Wärme

Begonnen von AHunter, 09 Februar 2010, 20:45:31

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AHunter

Schwierig, Worte zu finden, wo man doch selbst Worte schreibt.
Habe ein Thema gewählt, wobei, eher gefunden, in das diese 2
Textstücke vielleicht passen könnten.
Sind beide davon beseelt und das sind wahrlich nicht viele meiner
Geschichten und Gedichte. Daher dachte ich, nehme ich sie beide
hier hinein.

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Berührung


Berührungsängste legen sich unter die Haut.
Bei jedem Gedanken an Antlitz, an Wärme,
an Nähe, an Zusammenkunft zucken sie zusam-
men, versteifen und lassen weder Hände noch
Gesicht sich rühren.
Eine fast schon unheimlich leblos lebendige
Statue, der man gleicht. Das Herz verformt und
inne haltend bis man doch selbst berührt wird
und die Fassade sowie jeglich untergeschoben
krank verkrümmte Eigenlebigkeit von Muskeln
und Gewebe beginnt sich zu lösen.
Tief die Augen, weit offen, Furchen durchs Ge-
sicht gezogen, ein Lächeln, das mit der Form bricht.
So berührt, die Wange, die Brust, das Blut und das
Herz, erwärmt sich all das Gefüge und man lässt
endlich wieder los, wird losgelassen und ergreift
nicht nur die Hand vom gegenüber, sondern fasst
es auch und hält es, behält es für sich in diesem
vertraulich ersehnten Moment.

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Regenschauer


Ungesehene Wolken, tief erhoben in der nächtlichen
Dunkelheit, verdecken das letzte aufflimmernde
Licht der Sterne.
Regen prasselt leise tönend gegen die Fensterschei-
ben, während dein verlorener Blick versucht, jeden
Tropfen einzeln aufzufangen und für sich zu bewahren.
Dein warmer Atem verfängt sich vor dir auf dem
kühlen Glas und lässt es leicht beschlagen, nur für
einen kurzen Augenblick, bis es gleich wieder in
den Äther zu entschwinden scheint.
Wie von Geisterhand entführt, geraubt, gestohlen.
Vielleicht da hinaus geflohen, scheinbar kurz er-
blickt unter der Laterne, wie ein Schleier durch
den Regen stürmend.
Oder doch nur eine Windböe, die draussen entlang
fegte und alles Fallende mit sich riss?
Berührst das Fenster, entlässt eine Träne und spitzt
die Lippen als wolltest du rufen, halt!
Warte auf mich! Atem, Leben, halt inne und warte
doch auf mich! Bist zu schnell, eilst davon!
Hörst du mich denn nicht?
Fast schon aufgegeben, erblickst du den Schleier er-
neut unter dem schalen Laternenlicht. Steht nur da.
Scheinbar wartend in diesem Gewirr aus Regen,
Wind und Traurigkeit, und du weisst, du weisst es
ganz genau. Er wartet nur auf dich.
Ist immer da gewesen, da geblieben.
Beruhigt schliesst du deine Augen und lässt ihn
gehen. Wieder heimkehren. In dein so erwärmtes
Herz.
Ergriffen wendest du dich ab und der Regen prasselt
immer leiser tönend gegen die Fensterscheiben, bis
er am Ende vollkommen verstummt.


A.Hunter

silent_water

..."Berührung" spricht mir aus der Seele...
habe wohl mein ganzes Leben nach diesem einen Menchen gesucht, bzw. auf ihn gewartet, bei dem ich mich den Berührungen hingeben kann...
es ist Arbeit...Arbeit gegen mein inneres Sträuben, aber es klappt - ich hab ihn gefunden.
Man weiss nie, wieviele Stunden einem noch vergönnt sind, aber ich versuche jeden Moment ganz tief in mir drin zu speichern...
ich kann jedem, der Berührungsängste, fast schon Paniken hat, so einen Menschen nur wünschen, der es schafft, diese fast unüberwindbare Barriere zu brechen...
hast du wirklich sehr sehr schön geschrieben!
lg silent