Temporäre Ziele

Begonnen von Johnny, 23 März 2009, 01:38:31

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Johnny

Ab und an trifft's mich wie ein Blitz und ich meine mich selbst zu erkennen. Und dann sehe ich (m)ein Leben - und es wäre eigentlich nicht weiter schlimm, falls es gar nie existiert hätte. Alles spielt sich im Promillebereich ab, alles nur eines von Millionen. Von Kindheit an auf Erfolg getrimmt, aber zu schlecht um wirklich gut zu sein. Egal, auch davon gibt's Millionen andere... Irgendwelchen Zielen hinterher jagen - meistens von anderen vorgegeben und meistens total sinnlos. Aber man wird beschäftigt, was das philosophische Denken über sich und andere erfolgreich unterbindet. Realer Stillstand und doch so viel Bewegung (den sinnlosen Zielen wegen), dass der Körper nach Ruhe schreit. Ist das Ziel erreicht, winkt ein noch größeres direkt im Anschluss - wieder sinnlos und doch erstrebenswert. Ziele, die teilweise teuer erkauft werden müssen. Überall Ziele, wohin ich auch blicke. Aber keine wirklichen Ziele, die es lohnt zu erreichen. Alles vergänglich - kein neues Wissen, keine neue Erkenntnis. Nichts Unsterbliches. Vielleicht Geld; vielleicht Wohlstand oder Ansehen. Für einen kurzen Moment sogar Zufriedenheit. Und doch wieder nur ein Ziel ohne Wert. Wo ist das Ziel, wofür ich exakt mein Leben lang brauche? Wo ist das Ziel, das es wert ist, sich auf den Weg zu machen? Wo ist das Ziel, welches mich alle Scham, Verlegenheit und Zweifel über Bord werfen lässt? Wo ist das Ziel, dass mich ewig zufrieden stimmt, wenn ich es dann erreiche? Wo ist das Ziel, nach dem kein anderes mehr kommt?

~Johnny

Mami-ela

Wie sagt man so schön: Der Weg ist das Ziel!
Also für mein Empfinden ist das Ziel genau dann erreicht, wenn du das fühlst, wonach du dich so sehnst!?
Man muss nur vorsichtig sein, und nicht nach etwas Perfektem streben! Das ist zwar im Ansatz nicht verkehrt, aber wohl kaum zu finden! Und es wird auch keine „ewige“ Zufriedenheit geben. Dafür sind wir Menschen, die sich weiterentwickeln, die Welt um uns herum tut das ja schließlich auch!
Dann gibt es für mich auch Unterschiede, auf welcher Ebene man sich Ziele setzt? Emotional? Materiell? Beruflich? Gesundheitlich?......................................

LG
Mami-ela

Gypsy

**Wo ist das Ziel, wofür ich exakt mein Leben lang brauche? Wo ist das Ziel, das es wert ist, sich auf den Weg zu machen? Wo ist das Ziel, welches mich alle Scham, Verlegenheit und Zweifel über Bord werfen lässt? Wo ist das Ziel, dass mich ewig zufrieden stimmt, wenn ich es dann erreiche? Wo ist das Ziel, nach dem kein anderes mehr kommt?**

Ähhmm... mir ist da jetzt gerade spontan eine Antwort eingefallen... aber, naja...

Ich drück es mal so aus: ich glaube, das Ziel sollte sein, dass Du am Ende Deines Lebens zurück schaust und sagen kannst: "Es war richtig so." (Mit "richtig" meine ich nicht unbedingt, dass alles schön gewesen sein muss)
Und dafür brauchst Du nicht Geld, Wohlstand, Ansehen und was Du sonst so aufzählst... Du musst mit Dir selbst im reinen sein. Ich denke, das ist ein Ziel, das wirklich Sinn macht.

Aber nu frag mich bitte nicht, wie das geht ;)

dejavu

das Ziel ist für mich, das du keine materiellen werte brauchst, um glücklich zu sein
kein ansehen, kein geld, kein wohlstand
ich sag immer , je glänzender der schein umso schlimmer das sein

ich glaube, trotz aller widrigen umstände und erfahrungen
das ziel ist
mit sich selbst glücklich zu sein
jemanden lieben und geliebt zu werden
daraus zieht sich alle kraft für ein zufriedenes leben


Adrenalinpur

Vielleicht erkennt man die Ziele und den Wert von Menschen, Dingen, Erlebnissen, Zeiten, Gelerntem, Erarbeitetem erst wenn man sie/es verloren hat.

Johnny

#5
Danke für die vielen und ausnahmslos guten Antworten.

