bitte...

Begonnen von Wolke(Guest), 19 Juni 2009, 20:00:02

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Wolke

#15
in den letzten beiden tagen
kamen zu viele menschen, zu viele fragen
an mich heran und forderten mich -
ihnen standzuhalten gelang mir nicht.

nun sitze ich hier, überfordert und klein.
mache dicht, schließe ab und lass niemanden rein.
es überkommt mich ein durchaus bekanntes gefühl:
du wirst niemals genügen - das alte spiel...
setz´ mich selbst unter druck, gönn mir keinen gewinn,
funktioniere prima - das ist wohl der sinn?!

gesprächen gehe ich aus dem weg,
mache mich rar, denn ich weiss sehr gut, wie das geht.
niemand soll mich innen oder außen berühr´n,
dafür sind sie ja da, die versperrten tür´n.

unsichtbar sein, nicht von dieser welt,
es gibt doch fast nichts, was mich hier noch hält,
lasst mich los, lasst mich geh´n, nehmt mich einfach nicht wahr.
ich bin ganz sicher nicht so wunderbar
wie ihr es gerne hättet, ob groß oder klein,
tut mir einen gefallen, lasst mich einfach allein.

ich habs satt immer brav zu funktionieren,
möchte schreien und treten und geschirr demolieren.
warum habt ihr denn nur diese fassade lieb?
wagt doch mal einen blick zu dem, was wirklich blieb!

ich bin nicht die starke, die herzliche frau
von der ihr glaubt, ihr kennt sie ganz genau.
in mir drin ist es dunkel, so schwach und so still,
manchmal weiss ich selbst nicht, was ich eigentlich will.

hofft nicht auf so viel, denn ich kann es nicht geben.
meine größte aufgabe ist einfach nur leben.
mehr schaffe ich kaum, nein, noch nicht einmal dies,
´drum verlangt es auch nicht, das wäre mein verlies.

Sesam(Guest)

Schöne, traurige Zeilen!


Zitat:
"ich bin nicht die starke, die herzliche frau
von der ihr glaubt, ihr kennt sie ganz genau.
in mir drin ist es dunkel, so schwach und so still,
manchmal weiss ich selbst nicht, was ich eigentlich will. "

*seufz* Das passt wie die Faust aufs Auge... :(


Trotzdem, danke für diese Zeilen!

Gruß

Wolke

"was ist los mit dir, wieso sitzt du hier alleine?", fragte der verstand.
"das wirst du niemals begreifen und erlernen", antwortete ihm die seele.
"nun, wenn selbst ich es nicht begreifen kann, dann wird es nicht wichtig sein. du musst wissen, ich verstehe beinahe alles, bedeute den menschen etwas, viele entscheidungen können erst mit meiner hilfe getroffen werden. was also kann so groß sein, dass ausgerechnet ICH es nicht begreifen soll?"
"es gibt etwas, das du niemals verstehen wirst", flüsterte die seele geheimnisvoll.
"etwas, das ewig größer sein wird, als du selbst. etwas, das nicht berechenbar ist, sich nicht kalkulieren lässt und nur von einem inneren auge gesehen werden kann. etwas, mit dem du im einklang sein solltest, das du aber immer wieder mit füßen trittst."
neugierig und zugleich ein wenig erbost schaute der verstand zur seele auf.
"was in aller welt soll das sein?", fragte er. "was hier auf dieser erde ist mächtiger als ich?"
die seele seufzte. "es ist hoffnungslos", dachte sie sich.
"weisst du, verstand, du bist schlau, gewissenhaft und verantwortungsbewusst. aber in all deinen regeln und normen geht deine menschlichkeit unter. du wirkst, seit ich dich kenne, kalt. wärme, liebe, zuneigung - das sind die dinge, die größer sind als du. denn ohne sie kann ein mensch nicht existieren - ohne dich aber schon. menschen brauchen emotionen. und auch ich brauche sie. deshalb bin ich hier. um mich selbst zu fühlen."
der verstand sagte nichts mehr. er weinte - das erste mal in seinem leben.

Wolke

#18
Gefallener Engel,
dort stehst du nun in der Eiseskälte.
Weißt weder vor, noch zurück,
weder ein, noch aus.

