Depression=Einsamkeitsgefühl?

Begonnen von thesaltonsea, 17 Juni 2010, 05:43:51

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thesaltonsea

Ich hab vorhin in einem Forum gelesen, dass das Gefühl von Einsamkeit durch Depressionen ausgelöst werden kann. Das wusste ich zuvor garnicht. War nur ein Forumsbeitrag, deshalb wollte ich wissen ob ihr auch darüber bescheid wisst oder aus der Erfahrung heraus sprechen könnt. Ich hab nämlich das große Problem, dass ich mich ständig einsam fühle und oft deswegen verzweifle. kann es vllt  sein, dass dieses einsamkeitsgefühl "nur" eine erkrankung ist?

Sergio(Guest)

Ich würde es eher umgedreht sehen, aus Einsamkeit können Depressionen entstehen. Vielleicht bist du ja wirklich einsam und fühlst dich deshalb scheisse, dafür muss man sich doch nicht schämen. Gibt viele Menschen die verdammt einsam sind, gerade in der heutigen Zeit, auch oft Menschen von denen man es garnicht denken würde.


thesaltonsea

das aus einsamkeit depressionen entstehen können is ja sowas wie ne binsenweisheit. das ist klar. aber
ich habe eben die umgekehrte variante gelesen. und das würde mich interessieren ob da etwas dran ist.

Ina

Huhu Thesa,

ich würde da mal ein ganz klares JA sagen! Wer depressiv ist, zieht sich
viel zurück, nimmt oft nicht mehr an gesellschaftlichen Aktivitäten teil,
kapselt sich von Bekannten und Freunden ab, was dann oft zur Isolation
führt. Am Anfang WILL ein Depressiver oft allein sein, seine Ruhe haben.
Doch irgendwann fühlt man sich dadurch natürlich auch einsam und sehnt
sich danach, Menschen um sich zu haben, die einen verstehen und / oder
einem Liebe / Freundschaft schenken.


Liebe Grüße,
Ina

Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Sintram

#4
Hallo Thesa,

die Henne und das Ei...
Das Gefühl von Einsamkeit -also des Nichtdazugehörens und Unverstandenseins- kann Ausdruck einer Depression sein, mit Rückzugs- und Abkapselungsverhalten, innerer Emigration und Versteckspiel,
aber ebenso eine gesunde Reaktion auf eine gleichgültige Umgebung, der es an Einfühlungsvermögen mangelt, also purer Selbstschutz- was auf Dauer in Isolation und somit in eine Depression münden kann.
Grundsätzlich lässt sich diese Frage wohl nur mit Jein beantworten.

Ich habe mich die weitaus größte Zeit meines Lebens unendlich einsam gefühlt, je nach dem aus beiden Gründen.
Auf alle Fälle ist Einsamkeit eine schreckliche Angelegenheit.

LG
Sintram

dejavu

Thesa

in der Psychologie heute vom März 2010 steht darüber ein Artikel
leider gibt es keinen Link dazu
es hat was mit chemischen Vorgängen im Gehirn zu tun
die Essenz lautet : unser Gehirn entscheidet, wann wir uns einsam fühlen, weil das Gehirn von gesseligen Menschen anders tickt als das von einsamen und man kann es ein wenig trainieren
bei den geselligen Menschen konnte ein Belohnungskick nachgewisen werden, wenn sie mit angenehmen Situationen konfrontiert wurden, zb essen, Geld, soziale Kontakte
einsame Menschen können das auch positiv bewerten, aber ihnen fehlt der "Wohlfühlschub", der Kick also, es heißt, sie sind sich des Mangels schmerzlich bewußt, können aber keine Befriedigung daraus ziehen, es heißt, ein Bereich zwischen Schläfen und Scheitellapen wird aktiviert, wenn sich gesellige Menschen in die Gefühle andrer hineinversetzen, bei den einsamen Menschen konnte diese Aktivität nicht nachgewiesen werden, es gab sie nicht, sie leiden unter mangelndem Mitgefühl, welches wiederum das Alleinsein der Einsamen verschärft und somit einen Teufelskreis darstellt
letztendlich wird gesagt, Einsamkeit wird im Gehirn als körperlicher Schmerz wahrgenommen, der als Warnsignal dient, soziale Kontakte aufzubauen und wieder am Sozialleben teilzunehmen

