Das was ich nicht verstehe

Begonnen von Paranoid_Android, 02 Juni 2010, 13:51:48

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Paranoid_Android

Immer, immer wieder begegnet mir an manchen Orten, so wie diesem hier, dieser gewisse Groll, der Hass auf die Menschheit. Ihr seid an allem Schuld! Die Menschen darin erscheinen mir oft wie nach einem Motto handeln, ich wäre gerne ein Revoluter bin aber Fatalist. Sie reden und klagen an, sind unzufrieden mit ihrem Los und werden zu einer Art moralischer Wächter, der gerne ein Kämpfer wäre, aber ohne dies zu sein immer nur falsch verstanden wird. Rückzug und einer weiter Beweis für das Schlechte in der Menschheit.

Ich für mich könnte dann kotzen, habe mir aber angwöhnt nichts mehr dazu zu sagen. Sicher da steht ein Mensch mit seinem Schicksal dahinter er ist vielleicht verzweifelt, will gehört werden, aber er selber will das in dem meisten Fällen nicht, hören, wenn es nicht einfach Akzeptanz und Bedauern ist. Er scheint nicht zu bemerken, dass man sich oft am meisten im Weg steht und manchmal muss man eben auch müde weiter. Vielleicht ist es eben diese Wächter-Kämpfer Diskrepanz.

Ich kann es nicht nachvollziehen, dass andere am eigenen Unglück schuld sein sollen. Dies alles natürlich mit Ausnahmen prägende Traumen, die in der Kindheit ausgelöst wurden, ähnliches an denen wirklich andere Menschen die Schuld tragen. Aber das alles ist passiert, es lässt sich nicht ändern. Sicher da sind Gene, die wir nicht verändern können, die Präferenzen vorgeben, einem zu etwas machen, aber leben ist nichts statisches es verändert sich immer.

Mir muss an dieser Stelle niemand etwas über eine scheiss Kindheit, Depression oder den Kampf dagegen erklären, den man manchmal auch verliert, nur das was ich eben nicht verstehe ist der Anklage Modus.

Ich nenne das Jammern auf hohem Niveau. Jammern dürfen kleine Kinder die verhungern, Menschen, die vor Bomben fliehen müssen, Menschen die kein festes Dach über den Kopf haben und sich nicht irgendeine Unterstützung beziehen können. Erstaunlicher Weise sind die ärmsten Menschen die glücklichen, das ist empirisch bewiesen. Jammern ist für die da, denen es egientlich relativ gut geht.

Also stelle ich eine Frage in den Raum, ist der Neid, dass andere mehr aus ihrem Leben gemacht haben, die einem zum anklagenden Misanthrop werden lassen? Ist es einfach eine Einstellung, die es einem nicht ermöglicht das gute selbst in miesen Dingen zu sehen? Oder sind diese Menschen im Tiefen eben nur fähig zu hassen, wenn man sich selber zu sehr hasst kann man sich wohl nur aufgeben.

Ich will nie so werden, dann krepiere ich lieber mit einem grandiosen Finale an meinen Ausläufern.

Sintram

Hallo Para,

was Du hier zusammengetragen hast an Gedanken, trifft fast wortwörtlich die überflüssigen und verletzenden Vorwürfe und Unterstellungen, mit denen Depressive im alltäglichen Existenzkampf inmitten einer überwiegend verständnislosen Umwelt zu kämpfen und unter denen sie zeitlebens zu leiden haben.

Was Dich selbst zu einem derart erbarmungslosen und harten Umgang mit Dir veranlasst, weiß ich nicht.
Bedenklich aber finde ich es, Depressiven, die oft erst in mühsamer Therapiearbeit gelernt haben, ihr Leiden zu verbalisieren und die zweifellos vorhandenen Mitverantwortlichen zu benennen und anzuklagen, ein "Jammern auf gehobenem Niveau" zu unterstellen.

Hunger und Depression miteinander zu vergleichen ist wie Äpfel mit Birnen. Wie Du selbst sagst, können Arme glücklich sein, Depressive können es nicht oder nur sehr bedingt- unabhängig davon ob sie darben oder in Überfluss leben. Die Erkrankung der Psyche steht in keinem Verhältnis zu körperlichen Leiden und existiert unabhängig davon.