Schneeflocken berühren deine Nase.
Doch du fühlst sie nicht,
spürst nicht ihre Leichtigkeit,
nimmst sie nicht wahr.

Alles scheint verloren zu sein für dich.
Im Nebel deiner Gedanken hängst du fest
und bemerkst nicht einmal,
wie sich die kalten Tränen auf deinen Wangen
in deine Haut hineinschneiden.

Schau zu mir, trauriger Engel,
nimm mich an die Hand
und höre mir einen Augenblick lang zu.
Verzweifelt versuche ich
deine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.

Plötzlich siehst du mich an.
Ganz scheu, ganz kurz,
anschließend wendest du deinen Blick dem Boden zu.
Doch in diesem winzigen Moment konnte ich erkennen,
wie dunkel und trübe es in dir ist.

Ich lächle dich an
und sage mir leiser, aber gefestigter Stimme:
Wozu hast du Flügel?
Flieg hinauf zum Himmel
und pflück ein paar der leuchtenden Sterne.
Pflanze sie ein in dir,
nimm das Licht  von ihnen auf
und bewahre es dir.
Denn so wird es für dich
wieder heller und zuversichtlicher werden können.

Das, was folgt,
ist ein kleines Nicken des Engels.
Mit weit ausgebreiteten Flügeln verlässt er mich –
immer ein Stückchen mehr.

Ich habe ihm erlaubt zu gehen.

Was mir bleibt ist die Erinnerung.
Und die Hoffnung auf ein Wiedersehen.

Wolke

dich schreien lassen,
gegen alles leben, das noch in dir ist
und mit deiner hoffnung,
dass es irgendwann der letzte schrei sein mag.

dich wünschen lassen,
den einen wunsch, der dir noch bleibt
und es aushalten können,
dass du gehen möchtest.

dich aussprechen lassen,
dass dich hier nichts mehr hält
und einen gütigen blick bewahren
auch dann,
wenn alles in mir zusammenfällt.

dich ziehen lassen,
jeden tag, jede stunde
einen schritt weiter,
hinaus aus meiner welt,
hinein in die deine.

dich bei mir lassen
auch dann noch,
wenn du irgendwann nicht mehr hier zu sein scheinst,
die momente festhalten können
und sie im herzen bewahren.

Wolke

Du wolltest nicht sterben.
Dass in so einem zierlichen Menschen eine so große Lebensfreude existieren kann, war und ist unbeschreiblich für mich.

Nein, Du wolltest nicht fort von hier.
Gekämpft hast Du bis zum Schluss.
Aber das Schicksal war stärker als Du.

Es gab noch so viel zu erleben, noch so viel, wovon du träumen konntest.
Du hast sie nie losgelassen, Deine Träume.
Egal, wie schwer Dir das Leben gerade fiel, Du warst ganz nah bei ihnen.

Heute wollte ich Dich besuchen, Dich ablenken, einfach etwas da sein.
Doch heute ist es zu spät.
Denn es gibt niemanden mehr, den ich besuchen könnte.
Du fehlst.

Wenn Du mich gebraucht hast und ich nicht da war, dann tut mir das unendlich leid.
Es tut mir weh zu wissen, dass Du vermutlich alleine sterben musstest.
All Deine Wünsche müssen nun mit Dir ziehen.
Denn hier erscheinen sie inzwischen wertlos.

Ich habe einmal zu Dir gesagt, dass Du nichts musst.
Du musst nicht leben, Du musst nicht essen, Du musst Dich nicht um den
Willen der Anderen zusammenreissen.
Dein Leben war und ist es, und es war und ist auch Dein Tod.
Ob Du Dir diesen Satz zu Herzen genommen hast?

Ich denke gerne zurück an die Momente, die wir zusammen erlebt haben.
Daran wird Dein Tod nichts ändern.
Auch wenn sie nicht immer schön waren, so waren sie doch immer wertvoll.
Und sie haben mir nicht nur einmal die Augen geöffnet.

Inzwischen bist Du auf Deiner letzten Reise.
Vermutlich fliegst Du gerade über das Meer.
Ich wünsche mir, dass es das ist, was Du wolltest:
eine Bestattung an einem ganz anderen Ort.

