Was bleibt....

Begonnen von Strider, 17 Juli 2010, 13:04:55

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Fee


Hallo Streicher,


bei jeder Beschreibung von Hass,frage ich mich :


"Wie fühlt sich Hass an ?"

"So wie ganz doll sauer,nur doller ?"

"Ist Hass Erleichterung,weil er schlimmeres Empfinden ersetzt/verdrängt ?"

"Oder fühlt sich Hass auch ganz schlimm an ?"

"Warum hasse ich nicht ?"

"Hat man es mir frühzeitig "ausgetrieben ?"

"Oder habe ich wirklich noch nie gehasst ?"


Menschen um mich rum,wundern sich manchmal darüber,daß ich manche Menschen nicht hasse.
Einfach nicht hassen kann.

KEIN HASS,"nur" tiefste Traurigkeit in mir ...

... da wo andere hassen ?


Nichtmal Wut ...

Driver

Hallo Streicher !

Habe mir Deinen Thread gerade durchgelesen...neben der Tatasache, daß Du für Dich einen Sinn im Hass gefunden hast - was absolut ok für mich ist - bewundere ich Deine Wortwahl.

Diese "dunkle Poesie" finde ich wirklich beeindruckend. Habe selten jemanden so klar verstanden, der einen Zustand beschrieben hat, welcher sich der rationalen Betrachtung weitgehend entzieht. Jetzt verstehe ich auch wieder einiges bei mir, weil sehr weit bin ich von Deiner Ansicht der Welt nicht entfernt.

Danke dafür.

Gruß, Driver

persephone

Du hast recht, Resignation kann eine Waffe sein. Aber nur, wenn das Objekt im gleichen Moment losgelassen wird. Wenn man sich aus irgendeinem Grund nicht abwenden kann, wird sie zu einer Last. Und wenn man an sich selbst und der Wer Welt resigniert ist sie eine wahre Strafe.

Der Hass, die Raserei schwächt sich ab? Wird langsamer? Vielleicht... lenkbarer?

Vielleicht umwandelbar in Energie, die Dir helfen kann, Deine Ziele zu erreichen?

Sintram

Streicher, ich liebe Deine Texte.

Strider

""Habe selten jemanden so klar verstanden, der einen Zustand beschrieben hat, welcher sich der rationalen Betrachtung weitgehend entzieht. Jetzt verstehe ich auch wieder einiges bei mir, weil sehr weit bin ich von Deiner Ansicht der Welt nicht entfernt.""

Wie oft irrte ich durch die strassen auf der suche nach bestätigung, nach nachvollziehbarkeit meiner reflektiven wahrnehmung. An bestimmten punkten im leben habe ich nur noch gedacht es muss an mir liegen. Aller falsch, alles negative, das in situationen geweckt wurde, käme von mir. Alles was ich in mir wahrnehme, wäre ohne substanz.
Ich hab einen für mich entsprechenden richterschluss gezogen, deshalb tut es gut ihn auch von anderen für möglich gehalten zu sehn!

""So wie ganz doll sauer,nur doller ?" ""

So ein schöner Satz! <3

""Ist Hass Erleichterung,weil er schlimmeres Empfinden ersetzt/verdrängt ?""

Es ist spannend zu sehn wie etwas von anderen formuliert wird, was man lange selbst gesucht hat. Es ist nach meiner wahrnehmung genauso wie du hier fragst!
Ich musste feststellen, das der hass, den schmerz an dem punkt ersetzt, wo der schmerz nicht mehr zu ertragen ist.

Und über den gipfeln war ruh!

Hass ersetzt in der tat die schwäche der erniedrigung, und gibt im gegenzug seine zerstörerische kraft frei, die einem das überleben ermöglicht.
Man mag nicht mal zufrieden sein mit dem was man bekommt, doch ist ein teil das überleben.

""Du hast recht, Resignation kann eine Waffe sein.""

Das passt zu dem von fee angestossenen gedankenkarusell.
Ich meine das resignation keine waffe ist, sie gleicht ehr einem schutzschild. Denn wie Du richtig für dich erkannt hast, gehört zur resignation das loslassen, das sich befreien. An dem punkt angelang, ist auch kein wühlender hass mehr nötig.
Das abwenden, ist eine situativ geborene notwendgkeit.  Es darf sich also folgerichtig auch nur auf diese begebenheit auswirken.
Wir würden ohne das loslassen in der resignation keine beruhigung erziehlen, sondern nur unsere wut verlagern. Weiterer schmerz wäre folgend.

Für Sintram wäre hier jetzt so ein kleiner smilie mit so roten backen und einem kleinen lächeln.^^

Wir sind in einem ständigen austausch mit unserer welt verstrickt. Aktion, reaktion!
Einfach drauf los, oder wie manche zeitgenossen meinen nur mit reibung und selbstzweck, ist eine gesellschaftliche sackgasse.
Das mit sich auseinandersetzen, und das sich überprüfen in der freien und friedlichen kontroverse, ist ein wichtiger schlüssel zur selbsterkenntnis.
Aus dieser kann wieder selbstvertrauen wachsen und hass wird unnötig. Heilung wird möglich.

<3 Streicher


random thought; "Die überheblichkeit die man meint in anderen wahrzunehmen, ist womöglich der schmerz der eigenen erkenntniss seiner persönlichkeit."