Wenn ich Dich jetzt richtig verstehe, wirfst Du Depressiven Wehleidigkeit und Selbstgerechtigkeit vor, wenn nicht wortwörtlich so doch zwischen den Zeilen. Leider ist diese ignorante und demütigende Haltung Nichtdepressiver Depressiven gegenüber noch immer viel zu häufig anzutreffen und verstärkt ihre Leiden unvermindert.

An Depression Erkrankten zu unterstellen, sie würden anderen die Schuld für ihr persönliches "Versagen" in die Schuhe schieben, finde ich -bei allem Respekt- schlicht geschmacklos.

Der Groll, die Frustration und der Zorn Depressiver auf ihre Umwelt, Arbeitswelt und Familie ist meistens wenn nicht immer die natürliche und gesunde Reaktion auf Demütigung und Geringschätzung, mit der sie unablässig überhäuft und gequält werden. Sie erwehren sich lediglich ihrer geschundenen Seelenhaut und verteidigen ihre Menschenwürde.

Weshalb Du als Mensch, der nach eigener Bekundung auf leidvolle Erfahrungen zurückblicken muss, der also eigentlich wissen müsste, was einen Menschen zeitlebens schädigen und zeichnen kann, auf die verbrauchten Klischees und längst widerlegten Vorurteile einer allzu oft ignoranten Welt und Gesellschaft zurückgreifst, ist mir offengestanden ein komplettes Rätsel.

Aber vielleicht kannst Du mir es ja erklären.

LG
Sintram


nubis

#2
Hi @Para

Ich gebe dir Recht.

Es gibt so Leute, bei denen scheint sich alles darum zu drehen, wie gemein doch alle zu ihnen sind.

Sagt man was dagegen, 'will man ihnen was'... - und gehört zwangsläufig zu 'den Bösen'.


Ich gebe aber auch @Sintram Recht.

Es gibt Leute, die suchen alle Schuld bei sich - ziehen sich jeden Schuh an, und selbst wenn man sagt, man hat einen Schnupfen, meinen sie, es könnte an ihnen liegen, weil sie doch... und hätten sie nur... dann wäre bestimmt...


Es gibt sie beide - und es gibt sie beide hier.

Ich denke, beides ist Ausdruck einer verschobenen Wahrnehmung ...der, der stets alles als Angriff wertet liegt ebenso falsch wie der, der meint für alles Verantwortlich zu sein.

Und natürlich stößt man auch hier im Forum auf solche User - es ist ja extra dazu da, dass sich Menschen mit psychischen Problemen austauschen können.
Aber bei den Wenigsten ist es so ausgeprägt, dass kaum mehr ein vernünftiger Austausch möglich ist.

Bei den Meisten ist es ja grade so, dass ihnen bewusst ist, dass es ihre Einstellung ist, die ihnen das Leben schwer macht und versuchen daran zu arbeiten - auch und grade mit Hilfe der anderen betroffenen User hier.


Du stellst die Frage, ob es Neid ist, dass andere mehr aus ihrem Leben gemacht haben, der manche zu anklagenden Misanthropen werden lässt.... - ja ...ich glaube schon, dass das bei manchen der Fall ist.
Aber sicher nicht bei jedem.

Die Frage ist dann aber, ob das an einer Depression liegt, oder an einer anderen – zB paranoiden oder einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung.



@Sintram

Wenn du schreibst, dass es eine ***ignorante und demütigende Haltung Nichtdepressiver Depressiven gegenüber *** gibt, legst du die Annahme zu Grunde, dass nur jemand, der keine Depressionen hat, @Paras Gedankengang zum Ausdruck bringen konnte.

Das stimmt so natürlich auch nicht.
Es gibt die verschiedensten Formen psychischer Störungen - und es gibt sie in den unterschiedlichsten Abstufungen.

Selbstverständlich kann auch jemand der selbst depressiv ist eine andere Sicht der Dinge haben - und oft ist es ja grade dies, was einen überhaupt weiter bringt.

Immer nur Verständnis und 'Händchen halten' ändert nichts - auch wenn es erst mal das ist, was man sich wünscht.