Nach jahrelangem Kämpfen bist du sicherlich müde.
Und jetzt endlich hast Du Zeit Dich auszuruhen.
Ein paar liebe Gedanken machen sich nun auf den Weg zu Dir.
Pass gut auf Dich auf.

Wolke

weiss dein gesicht
dünn deine gestalt
kühl dein inneres
und doch barmherzig

gekrümmt dein gang
leise dein schritt
gefährlich deine macht
und doch erlösend

faltig deine haut
leer dein blick
durchtrieben deine tat
und doch herbeigesehnt

angstbesetzt deine existenz
unbekannt dein gefühl
entsetzend deine grausamkeit
und doch erwünscht

dein name???
TOD

Wolke

unzählbare wege bin ich gegangen,
unzählbare straßen sind überquert.
unzählbar fühlte ich mich gefangen,
unzählbar hat sich die angst vermehrt.

unzählbar viele menschen hab ich getroffen,
unzählbar viele vögel flogen vorbei.
unzählbar, meine hoffnung auf das hoffen,
unzählbar ausgesprochen, das wort "goodbye".

unzählbar viel wut war da in mir,
unzählbar viel trauer, sie saß ganz tief.
unzählbar auch immer wieder die gier,
unzählbar seine stimme, die mich rief.

unzählbar viel zeit ist inzwischen verflogen,
unzählbare stunden, die kommen und geh´n.
unzählbar oft hab´ ich mich selbst belogen,
unzählbar das gefühl, nicht zu versteh´n.

unzählbar der traum, einfach weg zu sein,
unzählbar oft der ekel, die scham.
unzählbar der wunsch, nochmal klein zu sein,
unzählbar das können, das doch nie kam.

unzählbare verletzungen auf meiner seele,
unzählbar die sehnsucht nach dem tod.
unzählbare erinnerungen, mit denen ich mich quäle,
unzählbar der ausdruck "alles im lot!".

unzählbare zeilen hab ich geschrieben,
unzählbare tränen losgelassen.
unzählbar oft mich bestraft mit hieben -

unzählbar der gedanke: "bitte nicht hassen!".


Wolke

immerzu sprichst du von meinen schönen augen -
sag´, verstehst du überhaupt, was sie dir erzählen wollen?
sie mögen klar erscheinen, warm und vertraut.
aber hinter ihnen schlummert etwas ganz anderes.

ihre wärme wird vertrieben von einer eiseskälte in mir.
und meine ängste und zweifel sind stärker als jede klarheit.
das vertraute, das du ansiehst, ist nur lüge, ist ein spiel.
und wir beide sind jetzt schon verdammt zum verlieren.

voller ungeweinter tränen sind die augen, die du so liebst.
und sie kämpfen jeden tag aufs neue dagegen an.
im tiefsten inneren aber sehnen sich diese augen danach, loszulassen.
und sie haben begriffen, dass sie das bei dir nicht können.

schau mich noch ein letztes mal an.
nimm die letzte wärme, die letzte vertrautkeit und die letzte klarheit in dir auf.
dann bleib´ stumm, dreh´ dich einfach um und geh`.
und ich versichere dir: genau dann werden meine ersten tränen fallen.

pan(Guest)

wow. *sprachlos* kommt rüber
shine on

Wolke

deine hand des "vertrauens" hat mich gelehrt mich zu schämen.
dein "beschützender" körper hat mir gezeigt, was schmerz bedeutet.
der "halt" deiner arme brachte mir das fürchten.
die "sicherheit" deiner nähe bedrängte mich in jeden lebenslagen.
die "liebe", die du mir gegeben hast, lehrte mich zu hassen.
deine "fürsorge" zeigte mir, wie schlecht und ekelhaft ich bin.

und unsere "zweisamkeit" hat mich zu dem einsamsten menschen auf erden gemacht...

