Nähe oder Abstand?

Begonnen von wolfscout, 07 November 2009, 10:16:07

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

wolfscout

ich werd erstmal weit ausholen um ein wenig zu beschreiben was meine situation ist, sicher sind später noch ein paar erklärungen nötig.

Ich bin in meiner freizeit Trainer einer Schiessgruppe. Die meisten in der Gruppe sind 16 oder älter. Viele hab ich seid jahren beim training und ich sehe sie nicht nur einmal in der woche dort sondern wir machen auch so machne sachen zusammen in der freizeit. Es hat sich entwickelt das es eine Gemeinschaft wurde die viel miteinander teilt.

Was mich immer schon erschreckt hat waren die erlebnisse die viele schon hinter sich hatten (vergewaltigungen, ritzen, drogen, alleine sein,......) oder wie die situation zuhause mit den Eltern ist. Ich habe selber eine Tochter von 11 jahren.

Nun ich bin immer jemand der hilft also habe ich zugehört, mal in den arm genommen, Konflikte geschlichtet, angeboten als begleitperson zu einer therapy zu gehen und dem ein oder andern auch mal ordentlich den kopf gewaschen. Das führte dazu das ich Freund, Vertrauter, und viele anderes für ein paar wurde. Sie sind mir alle ziemlich wichtig geworden. Allerdings bin ich derjenige der führt und mir war immer klar welches risiko dabei ist.

Das war auch alles soweit toll die Gruppe wurde ein selbstläufer weil sie als cooler haufen bekannt wurde und jeder neue mit offenheit aufgenommen wurde. Ich war und bin es noch immer sehr stolz das sie mich an der spitze davon setzen und haben wollten.
Allerdings hab ich mich wohl auch irgendwann angefangen zu glauben das ich so toll bin und alles kann.
Promt passierten Fehler ich habe Situationen falsch eingeschätzt und es gab Missverständnisse. Wir haben das immer wieder in die reihe bekommen. Trotzdem ist es nun so das ich wohl etwas ändern muss um immer noch in der lage zu sein zu helfen. Die Hilfe ist immer noch gewollt und sicher auch noch nötig.
Ich trete auf der stelle und das gefällt mir garnicht.
Warum ich das hier alles schreibe?
Nun so genau kann ich das garnicht sagen.
Es ist einfach so das es in der gruppe einige sind die sich nur mit mühe im leben halten.
Wenn ich sie nicht fange oder ihnen halt gebe gibt es bei ihnen kaum jemand der es tut.
Deswegen schreibe ich es hier.
Was gibt euch halt?
Was kann ICH tun?
Wie gehe ich damit um wenn sich wieder mal jemand in seinen eigenen Schmerz zurueckzieht?

Mal schauen was es an reaktionen gibt.
"Ich liebe es in der schußlinie zu stehen um zurückzufeuern" und das ist nur bildlich gemeint  ;)

Ina

Hallo Du,

Erstmal willkommen bei uns im Forum ;)

Ich finde es sehr gut, dass Du Dich so um die einzelnen Mitglieder
der Gruppe kümmerst, ihnen zuhörst und anscheinend auch schon
eine Menge Vertrauen zu ihnen aufgebaut hast! Das kann ganz schön
viel Kraft geben!

Ich denke, sehr viel machen als anzubieten, dass Du zuhörst und
vielleicht den ein oder anderen Ratschlag gibst, könnte schwierig werden.
Oft ist es so, dass man sich auch nicht immer öffnen kann - und dann
muss man auch mal ein Nein akzeptieren und nicht weiter nachfragen.
Das ist natürlich von Person zu Person unterschiedlich: Einige wünschen
sich einfach manchmal nichts mehr als ein bisschen Ruhe, während an-
dere es gut finden, wenn man nochmal nachhakt, was denn los ist. Man
muss halt individuell schauen, ob die Person gerne drüber spricht oder
sich eher bedrängt fühlt - was natürlich auch immer mit dem Erlebten
zusammenhängt. Nähe tut gut, aber Distanz ist manchmal ebenso ange-
bracht. Aber wenn ihr alle so ein gutes Verhältnis zueinander habt, wer-
den die betreffenden Personen sich auch auf Dich zukommen, wenn sie
mit Dir sprechen wollen oder Hilfe brauchen. Also ich finde es wichtig,
zwar Hilfe anzubieten, sich dabei aber nicht aufzudrängen!


