lasse mich gehen

Begonnen von balu, 12 November 2022, 12:42:35

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balu

ich schreibe hier weil ich merke wie ich mich wieder komplett aufgebe.

ein Ereignis hat mein leben total durcheinander gebracht, aus der bahn geworfen und mir meinen Lebenswillen geraubt. ich habe zwar Unterstützung von Familie und freunden, kann diese aber nicht annehmen. sitze in meiner Wohnung und hoffe das der tag vorbei geht. trotz Medikamente.

ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, weil die Geschichte zu umfangreich ist, frage mich aber wie ich mich selbst motivieren kann um aus diesem loch heraus zu kommen. noch vor einem jahr war alles in Ordnung und jetzt das.

ging es irgendwem ähnlich und hat jemand gelernt, dass die schlechte phase vorbei geht und wieder licht kommt, muss man das einfach aushalten?

danke für eine Antwort.

Mira

Sich zur Selbstmotivation zu zwingen, bringt nichts. Ist die Quadratur des Kreises. Mag sehr wohl sein, dass Du jetzt Zeit und Kraft brauchst, um dieses einschneidende Ereignis zu verarbeiten. Dem mit allen Kräften entgegenzusteuern ist eher kontraproduktiv, verschlimmert nur alles.

Warum willst Du die Unterstützung von Familie und Freunden nicht annehmen? Das kann sehr viele Gründe haben. Musst hier auch nicht darauf antworten, nur einfach die Frage im Kopf behalten. Denn auch dafür wirst Du eine Erklärung allein für Dich finden. Das allein könnte schon ein Teil der Lösung sein.

Bei mir gab es etliche Zustände und Ereignisse, die einer Apokalypse glichen. Natürlich brauchte ich Zeit, um damit fertig zu werden, die Dinge in meinem Kopf allmählich zu ordnen. Da fehlt natürlich die Energie für sehr vieles. Manchmal wäre es da nicht schlecht, wenn jemand für mich einkaufen ginge, kochen, aufräumen würde. Damit wenigstens der äußerliche Rahmen in Ordnung ist. Solch eine Hilfe würde ich gewiß annehmen.

Wenn dann aber alle auf einen einreden, wie man zu denken, zu fühlen und sich zu verhalten habe, dann hört sich der Spaß natürlich auf.

Wenn sonst nichts mehr machbar ist, versuche wenigstens täglich an die frische Luft zu gehen, selbst wenn es Stadtluft wäre. Besser  freilich in einen Park oder einen Wald. Bewegung in der Natur tut Körper, Geist und Seele gut.

balu

Das Problem ist das ich schon sehr viel Unterstützung erfahren habe und jetzt der Punkt ist, an dem ich es selbst schaffen sollte. Irgendwie scheinen die Anderen mit Ihrem Latein am Ende zu sein und wollen jetzt, dass ich wieder funktioniere. Nach Außen hin klappt das auch recht gut, ich geh in die Arbeit, mache alles andere, aber in mir drinnen ist Chaos wie ich es noch nie hatte. Das Schreiben hilft und manchmal muss man dunkle Zeiten überwinden um wieder die Sonne zu sehen.

Mit dem Hilfe annehmen habe ich generell ein Problem und versuche alles mit mir selbst auszumachen. Daran muss ich arbeiten, aber es hilft wenig wenn die Belastung bleibt und die Worte der anderen nicht helfen. Ich will mich aus dem Schlamassel raus ziehen, scheitere aber an mir selbst.

Ponyhof

Hallo balu

ich will Dich nicht drängen, natürlich ist das Deine Entscheidung. Aber vielleicht überdenkst Du nochmal, ob ich Dich nicht motivieren könnte uns von diesem einschneidenden Erlebnis zu erzählen?
Ich finde es manchmal sehr befreiend sich den ganzen €&€##@& von der Seele zu schreiben.

balu

die ganze Geschichte ist etwas ausführlich, aber ich habe mich durch einen Wechsel im leben in eine ganz neue Lebenssituation gebracht und komme damit augenscheinlich überhaupt nicht zurecht. im Prinzip war alles ok, ich hatte mein stabiles Umfeld, aber aus irgendeinem Grund wollte ich "mehr". jetzt bereue ich es und traure dem vergangenen nach. wenn ich das ausführlich Schildern würde, wäre die natürliche Reaktion drauf "selber schuld". hätte ich mir die Gedanken, dass mich das so trifft vorher machen können. damals dachte ich ich komme damit im leben weiter aber es war ein Rückschritt. rückgängig machen lässt es sich auch nicht und jetzt sitz ich da und weiß nicht weiter.

balu

ich seh einfach hinterher, dass ich ein schönes leben hatte und hab das alles als selbstverständlich angenommen. war es auch weil ich viel dafür getan habe, habe das aber alles "weggeworfen" und stelle fest, dass meine Vorstellungen falsch waren und ich augenscheinlich mich total verrannt habe.

es kommen Gefühle wie:
-reue
-neid (was ich vorher nie hatte)

use zusammen. und ich sitzte hier und hab keine kraft für nix, suche in Foren nach positiven Anregungen und das war auch ein stück weit der Grund warum ich hier schreibe :)

