Frührente und dann... ?

Begonnen von Ratloser(Guest), 17 März 2009, 22:56:58

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Ratloser(Guest)

Erst mal Hallo an alle.

Ich fang einfach mal direkt an. Heute war ich das erste Mal nach knapp drei Jahren wieder bei meiner Therapeutin. Ich hatte um den Termin gebeten, weil ich mal wieder so richtig am Ende bin.

Bisher war ich in meinem Leben zwei mal, für mehrere Monate, in stationärer Behandlung wegen schwerer Depressionen und auch heute hat Sie mich gefragt ob ich nicht besser im Krankenhaus aufgehoben wäre. Ich habe, nach kurzem Nachdenken, verneint.

Seit fast acht Jahren nehme ich ununterbrochen Antidepressiva (Trimipramin) und war von diesen acht Jahren knappe vier in Therapie.

Ich lebe gewollt alleine (der Name dieser Seite ist bei mir Programm) und habe auch nur eine handvoll Freunde mit denen ich vernünftig reden kann, aber selbst mit denen kann oder will ich immer reden.

Mein Lebenslauf liest sich wie ein verdammter Roman, oder auch wie ein Flickenteppich. Leider ist die Gesamtrichtung ziemlich eindeutig. Nach unten durchgereicht.

Wann ich das letzte Mal glücklich oder einfach nur zufrieden war weiß ich nicht.

Und heute sagt meine Therapeutin zu mir, dass die Frührente eine Alternative wäre. Verdammt, ich bin doch erst 36. Auf der anderen Seite wäre der Druck von außen dann weg. Ich müsste nicht mehr ständig kämpfen und immer wieder verlieren.

Mann, ich bin echt müde.

Was ist Eure Meinung? Hätte ich eine Chance die Rente durchzukriegen? Hat von Euch jemand damit Erfahrung?

LG, der Ratlose

21HEIDI

Hallo ratloser Gast!
Ja,ich habedamit viel Erfahrung!!!

Vor 11 Jahren nämlich bekam ich meinen erstenSchlaganfall,war fast 1 Jahr lang gelähmt,also keine Arbeit.
Dann nochmal 2 leichte Schlaganfälle,wieder keine Arbeit...
Und vor fast 3 Jahren Unterleibskrebs und vor 1einhalb Jahren Darmkrebs.
Also erst recht nichts mit ner Arbeit.
Vor 2 Jahren hieß es sogar,daß ich dies und das ja nicht mehr selbst machen kann und so Manches nicht mehr tun sollte,also 2x in der Woche eine Heimhilfe.
Außerem seit den Schlaganfällen alle paar Tage bewustlos....zuerst dachte man an Epelepsie,aber das ist es nicht.Das kommt von der kaputten Halswirbelsäule und zieht sich in den Kopf.

Alles begann also vor 11 Jahren und ich war damals erst 33 Jahre!
Kann Dich also VOLLKOMMEN verstehen.
Liebe Grüße,
HEIDI (44)   :-)

Ratloser(Guest)

Erstmal vielen Dank für Deine Antwort. :)

Wenn ich Deine Geschichte so lese, dann komm ich mir richtig lächerlich vor. Aber wenigstens verstehst Du meine Lage in Bezug auf die Frührente. Ich hab einfach das Gefühl damit nicht richtig umgehen zu können. Was mögen die Leute wohl denken? Wenn sich jemand in dem Alter berenten läßt, der ist doch bestimmt einfach nur faul. Das sind so die Gedanken, die mir da im Kopf rumschwirren. Ich werde mich auf jeden Fall erst mal beraten lassen. Hab mir schon verschieden Anlaufstellen rausgesucht. Es ist auf jeden Fall keine Entscheidung, die ich übers Knie brechen möchte.