ich finde das ganz stimmig, denn wir alle hier leiden darunter und unter den fatalen Folgen
und da jeder einzelne von uns eine andre Biographie hat, denke ich schon, das es mit dem Stoffwechsel im Gehirn etwas zu tun hat
das würde erklären, warum es Menschen gibt, die trotz guter Lebensumstände depressiv sind
ich denke, auch, das sonst Psychopharmaka nicht helfen würden, wenn man die Chemie in unsrem Kopf außen vorlassen würde
und wer Leere und Einsamkeit nicht fühlt, kann nicht nachvollziehen, wie es in uns ausschaut, wir können ja genauso wenig nachvollziehen, wie es ist, rundherum glücklcih zu sein

so jetzt ist Schluß
strick dir was draus :-)

Sintram

Interessant, das mit den Hirnchregionen. Allerdings... die Henne und das Ei.
Niemand kann vermutlich sagen, was zuvor war, die Veränderung im Kasten oder das Gefühl von Einsamkeit- und ob nun das eine das andere ausgelöst hat oder das andere Ursache für das eine ist. Und dass ich einen Dachschaden habe, weiß ich schon länger.

Egal, allein im Sinne von allein war ich eigentlich selten, meistens sogar im Gegenteil mitten unter Leuten, irgendwo eingebunden, dazugehörig, engagiert, ja mitunter führend. Und auch beziehungsmäßig gehören die Jahre des Alleinseins zum kleineren Zeitraum meiner Lebensdauer inklusive Kindheit.

Auf meine Einsamkeit jedoch hatten die Menschen in meiner nächsten Umgebung so gut wie keinen mindernden Einfluss. Im Gegenteil, in der Regel erhöhten sie mein Einsamkeitsgefühl nicht unbeträchtlich. Hielten es zumindest konstant aufrecht. So lange ich denken kann war ich einsam mitten unter Menschen. Und an der Seite von Menschen.

Wenn ich mit mir allein war, fühlte ich mich eigentlich selten einsam. Höchstens allein.
Und heute bin ich zweisam und nicht mehr allein.

So weit.


dejavu

Das geht mir auch so. Je mehr Menschen und Trubel um mich herum, umso stärker die Einsamkeitsgefühle.
Komisch aber, das ich jahrelang nicht allein sein konnte. Vllt wär mir die Einsamkeit dann erst richtig bewußt geworden, denn ich hatte immer den "schönen" Gedanken, wenn ich unter Menschen bin, kann ich nicht sterben. Damals wollte ich auf keinen Fall sterben, was heute unvorstellbar ist.
Wenn ich heute mehr als einen Menschen um mich habe, gehe ich weg aus dieser Welt. Manchmal sogar, wenn es nur einer ist. Es macht mich derart aggressiv, das ich Impulse habe, jemanden anschreien oder provozieren zu müssen. Neulich war es erst der Fall. Ich ging nach Hause und vom einem Balkon schaute mich ein Mann an. Ich dachte nur, wenn der jetzt nicht gleich wegguckt, drück ich ihm einen Spruch. Wie krank ist das denn? Oder beim Einkaufen. Mich schaut jemand an und ich schraube mich so hoch, das ich Mühe hab, es zu regulieren. Ich fühle mich in absoluter Boxkampfstimmung.
Manchmal wünsche ich mir, das mich jemand doof anmacht. Das Schlimme ist, ich würde keine Grenze kennen. Als Frau. Das ist abartig.
Während der letzten Thera hatte ich einen Termin für den Boxsack. Eigentlich dazu gedacht, mich auzupowern. Das genaue Gegenteil ist eingetreten.
Das quält mich. Diese Aggressionen als Frau und Mutter zu haben ist für mich mit das Schlimmste. Es macht mich in meinen Augen zu allem, aber nicht zu einem Menschen.

Sintram

Aggression ist sehr menschlich, ein Blick in die Nachrichten genügt.

Aber so wie ich Dich verstehe, treten Deine Aggressionen recht unkontrolliert und ohne konkreten Anlass auf.
Das kann durchaus damit zusammenhängen, dass Du über sehr lange Zeit Deines Lebens Deine Aggressionen unterdrückt hast und Dir nicht zugestanden, und jetzt -im Rahmen der Therapien und vermutlich durch dieselben freigesetzt- wollen sie nach draußen.