Liebe Grüße,
Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

wolfscout

Nun Ina natürlich ist jeder anders und ich habe auch schon so einiges getan je nachdem was ich für das beste hielt.
Von einem Lächeln über autofahrten schweigend, sich treffen zu einem spaziergang, notrufe wo ich dann nach suchen sie auf einer brücke finde bis ihn zu jemandem nicht die möglichkeit der flucht zu geben solange bis eine echte reaktion kommt dann tut es auch mal gut angeschrien zu werden.
Mein problem ist aber auch das wenn ich einmal die nähe habe ich dort bleibe und anfange netze zu spinnen um den oder die zu schützen.
Es ist eine art von Manipulation das weis ich auch und ich wander dann auf verdammt dünnen Eis. Ein fehler von mir und jemand anderes wird verletzt.
Vieleicht kommt daraus die idee mal hier zu schreiben. Es einfach mal anderen kund zu tun.
Weil für sie ist es eher schwer mich zu kritisieren, auch wenn ich kaum etwas unversucht lasse sie gerade darin zu bestärken.
Man hat mich auf einen Sockel gestellt den ich nie haben wollte aber irgendwann hat er mir gefallen. Nun hab ich angst das ich den bodenkontakt verloren habe.

melj.

Hallo wolfscout,

ich finde Dein bemühen um die Jugendlichen auch gut.

Deine Frage ist ja: Nähe oder Abstand?

Ich würde die kids jetzt auf keinen Fall alleine lassen, denn scheinbar brauchen sie jemanden, der sie führt, im positiven Sinne.

Und solange es Dir nicht zuviel wird würde ich so weiter machen.

wer engagiert sich heute schon in einem Ehrenamt?

Gruß
mel

Eloa

Hallo Wolfscout,

zu erst einmal ein liebes Hallo. ;)
Und als zweites möchte ich Dir sagen, dass ich große Achtung habe, dass Du noch ein
Mensch bist, der hinsieht und helfen will und hilft. Aber. ich finde, du solltest nur so viel Hilfe geben,
wie Du sie auch selbst aushalten kannst. Damit meine ich. Du bist Trainer und somit auch ein
Ansprechpartner für die Kids. Aber Du solltest auf Dich hören. Deine eigenen Grenzen nicht überschreiten,
damit Du nicht selbst in das dünne Eis einsinkst. Nähe zulassen ist gut, aber man sollte auch
den Abstand, damit meine ich besonders den inneren Abstand, nicht vergessen.

Es ist schade, dass es für Trainer immer noch keine Supervision gibt.

Hm...nur ein Vorschlag, vielleicht kannst Du noch eine zweite Person einbeziehen oder gar
mit einem Psychologen oder eine Beratungsstelle sprechen, so bist/wärst du nicht allein?

Lieben Gruß
eloa

wolfscout

Danke für eure meinungen.
Um ein paar sachen etwas deutlicher zu machen.
Ich bin durchaus bereit noch mehr zu geben, nur brauche ich ideen für neue wege.
Ich bin für die meisten sicher weit mehr als ein ansprechpartner und ich kenn mehr als ihrer eigen Eltern manchmal sogar mehr als sie selber.
Ja manche sachen ziehen einen runter gerade wenn es konflikte in der Gruppe gibt.
Aber nochmal es geht nicht darum das ich nicht damit klarkomme sondern neue wege zu gehen, besser zu werden, sie stärker zu machen.

Jonas(Guest)

Zitat
Ja manche sachen ziehen einen runter gerade wenn es konflikte in der Gruppe gibt.
Aber nochmal es geht nicht darum das ich nicht damit klarkomme sondern neue wege zu gehen, besser zu werden, sie stärker zu machen.

Hallo wolfscout

Ich denke das Menschen wie Du, sehr wichtig für unsere Gesellschaft und unsere Jugend sind. Noch heute denke ich gerne an die Zeiten bei den Pfadfindern, im Fußballverein und auch bei den Sportschützen.
  Nicht umsonst landen ja viele Schwache bei den Neonazis oder sonstigem Gesochs, weil der Mensch eben mal ein Rudeltier ist. Ich denke mal Du überforderst Dich. Das was Du tust und einsetzt ist höchst lobenswert und mehr ist einfach nicht möglich.

Jonas

wolfscout

Nun ich bin ein wenig überrascht das eigentlich  nur schulterklopfen kommt.

Es hat lange gebraucht bis ich das was ich kann bereit war für andere einzusetzen.
Es war oft harte arbeit an sich selbst aber es gab endlich mal ziele und nicht nur sich nehmen was man will.
Und nun? Toll machst du das....weiter so ....... das reicht mir aber nicht. Stillstand ist etwas was mir nicht gut tut.

Aber es gibt auch andere gründe, einen zeige ich mal als PM die ich bekommen habe und mir erlaubnis hier anhänge.

hi,

aus deinen Beiträgen lese ich heraus, daß du auf einen burnout zusteuerst. Kümmer dich auch mal um dich. :)
(Die Folgen eines burn-out können bis zur Berufsunfähigkeit führen.)