Ich wünsche Dir alles Gute

Der Ratlose

21HEIDI

Hallo ratloser Gast!
Also dafür brauchst Du Dich absolut nicht zu schämen!
Außerdem gibt es ja sicherlich auch eine Art "Heimarbeit",die Du vielleicht von zu Hause aus machen kannst,oder?
Außerdem gibt es auch Krankheiten,die man nicht gleich sieht und deswegen auch in Frührente kommt.
Nimm meinen Krebs her.....sieht auch kein Mensch,wenn er es nicht weiß,aber das ist mir schei..egal,wenn ich ehrlich bin.
Noch etwas: Weißt,wie dazu meine Devise lautet?(fühl Dich aber jetzt nicht betroffen)

"Wenn alle Menschen das tun würden,was sie mich können,
käme ich nie wieder zum Sitzen!"
Lieben Gruß,
HEIDI :-)


minci

hallo ratloser,

ich bekomme seit meinem 46. lebensjahr eine rente wegen voller erwerbsminderung aufgrund
psychischer probleme. sie wurde bisher alle 3 jahre wieder auf weitere 3 jahre gewährt.

man sieht es mir auch nicht an, dass ich krank bin. aber trotzdem bin ich es und ich stehe auch
dazu. wenn mich jemand fragt, sag ich dass ich rentner bin. und wenn dann jemand weiter fragt
sag ich auch dass es aufgrund psychischer probleme ist. die meisten kommen damit zurecht und
erzählen dann von sich auch dass sie probleme haben. aber sie haben meistens hemmungen,
darüber zu sprechen. was meinst du wie viele leute solche probleme haben.

schämen braucht man sich nicht dafür. wer hat schon selbst schuld, dass man krank ist?

eine rente hilft gegen den äußeren druck. gegen mobbing auf der firma und dergleichen. ich hab
auch so noch viele termine, die ich wahrnehmen muss. sei es für die ergotherapie oder für die
psychotherapie. ich hab immer was um die ohren und wenn mir langweilig ist gehe ich zu meiner
tochter und den enkelkindern rüber um mich abzulenken.

man kann sich auch ein hobby suchen. was einen ablenkt vom alltag und der langeweile.

lieben gruß
minci
und einen knuddler wenn du willst

dejavu

hallo herr ratlos

ich komme grad frisch aus der Reha, wo ich begutachtet wurde über 6wochen, da eine Einschränkung meiner arbeitsfähigkeit vom mdk festgestellt wurde

die thera bescheinigten mir arbeitsunfähigkeit erstmal auf ein jahr, um mich erstmal, um mich zu kümmern

ich bin bereits seit 1jahr krankgeschrieben und ich sag dir, ich wüßte nicht, wie ich in meiner jetzigen Situation noch arbeiten sollte

ich renne seit 20jahren zu therapeuten, renne arbeiten und hab immer verdrängt, was mein körper mir sagen wollte

das resultat ist, das ich physisch und psychisch am ende bin und jetzt erst anfange zu begreifen, was mit mir los ist

dazu kommen die üblichen "kannst du dich da nicht zusammenreißen" oder "jeder hat doch mal keinen bock" etc etc

leider verletzt mich das nach wie vor sehr und es führt zu weiterem rückzug

alles in allem weiß ich jedoch für mich, das es momentan keine andre möglichkeit für mich gibt, zu überleben, ein leben is ja numal was andres, von glück und zufriedenheit zu reden is ja schon kosmisch....

wer von den leuten kann denn nachvollziehen, was uns täglich quält?
würde man das zu jemand sagen, der z.B. eine körperliche sache hat?
nein, da kann man mit verständnis rechnen und mit hilfe
wir sind doch nur die faulen, die keine lust um arbeiten haben

ich für meine teil habe jetzt so entschieden, das ich versuchen will, dies an mir abprallen zu lassen-haha werden jetzt alle sagen, die mich länger kennen, aber es geht einfach nicht mehr

die, die dich wirklich mögen, die werden zu dir halten, und wenigstens versuchen, nachzuvollziehen, was mit dir los ist
alle andren kannste .....

