Depression=Einsamkeitsgefühl?

Begonnen von thesaltonsea, 17 Juni 2010, 05:43:51

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21HEIDI

Natürlich! Weil man sich dadurch oft falsch oder gar nicht verstanden fühlt und ungewollt in sein Schneckenhaus zurückzieht,..!
HEIDI :-)

Sintram

Zitataber das meine ich ja eben nicht. ich frag mich ob das einsamkeitsgefühl nur rein durch die depression kommen kann und NICHT durch äußere einflüsse.  also dass man garnich davor einsam war und mit eintreten der depression fühlt man sich einsam UND das ganze ohne dass der depression ein einsamkeitsgefühl voraus ging.

Meiner Erfahrung nach gibt es das durchaus. Es tritt in Wellen oder Schüben auf und kommt wie aus dem Nichts.

In einer bisher vertrauten Umgebung und Gemeinschaft, der du dich zugehörig fühlst und in der du dich bis zu einem gewissen Grad verstanden unbefangen bewegst, überkommt dich urplötzlich wie ein Schaudern das Gefühl völliger Isolation, du erlebst dich wie unter einer Glaglocke, abgeschnitten von den anderen und in dir selbst gefangen. Ohne irgendeinen erkennbaren Grund und Auslöser, und ohne dich zuvor einsam oder ausgeschlossen gefühlt zu haben.

Plötzlich ist dir alles total fremd, die Gesichter und Stimmen, alles scheint weit entfernt und du sitzt völlig allein unter deinen Mitmenschen. Als hättest du nie dazugehört und mit dem Gefühl, nie mehr dazugehören zu können.

Ich hab das oft erlebt. Es klingt wieder ab, wenn du mit dir allein bist, aber in Gesellschaft kann es dich jederzeit und unvermittelt überkommen. Mit der Zeit lernst du dich einfach zurückzuziehen, wenn es möglich ist.
Oder es stoisch zu ertragen, wenn das nicht geht.

Aber grundsätzlich ist das nach meiner Erfahrung ohne weiteres möglich.

thesaltonsea

#17
ja da hab ich auch manchmal, u. a. auch unberechenbare ängste bei sozialen interaktionen.  schrecklich sowas. und auch weil es so unberechenbar ist und ich nicht weiß wie ich dieses problem loskriegen kann.

Sintram

Guten Morgen thesaltonsea,

also so richtig losgeworden bin ich es bis heute nicht, allerdings kann ich es mit Hilfe meiner AD und durch die Erkenntnisse meiner Therapien sehr viel besser einordnen und gelassener damit umgehen.

Was meine Angst vor sozialen Interaktionen betrifft, geht es mir sehr viel besser, seit ich sie nicht mehr verdränge und betäube- es kommt natürlich auf meine momentane Verfassung und den entsprechenden Personenkreis an, wie sehr mir die Sache zusetzt. Hinterher erschöpft bin ich grundsätzlich.

Jedenfalls sind derlei Erscheinungen Symptome einer Depression. Und wenn sie nicht von selbst verschwinden, müssen sie behandelt werden. Wie lange erlebst Du das schon?

LG
Sintram

thesaltonsea

#19
ich kann eigentlich garnicht genau datieren wann das angefangen hat. schon nach der grundschule war ich recht unsicher. vllt. lag das damals aber auch nur an fehlender reife. übersteigerte soziale ängste hab ich denke ich schon recht lange und die depression kam danach. richtig intensiv erleb ich die depression und soziophobie aber seit  ca. 5 jahren, wobei ich das wirklich auch nicht genau sicher sagen kann.
warst du in einer speziellen therapie für soziale ängste oder woher hast du dir die tipps geholt um besser damit umgehen zu können?

Sintram

Guten Morgen thesaltonsea,

Eine spezielle Therapie hatte ich nicht, dafür fünf Gesprächstherapien. Da war das Thema natürlich immer mit dabei.