Ich habe immer den Spruch im Kopf, dass ein Suizidgefährdeter meistens nicht nicht mehr Leben möchte - sondern nur SO nicht mehr Leben möchte...

Man kann sich dann natürlich 'jammernd' zurücklehnen und auf Veränderungen warten - oder sich aufraffen und sie selbst herbeiführen.
Wenn du nun antwortest, dass es aber ja grade dieses 'aufraffen' ist, das einem Depressiven nicht möglich ist, dann kann ich dem nur bedingt zustimmen.

Manche verschwenden so viel Energie darein zu begründen, warum sie was nicht machen können - dass sie es mit der Hälfte des Aufwands erledigt hätten… - und das über Jahre.

Und um beim ‚Verändern’ zu bleiben: es gibt eben auch Menschen, die lehnen sich – jammernd – zurück und warten darauf, dass die Welt sich so ändert, dass es ihnen Recht ist – und beschuldigen Alles und Jeden, was nicht nach ihrem Wunsch ist, mit Absicht gegen sie zu sein… und ich denke, über Solche redet @Para hier.

Aber ob das nun Ausdruck einer Depression – oder nicht vielleicht eher eine andere psychische Erkrankung ist – ist halt die Frage.







Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Sintram

Hallo Nubis,

die sogenannte Jammerdepression als spezielle Erscheinungsform der vielschichtigen Krankheit ist mir aus Therapiegruppen nur allzu vertraut.
Der Umgang damit ist schwierig und nervenaufreibend, das gebe ich unumwunden zu, vor allem, weil die in dieser Form Erkrankten jeden Therapieansatz oder Ratschlag entschieden und mitunter wütend von sich weisen, weil sie in ihren oft selbst herbeigeführten Leidenssituationen verharren müssen, um sich der nötigen Anteilnahme und Aufmerksamkeit zu vergewissern.

Sie brauchen ihr Leid um sich als liebenswert und der Beachtung würdig zu erfahren. Wird ihnen die nötige Zuwendung nach einiger Zeit wegen Überdruss und Erschöpfung entzogen, reagieren sie schon mal sehr böse.
Je öfter sie diese im Grunde unausweichliche Erfahrung machen, desto größer wird ihr Hass gegen die verständnislosen und hartherzigen Mitmenschen, die sich weigern, sie zu bemitleiden oder zumindest ihr Leid mit ihnen zu teilen, sprich ihnen mit übermenschlicher Geduld zuzuhören beim immer gleichen Lamento.

Dennoch handelt es sich um eine besondere Ausprägung von Depression sprich Krankheit und hat mit Wehleidigkeit im Grunde nichts zu tun. Es ist lediglich eine besonders tragische Form von Depression, weil sich der Kranke selbst genötigt sieht, kontinuierlich seine Heilung oder zumindest eine Veränderung seiner oft unerträglichen Lebensituation herbeizuführen. Er ist gezwungen zu jammern und braucht ständigen Anlass dazu. Daher auch der etwas abschätzig klingende Name Jammerdepression.

Darüber haben schon Therapeuten graue Haare bekommen und es kann einen wirklich zur Verzweiflung treiben.
So gesehen verstehe ich Paras Reaktion sogar sehr gut.

Darum hab ich ja nachgefragt.

Sintram





Paranoid_Android

@ Nubis. ich nicke wir verstehen uns  ;)

@ Sintram      
Ich habe keinen persönlich angesprochen, du bist drauf angesprungen, dass wird einen Grund haben.

Mir liegt es fern hier jemanden ein Stempel aufzudrücken. Ich frage nur was, weil es mich interessiert, ich lese etwas, verarbeite es und mach mir meinen eigenen Gedanken dazu. Will eben wissen wie so viel Groll zusammen kommen kann oder eben dieses für mich falsche moralische Denken. Sicher es ärgert mich, dass dann eben eine solche Weltanschauung laut rausgeschrieben werden, da könnte ich schütteln, ihr verschwendet so verdammt Energie damit, nehmt doch etwas für euch selber. Aber dass ich nicht mein Ding, es anzuklagen, das muss jeder für sich selber entscheiden. Fragen und es zur Diskussion stellen darf ich trotzdem und auch sagen, wie ich es empfinde.