Wolke

#26
ein schritt nach vorne und zwei zurück,
ziel fast erreicht und doch fehlt ein stück.
niemals dort, wo man ankommen mag,
der kampf um den eigenen weg - tag für tag.
helfen wollen, wo dies nur geht,
für sich selbst allerdings scheint es längst schon zu spät.
schrei nach aufmerksamkeit: "hallo, sieh mich an!" -
er geht selten nur auf, dieser lebensplan.
ich-sein-können fällt ungeheuer schwer,
fassade aufstocken genauso sehr.
"depressiv? ich? quatsch, mir geht es gut!
(du siehst ja auch nicht, wie weh es in mir tut...)."
ich muss mich entscheiden, wahrheit oder pflicht,
denn so, wie es jetzt ist, lohnt es nicht.
der welt muss ich zeigen, wer ich wirklich bin
und zuerst einmal mir selbst,
denn nur so macht das sinn.

Wolke

kleine seele,
sag, was suchst du hier?
solltest du nicht an einem viel schöneren ort sein?

was gibt dir diese leere hülle,
dieser körper,
der lebendig erscheint,
und es doch nicht mehr ist.

sieh,
wie leblos seine arme und beine baumeln,
wie ausdruckslos sein blick ist,
wie kalt sein mund.

er ist längst gestorben, kleine seele,
es gibt keinen grund,
ihn lebendig erhalten zu wollen.

fliehe an den ort deiner träume,
und lass diesen abschaum,
dieses nichts
einfach hier zurück.

dreh dich nicht um,
wenn du auf der reise bist.

das, was du zurücklässt,
ist nichts,
was fühlen könnte.

es wird endlich sterben können
ohne dich;
diese welt verlassen
ohne, dass es weh tut.

und wenn man hier etwas vermissen könnte
von euch beiden,
dann sicher nicht das,
was du zurückgelassen hast.

du warst es,
die dinge und menschen bewegt hat
auf dieser erde.

du warst es auch, die leiden musste.

und du bist es,
die jetzt erlösung verdient.


Wolke

mein leben - ein scherbenhaufen.
um mich herum nichts als zerbrochenes glas.

in der mitte - ich.
jeder gewagte schritt schmerzt.

es sind die trümmer meiner angst,
die sich in mein fleisch bohren.
die splitter meiner wut,
die mir keine bewegung ermöglichen.
die fetzen meiner traurigkeit,
die mich gefangen halten.

ich schaue auf den boden
und spiegele mich
im wirrwarr der scherben wieder.
so wie sie
scheinen teile meines körpers
im gesamten raum verteilt zu sein.

ich erkenne ein mosaik meiner selbst
und erschrecke:
das glas kitten zu wollen
erscheint mir ausweglos.
niemals mehr
werde ich wohl "ein ganzes" sein.

Wolke

#29
wie ein vogel ohne flügel steh´ ich vor dir,
ganz klein und ganz machtlos - sag, hilfst du mir?
nicht fähig zu fliegen, jeder schritt fällt mir schwer,
ohne deinen schutz schaff´ ich es nicht mehr.

ich bin weit gekommen in meinem leben,
habe wenig erhalten, doch viel gegeben.
gibst DU jetzt ein wenig, hier, für mich?
damit ich nicht sterbe jämmerlich?

so gern würd´ ich hinauf zu wolken und wind,
würd´ mich unbeschwert fühlen, so wie ein kind.
doch ich hab nichts zu essen, keine freunde, kein nest.
was muss ich tun, damit du mich hierbleiben lässt?

ich brauch´ nicht viel um wieder glücklich zu sein,
etwas nähe vielleicht? darf ich einfach ICH sein?
damit ich danach wieder losziehen kann,
weit weg, um die welt, später irgendwann.

ganz vorsichtig streichst du mir übers haar,
ich kann es kaum glauben, doch es ist wahr:
du siehst mich, du hörst mich, du fühlst mit mir mit.
endlich ist er geschehen, dieser schritt.

nach einer weile in deinem arm
fühl ich mich sonderbar, sehr wohl und ganz warm.
meine kraft kommt zurück binnen sekunden
ich bin so froh, dass ich dich hab´gefunden.

ich breite meine flügel weit aus und heb´ ab
in richtung süden, wo selten ist nacht.
auf meinem weg bist du immer bei mir,
tief in meinem herzen - ich danke dir!