.....voll das Klischee, oder was??.......

Begonnen von DieAnonyme(Guest), 25 Mai 2009, 15:16:00

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

DieAnonyme(Guest)

Hallo an alle,

in Kurzform: ich bin seit einem Vierteljahr völlig am Anschlag, weil ein Familienangehöriger (mag nicht genauer werden) sehr, sehr, sehr krank ist....phasenweise war er auch wirklich gefährdet, von uns gehen zu müssen.....ich verbringe seither ohne Ausnahme jeden Samstag, Sonn- und Feiertag in der Klinik......

wir haben auch deswegen viel mitgemacht, weil "gepfuscht" wurde. Mein Familienangehöriger ist inzwischen in der dritten Klinik. Bei mir hat sich dadurch auch unglaublich viel Wut angestaut. Wut, Verzweiflung, Angst......Angst, immer währende Angst....auch Nachts...

Vor einigen Tagen bin ich jetzt auf eine "positive Ausnahme" gestoßen - arzttechnisch. Er hat sich zwei Stunden Zeit für mich genommen (trotz des Stresses in der Klinik), hat sich die ganze Geschichte angehört.....und hat auch einiges, was mir gestunken hat, für meinen Angehörigen verbessert.

Ich bekomme ihn seit unserem langen Gespräch einfach nicht mehr aus dem Kopf. Er war so einfühlsam und fürsorglich. Und hat sich vor allem für uns eingesetzt....auch gegen Widerstände... Und ich fühle mich völlig gaga, dass ich jetzt so empfinde. :-(. Vielleicht, weil ich auch sehr alleine war und bin mit der Situation. Wir halten zwar zusammen in der Familie, aber vieles henkt doch an mir alleine. Und nichts hat mir in diesem Vierteljahr so geholfen wie das Gespräch mit ihm.

Ja, mir hat das Gespräch wirklich neue Kraft gegeben.........
Habe davor schon körperlich reagiert (mich ständig morgens übergeben etc.). Seither geht es
ein kleines bisschen besser......weil ich eben auch das Gefühl habe, dass in der Klinik jetzt jemand
auf unserer Seite steht.......Kann auch leider, leider unter der Woche nicht in der Klinik sein (ist ne ganze
Ecke von der Stadt weg, in der ich lebe und arbeite).....wieder ein Grund für Schuldgefühle.....bei der Arbeit
konzentrieren kann ich mich sowieso auch kaum noch........und dann auch noch zusätzlich DAS.
Dieses Gefühl - eine Mischung aus schön und grausam.
In manchen Punkten ist er ja auch nicht unserer Meinung.....bei dem Gespräch ging es durchaus "zur Sache"...das ganze darf ja auch nicht meine "Kampfesfreude" für die Belange meines Familienangehörigen (der wohl NIE wieder wirklich gesund werden wird) beeinträchtigen.

Was ist das ??? Eigentlich bin ich ansonsten grade auf Ärzte gar nicht gut zu sprechen ;-).......ist das so ne Nummer wie die, dass man sich in den Psychologen verliebt ??? Er ist vom Typ sonst gar nicht mein Fall....und wesentlich älter.

Ich schäme mich irgendwie - und würde mich nicht trauen, in "echt" mit jemandem darüber zu sprechen....darum wage ich es hier - anonym....weil es mich eben sehr beschäftigt.

Ja, und ein unglaublich schlechtes Gewissen habe ich noch..........

weil ich meine Energie doch grade ausschließlich anderweitig nutzen sollte.........


Danke fürs Lesen. Hat mir jemand einen Rat?




DieAnonyme(Guest)

Danke für Deine Antwort.

Mein Angehöriger wird wohl lebenslang ein Schwerstpflegefall sein. Und ich muss mir überlegen, ob ich meine Job schmeiße, um ihn zu pflegen.
Ich muss mir also zwangsläufig einen Kopf machen.

Und da kommen jetzt noch diese Gefühle in die Quere, die mich auch nicht "klarer" werden lassen.......

Leilasmum21

Hallo Anonyme!

Die Frage ist doch, ob du ihn als Arzt siehst oder schon als Mann, als Menschen, ob es nur Symphathie oder schon mehr ist.

