Gedankenkreisen

[Sternschnuppe]

Hallo,

ich will mal schreiben, was mich bedrückt, denn sich ausdrücken, heißt ja Druck herauslassen.

Werde mir jetzt auch professionelle Hilfe holen. Habe morgen vormittag einen Termin in der Tagesklinik der Psychiatrie für ambulante Therapie.

Zur Zeit wird mir einfach alles ein wenig zuviel.

Sehr starke innere Beklemmung, starkes Druckgefühl im Hals- und Brustbereich, fühle mich "erdrückt", verstärkte Ängste, Panikattacken mit Herzrasen, Atemnot, Zitteranfälle, fast schon zwanghafte Beschäftigung mit meinem Körpergewicht, meinem Bauch, will bzw. "muss" unbedingt schlank sein, alles dreht sich darum, ja kein Gewicht anzusetzen, wenn ich in den Spiegel schaue, mag ich oft meinen Körper nicht, wiege 52kg bei 1,72m, will unbedingt runter auf 50kg, aber irgendwie klappt es (noch) nicht. Dieses Gedankenkreisen um mein Figur, mein Gewicht ist total ungut, fühle mich diesen Gedanken fast ausgeliefert. Nerve schon meine Umwelt mit meinen Befürchtungen, nicht schlank genug zu sein.
Da ich im Grunde eine vernünftige Person bin, weiß ich ja, dass ich eh zufrieden sein kann mit meiner Figur.
Aber es ist wie wenn da eine zweite sehr kritische Person in mir steckt, die mich erdrückt.

Ich bin Single und fühle mich manchmal schon recht alleine, obwohl ich liebe Freunde, Bekannte, Verwandte und Arbeitskollegen habe.
Aber der richtige Mann in meinem Leben fehlt.
Bin so selbstkritisch. Will "muss" hübsch sein, will "muss" sehr schlank sein, vor allem immer ein flacher Bauch, vielleicht auch bei den Oberschenkeln etwas weniger. Ich weiß, das ist schon fast krankhaft. Manche finden das lächerlich, aber für mich stellt es ein echtes Problem dar.

Einerseits will ich einen Mann kennenlernen, andererseits habe ich sehr große Ängste vor Männer, dass mir jemand zu nahe kommt. Auf der Straße habe ich deswegen oft Panikattacken.

Hatte als Jugendliche mal ein Erlebnis, als mir ein etwas älterer Mann einmal ein wenig "unsittlich" zu nahe kam. Deshalb sind die Ängste vor älteren Männern noch schlimmer.

Nun ja, ich will ja eh einen jüngeren Partner finden.

Aber Menschen im allgemeinen machen mir Angst, irgendwie diese ganze Welt, das "Ausgeliefertsein" auf der Straße, in meiner Wohnung habe ich wenigstens Kontrolle, aber draußen bin ich der Welt irgendwie "ausgesetzt".

Diese Gedanken kreisen halt so in meinem Kopf herum, was ich als sehr belastend empfinde.

Wie gesagt, ich habe zum Glück morgen den Gesprächstermin in der Psychiatrie und hoffe, dass ich in der Tagesklinik aufgenommen. Alleine habe ich den Eindruck, das alles nicht mehr zu packen.

Ich hoffe, es ist ok, dass ich das hier aufgeschrieben habe.


PS: habe gerade gefrühstückt und schon wieder diese Angst, ich könnte zunehmen und irgendwie das zwanghafte Verlangen Abführmittel zu nehmen, damit das Essen ja schnell "runtergeht"...

[Pudel als Gast(Guest)]

hallo sternschnuppe

ich finde es gut dass du dir hilfe holst, denn aus diesem teufelskreis ist es extrem schwer ohne hilfe rauszukommen!

du musst den willen haben, und vorallem sehr viel geduld was die therapie betrifft.

was deinen *hübsch und schlankheitswahn* betrifft, kann ich dir nur sagen das schönheit im auge des betrachters liegt, und frauen die zu dürr sind sehen nicht wirklich schön aus.

jeder finden einen partner, egal ob hübsch oder nicht hübsch.

das problem bei dir ist dass du nicht mit dir selbst zufrieden bist, und es deswegen eventuell nicht mit den männern klappt, da du dich quasi versperrst.

und wer dich nicht so mag wie du bist, der kann dir gestohlen bleiben!

davon abgesehen kann ich dir sagen dass du keien angst vor männern haben musst, denn die meisten sind ganz lieb ud nett.

