neu hier im Forum

Begonnen von HAL9000, 02 September 2009, 11:50:32

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HAL9000

Hi,

ich habe mich vorgestern angemeldet und jetzt möchte ich mich in Kurzform vorstellen:

Alter: 57
Geschlecht: m
Familienstand: mit Freundin zusammenlebend
Wohnort: Kleinstadt am Harz
Musikgeschmack: Blues, Motown, Rock der 60er Jahre
Diagnose: na? Warum bin ich wohl hier?

Ich habe vor etwa drei Jahren einen Burn-Out erlebt. Die körperlichen Symptome der Erschöpfung sind bald vergangen, doch die Depression ist mir erhalten geblieben. Die Psychotherapie war recht hilfreich um aufzuarbeiten, warum ich nicht rechtzeitig gemerkt habe, daß ich mich überarbeite, doch an der Depression änderte sich nichts. Meine damalige Hausärztin hat von Antidepressiva abgeraten, weil der Verdacht bestand, daß sie sich nicht mit den Medikamenten vertragen würden, die ich wegen einer chronischen Erkrankung nehmen muß. Vor etwa einem Jahr wurde die Depression schlimmer und ich bin etwa 6 Monate wie ein Zombie herumgelaufen ... ohne Zeitgefühl, ohne wirklichen Kontakt zur Realität, der Job und eigentlich mein ganzes Leben liefen völlig an mir vorbei. Also nahm ich mit mittlerweile neuen Ärzten einen neuen Anlauf, bekam Antidepressiva, die sich mit meinen anderen Medikamenten gut vertragen, und bin jetzt endlich wieder im Kontakt mit dem Leben. Doch ich merke auch, daß der wiedergefundene Kontakt "gerade mal eben so" funktioniert, wenn Stress aufkommt rutsche ich ganz schnell wieder ab. Mein Arbeitgeber ist seit 4 Wochen in vorläufiger Insolvenz, ob ich in 4 Wochen noch einen Job haben werde, das steht in den Sternen. Was Arbeitslosigkeit mit 57 bedeuten würde, darüber brauche ich wohl nichts zu sagen, der Gedanke daran trägt auch nicht gerade zu Gelassenheit und Ruhe bei.

das war's erstmal, später sicher mehr....

Grüße

det

nubis

#1
Hi du :-) schön, dass du hergefunden hast - willkommen im Forum


Natürlich ist die Ursache nicht so schön - aber vielleicht hift es dir weiter, wenn du dich hier austauschen kannst :-)

Leider ist es so, dass jemand, der an Depressionen leidet, durch belastende Situationen besonders leicht 'abrutscht' und aus einzelnen Komponenten eine insgesamt negative Sichtweise erhält.

Hast du mit deinen Ärzten mal geredet - käme eine Erhöhung der Meditation eventuell in Frage?

Hast du im persönlichen/familiären Umfeld Leute, mit denen du über deine Sorgen zB wegen einer möglichen Arbeitslosigkeit reden kannst? - deine Freundin?

Ich finde es jedenfalls gut, dass du daran arbeitest und vielleicht auch in den 'Gesprächen' hier eine Hilfe findest.


LG
nubis
Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Ina

Hallo Du,

Auch von mir: Herzlich Willkommen im Forum!
Ich hoffe, Du wirst hier einen guten Austausch finden
und vielleicht mit dem ein oder anderen Erfahrungen
austauschen können.

Eine Depression ist leider nicht so einfach zu überwinden,
viele kämpfen damit jahrelang. Man kann mit der Zeit
aber lernen, damit zu leben und klar zu kommen. Ich
finde es gut, dass Du mit Ärzten in Kontakt stehst, die
Dich unterstützen und Dir zu helfen versuchen. Alleine
ist es nämlich sehr sehr schwer, aus einer Depression
herauszukommen. Gut ist auch, dass Du eine Freundin
hast. Dann bist Du wenigstens nicht allein und kannst
auf ein wenig Unterstützung hoffen. Kannst Du mir ihr
denn über Deine Probleme sprechen? Versteht sie Dich
oder bist Du da eher auf Dich allein gestellt?

Was Deinen "Kontakt zur Außenwelt" betrifft: Erwarte
nicht zu viel auf einmal von Dir! Gehe Deinen Weg
Schritt für Schritt und überstürze nichts! Ich denke,
dass es mit etwas Geduld schon wieder wird :)


Alles Liebe,
Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Floraplanta

Hallo Hal 9000!
 Auch von mir  herzlich willkommen hier im Forum .
Ich kann dich recht gut verstehen ich leide selbst seit Jahren an Depressionen ,Angst und Panikattacken .
Zur Zeit bin ich nach stationärem Aufenthalt jetzt in Tagesklinik. Fühl dich wohl hier im Forum .
Gruß Floraplanta

stumm

willkommen im forum :-)
ja das mit dem job sieht nicht gut aus
vor allem nicht für jemanden der ..nicht rechtzeitig gemerkt hatte.., dass er sich überarbeitet
also ist dir arbeit sehr wichtig
nun du warst bei ärzten ich geh von aus die haben dir gesagt, dass du dir einen ausgleich suchen sollst
hast du schon ne gute idee was du machen wirst falls du wirklich arbeitslos wirst?