Wenn du deinen Familienangehörigen pflegen willst, ist das sehr lobenswert von dir, aber bedenke, da hängt sehr viel dran. Kannst du das ohne finanzielle Stütze, ohne deinen Job? Bekommst du Unterstützung durch einen Pflegedienst oder durch deine Familie?

Wenn du das alles vorhast, solltest du mit dem Sozialdienst des Krankenhauses reden, die können dann vieles für dich und mit dir gemeinsam in die Wege leiten, wie Pflegegeld für deinen Verwandten, eine Pflegestufe, Behindertenausweis...

Ich wünsch dir viel Kraft!

Lieben Gruß
Dani

Mjölk(Guest)

Also ich finde die Reatkion auf diesen Arzt sehr nachvollziehbar und völlig in Ordnung. SChau Dir Deine Situation an: Stress, Belastung, Schuldgefühle, Zukunftsängste u.v.m. Dann kommt dieser Artz her und hört Dir einfach mal zu, schenkt Dir Zeit und Du fühlst Dich ernst genommen, auch als eigene Person , nicht nur als Angehörige. ass Du dabei solche Gefühle entwickelst, das scheint mir absolut im grünen Bereich.
ich gehe davon aus, dass es kein wahres Verliebtsein ist. Du fühlst DIch zu ihm hingegezogen, wel er für Dich da ist, weil er hinter Dir steht, DIr denk Rücken stärkt, was Du von Deiner Familie nicht in dieser gleichen Weise erfährst.
Lass diese Gefühle einfach existieren. Ich denke, sie sind OK. Aber mach Dir bewusst, woher sie kommen. ich halte es für höchst unwahrscheinlich, dass es echtes Verliebtsein oder gar Liebe ist

Nimm seine hilfe an und lass Dich bei ihm ein wenig fallen, Du scheinst das zu brauchen. Und er stärkt DIr den Rücken.

:)

Gruß,

Mjölk

Fee


...voll das Klischee, oder was??.......


Nee,eher das,was man in der Psychotherapie (von Freud`s Psychoanalyse) ÜBERTRAGUNG nennt.

Guck`mal die Seite an,wenn Du möchtest ... hier ist super ,unter Punkt 2.2 erklärt,was Dir mit dem Arzt gerade passiert.

Also,mache Dir keine Sorgen,alles ganz verständlich.


L.G. Fee

DieAnonyme(Guest)

Vielen, vielen Dank für Eure lieben Antworten.

Ein Pflegeheim kommt für uns überhaupt nicht in Betracht! NIEMALS.....Und wenn ich alles aufgeben muss dafür....

@ Fee......Gerade dieses "Klischee" - oder nennen wir es ein nicht ungewöhnliches Vorkommnis - hatte ich ja selber im Kopf und auch angesprochen. ABER ich bin ja weder in psychischer Behandlung bei diesem Arzt, noch habe ich diesen Kontakt gesucht.......er hat sich
einfach schicksalhaft ergeben.

Die letzten Male habe ich ihn in der Klinik nicht mehr getroffen, leider leider......Vielleicht ist er im Urlaub - und er war sowieso nur vertretungsweise für uns zuständig. TOLL :-(. Als wird einem der Strohhalm wieder weggezogen.
Und ich habe auch schon nachgeforscht, dass er wohl
verheiratet ist. Kommt mir so dumm vor - bin schließlich kein Teeniemädchen mehr....

Fee


... Teenie oder nicht ... Klientin und Arzt oder nicht ... spielt keine Rolle.

Übertragung klappt bei anderen "Objekten" auch.

Und ich Wirrti,hab`vergessen,Dir die Url. der betreffenden Seite zu schreiben  ;D

Falls Du mal Lust hast,hier ist sie:

http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/105513.html


L.G. Fee

DieAnonyme(Guest)

Danke, das habe ich beim Googeln ja das Richtige gefunden ;-).
Ganz finde ich mich in diesem Text allerdings nicht wieder........

Die Anonyme(Guest)

Habe resultierend aus allem noch andere "Probleme".

Ich habe soviel geweint in der letzten Zeit. Aber seit einigen Tagen fühle ich mich so gefühllos, wie Stein, als wäre ich "abgebrüht"....als würde ich neben mir stehen und als würde mich alles gar nicht mehr wirklich betreffen.