[EngelCarmen]

hi Sternschnuppe,
schön, dass du hier schreibst und ein bisschen Druck loswerden kannst :)

Ich erkenne mich ziemlich gut wieder in dem was du schreibst.
Ich freu mich, dass du eine Thera machen willst. (werde ich auch tun)
Diese Gedanken um das Gewicht sind wirklich belastend & die Angst vor Menschen sowieso.
Ich kann nur sagen, dass du wirklich sehr sehr dünn bist, aber das weißt du ja.
Ich hoffe, du kannst herausfinden, wer oder was diese zweite kritische Stimme in dir ist und woher die kommt.
Wenn du mehr Selbstvertrauen aufbauen kannst und die im Griff hast, wird es sicher leichter.
Setz Dich aber nicht zu sehr unter Druck (das tut die zweite Stimme bestimmt). Vor allem wenn es darum geht, Männer kennenzulernen.
Wie Pudel schon sagte, es wäre wichtig, dass du dich zuerst selbst annehmen lernst, so wie du bist. Dann kannst du auch ein positives,
selbstbewussteres Bild nach aussen ausstrahlen.
Lass Dir viel Zeit.

Liebe Grüße,
Engelchen

[Sternschnuppe]

Danke für eure lieben einfühlsamen Antworten.

Bin total unruhig und zittrig, bin froh, wenn ich morgen zu dem Termin gehen kann, denn ich bin nur noch ein Nervenbündel bzw. kommt es mir so vor. Eh klar, dass ich vor morgen nervös bin.

Heute nachmittag arbeite ich zum Glück. Das wird mich etwas ablenken.

Das Wetter ist ja auch so schön sommerlich.

Danke für eurer Verständnis.

Alles Liebe
:)

[silent_water]

Hi Sternschnuppe,
ich hab gerade deinen text gelesen und mich in sovielen Dingen wiedererkannt...gerade, was das gewicht, die Abführmittel und die Angst vor zuviel Nähe von Männern angeht. Ich wünsche dir, dass der termin (und natürlich auch die Termine danach) etwas bringt und du das unter Kontrolle bekommst!
Ich schick dir nen lieben Gruss
deine silent

[Ina]

Hallo liebe Sternschnuppe,

Schön, dass Du hier etwas über Dich beziehungsweise über die Dinge, die Dich belasten,
geschrieben hast - das tat doch sicher ein bisschen gut, oder? :)

Die Probleme mit dem Essverhalten / Gewicht kann auch ich - wie anscheinend viele andere
hier auch - sehr gut nachvollziehen, da ich da sehr ähnlich bin (nur dass ich nicht so wenig
wiege wie Du). Wenn Du in dieser Tagesklinik angenommen wirst - was ich Dir sehr wünsche -
dann wird das sicher bald alles besser. Solche Therapeuten kennen sich mit sowas ja sehr
gut aus und können Dir mit Sicherheit helfen, den richtigen Weg zu finden!


Viele Erfolg dafür - und schön, dass Du hier bist!

Liebe Grüße
Ina

[Sternschnuppe]

Dank euch ganz herzlich für eure lieben Zeilen.

Nun schwanke ich ein wenig, ob ich morgen hingehen soll, aber da ich sehr gewissenhaft bin, werde ich wohl hingehen.

Jetzt fühle ich mich nämlich grad etwas besser.

Und ich habe schon Erfahrung mit psychiatrischer Klinik und Therapien.

OK, will jetzt nicht negativ klingen und niemanden entmutigen, aber tief in mir zweifle ich, dass das alles was bringt.
Im Grunde muss ich es alleine schaffen.
Ich muss ja alleine in dieser Welt zurecht kommen.
Niemand anderer lebt mein Leben.

Ich bin oft ziemlich widersprüchlich und hab oft Stimmungsschwankungen.

Nun ja, ihr kennt mich hier ja nicht - zum Glück - und es steckt natürlich viel viel mehr hinter allem.

Auf jeden Fall bin ich trotz allem ein lebenslustiger Mensch, sehe und schätze die schönen Dinge.
Nur reicht das halt nicht immer.

Vielleicht bekomme ich mal Klarheit in mir selbst und über mein Leben.
Aber wie klar ist das Leben schon?

OK, hoffe, das klingt jetzt nicht komisch.

Fühl mich grad ein wenig komisch, aber halb so wild. Ich krieg mich immer wieder in den Griff, einfach indem ich mich darauf konzentriere, was ich jetzt gerade in diesem Moment schön finde.

Nämlich dass grad die Sonne so schön in meine Wohnung scheint und meine lieben Miezen wohlig zusammen gerollt auf den Decken liegen. Ein wunderschönes Bild des Friedens.


:)

[Sternschnuppe]

Ja, ich schwank total hin und her...
Gedankenkreisen...

Weiß selbst nicht, ob's mir nun schlecht oder gut geht...
so richtig gut nicht...
würd mich am liebsten morgen vor dem Termin drücken...

aber das geht ja auch nicht...

nun ja, ich seh's eh morgen früh, sollte mir nicht so viel den Kopf zerbrechen...

Gedankenkreisen...

[Ina]

Diese Gedanken wie "Mir kann ja eigentlich niemand helfen, außer mir selbst" kenne ich sehr gut.
Irgendwie stimmt das auch, ABER:

Ein Therapeut hilft einem dabei, aus einer anderen Perspektive auf sein Leben zu schauen!
Ein Therapeut gibt einem Tipps, was man anders machen könnte!
Ein Therapeut öffnet einem öft die Augen, sodass man sich selbst viel besser versteht und man lernen
kann, sich und sein Leben anzunehmen, wie es ist.