Möglicherweise ist das sogar wichtiger Bestandteil Deines Selbstfindung- und Heilungsprozesses. Die depressive Reaktion kehrt sich ins Gegenteil, Dein Gefühl reagiert auf seine Umwelt nicht mehr mit Flucht nach innen, sondern mit Verteidigung -besser Gegenangriff- nach außen.

Und offenbar ist da einiges in Dir am Brodeln, was noch raus will. Ich würde das Ganze durchaus nicht so negativ sehen, zu lange und zu viel hast Du geschluckt und in Dich hineingefressen, bist um ein Haar daran zerbrochen, und jetzt kommt die Zeit der "Abrechnung". Dein Innenleben verlangt nach Wut und Zorn. Nach "Wiedergutmachung".

Ich denke, das ist ein natürlicher Prozess, der da abläuft in Dir, ein wenig heftig, aber notwendig.

thesaltonsea

#9
wie ist es denn schon möglich in der gesellschaft seine aggressionen loszuwerden? ich denke boxsack hauen "befriedigt" das ganze nicht.  genugtuung würden manche vllt erst finden wenn sie es an einem mitmenschen auslassen würden. aber das kommt ja nicht gut.
also wohin mit den aggressionen?

21HEIDI

Hallo Thesa!
Ich würde mal kurz dazu sagen:
Es gibt 2erlei Menschen.
Die Einen brauchen Menschen um sich,sonst werden sie depressiv.....nur nicht alleine sein!
Die anderen wollen alleine sein,denn kaum sind Menschen in ihrer Nähe,werden sie ebenfalls depressiv....nur keine Menschen!

Spreche aus eigener Erfahrung,denn der erste Typ bin ich.Ich hatte immer schon gerne Menschen um mich.
Der zweite Typ ist mein erster Exmann.Der wurde "verrückt",wenn er nicht alleine war und Menschen um sich hatte.Nicht mal in den Supermarkt wollte er gehen,...!

Liebe Grüße,
HEIDI (46J.)  :-)

dejavu

hm Heidi.....ich war früher so wie du und heute so wie dein Ex....komisch....wie sich das ändern kann.....bei mir hat es sich gewandelt als ich von Angst und Panik in Depression gefallen bin....vor 3Jahren...

@lieber Sintram
damit hast du wohl recht. Ich konnte bis vor 3Jahren nicht von mir sagen, überhaupt mal wütend oder ärgerlich gewesen zu sein. Ich hatte immer nur Angst. Mehr nicht.
Für mich hat es sich angefühlt wie ein Aggressionsschub, der plötzlich da war. Ich vermute auch, dadurch das ich sie nicht nach außen trage(n) kann, ist es umso schwerer, sich immer wieder zu beherrschen.

@Thesa
du hast ebenso recht. Ich könnte mich mal so richtig prügeln...boah..das ist so heftig. Aber wenn, dann gegen einen Mann. Alles andre war Quatsch. Meine Maßstäbe setze ich auch grundsätzlich bei Männern an. Ich kann mich mit Frauen gar nicht identifizieren.
Da ist doch wirklich was total schiefgelaufen....lol...

thesaltonsea

meint ihr aber nicht dass eine depression vllt ein einsamkeitsgefühl im gehirn auslösen kann? also das dieses gefühl ohne äußere einflüsse entstehen kann?

21HEIDI

Thesa!
Es kann Vieles sein,was im Gehirn ausgelöst wird.
Und sei es jetzt nur ein dummer Vergleich,aber manche Hausfrau ist schon depremiert,wenn die Suppe versalzen ist,...
Weißt Du,was ich meine?
Da ist jeder Mensch eben verschieden,...

Lieben Gruß nochmal,
HEIDI :-)

thesaltonsea

#14
aber das meine ich ja eben nicht. ich frag mich ob das einsamkeitsgefühl nur rein durch die depression kommen kann und NICHT durch äußere einflüsse.  also dass man garnich davor einsam war und mit eintreten der depression fühlt man sich einsam UND das ganze ohne dass der depression ein einsamkeitsgefühl voraus ging.