Das macht mir Angst :-(. Ich muss da sein für ******....bin ich auch - ausnahmslos an JEDEM freien Tag seither....aber ich habe die Kraft nicht mehr wie am Anfang, um zu kämpfen. Ich habe solche Angst, nicht genug zu tun.

Ich weiß nicht weiter........

Meine sozialen Kontakte leiden auch - ich habe ja keine Zeit am WE und unter der Woche arbeite ich und bin danach müde.

War innerhalb der letzten 3 Monate genau zweimal abends weg. Einmal was trinken mit meiner "besten Freundin" (dazu gleich noch mehr) und einmal im Kino. Ich muss mich schon den ganzen Tag verstellen.....da mag ich abends meistens einfach nur meine Ruhe.......

Weh tut, dass mein Umfeld auch völlig überfordert mit mir zu sein scheint. Ich habe meine "beste Freundin" seit ca. 25 Jahren!! seit Gründonnerstag nicht mehr gesehen (da waren wir eben was trinken)....sie hat nicht mehr nachgefragt, wie es mir geht.....weiß vieles noch gar nicht........sie hat mir nur einmal aufs Band gesprochen. Ich bin so maßlos enttäuscht. Das wars für mich mit dieser "Freundschaft". Ich habe keine Kraft auch noch um Hilfe zu betteln.........Bin ich da zu hart??


DieAnonyme(Guest)

Hat mir da vielleicht jemand einen Tipp??  :(

Soll ich ihr vielleicht einfach einen Brief schreiben, dass ich so enttäuscht bin und grade keinen Wert auf Kontakt mehr lege (sie sprach mir nämlich aufs Band, dass sie es wieder versuchen wird....ist allerdings schon fast zwei Wochen her).
Sprechen mag ich grade gar nicht mit ihr.......Ist vielleicht feige, aber ich habe da keine Kraft für eine weitere Auseinandersetzung.

Gypsy

Ist es ein Grund, eine Freundschaft (die seit 25 Jahren besteht!) zu beenden, weil jemand überfordert ist?

Weißt Du, was bei ihr los ist, ob sie vielleicht gerade auch irgendwelche eigenen Sorgen hat, und deshalb nicht richtig für Dich da sein kann?

Hast Du Dich, seit ihr euch das letzte Mal gesehen habt, bei ihr gemeldet? Wohl auch nicht, so wie ich das verstehe... Vielleicht fühlt auch sie sich "vernachlässigt"?

Wenn sie weiß, wie sehr Du gerade unter Druck stehst, vielleicht meint sie auch, Du wirst Dich melden wenn Du Zeit hast bzw. reden willst.


... das alles sind Dinge, über die Du nachdenken bzw. die Du klären solltest, bevor Du diese Freundschaft beendest.

Das mal als Tipp von meiner Seite.

Liebe Grüße
Gypsy

DieAnonyme(Guest)

Hallo Gypsy,

danke für Deine ehrliche Meinung.
Ja, es stimmt - ich habe mich auch nicht bei mir gemeldet.
Aber mein Weltbild sieht eben so aus, dass man sich in einer Freundschaft kümmert, wenn es dem anderen dreckig geht.
Ich weiß nicht, durch wie viele Täler ich schon mit ihr gegangen bin.
Und jetzt - werde ich alleine gelassen von ihr.

Vielleicht sehe ich das wieder anders, wenn alles wieder geordneter laufen sollte.....ich mag sie ja auch nicht zum Teufel jagen (endgültig) ;-).
Ich möchte mich momentan nur nicht auch noch mit ihr auseinandersetzen müssen.

danke schön!

nachtwind

#12
hey anonyme :-).
Du musst dich ja auch nicht mit ihr auseinandersetzen.
Genau das
schenkt sie dir doch.
In dem sie dich
in Ruhe lässt.
Ich vermute mal, du hast deiner Freundin das gesagt,
was du auch uns gesagt hast:
*da mag ich abends meistens einfach nur meine Ruhe.......  *
Also drängt sie sich dir nicht auf,
indem sie anruft, wenn s dir nicht passt -
ich denke, sie wartet drauf, dass du dich meldest.
Dann, wenn s dir passt.
Denn wenn man eine so lange Freudnschaft hat,
dann geht man davon aus, dass der andre WEISS,
dass er sich jederzeit melden kann.
Wenns ihm nicht gut geht.
Und er ein bisschen menschliche Freundschaft braucht.
Da muss man ihn nicht noch ausdrücklich
dazu einladen.
Und eventuell eben
gerade dadurch
stören grad.