Es sind ja nicht nur die Depressiven die leiden. Hier leiden die meisten irgendwo, wenn auch in anderen Formen oder sie es selber noch nicht einmal leiden nennen. Wäre ich sonst hier gelandet? Und wer sagt, dass ich selber in gewissen Phasen nicht auch sehr depressiv sein kann? Oder das meine Psyche nicht krank ist? Wobei sie ist auch nicht krank, sie ist eben anders gesund und für Psychen gibt es keinen Massstab. Ich muss eben lernen damit noch besser umzugehen.
Ich denke mal 15 Jahre immer wieder in einer Depression hinterlassen schon einen gewissen Erfahrungswert, der mich befugt etwas zu sagen. Den alltäglichen Existenzkampf erleben wohl auch einige, selbst ich, ich hab manchmal Wochen an den das Wort Sui als breiter Balken durch mein Gehirn wandert, es nervt mich gewaltig, genau das, aber ich würde nie von mir selber sagen ich leide darunter. Manchmal hat man eben keinen Bock mehr und etwas lässt einen eben doch weiter machen und wenn ich das nicht mehr mache, dann nehme ich den Weg Nubis so schön beschreibt.

Ich find meinem Umgang auch weder erbarmungslos noch hart, es ist der Anspruch den ich an mich stelle, auf den ich sehr stolz bin, was auch immer auch immer passiert, ich kämpfe trotzdem weiter und wenn müde bin, dann stehe ich trotzdem auf. Und selbst wenn ich mal wieder zwei Wochen am Stück nicht wirklich pennen konnte, dann gehe ich dennoch weiter arbeiten und eben auch dann wenn dort Menschen sind die mich nerven, die Arbeit gerade nicht wirklich das ist was ich machen will. Es gibt auch Menschen die mir geschadet haben, mir Stöcke zwischen die Beine geworfen haben, aber so Menschen eben.  Leidvolle Erfahrung, die haben viele Menschen, ja und? Ist passiert, ich kann es nicht mehr ändern. Wenn mir das aber immer und immer wieder passiert, dann muss ich doch was falsch machen.

Was du überflüssig und verletzend nennst, ist für mich eben das Anklagen der Menschheit, oft sind es die Anderen die es schuld sind, sie sind sowieso immer nur böse und gemein und man selber leidet dran dann noch mehr. Oder dieses ständige Verlangen nach Verständniss. Mal ehrlich, ich mich ja selber oft genug nicht, wie sollte das den ein anderer?

Ich finde Nubis hat es gut ausgedrückt, es hat manchmal etwas von einer verschobenen Weltansicht, von der man aber einfach das Gefühl bekommt, dass es sich in der gut lebt. Manchmal sogar eine gewisse Arroganz, denn man muss eben so stark ist, das Leiden scheint dann fast schon eine Medaille dafür zu sein. Genau das ist es eben für mich das, was teilweise das Bild eines Depressiven vollkommen falsch rüber bringt.

aepfelchen(Guest)

Und was willst Du mit dem ganzen bezwecken? Hören dass Du ein toller Kerl bist weil Du Dich nicht hängen lässt und weiter arbeiten gehst?

aepfelchen

Paranoid_Android

@ aepfelchen
Das weiss ich schon, dass ich das bin. Das braucht mit keiner zu sagen.
Ich habe versucht was zu erklären, nachdem ich gefragt wurde. Und versuche was anderes zu verstehen.
Da würde auch drunter fallen wie man auf solche Gedanken wie deine kommt.
Wäre nett wenn du deine Aggros bitte an dir selber ausleben kannst oder sonst wem, vlt ohne mich persönlich anzugreifen. Aber gut wenn du das brauchst, mache es, du kannst mir auch Namen geben, sonst was, mich tangiert es nicht, ich finde es nur schräg.


Paranoid_Android

#7
Nachtrag:
     
Und es geht mir vor allem um dieses moralische Ding, den Groll, das Jammern. Darin ist es nebensächlich, ob einer Arbeit oder nicht, jeder kann/muss  machen, wie er das für richtig hält oder es für ihn möglich ist.