du mußt für dich entscheiden, was du in der lage bist zu schaffen
und wenn es numla so ist, das du nicht mehr kannst
na, dann kannst du ebne nicht mehr
schluß aus basta

ahja, ich bin 37 und schlucke seit jahren psychopharmaka, seit 20j asthmamedis und seit 4jahren betablocker
letztes jahr hab ich angefangen zu rauchen und zu trinken
und ich hab zugenommen von den medis
ich hab versucht es runterzuhungern
es fkt nicht, es geht nach hinten los

und weißte, was mein lieblingsspruch is
"ich will doch einfach nur meine ruhe haben"

in diesem sinne
sei gegrüßt von deja




attilla

Hallo,
ich bin jetzt 38 und beziehe seit 2 Jahren Erwerbsunfähigkeitsrente.
WEgen Psyche und weil mein Körper kaputtgewirtschaftet ist.
Ich schäme mich nicht, es soll ja kein Zustand für immer sein.
Wenn es mir besser geht, mache ich eine REHA und versuche im Büro unterzukommen.

Also, Du brauchst Dich echt nicht schämen und lass Dir das auch nicht einreden!

Gruss, Attilla

stern

lieber ratlos,

ich bin 40......und seit ich 33 bin bekomme ich rente....u.a. auch aus psych.gründen

der weg der antragstellung ist kein leichter
du musst immer dran bleiben
widersprüche einlegen
gutachten machen lassen ohne ende
aber es läuft alles ,musst nur dran bleiben
wenn du willst helfe ich dir gern und es gibt rentenberater in jeder stadt

es ist nicht unmöglich eine rente zu bekommen,versuchs!

es ist ein entlastendes gefühl

aber auch oft ein gefühl für mich -nicht mehr dazu zu gehören-

aber ich hab gelernt damit umzugehen und dazu zu stehen.....einer der wenigen erfolge meiner thera`s

wenn du meine hilfe magst...ich bin da....und auch im chat
stern(Admin)

Ratloser(Guest)

Hallo Leute,

ich bin echt überwältigt, so viele Antworten, damit hatte ich nicht gerechnet. Vielen Dank Euch allen.

Eine erneute Therapie ist angeleiert, in zwei Wochen habe ich den nächsten Termin. Ich habe mich weiter im Netz schlau gemacht und dort wurde oft der Sozialverband Deutschland empfohlen. Mit denen habe ich mich auch schon in Verbindung gesetzt und die Sprechzeiten erfahren. Ich werde noch diese Woche dort das Gespräch suchen.

Es macht mir Mut zu hören dass ich nicht alleine bin. Zu hören/lesen, dass andere in meiner Lage diesen Schritt gemacht haben ist eine echte Erleichterung. Und ja, dejavu, wenn es eine körperliche Sache wäre, dann wäre das Verständnis sicher größer. So'n kaputter Rücken oder eine "echtes" Handicap ist halt leichter anzuerkennen als eine psychische Sache.

Es ist gut diese Entscheidung zu suchen. Allein der Gedanke daran nicht mehr unter ständigem Druck stehen zu müssen, sich ständig erklären zu müssen...

Nochmals vielen Dank

sternchen, attila, dejavu, minci, 21HEIDI und Wohlstandspudel für Eure Gedanken. Ich wünsch Euch alles Gute.

P.S. Ich werde Euch auf dem Laufenden halten wie es hier weitergeht.




21HEIDI

Hallo ratloser Gast!
Ist schon ok,daß wir Dir Mut gemacht haben.Dazu sind wir ja da!

Klar wirst Du immer wieder zu verschiedenen Untersuchungen 1x im Jahr(besonders anfangs) geholt werden.
Ist eigentlich auch bei anderen Krankheiten so,wie z.B. bei mir.
Ich habe ja imMoment auch wieder sämtliche Untersuchungen,die der Amtsarzt(für Pensionen) vorgelegt bekommen will.
Aber die kann er ja gerne haben,dafür schäme ich mich nicht.
Ich sage,er soll froh sein,daß es solche Patienten wir uns gibt,denn ansonsten wäre er arbeitslos!
Liebe Grüße nochmals und laß Dich nicht unterkriegen!
HEIDI :-)