Zweimal war ich in einer psychosomatischen Klinik -einmal fast fünf Monate- und dort wird diesbezüglich in Gruppen intensive Arbeit gemacht, etwa mit Hilfe von Rollenspielen, die gefilmt und anschließend von den andern beurteilt werden, oder "Mutproben" in der Öffentlichkeit.

Ich musste/durfte zB. als Clown bemalt durch die Fuzo der Großstadt schlendern und beliebige Leute drum bitten, ob sie mir ihre Telefonkarte leihen könnten. Kam natürlich nie so weit, aber die verschiedenen Reaktionen waren sehr interessant. Vor allem die Kinder waren begeistert von meinem Outfit.
Ich habe wirklich von diesen Erfahrungen profitiert, und andere, deren Ängste noch viel ausgeprägter waren, ebenso.

Ich glaube, dass auch die Verhaltenstherapie in diese Richtung arbeitet. Es gibt durchaus therapeutische Wege, der chronischen Verunsicherung anhaltend entgegenzuwirken.
Heute erlebe ich meine mitmenschliche Umwelt zwar noch immer nicht als angenehm und mitunter völlig befremdend, aber als weit weniger bedrohlich und feindselig. Das Gefühl der Nichtzugehörigkeit setzt mir nicht mehr zu, ich fühle mich in mir zuhause und kann mein Anderssein sehr viel positiver erleben.

Ich wünsch Dir einen schönen Tag
Sintram


dejavu

hey thesa

ich kann das schon gut nachvollziehen, ich war von Kindesbeinen an, unsicher, konnte nie vor mehreren Menschen reden etc....ich weiß nicht, ob man in der Grundschule fehlende Reife verantwortlich machen kann...welches Grundschulkind ist reif?...meine Ängste sind vollends ausgebrochen, als ich-auf Wunsch und Betreiben meiner Eltern- ein Lehramtsstudium aufnehmen mußte, nicht verwunderlich...
dadurch, daß ich ein sehr ernsthaftes und ruhiges Kind war, daß immer allen Ansprüchen genügte, egal, mit welchen inneren Qualen es verbunden war, widersprach ich nicht und es endete damit, daß ich zum Schluß das Studium geschmissen hab, weil ich nicht mehr zur Uni gehen konnte...bei dem Wissen, ich müße dieses Riesengebäude betreten, an sovielen Menschen vorbei etc..das hat mich dazu gebracht, mich nur noch zurückzuziehen...

Ich hab mehrere stationäre Therapien durchlaufen und es kam jedes mal fast zum Eklat, wenn es darum ging, das ich mit Menschen in Kontakt treten sollte, selbst, wenn es Patienten waren...ich bin fast ausgetickt...ich weiß nicht, inwieweit du oder @Sintram diese Stimme kennen, die einem einflüstert "Haut alle ab, laßt mich bloß in Ruhe!"
Ich bin ja nun kein Therapeut oder so. Es scheint jedoch so zu sein, als wären wir alle Kinder ohne Urvertrauen. Urvertrauen wir ab der Geburt geprägt....und es beeinflußt das ganze weitere Leben.....du könntest es mal googlen....ohne Urvertrauen haben wir keine eigene Identität, kein Selbstbewußtsein, gestörte Interaktionen, welcher Sorte auch immer.....
um auf deine Anfangsfrage zurückzukommen, die tiefe innere Einsamkeit schickt uns, glaub ich, eine Menge an Symptomen wie Angst, Depression, Phobien etc, wir fühlen als Kinder schon, daß wir anders sind, wir haben keinen Halt, niemand spiegelt uns und hat uns je vermittelt, was richtig und was falsch ist, das ist absolut tödlich für die Entwicklugn eines gesunden Selbst, wir sind unsicher, weil wir ständig austesten müssen, unsre Energien nicht für das Kindsein sondern für unsre Umwelt verschwenden müssen, die uns so im Stich läßt, nicht zeigt, das wir liebenswert sind auch mit Fehlern und Schwächen, die uns Dinge, abverlangt, die wir als Kinder keinesfalls bewältigen können....
iwann, wenn der Trog ausgeschöpft ist bricht diese Einsamkeit selbst mit ihrer ganzen Macht durch und schickt uns in die Isolation, denn wir haben nicht mehr die Kraft, dem Leben zu entgegnen udn wollen um jeden Preis jede weitere Verletzung vermeiden, die zwangsläufig im Umgang mit Menschen entsteht und uns an den Rand des Abgrunds stürzen würde....