Um es noch mal zu erklären, mich triggert diese Art Verhalten einfach. Ich merke, dass es mich komplett aggressiv macht. Insofern versuche ich es einfach was zu verstehen, vielleicht kann ich dann auch besser damit umgehen. Das hat noch nicht mal was hier mit Forumsusern zu tun, sondern anderen Menschen. Wo anderes habe ich denn die Option, das besser zu verstehen, als hier? Und ich empfinde mich dabei auch nicht als respektlos oder schädigend, wenn ich das als offene Diskussion in die Runde stelle.

Btw: Was verstehe unter „Der Groll, die Frustration und der Zorn Depressiver auf ihre Umwelt, Arbeitswelt und Familie ist meistens wenn nicht immer die natürliche und gesunde Reaktion auf Demütigung und Geringschätzung, mit der sie unablässig überhäuft und gequält werden.“ So was ist mir noch nicht wirklich begegnet. Kann das nicht eher nur eine subjektive Einschätzung sein?

Ich bin wenn depressiv, nie darin zorning oder frustiert.

Sintram

Guten Morgen Para,

jetzt wird das ganze schon etwas verständlicher. Du beißt Dich durch, oft am Limit, und hast das Gefühl, dass andere, die das -aus welchen Gründen auch immer- nicht tun oder schaffen, Dir in den Rücken fallen. Sich lieber in Selbstgerechtigkeit und Menschenhass ergehen und so ein völlig falsches Bild von Depression vermitteln.
Dass Du dann immer wieder mal zu spüren bekommst.

Ich bin deshalb drauf angesprungen, weil ich die Aggressivität hinter Deinen Worten gespürt habe und mich gefragt, wo die herkommt. Und hab mich gewundert, weshalb Du Dich einer Argumentation bedienst, wie sie leider nicht selten- und auch nicht nur in der subjektiven Wahrnehmung Depressiver- von Nichtdepressiven benutzt wird. (Dieses "Reiß Dich doch mal zusammen" usw.)
Da Du doch selbst davon betroffen bist, denn Suizidgedanken sind Ausdruck einer Depression.

Sicher, ich habe deutliche Worte benutzt, aber Du ja auch, und ich habe nur reagiert. Mit keinem Wort habe ich angedeutet oder gesagt, dass Du Deine Meinung oder Empfindung nicht mitteilen darfst -das wäre ja noch schöner- sondern mich nur gefragt, wo das herkommt.
Und in meinem Beitrag über die Jammerdepression nach einer Antwort gesucht, weil ich da auch schon aggressiv reagierte bisweilen, die Leute packen und schütteln wollte, genau wie Du´s beschreibst.

Was ich mich jetzt frage, da ich Dich besser verstehe, ist, weshalb Du Dich mit diesen Dingen beschwerst und Dich davon ärgern lässt. Fühlst Du Dich angegriffen, wenn jemand die Schuld in äußeren Umständen sucht? Die Verantwortung für sich und sein Leben auf andere abwälzt? Es sich "leicht" macht, wie Du sagst?
Was hat das konkret mit Dir und Deiner Lebenssituation zu tun?

Es ist ihr Leben und ihre Sache. Sicher stehen sehr viele bittere Erfahrungen hinter ihrer Resignation. Aber mit einem gewissen Hang zur Rechthaberei kann sich auch ein Depressiver verrennen oder irren, sich ins Unrecht setzen und Schuldige suchen, wo es keine gibt, die Wahrnehmungsverschiebung ist außerdem ein ständiges Problem, mit dem solche Menschen zu kämpfen haben, aber was hat das alles mit Dir zu tun?

Du brauchst ihr "verschobenes" Weltbild nicht zu Deinem machen. Und es bedroht Dich auch nicht in Deiner Existenz, hindert Dich nicht an Deiner Form der Lebensbewältigung.
Aber es regt Dich auf, und darum wär´s doch viel besser und entspannter, sich einfach nicht drum zu kümmern.