Viele Grüße

dazu noch meine antwort:

wow ich bin beeindruckt.
Die gefahr habe ich auch gesehen, auch ein grund warum ich nach neuen wegen suche.
Ich darf nicht der einzige sein der hilft aber dazu muss ich entweder andere stark genug machen, oder neue finden.

Sagt was euch einfällt ;-)

Lady_Little

Hallo Wolfscout.
ich finde es schoen, dass du dich um alle kuemmerst und fuer alle da bist.
Du hilfst immer wenn du kannst, mit ratschlaegen, oder das du einfach nur mal zuhoerst und in den Arm nimmst.
Ich denke du hast schon vielen geholfen.
Allerdings haben sich alle geaendert, so sehr, dass manche schon sagen, dass sie keine Lust mehr haben in die Gruppe zu gehen. Und es sind nicht nur die 2 die dir das gesagt haben.
Die schieß-gruppe war fuer mich schon wie eine 2. Familie, du warst eine Vaterfigur, dass weißt du.
Jeder aendert sich mal, dass ist ganz klar.
Aber eine so große Gruppe kann nur funktionieren, wenn alle sich in so weit aendern, dass man niemand anderen auf die Fuesse tritt.
Ich habe auch vielen auf die fuesse getreten, doch ich habe mich in soweit geaendert, dass ich das nicht mehr tue.
Es sind wahrscheinlich meine letzten Worte an dich, weil du ja gesagt hast, wir haetten dich fallen gelassen, was wir nicht tun wollten.
Wir wollten dir jediglich sagen, dass es so nicht weiter gehen kann.
Allerdings haben wir das nicht sehr nett gesagt, und du hast es nicht richtig verstanden.
Vllt verstehst du es jezz besser.

Es gab viel streit in der Gruppe, auch ich bin nicht unschuldig daran, ich habe ja den ganzen streit angefangen, weil du einmal meine Worte vergaßt.
Doch diesen Streit haben wir hinter uns. Sie und ich kommen jezz super klar.
Das jetzt neuer Streit ist, damit habe ich eher weniger zutun.
Ich hoere mir beide Sachen an und versuche genau wie du zu vermitteln.
Allerdings kann ich das nicht, wenn eine Person mir etwas erzaehlt, was nicht die Wahrheit ist.
Ich gebe selber zu, dass was ich dir geschriebn habe, war nicht nett und ich entschuldige mich dafuer.
Ich hoffe du nimmst sie an.
Allerdings (und ich sage jetzt nochmal: Ich lehne sie nicht ab und lasse sie auch nicht fallen, alles was ich will ist verstehen warum) sollten wir uns mal fragen, warum sie nicht die wahrheit sagt.
Du hast mal gesagt, sie waere dein Lieblings-Sorgenkind.
Daraus haben wir "Dein Liebchen" gemacht.
Auch das war nicht nett.
Doch das einzige was wir noch sehen ist, dass du dich nur noch um sie gekuemmert hast.
Es tat uns weh, dass zu sehen, weil wir beide auch einige Probleme hatten, so dass ich seit 2 Monaten in Therapeutischer Behandlung bin.
Wir sind einfach nur enttaeuscht, dass du mit dem wissen, dass sie nicht die Wahrheit sagte, sie immer noch verteidigst.
Weil, ich denke du stimmst mir zu, Luegen zu erzaehlen ist nicht nett.
Nein, es ist sogar das letzte.
Ich hoffe, du stimmst mir in diesem Punkt ueberein.

Ich rede jetzt mal nur von mir:
Ich bin enttaeuscht von dir und von mir.
Das du siehst, bzw weißt, dass sie nicht die wahrheit sagt, und du sie noch in schutz nimmst.
Auch ueber dich hat sie eine Luege gesagt.
Von mir, weil ich dich nicht vorher gefragt habe ob das stimmt, was ich gehoert habe.
Ich weißt nicht, ob du meine Entschuldigung annimmst, geschweige denn mir verzeihst, aber ich hoffe es.

Bambina

21HEIDI

Hallo Wolf!
Willkommen hier erstmal.
Ich bin 45 Jahre und habe eine fast ähnliche "Aufgabe" wie Du.
Ich bin bei den anonymen Frauen und da haben wir auch sehr viele junge Mädchen,denen in Familien oder privat dies und das passiert oder passiert ist,u.s.w....
Auch diese Frauen und vor allem Mädchen brauchen Hilfe,u.s.w..
Ich bringe sie ins anonyme Frauenhaus,unternehme andere Dinge mit ihnen,bringe sie zur Untersuchung ins Krankenhaus,mache Beratung,u.s.w..
Wir können uns gerne näher und ausführlicher darüber unterhalten per E-Mail,wenn Du willst.

HEIDI.21@gmx.net

Lieben Gruß erstmal,
HEIDI :-)