Wenn ich wütend bin, anonyme, dann können die Meinen
machen, was sie wollen - sie machens eh nicht recht. ;-)
Nicht, weil SIE was falsch machen, anonyme -
weil ICH wütend bin,
ist das so.
;-)

Du hast geschrieben, dass du angefüllt bist mit so viel Wut,
in dieser für euch so schweren Zeit.
Das kann ich so gut nachvollziehn -
es ist die Wut der Hilflosigkeit, anonyme.
Diese Wut
wird aus der Hilflosigkeit gespeist.
Und von Hilflosigkeit
ist eure Situation ja nu wirklich
randvoll.

Wut will helfen, anonyme.
Wut will Mut werden.
Mut, aus dem Dahindämmern auszubrechen ins Leben zurück.
Mut, um das zu tun, was man noch nie gewagt hat,
und genau deswegen man so leidet.
Das mag für deine Situation nicht zutreffen, anonyme -
vielleicht will hier die Wut
eine ganz besondre Form des Mutes werden.
Vielleicht, ganz vielleicht will deine so grosse Wut
Demut werden?
....
und das ist ein gottverdammt schweres Stück Brot.

Schneid in deiner Wut
nicht deine Freunde in Streifen, anonyme -
du brauchst sie doch!
Sie geben doch ihr Bestes, anonyme.
Sicher, ihr Bestes ist dir
nicht gut genug.
Aber es ist trotzdem was Gutes.
Dass dir
gut tun kann.
Wenn du es nur
nehmen kannst.

Ich überleg grad - wohin dann
mit deiner Wut?
Und mir kommt ein ganz eigenartiger Gedanke.
Wahrscheinlich mach ich grad nen Affen aus mir -
aber ich schreibs dir doch.
Kannst mich gern in der Luft zerreissen deswegen. ;-)
Es ist ein eigenartiger Gedanke.
Wohin du
vielleicht
kannst mit deiner Wut.
Geh in eine Kirche, anonyme -
vielleicht will deine Wut
dorthin.
Vielleicht kennst du einen guten Pfarrer,
vielleicht gehst du auch ganz allein dorthin.
Such dir eine Stelle aus, wo du das Gefühl hast -
noch am ehesten, vielleicht ;-) -
dass da einer ist, der dich hört
und sieht
und vielleicht sogar
versteht?
Und dort
lass all deine Wut heraus, anonyme...
leg (oder schmeiss) sie dort
jemandem zu Füssen...
weine die Tränen der Hilflosigkeit...
der Wut, der Verzweiflung, der Hoffnungslosigkeit.
Das sind alles
die Tränen der Hilflosigkeit.

Und wenn der Sturm deiner Wut und Verzweiflung
erschöpft abebbt,
dann lausche...
lausche in die Stille
...


Vielleicht kennst du auch eine Stelle im Wald,
die dafür der rechte Ort wär?


Das, was eurer Familie grad passiert,
ist so schwer.
Und so schwer anzunehmen.
Du hast alles Recht der Welt, so wütend so sein.
Aber irgendwann
will jede Wut
irgendwohin.
Irgendwohin, wo sie
nützlich sein kann.
Für etwas gut sein kann.

Ich wünsch dir sehr,
dass du einen Ort findest,
wo deine Wut
zu dem werden kann,
wozu sie auf der Welt ist.
Zu Mut.
Und diese deine,
ich weiss es nicht, ich glaub es nur,
vielleicht zu: Demut?
Ich wünsch es dir so.

Die Anonyme(Guest)

Danke für Deine Worte Nachtwind. Werde mir das mal durch den Kopf gehen lassen, wenn ich Zeit zur Ruhe habe.

@ all

Dieser Arzt ist das größte A**** von allen! Hat mein Vertrauen gewonnen und jetzt geht ihn alles nichts mehr an...mag dem Kollegen nicht in die Parade fahren. Ich dachte, dass er anders ist....mal wieder enttäuscht.

Die Anonyme(Guest)

Danke Wohlstandspudel.

Aber ICH selber bin ja gar nicht in Behandlung.