Das fällt mir dazu ein

Schönen Tag
Sintram




aepfelchen(Guest)

Hallo Para,

war nicht meine Absicht Dich anzugreifen, habe auch kein Schimpfwort oder sonstwas benutzt. Wollte lediglich wissen was Du mit Deiner Aussage bezwwecken wolltest. Fand sie scvhon ziemlich angreifend für diejenigen, die eben nicht schaffen arbeiten zu gehen. Ich denke nicht, dass ich zu den Jammerdepressiven gehöre, gehe auch weiter arbeiten etc. Meine Aggressionen richte ich schon zu genüge gegfen mich, da brauchts nicht noch den zusätzlichen Tip von Dir, da ich auch eher zu der zweiten Sorte Mensch gehöre, die sich für alles die Schuld gibt und natürlich dafür bestraft werden muss. Aber das schweift jetzt vom Thema ab.

aepfelchen

Paranoid_Android

#10
@ aepfelchen

Sorry, wenn ich mich da etwas im Tonfall vergriffen habe. War nicht nett, gebe ich zu.

Deine Antwort kam aber einfach ziemlich aggressiv vor dir zu mir rüber, hat mich persönlich angesprochen und eben wie etwas das darauf auch eine Resonanz will. Prinzip wie es in den Wald rein schallt es raus.

Und im Gegensatz zu dem was Pudel sagt, war es für mich ein persönlicher Angriff. Es hat mich proviziert, dass ich mich als was besseres Tolles darstelle und das ganze hier missbrauche um ein narzisstisches Selbstbild aufzubauen und andere etwas runter zuziehen. Pustekuchen, darum geht es mir null. Ich suche nach Erklärungen. Das sich dann manche direkt persönlich angesprochen fühlen, daran trage ich keine Schuld.

Das mit dem Arbeiten, sehe ich nach wie vor als Nebenpunkt an, der noch nicht mal am Anfang des Treads mit einem Wort erwähnt wurde. Ist aber manchmal hier  einfach zum verzweifeln, dass hier subjektiv die unwichtigsten Punkte immer überinterpretiert werden und jeder direkt alles auf sich bezieht, selbst wenn es komplett allgemein formuliert wird.

Paranoid_Android

Sali Sintram,

Merci für die Antwort, auch wenn ich vieles wieder nicht verstehe.

Nein mir fällt keiner in den Rücken, warum sollte das jemand? Ich habe vielleicht eher eine Angst, dass ich irgendwann auch in Selbstgerechtigkeit und Menschenhass verfalle. Mag naiv klingen für mich ist es ein trauriges Bild der Welt, in dem es keine Hoffnung mehr gibt. Dass sich Menschen aufgeben, hat mich schon immer geärgert, noch mehr wenn sie das dann auch noch an ihr Umfeld weitergeben, oft in einer Art und Weise in der sie dann mit der Weisheit des Alterns argumentieren und es dabei alles Umgebende zertrümmern.

Ich würde auch nicht sagen ich beiß mich durch oder bin so am Limit, für mich ist das einfach der Umgang, um nicht in manchen Dingen komplett zu versinken. Routine kann darin ein Segen sein.

Ich habe auch noch nie groß was von der Umwelt gegen meine Depression gespürt und wenn war es einfach eine Art der Hilflosigkeit, die ich anderen auch nicht übel nehme. Die haben Angst um mich. Manche Dinge stehen da aber auch nicht wirklich zur Diskussion, das Sui Ding ist meines, damit belästige ich andere selten und wenn machen sie sich höchstens schrecklich Sorgen und versuchen zu unterstützen.
Und wenn mir einer sagen würde, reiß dich zusammen oder wird schon wieder besser, werde ich eher drüber grinsen und versuchen zu erklären, warum es eben nicht so geht. Hatte ich aber noch nicht, weil irgendwo, haben die meisten etwas Depressives, das sie mit sich tragen, es hat nur immer andere Ausläufer. Und die damit nichts anfangen können, von denes ist es eben so weit entfernt, dass sich da kein Gespräch im Ansatz lohnt. Vielleicht sind wir da eben einfach andere Generationen.

Ich stelle es auch nicht in Frage, dass ich meine Meinungen oder Empfindungen nicht sagen darf, ich stelle es nur klar. Ich finde eben eine Erklärung sollte man immer geben.