Das Leben, das ich im Moment führe, ist oberflächlich betrachtet zufriedenstellend. Vielleicht für den einen oder anderen gar erstrebenswert. Aber im Inneren, da brodelt es und Zweifel, Panik über mein Leben und das Erlebte machen sich breit. Und all das schafft eine Menge Unsicherheiten.  Es scheint, dass auf meinem Weg die Hinweisschilder fehlen. Und vielleicht habe ich vor langer Zeit einmal die falsche Abbiegung genommen und bin nun dort, wo ich gar nicht sein will (aber weiß es nicht). Oder genau umgekehrt. Ich bin richtig und merke es nicht und zweifle am Ergebnis. Oder aber es gibt auf diesen Wegen kein Richtig oder Falsch und der Weg ist dann doch das Ziel? Verzweifelt suche ich nach dem Hinweis, der mir die Richtung aufzeigt. Versuche mit der Logik den Weg zu finden - das Herz auf Standby. So erzwinge ich mein Leben, eiere jedoch wie ein Kreisel ziellos und wild um sich drehend im Kreise und wanke in jede Richtung ein bisschen. Nur um am Ende wieder zu merken, dass ich doch nicht (wie erhofft) weiter gekommen bin. Und ich weiß: eines Tages hört der Kreisel auf, sich zu drehen. Nur ist der Ort, an dem ich umkippe auch erstrebenswert gewesen? Oder ist der Platz völlig belanglos? Einer unter vielen. Individualismus, einzigartige Kunstwerke aus vorgefertigten Bausteinen? Zufall? Schicksal? Vorbestimmt?

Da, wo ich bin, fühle ich mich nicht wohl. Also muss ich woanders hin. Die Frage ist nur wohin? Und die Zeit tickt unbeirrt weiter...mein größter Feind.

YuRiku

#6
 so viele fragen und scheinbar keine richtige antwort für dich dabei mein lieber... oder zumindestens keine zufriedenstellende. würdest du dich überhaupt mit irgendeiner zufrieden geben, würde man dir eine plausible vor die füße schmeißen?
oh, hallo auch erstmal von mir.
mir viel schon bei deinem ersten post etwas gravierendes auf:
du erzählst und grübelst über ziele, logik, sinn und über erkenntnisse, doch... wieso sperrst du die liebe dabei so aus? wieso versuchst du krampfhaft so rational zu denken und meinst der weg des lebens kann nur durch deine vernunft endlich richtig geebnet und erkannt werden? was leitet dich dazu die gefühle außer betracht zu ziehen?
denn vom ersten moment an, in dem du alle ziele in frage gestellt und alles als vergänglich beschimpft hast (was natürlich der wahrheit entspricht) so hat doch in meinem kopf sich sofort der gedanke der tiefen empfindung in mir breit gemacht gehabt. das leben ist vergänglich, doch wäre ein unsterblicher mensch nicht noch viel unglücklicher als ein nicht ewig lebender, wenn er zusieht wie alle menschen - ob nahestehend oder nicht - vor ihm dahinraffen und und er einsam in der weltgeschichte umherirrt, stierr gerichtet auf der suche nach seinen antworten? ich glaube, man sollte nicht versuchen die zeit als feind anzusehen und versuchen sie auszutricksen, sondern seine zeit nutzen und schließlich macht es das ja so besonders. man hat nur dieses eine verdammte leben und man verschwendet es oftmals für etwas "unwürdiges", der mensch ist heutzutage zu beeinflussbar (ich spreche nicht von medien), lässt sich zu sehr kontrollieren und steuern von anderen, die nur "gutes" für einen wollen. als wüssten sie was gut für einen selbst ist, sie besitzen ja nicht sein gehirn. ach verdammt, worauf wollte ich hinaus, ach jah (!) die liebe, lach. wieso darf dein ziel nicht die liebe sein? mal unbeständig, mal impulsiv und stürmisch, mal so erweckend, aber nie trocken oder gar langweilig - das reinste abenteuer. beruf, erfolg, ruhm und ehre, alles schön und gut, aber macht erfolg allein glücklich? als workaholic vllt, aber das auch nur kurzlebig, denn die einsamkeit nagt an jeder existenz´ nerven, das liegt in unserer natur. wir sind "rudeltiere" :).
also verrat mir, welche rolle spielt die liebe für dich?

riku

Adrenalinpur

Johnny?
bist du unser alter Johnny oder ein neuer?

Die Wege wohin muisst du klar mit dir ausmachen

Diogenes?

mond(Guest)

Fühlt man sich überhaupt irgendwo wohl?
Man ändert den Weg, und versucht es auf einen andere Weise - nur irgendwie klar kommen.
Irgendwann merkt man, das auch dieser Ort der falsche war. Zweifel - alles richtig gemacht zu haben.
Es wird nie richtig sein.
Aber ist es nicht etwas, was jeden betrifft?
Vielleicht mit dem Unterschied - das wir mit dieser Erkrankung sensibler auf diesem Weg sind?

