nichts machen, nur schlafen, nichts mit bekommen und nicht träumen.
Mein Freund kann mich nur schwer zu früher selbstverständlichen Dingen motivieren wie z.B. Freunde besuchen oder so.
Ich möchte mich einfach am liebsten verbuddeln, tief eingraben, nicht mit bekommen.
Jetzt haben wir Sonntag, ich sitze hier am Laptop wieder mit dem flauen Gefühl im Magen und warte darauf, dass ich gleich los fahren muss zur Arbeit...
Mein Freund weiss aus meiner Vergangenheit recht wenig. Er weiss nur, dass ich die Schnauze von meinemJob voll habe. :(
Ich weiss nicht weiter, fühle mich hilflos und alternativlos. :(

Fee

#1

hey kann-einiges  ;)

es ist nicht selten,daß menschen,die schon früh verantwortung tragen mußten,später helferberufe wählen.

... ähhhhm,bin (bis zu meiner frühberentung) fachkrankenschwester für psychiatrie gewesen.

nun ist man ja in helferberufen besonders psychischen Belastungen ausgesetzt.

darum ist es wichtig,dass man auf regelmäßige Psychohygiene und Selbstfürsorge achtet.

hierzu mal eine gute seite speziell für burnout in pflegeberufen:

http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Campus-fuer-Alten-und-Krankenpflege/download/inhalt/Psychologie/Ausgebrannt.pdf

herzlich willkommen im forum und alles gute erstmal
wünscht dir fee


kann-nix

Danke für eure lieben Antworten.

Ich bin echt ratlos was ich nun habe, BO oder Depression oder sonst etwas. Fakt ist, dass ich schon vor meinem Berufsleben melancholische Phasen und Zukunftsängtse hatte. Und trotz der schweren Zeiten mit meiner Mutter konnten mich Freunde motivieren heraus zu gehen, Unternehmungen zu machen, in Discos zu gehen, einfach aktiv zu sein. Ich habe damals Verantwortung für zwei Personen übernommen und von außen wurde ich eher als frühreif wahrgenommen. Dinge die mir damals super wichtig waren, sind mir heute total egal.

Es fängt bei Kleinigkeiten an.
Der Gang zum Friseur ist mir heute so unwichtig wie noch nie. Sonst war ich spätestens alle 14 Tage, nun ist mir das völlig egal, auch wenn ich 12 Wochen nicht hin gehe.
Früher hatte ich mein Zimmer peinlich genau aufgeräumt und habe Teile des Haushalts geschmissen, wenn meine Mutter nicht da war oder nicht konnte. Heute ist mir der Haushalt total egal.
Früher waren mir Freunde und Bekannte super wichtig. Viele Unternehmungen waren angesagt. Heute mag ich kaum außer Haus, meide größere Menschenmassen, vermeide Kontakt zu fremden Leuten im Privatleben, habe Kontakt zu den meissten Freunden und Bekannten abgebrochen.
Am Wochenende mal aus zu gehen kostet mich unmengen von Kraft und mache es wenn meinem Freund zuliebe. Wenn er mich nicht etwas motivieren würd, würde ich auch am WE lieber Zuhause bleiben.

Schlimm ist die innere Zerrissenheit. Ich fühle mich wie gelähmt, antriebslos, melancholisch habe aber gleichzeitig das Gefühl gehetzt zu sein, nicht genug zu geben z.B. im Job, einfach zu versagen. Wenn ich außer Haus war und nach Hause komme, ist der erste Blick aufs Telefon, ob die Arbeit angerufen haben könnte. Geht das Telefon wenn ich Zuhause bin, schlägt mir das Herz bis zum Hals. Dabei ruft die Arbeit nicht mehr so häufig an wie es einmal gewesen ist. Trotzdem ist der erste Gedanke immer bei der Arbeit.
Häufig bin ich gereizt und könnte für Kleinigkeiten an die Decke gehen, bin einfach unausgeglichen.

Die Sache mit meinem Freund....mhhh, also es kommen Tage wo wir uns nicht sehen. Manchmal bis zu einer Woche. Das sind Zeiten in denen ich mich unheimlich schlecht fühle, wo mir die Ablenkung und Halt fehlt. Er weiss zwar, dass ich die Schnauze vom Job voll habe, aber weiss nicht wirklich, wie es in mir selbst ausschaut. Darüber reden kann ich nicht. Im allgemeinen fällt es mir sehr schwer über Gefühle zu reden oder sie zu zeigen. Ich wüsste gar nicht, wie ich anfangen sollte und hätte Angst vor einer negativen Reaktion.
Selbiges gillt für den Gang zum Arzt. Ich weiss nicht warum, aber mir fällt sowas unheimlich schwer. Ich weiss da echt nicht weiter.

Urlaub? Joa, Urlaub ist schön, aber für mich keine Lösung. Im Urlaub haften die Gedanken an der Arbeit, ob alles gut läuft oder welche Dinge nun schief laufen könnten. Ich kann da einfach nicht abschalten.

Jobwechsel ist eine gute Idee, aber es fehlt mir die Alternative. Ich habe nun mal diesen Beruf gelernt und wüsste nun nicht, was ich anderes machen könnte. Ich würde gern studieren gehen, aber mit eigener Wohnung und Auto ist das denke ich unmöglich.

Wenn ich daran denke, dass das meine Zukunft ist... meine Herrn, ich will mir das nicht ausmalen. :(

21HEIDI

Hallo DU!

Auch meine Mutter oder besser gesagt "Erzeugerin" war schwer krank(Alkohol und Männer) und ich wuchs bei der Großmutter hauptsächlich auf...
Ich würde sagen,Du hast die Kindheit noch nicht ganz verarbeitet und im Berufsleben,was Du nun alle tage siehst,kommt die Vergangenheit mit der Gegenwart zuammen und nun macht es "bumm".
Schleunigst zum Arzt!
Lieben Gruß,
HEIDI (46J.)   :-)