Warum ich mich beschwere, hmm war es das? Ärgern trifft es besser. Wie gesagt manche Dinge triggern einfach. Ich fühle mich damit nicht angriffen, schwer zu beschreiben, da mache ich mir eher sorgen, dass ich zum Rundschlag aushole und andere deshalb angreife.

Warum ist schwer zu erklären. Jeder hat seine eigene Historie, manchmal gibt es darin Menschen die wirklich scheisse gebaut haben, steht außer Frage. Wenn dich interessiert was kannst du das gerne in meinem TB nachlesen. Gut das alles ist passiert, hat aus mir das gemacht was ich bin, aber ich bedauere es nicht, oder nehm es als Entschuldigung und mit den Deps hat es nichts zu tun.

Was ich trotz allem nicht verstehe ist eben, dass manche Menschen scheinbar null Eigenreflexion haben und immer einen Grund suchen ihr Fehlverhalten mit anderen Umständen zu erklären und am Ende sogar davon ausgehen, dass sie alles richtig gemacht haben. Das endet dann in einem Mix aus Jammern, Selbstgerechtigkeit und jede Menge Hass den die Person mit sich trägt. Da sich da nie etwas ändern wird, muss man einfach akzeptieren.

Zu sagen kümmert mich nicht geht aber auch nicht immer, nicht dann wenn es eine sehr nahestehende Person ist. Schwer ist in diesem der Umgang, nicht irgendwann mal komplett in eine Aggression zu verfallen, rein aus einem Impuls, von dem man aber weiß, der andere würde daran zerbrechen. Manches einmal in die Welt gesetzt kann man nie wieder zurück nehmen.

Ich verstehe solches Verhalten eben nicht, will wissen worauf es aufbaut, und mit dem Wissen kann ich dann was für mich draus machen. Ist also eine Art Trockenübung ;) Ich sehe das hier an als Möglichkeit einfach an mir selber zu arbeiten und Dinge, die mich beschäftigen, in einem anderen Rahmen zu diskutieren. Darin ist es eben ein Zufall, dass du für mich komplett in das Schema reinpasst. Das bist dabei aber nicht du als Mensch, sondern für mich spiegelt es einen Typus wieder, ist insofern nicht auf einer persönlichen Ebene angedacht.

Was genau kann ich unter bitteren Erfahrungen verstehen? Diese Allgemein-Aussagen kommen dann immer, ich hatte es schwer, viel schwerer als alle anderen, aber was genau war es denn? Erklärt was genau wird es auch nie, sondern steht einfach als Allgemeinaussage da.

Ich habe was von Mobbing, Angriffe andere gelesen. Ja und? Um so ein System zu speisen gehören ja immer zwei zu. Manches hatte ich auch schon, von mir aus kann man mich Arschloch nennen, mag schon seinen Grund haben und ist ok, hinterlässt oder hat keinen Ausläufer an meiner Depression. Die verursacht wenn nur Dinge die selber verzapft habe und meine Gene. Insofern verstehe ich einfach das komplette Grundkonzept nicht, Dinge auf andere abzuwälzen.

Greetz Para

PS: Das mit der Jammerdepression kannte ich jetzt nicht. Ich hoffe du nimmt mir das nicht übel, aber der erste Impuls für mich war, aha und du hast so eine? Für mich kommt es so rüber. Und viel Narzissmus.

Sintram

Hallo Para,

inzwischen kann ich mir in groben Zügen vorstellen, von welchem Menschentypus Du sprichst.
Ich bin auf Depressive getroffen, die von einer unerträglichen Arroganz und Selbstherrlichkeit umflort sind, und allem und jedem die Schuld für ihre Erkrankung geben, und zwar auf herablassend gehässige Weise, und nicht einmal im Traum darauf kommen, etwaige Ursachen bei sich zu suchen.
Sie sind sozusagen der AntiTyp "herkömmlicher" Depressiver.

Ich weiß jetzt nicht, ob das eine besondere Form von Depression ist oder einfach nur ein Charakterzug, jedenfalls ging ich diesen Menschen aus dem Weg so gut es ging, um mich vor Vereinnahmung oder Streit zu schützen, weil es zwischendrin nichts gibt für diese.
Hinterher wurde ich in den Gruppensitzungen von ihnen für mein egoistisch asoziales Verhalten gerügt, weil ich ihre Gesellschaft nicht gesucht habe, aber das nahm ich als kleineres Übel gern in Kauf.