Flipflop

Hab nicht alles gelesen, ich gebe es zu, aber Streichers letzter Beitrag war sehr treffend, insbesondere zwei Worte, die mit Sicherheit richtig sind haben mich extrem angesprochen:

Aktion - Reaktion

Es ist so, dass ich bei allem, was ich tue, denke, mache,...also überall, wo cih irgendwie agiere, mir stets die Frage nach der darausfolgenden Reaktion stelle. Richtiggehend Angst habe vor der nachfolgenden Reaktion, egal ob diese postiv oder negatriv für mich ausfallen könnte, denn was für mich positiv ist, kann für jmd. anderen wiederum ganz negative Folgen nach sich ziehen.

Mein momentanes Gefühl und meine Angst sagt mir, vielleicht solltest Du einfach nicht mehr agieren, denn

keine Aktion - keine Reaktion

keine Verletzungen.

Strider

""Mein momentanes Gefühl und meine Angst sagt mir, vielleicht solltest Du einfach nicht mehr agieren, denn  
keine Aktion - keine Reaktion
keine Verletzungen.""

Stillstand ist keine form des lebens. Das austauschen, das sich suchen, das finden, aber auch das stoplern, das erfahren der eigenen unzulänglichkeiten stellt leben dar.
Oft verletzt bis in das letzte, aber dafür wach, anwesend, geschärft. Sehend!

""Es ist so, dass ich bei allem, was ich tue, denke, mache,...also überall, wo cih irgendwie agiere, mir stets die Frage nach der darausfolgenden Reaktion stelle. Richtiggehend Angst habe vor der nachfolgenden Reaktion, egal ob diese postiv oder negatriv für mich ausfallen könnte, denn was für mich positiv ist, kann für jmd. anderen wiederum ganz negative Folgen nach sich ziehen.""

Was für eine aufgabe! Wie zum scheitern gemacht. Die eigene reflexion finden wir leider nicht immer in unseren gegenübern wieder.
Ich weiss aus erfahrung, das die meisten menschen das was du sagst für schiere utopie halten.
Das einfach leben, das agieren, ist mir auch fast unmöglich. Ich versuche eigentlich immer einen kontext zu bilden zwischen dem ergebnis und den erfordernissen. Wenn ich merke das da eine diskrepanz herrscht kann ich oft auch nicht mehr handeln. Mein moralisches wertegerüst verhindert das. Leider nicht immer zum eigenen besten, aber doch wie ich meine jeden gedanken wert, weil ich mich dadurch nicht verrate.

Ich denke wir dürfen uns da folgen, den wir alleine übernehmen die verantwortung für das was am ende des tages bleibt. In uns und unserem gegenüber.
Mensch sein heisst nicht auf einem gesteinsbrocken sinnlos durchs all zu rasen. Es heisst, nach all den millionen jahren von evolution,  die selbige eben nicht zu verraten sondern fortzuführen.


Sintram

#22
"Was für eine Aufgabe! Wie für zum Scheitern gemacht."

Das ist der Grund, weshalb ich unter Menschen nur mehr sehr wenig sage, oft gar nichts, und froh bin, wenn alles ohne größere Missverständnisse über die Bühne gegangen ist.
Eine Zeit lang waren meine Skrupel und Bedenken, jemanden verletzt haben zu können, derart groß, dass ich nach jedem Zusammensein mit anderen tagelang damit beschäftigt war mir zu überlegen bzw. vorzuwerfen, was ich wieder alles an Schaden angerichtet habe -oder haben könnte.

In Foren schreibe ich sehr viel mehr als ich rede. Und da passiert es mir regelmäßig, dass ich in Fettnäpfchen trete oder falsch verstanden werde. Je mehr ich mich bemühe, desto sicherer darf ich sein, dass ich das Falsche zur falschen Zeit am falschen Ort von mir gebe.

Das liegt unter anderem daran, dass ich nicht mehr so richtig unterscheiden kann zwischen Leben und Tod, Freude und Leid, Glück und Unglück, Nüchternheit und Entsetzen. Vieles was mir normal und alltäglich erscheint, kann andere in Bestürzung versetzen, vieles was ich humorvoll meine, stößt andere vor den Kopf, vieles, was mir an Gedanken durch den Kopf geht, verletzt andere oder macht sie aggressiv.

Je mehr ich hinterher versuche, die Dinge zu klären und die Missstimmungen zu zerstäuben, desto schlimmer und unentwirrbarer wird es. Es ist wie verhext.

Wenn ich Wogen glätten will, verursache ich einen Orkan.
Wenn ich trösten will, lege ich meinen Finger auf die Wunden.
Wenn ich Schmerz lindern will, reiße ich Wunden auf.
Wenn ich besänftigen will, mache ich rasend.
Wenn ich schlichten will, entfache ich Zorn und Streit.
Wenn ich einfühlsam sein will, trample ich auf Gefühlen herum.
Wenn ich aufmuntern will, mache ich todunglücklich und traurig.

Ich kann mich kaum mehr verständlich machen.
Es war schon immer so, aber je älter ich werde, desto schlimmer wird es.

Ich habe einfach zuviel durchgemacht.
Aus mir ist ein Mensch geworden, der nicht mehr zu ertragen ist, sowie er etwas von sich preisgibt oder seine Gedanken formuliert.
Ich bin furchterregend. Das hat das Leben aus mir gemacht.