Er hilft einem sozusagen dabei, sich selbst zu helfen! So sehe ich das jedenfalls...


Du gehst da morgen auf jeden Fall hin - Du schaffst das!

[Sternschnuppe]

DANKE, liebe Ina.

Du machst mir Mut.

Danke.

Aber mal sehen, wie's morgen wird. Deshalb geh ich ja hin, sonst weiß ich's ja nicht.
Wer weiß, vielleicht meine große Chance, mein Leben zu verbessern.

:)

Und wenn nicht, einen Versuch ist es immer wert.

Ich will mir ja helfen lassen.

Und wie gut ist es, dass man sich Hilfe holen kann.

:)

[Ina]

Oh wie schön zwei Smilies in nur einem Beitrag, das wirkt so schön positiv irgendwie :-)

Was Du natürlich nicht vergessen darfst: Geduld - man braucht verdammt viel Geduld!
Leider geht das ja alles nicht so schnell, aber mit der Zeit merkt man eigentlich immer
einen Fortschritt - aber ich denke, das weißt Du auch selbst :-)


Vielleicht schreibst Du dann ja mal, wie es so war - würde mich ehrlich interessieren!

[silent_water]

...wollt nur auch nochmal die Daumen drücken...
(grosses Mutköfferchen in die Hand drück;-) )

[Sternschnuppe]

DANKE, ihr Lieben.

In einer Stunde habe ich den Termin.

Danke für euer Interesse an mir. Das tut gut.

Im Grunde geht's mir nimma ganz so schlecht. Aber ich will den Termin auf jeden Fall wahrnehmen.

Hab auch wieder Abführmittel genommen, leider nix abgenommen, bin irgendwie wie besessen von meinem Gewicht. Schaff's irgendwie nicht, dass ich auf 50 kg komme, dabei sind das eh nur 2 kg. Aber ich stehe schon seit fast einem Jahr bei 52 / 53 kg.
Vielleicht ist das ja doch mein persönliches Idealgewicht.

Ansonsten wegen der Ängste und so, daheim geht es ja, nur draußen in der Welt, schaut die Sache ganz anders aus.

Und dann die Angst, alleine zu sein, aber auch gleichzeitig die Angst, dass mir jemand zu nahe kommt.

Nun ja, werde dann mit der Ärztin darüber sprechen. Wahrscheinlich wird sie sagen, dass das eh alles halb so schlimm ist und mich nicht in der Tagesklinik aufnehmen.
Aber so hatte ich wenigstens ein Gespräch.
Nur hoffentlich mach ich mich mit meinen Lapalien nicht lächerlich.
Egal, ich geh trotzdem hin.

Ich geb euch dann Bescheid, wie's gelaufen ist.

In der Zwischenzeit wünsche ich euch einen schönen Tag und alles Liebe.

:)

[Ina]

Liebe Sternschnuppe,

Wie war denn das Gespräch?
Bin ganz neugierig und hoffe, dass es gut gelaufen ist!

[Sternschnuppe]

Hallo!

Danke, liebe Ina, voll lieb von dir, dich dafür zu interessieren.  :) *lieb lächel*

Also, das Gespräch verlief gut, ich konnte rüber bringen, was zur Zeit nicht so passt und zu meiner eigenen Überraschung haben sie mich sofort ab einschließlich heute in die Tagesklinik aufgenommen, für vorerst mal 2 Wochen.

Der Tag war total stark für mich, all die Leute, die ich nicht kenne. Meine großen Ängste waren extrem, hab mich abgekapselt, mit fast niemanden geredet, fühlte mich so fehl am Platz, als Außenseiterin.

Aber ich ziehe das durch, denn gerade Dinge, die einem Angst machen, bringen einen voran.

Hab auch neue Medis, nämlich zusätzlich Mirtabene, das ich nicht nehmen möchte, schluck eh schon so viel anderes, Cipralex, Atarax und Lamictal.

Die Ärztin fand es gut, dass ich die Iniative ergriffen hatte und mir den Termin ausgemacht hab. Sie meinte, das ist ein Zeichen, dass ich gut für mich sorge, weil ich mir ja so Hilfe hole.

Im Gespräch hab ihr von meinen Ängsten usw. erzählt, eh so in etwa, was am Anfang dieses Threads steht.

Heute hatten wir Gymnastik, Nordic Walking und pflegetherapeutische Gruppe.

Ansonsten gibt es Ergotherapie, Tanztherapie, Musiktherapie, Physiotherapie und noch mehr, weiß ich jetzt nicht auswendig.

Auch regelmäßig Arzt- und Psychologengespräche.

Das Schlimmste heute war diese Außenseitergefühl, traute mich die Leute nicht mal ansehen, hätte am liebsten geheult und wäre davon gelaufen.

Aber ich hab den Tag rum gebracht.

So mal so weit.

Zum Glück brauche ich nun erst am Montag wieder hin, so ist das mehr ein langsamer Start.

Viele liebe Grüße
:)