Deine Wut auf diese sonderlichen Zeitgenossen ist nur allzu gut verständlich. Sie sind geradezu unerträglich.

Das Problem dabei ist nur, dass ich -der ich grundsätzlich immer und ausschließlich an allem schuld bin- mich nebst anderen davon betroffen fühle. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine reaktive, rezidivierende, endogene oder andere Depression handelt, es besteht einfach der Hang dazu, jede Negativäußerung sofort auf sich zu beziehen.
Weil im Hinterkopf jemand sagt: "Da will mich wer quälen und beschuldigen, aber ich hab doch nichts falsch gemacht und bin ja wirklich genug gequält mit meiner Krankheit. Schon wieder muss ich mich dafür verteidigen, krank zu sein. Ich tu doch ohnehin was ich kann."

Die einen reagieren offensiv wie ich, andere defensiv, die Frage aber ist die gleiche: "Meinst Du mich?"

Und so fühlen sich Menschen zu Unrecht angegriffen, die Du nicht gemeint hast.

Aber jetzt sind ja alle Unklarheiten beseitigt.






Sintram

Und noch ein kleiner Zusatz, weil ich Dein Posting erst nach meinem gelesen habe...

Ich bin es gewohnt, immer wieder mal irgend einen Typus zu verkörpern und in Frage gestellt zu werden.
Das liegt vermutlich daran, dass ich mir im Lauf der Jahre ein gewisses Selbstbewusstsein hab aneignen müssen, ohne das ich schlicht nicht mehr am Leben wäre. Und mich halbwegs gewählt ausdrücken kann.

Aber eines kann ich Dir mit Gewissheit sagen: Narzist bin ich keiner. Im Gegenteil, Narzisten haben einen gewissen Hang dazu, auf Menschen wie mich los zu gehen. Warum weiß ich nicht, interessiert mich ehrlich gesagt auch nicht besonders. Vermutlich empfinden sie mich als Bedrohung oder Konkurrenz. Keine Ahnung.

Ich werde mich mal bei Dir reinlesen.
Ansonsten wünsch ich Dir einen schönen Feiertag.

Sintram

Eloa

Dein Eingangssatz "Das was ich nicht verstehe" ist auch ein Satz, den ich mir oft stelle.

Auch ich verstehe vieles nicht. Es gibt Menschen der unterschiedlichsten Art.

- die Menschen, denen es einfach gut geht
- die Menschen, denen es dreckig geht und trotzdem weitermachen, auch wenn sie nicht mehr können
- die Menschen, denen es dreckig geht und wirklich nicht mehr können
- aber auch die Menschen, denen es dreckig geht, dennoch mehr könnten, als sie wollten

Es gibt sie alle und ich habe aus allen Bereichen Menschen kennengelernt.

Ich kann jetzt nur von mir sprechen. Ich bin ein Mensch, der noch vieles kann und auch wenn es mir sch...e geht, weitermacht. Aber oft bin ich sehr neidisch auf die Menschen, die sich einfach "gehen" lassen (können), also auf die, die ihre eigene Verantwortung an irgendwelche Behörden oder Personen abgegeben haben. Egal aus welchen Gründen. Ich bin neidisch, das ich es nicht kann. Es ist wohl eine innere Verpflichtung oder der Wunsch doch irgendwie zur Gesellschaft zu gehören. Aber ich bin auch wütend auf sie. Könnte Dir jetzt zwei genaue Beispiele bringen. Ist aber nicht fair, wenn ich hier über sie sprechen würde. Und das was Nubis geschrieben hat, in Bezug auf das diese Menschen mehr Kraft und Zeit in ihre Ausreden stecken, als wirklich was zu verändern, hätte auch von mir teilweise sein können. Viele ergeben sich in ihrer Krankheit. Und meine persönliche Meinung ist, dass auch Therapien usw. nicht ganz unschuldig an dieser Einstellung sind. Oder Freunde, Bekannte. Mitleid ist nicht immer die beste Hilfe. Auch ein "Tritt in den Hintern" bringt oft eine Wende im Denken.

eloa