Hat mich ziemlich getroffen

Begonnen von costa, 12 Dezember 2008, 11:55:28

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costa

Guten Morgen!

Also, wie die meisten wissen, habe ich zwei Suizidversuche hinter mir, war ganz unten und habe den Absprung geschafft, bin aber noch meilenweit davon entfernt, zu sagen, daß es mir gut geht.

Mir ist heuer im Herbst etwas unheimliches passiert.

Mich jagen seit langen wieder diese Suizidgedanken, habe schon zwei hinter mir, im Spital haben sie es immer auf meine Alkoholsucht geschoben, was nicht stimmt, warum sie das gemacht haben, ist mir erst heuer bewußt geworden.
Ich war bei mir in der Gegen spazieren und wollte mir dann einen Kaffee genehmigen und habe noch einen Platz gefunden. Plöztlich kam ein jungen Mann (35 Jahre) und fragte, ob er sich zu mir setzen könne. ich bejahte. Wir kamen ins Gespräch und nach einiger Zeit fragte ich, ob wir noch einen Kaffe trinken wollen. er wurde ruhiger und trauriger. Ich sagte, ich lade ihn ein. da begann er zu strahlen und nach einiger Zeit erzählte er auch und das was er erzählte traf mich und sitzt bis heute tief. er hatte drei Suizidversuche hinter sich, wurde immer von der Polizei gerettet und kam das letzte Mal für fast ein Jahr in eine geschlossene Anstalt, dort wurde er entmündigt, man nahm ihm alle Papiere weg(u.a.Führerschein), und ihn wurde ein Sachwalter bestellt. Jetzt lebt er in einer betreuten Wohnungseinheit, darf nicht arbeiten, darf nicht einmal alleine einkaufen gehen und hat ganze 2 euro taschengeld für einen Tag. Dabei fand ich, er ist ein wirklich netter und sympatischer junger Mann.

Das sitzt bis heute tief und gibt mir wirklich zu denken. Also funktioniere ich so weiter, wie es die Umwelt und meine Mitmenschen von mir erwarten, denn Leben kann man das nicht nennen, vielleicht wird es einmal besser. Man muß sich auch mit den Kleinigkeiten im Leben abfinden, man muß sie nur sehen und sich daran erfreuen. es gibt so viel, was nichts kostet, was mich aber erfreut, z.b. wenn ich beim Spazieren gehen ein eichkätzchen sehe, wie fleißig es ist, und wieviel Freude es am Leben hat, obwohl es in dieser Jahreszeit ja auch nicht leicht hat, aber es würde nie daran denken, sich das Leben deswegen zu nehmen, sondern freut sich, das es z.b. Nüsse suchen kann.

Ich danke fürs zuhören.

Siny

Finde das nicht in Ordnung Menschen zu entmündigen... Armer Kerl..
Aber das mit den kleinigkeiten die einen glücklich machen hast du schön gesagt! :)
Und vorallem über Kätzchen freu ich mich auch immer. oder wenn man mal einen Igel sieht. :)
Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will.

(Jean-Jacques Rousseau)

costa

Ich habe meinen "Lebensretter" leider nie mehr wieder gesehen, obwohl ich dort oft genug spazieren gehe. Würde alles tun, um ihn zu helfen. Jetzt verstehe ich auch, warum bei mir bei beide Malen die Ärzte meine Sucht in den Vordergrund gestellt haben, denn wenn sie das tun, bist dann nicht zurechnungsfähig und wirst nicht so schnell entmündigt.

Ich wünsche meinen unbekannten Lebensretter alles Gute und seine Geschichte, die ich natürlich nicht in voller Länge, sondern nur Sinngemäß weitergegeben hat, hat mich wirklich traurig gestimmt, es war sogar so, als wir uns verabschiedet haben, und ich nach hause gegangen bin, ich mit den Tränen gekämpft habe und das habe ich schon lange nicht mehr.

dejavu

lieber costa,

ja, die erfahrungen eines menschen, den es noch "schlimmer" getroffen hat, können einen ganz schon hilflos machen
vieles sieht man danach mit andren augen, könnte mir vorstellen, das du deine meinung über deine ärzte vllt sogar revidiert hast zum positiven

wie wertvoll kann das leben doch sein, wenns auf einmal weg ist....

glg

Ina

Hallo Costa,

Habe Deine Beiträge gerade gelesen und muss sagen, dass ich es irgendwie
rührend finde, dass Dich seine Geschichte so sehr berührt hat! Das zeigt
nämlich, dass Du auf die Dinge wert legst, die wirklich wichtig sind! Und
das sind nicht unbedingt Geld und so weiter... sondern Glück und Freude
im Leben... und wenn einem das genommen wird, zwangsweise, ist das auch
einfach nur hart und traurig. Ich kann Dich da sehr verstehen, wenn ich
ehrlich bin.

Davon mal abgesehen: Wie würdest Du diesem Mann denn helfen wollen?
Könnte man da irgendwas machen? Nun ja, ich finde es schon toll, dass Du
ihm einfach nur zugehört hast und ihn erzählen lassen hast - das hat ihm
sicher schon mal gut getan und er ist Dir bestimmt auch irgendwie dankbar
dafür!

Sei stolz auf Dich - Du hast was Gutes getan :)
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)