HAL9000

Hi,

Danke für die Rückmeldungen. Ich hatte geschrieben, daß es nur eine Vorstellung "in Kurzform" sei. Ich produziere nicht gern seitenlange Texte, schon allein wegen meiner dummen Angewohnheit, verwinkelte Schachtelsätze zu schreiben. Hätte ich gleich ein wenig ausführlicher geschrieben, dann hätte sich einiges aus euren Rückmeldungen erledigt. Also, warum nicht jetzt, schreibe ich noch ein wenig mehr über mich.

Ich habe eine recht heftige Vergangenheit mit Alkohol und "weichen" Drogen hinter mir. Das Thema konnte ich weitgehend abschließen, dadurch habe ich aber ziemlich viel Erfahrung darin, mir selbst kritisch auf die Finger zu schauen. Ich habe mich lange Zeit mit dem Thema "Sucht" intensiv auseinandergesetzt, aus der Zeit habe ich zwar wenig Therapie-, aber sehr viel Gruppenerfahrung.

Meine chronische Krankheit ist "Rheumatoide Arthritis", deshalb muß ich alle 3 Monate zum Arzt. Die Blutwerte müssen wegen der Rheumamedikamente ständig kontrolliert werden. Ich habe vor einem Jahr wegen eines Umzugs die Ärtzte gewechselt. Meine alte Hausärztin und der alte Rheumatologe waren der Meinung, daß es bei Einnahme von Antidepressiva zu Wechselwirkungen mit den Rhaumamedikamenten kommen könnte. Bei der Entscheidung, entweder die Depression auszuhalten, oder aber die Rheumamedikamente neu einzustellen und so eine Zeit mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen auszuhalten, habe ich mich gegen die Antidepressiva entschieden. Irgendwann ging es einfach nicht mehr und meine neuen Ärzte waren der Meinung, daß es mit einem Antidepressivum funktionieren müßte - was es dann auch tat. Anscheinend gab es doch eine Wechselwirkung, aber eine positive: das AD wirkte erheblich schneller und besser als erwartet.

Und nun zum Job und dem Burn-Out. Nein, die Arbeit ist mir nicht wichtig, ich könnte auch sehr gut ohne Arbeit leben, wenn ich jetzt schon Rente bekommen könnte. Aber ich habe einen Job, der viel Spaß macht: technischer Außendienst. Es ist keine 08:00 Uhr bis 17:00 Uhr Tätigkeit, es gibt immer wieder Überstunden, Nacht- und Wochenendarbeit. Und ich fahre durchschnittlich um die 5.500 Kilometer im Monat. Aber ich habe mit vielen unterschiedlichen Kunden zu tun, und das macht Freude. Zum Burn-Out kam es in einer speziellen Situation: die Firma hatte einen Kollegen rausgeworfen, der die Nase nicht aus dem Koks lassen konnte. Diese Geschäftsstelle war unterbesetzt und wir fuhren mit drei Leuten reihum wochenweise dorthin, um das auszugleichen. Ich fuhr erheblich öfter als meine Kollegen, weil ich dort sehr gern war. Die Stadt ist interessant und sie haben ein paar Kunden, zu denen ich sehr gern fahre. Tja, ich habe zwar gemerkt, daß ich an meine physischen und psychischen Grenzen gehe, doch ich habe mich verschätzt. Ich war nicht der einzige dem es so ging, einen Kollegen erwische der Burn-Out kurz nach mir. Die Firma hat daraus wenigstens ein paar Lehren gezogen, und daß mir die Depression als Folgeerscheinung des Burn-Out erhalten geblieben ist, ist einfach Pech.

Einen "Plan B" für die eventuelle Arbeitslosigkeit habe ich schon länger fertig. Die Privatinsolvenz ist unumgänglich, doch _das_ macht mir keine Angst. Ich habe in meiner Alk- und Drogenzeit schon viel schlimmer in der Sch..... gesessen und da bin ich auch herausgekommen. Die Depression macht es nur viel schwieriger, mit der unsicheren Zukunft umzugehen. Ich war immer ein absoluter Optimist und das funktioniert überhaupt nicht mehr. Mit den AD ist ein Zehntel meines alten Optimismus wieder da, doch es geht halt nur mit Tabletten.

So, jetzt reicht's erst mal wieder. Der Firmenlaptop steht neben mir und da schreien etliche mails nach Bearbeitung.

Grüße

det