Ich bin trotz mehrerer Therapien nicht mehr bereit, mein Leben durchlässig zu machen....ich erlebe nur jedes Mal wieder, das ich anders bin und ich hab keine Lust mehr drauf.....mir ist es schnuppe, ich nehm es so, wie es ist, vllt wird es nochmal anders, vllt auch nicht...egal...ich bin glücklich in meiner Wohnung, in meinem Leben bekommen die einen Platz, die ich mir aussuche und eins kann ich dir sagen, es ist niemand dabei, der gesund ist und das ist gut und richtig so....

Therapien helfen oft dann, wenn man intensiv drinsteckt, ich glaube mittlerweile, man muß es so annehmen wie es ist und von jemanden der am Tropf hängt, verlangt auch niemand, ständig mit dem Infusionsständer draußen rumzulaufen um sich und andren zu beweisen, daß man laufen kann...

lg Deja

thesaltonsea

#22
ich hab mich auch das mal gefragt. ich höre immer wenn man ängste hat muss man sich diesen ängsten immer stellen, also kleine mutproben machen.  ich habe aber langfristig nie das gefühl dass diese mutproben wirklich helfen. ich bin vllt kurz mal selbstsicherer aber das vergeht sehr schnell auch wieder.   und dann frage ich mich auch wo dann noch die lebensqualität bleibt , wenn man sein ganzes leben damit verbringen soll der angst ins gesicht zu blicken.
ich hab mir vor kurzem auch mal die einfache frage gestellt ob ich mich für weniger wert halte als meine mitmenschen. ich konnte das sofort mit ja beantworten, das ist vllt eine  wirklich banale feststellung aber mir war das selbst nie so sehr bewusst das ich mich so wertlos sehe; dieses gefühl war also bisher nur irgendwie im unterbusstsein vorhanden.
und ich merke auch dass irgendwas nich mit mir stimmt. wenn ich nachts manchmal alleine durch die wohnung laufe fühlt sich alles so irreal an so distanziert und kalt. liegt vermutlich auch an der depression, auf jeden fall fühlt es sich nicht gesund an.

dejavu

also, ich hab gar keine Lust und Kraft mehr, mich ständig meinen Ängsten zu stellen, wozu auch? um sie mit zittern und zagen halbwegs zu überleben? nö....

Wer stellt sich denn mir und somit seinen Ängsten?

Ich mach das Notwendigste, besonders im Hinblick auf meinen Sohn, alles andre....geht mir 3 Meter usw...

Sag mal nachts, bist du da so ganz weit weg von allem? wie im Film? so automatisch? als ob du dich und alles um dich herum von außen betrachtest?
bin kein Doc aber vermutlich bist du dann in einer Depersonalisation.....nimmst du überhaupt ärztliche Hilfe in Anspruch?

thesaltonsea

ich weiß nich das klingt vllt komisch aber ich fühl manchmal dann garnich so richtig meinen körper. und eben so dass ich nicht alles "unmittelbar" und "direkt" wahrnehme sondern als ob ich das alles nur als zuschauer sehe.  sehr schwer das in worte zu fassen.
naja ich nehme antidepressiva . aber hilft leider nicht so wirklich.
was ist denn eine depersonalisation? ich hab mir mal überlegt vllt leide ich an sowas wie realitätsverlust. meinst du das vllt.?

kleine_Maus

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was ist denn eine depersonalisation?
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http://www.panikattacken.at/depersonalisation/depers.htm


thesaltonsea

irgendwie erschreckend.das meiste aus dem artikel trifft wirklich auf mich zu.  wobei man sich ja leicht mit irgendwelchen symptomen von mehreren psychischen krankheiten identifizieren kann wenn man psychische probs hat.