Wo gehört man hin?
Wo fühle ich mich wirklich wohl?

Dinge, die man nur selbst rausfinden kann -
Aber am Ende treffen sich alle Wege am gleichen Ort.
Egal ob mit - oder ohne Erkrankung - irgenwie sind wir doch alle gleich - nur wir fühlen mehr und handeln danach.
Kommen wir dadurch vielleicht sogar eher ans Ziel?
Obwohl - gibt es wirklich ein Ziel?

lg an Dich
Mond

Johnny

Vielleicht gibt es gar kein Ziel. Gut möglich. Vielleicht gibt es kein Leben nach dem Tod. Sehr wahrscheinlich. Dann bin ich also die Einwegflasche, die nach dem Sinn seiner Existenz sucht. Warum dann jeden Tag der Zwang, sich selbst in den Hintern treten? Ist meine Hoffnung in Wirklichkeit der große Lügenbold? Der mir die Wahrheit verzerrt?

Das mit dem Herz auf Stand-By ist unglücklich ausgedrückt. Die Liebe war damit nicht explizit gemeint, sondern Emotionen/Gefühle. Ich will (oder muss) etwas verstehen und nicht erfühlen. Vielleicht ist das Herz deswegen im Stand-By, weil vor langer Zeit (im Kindesalter) wie verrückt emotional darauf herum getrampelt wurde. Gefühle wurden dazu missbraucht, um mich gefügig zu machen gegenüber der Macht und den Ansichten der Eltern. Die Liebe als das große Ziel in meinem Leben lehne ich ab. Ein Ziel ist es, aber nicht das eine große Ziel - viel zu riskant!


EngelCarmen

#10
Yuriku, das hast du schön gesagt...
und ich weiß jetzt eigentlich gar nicht, warum ich das hier schreibe.

Die Angst falsche Entscheidungen getroffen zu haben, kenne ich. Ich stehe gerade wieder vor solch einer Entscheidung.
Studieren oder nicht, wenn ja was, was wird aus mir? Was ist mein Ziel?
Ehrlich.. ich hab keine Ahnung.
Trotzdem stehe ich jeden Tag auf (zugegebenermaßen nicht immer mit dem Wissen, warum)
Die Depression geht mir auf den Keks und ich hätte wieder gerne mehr Lust am leben.
Ich hab kein Ziel, vielleicht früher mal.. oder? Nein, nicht so wirklich. Zu viele Verunsicherungen, zu viele Hindernisse.
Ich hab kein Ziel. Irgendwie ist das traurig, oder?
Irgendwie auch wieder nicht, ich hab ja andere Dinge. Bin froh, über mein Dach über dem Kopf.
Glücklich, einen Freund zu haben. Positive Erlebnisse sind auch noch sowas.. ein Lächeln von jemand in der S-Bahn z.B.
^^
Okaay.. nicht so toll jetzt, aber hey, was soll ich denn tun? Mich umbringen? Lieber nicht.. das ist es nicht wert. Das habe ich in
der geschlossenen begriffen, als ich so ein paar Schicksale mitbekam.
Alkoholsüchtige Obdachlose, Drogensüchtige, eine schizophren Kranke. Die Kämpfen ihren Kampf mit dem Leben.
Nein, man darf Schicksale nicht vergleichen. Man darf nicht sagen, uns gehts besser, also seid bitte glücklich.

Aber irgendwie hat das trotzdem in mir etwas ausgelöst und das war für mich ganz wichtig und der erste Ansatz gegen Suizidgedanken..
ein Gefühl, die kleinen Dinge mehr schätzen zu lernen.
Und als ich dort aus dem Fenster sah und die Schneeflocken fielen, hat mich das glücklich gemacht.
Ich heul schon wieder.. oh Mann.

Also, was ich sagen wollte.. Gefühle sind sehr wichtig dabei, der Kopf denkt und denkt und du kommst gar nicht dazu zu leben,
weil du ständig nur am denken bist, ja wie denn jetzt.
Liebe würde ich jetzt auch nicht direkt als Lebensziel setzen.
Vertrauen aufbauen,
das Misstrauen abbauen, liebe Menschen kennenlernen (ist nicht so einfach und braucht Zeit, ich weiß..)
...dann kommt die Liebe von ganz allein und auch die Stärke, Enttäuschungen zu verkraften.

Hm.. ich kann nicht so schön schreiben wie ihr, aber es kam von Herzen ;)