Müde Maus

Guten Morgen Balu, ich kann Dir nicht wirklich helfen. Manchmal braucht man schon auch ein wenig die Selbstüberwindung und muss das ein oder andere versuchen und Kraft aufwenden etwas zu tun. Es gibt immer wieder Rüxkschläge die schwierig sind. Aber irgendwann kommt die Energie zurück. Irgendwann. Zumindest ein bisschen. Ich finde wenn man eine ganz tolle Idee hat, dann kommt da die Energie. Manchmal oder oft hat es mir geholfen Hilfe im
Haushalt anzunehmen. Oder für die Basics, die mir eben auch schwer fallen. Dann kann ich meine Kraft und Energie für die Sachen on top verwenden. Diese "Sachen" würden sonst nicht passieren. Sind aber manchmal nötig fürs voran kommen. Auch die Sicht von außen einholen ist manchmal gut. Man steckt ja in einem Gedankentunnel fest durch die Depression. Wenn da von außen Input kommt kann man das mit ein bauen. Manchmal reicht es aus Menschen zu haben, die einen sozusagen Spiegeln und die eigenen Ideen oder Gedanken entwickeln sich zum positiven.
Ixh wünsche Dir einfach alles Gute und hoffe ich hab mich nicht zu viel eingemischt. Nimm was dir hilft und vergiss den Rest

Ponyhof

Hallo balu

ja, hinterher ist man bekanntlich immer klüger, aber dieses ewige "selber schuld" finde ich deshalb trotzdem zum würgen. Ich meine: Man bringt sich ja nicht absichtlich in die Bredouille, das passiert halt manchmal und ist nichtmal durch Nichtstun abzuwenden (das kann schließlich auch das falsche sein). Also sind Fehler unvermeidbar und daher halte ich es echt für sinnlos, sie sich oder anderen vorzuhalten. Ja, wir alle sind selbst schuld. Fein. Aber ich habe mein Leben nicht besser hinbekommen, obwohl ich mir große Mühe gegeben habe, daher halte ich Asche aufs Haupt streuen für wenig hilfreich.

Letztlich ist es doch so. Du bist JETZT in der Situation in der Du bist, hadern hilft nix. Schuldzuweisungen erst Recht nicht. So wie Du klingst muss Dein neues Leben erst wachsen. (Vielleicht so ähnlich, wie wenn man umzieht. Man braucht eine Weile, bis man Menschen kennt, die in der Nähe wohnen, Zahnarzt, Supermarkt, Autowerkstatt und alles zusammen hat, bis dahin steht man in der neuen Stadt, hat Heimweh und fühlt sich fremd.) Ich denke es ist gut, dass Du Arbeit und ein gutes Umfeld hast, die sind schonmal Eckpfeiler Deines neuen Lebens. Und der Rest wird da nach und nach zwischenwachsen. Irgendwann stehst Du vielleicht auf und denkst "Ich wollte schon immer Mal ne Töpferscheibe ausprobieren..." oder "Ich wollte schon lange chinesisch lernen" oder was auch immer. Du wirst auf Parkbänken Kaffee trinken oder Marathon laufen oder was auch immer Dir einfällt in den nächsten Jahren. Und so werden immer neue Aspekte in Dein Leben einziehen. Da ist jetzt doch Platz für neues. Du weißt"nur" noch nicht, wie das neue aussehen soll. Und wie schön das wird. Das kann man jetzt noch gar nicht wissen, ist ja noch nicht fertig...

Mira

Schließe mich Ponyhof an. So sehr ich mich auch bemühe, keine Fehler zu machen, passieren sie mir dennoch. Ist ja nichts weltbewegendes, aber ich ärgere mich über mich selber. Meist war ich da unkonzentriert, hatte einen Tunnelblick usw. Wir haben alle eine selektive Wahrnehmung, was leider auch beinhaltet, dass den totalen Überblick keiner haben kann.

Im Augenblick, als ich den Fehler machte, war ich mir nicht bewußt, dass es ein Fehler ist. Fehlerquellen gibt es viele, darunter auch, dass manches etwa zum Zeitpunkt eines Vertragsabschlusses überhaupt nicht vorhersehbar ist. Wir können uns unmöglich gegen alles versichern, darunter Fehler.

Fehler sind dazu da, um aus ihnen zu lernen. Das ist für mich die wichtigste Schlußfolgerung und ein Ausblick in die Zukunft, es demnächst besser machen zu wollen. In den Räumen einer Arbeitsstelle hing ein Zettel: "Nur wer nicht arbeitet, macht keine Fehler". Das Arbeitsklima war dort übrigens sehr angenehm.
Zitat von: Ponyhof in 14 November 2022, 06:54:35
das passiert halt manchmal und ist nichtmal durch Nichtstun abzuwenden (das kann schließlich auch das falsche sein).

Vor Selbstvorwürfen bin ich keineswegs gefeit, nur kosten sie überproportional viel Kraft für das Jetzt. So sich nichts mehr reparieren lässt, wäre es wohl besser, es hinter sich zu lassen, es gehen zu lassen.

Mira

Zitat von: balu in 12 November 2022, 17:50:28
ich seh einfach hinterher, dass ich ein schönes leben hatte und hab das alles als selbstverständlich angenommen. war es auch weil ich viel dafür getan habe, habe das aber alles "weggeworfen" und stelle fest, dass meine Vorstellungen falsch waren und ich augenscheinlich mich total verrannt habe.

Du siehst es heute so, aber als Du alles "weggeworfen" hast, hattest Du eine andere Sicht der Dinge. Leben bedeutet Veränderung und damals scheint das "Wegwerfen" passend gewesen zu sein. Wer weiss, was möglicherweise weiter geschehen wäre ohne diesen Wegwurf. Manches liegt in der Luft, man spürt es ohne es zu durchblicken, noch weniger benennen zu können. Auch ein schönes Leben kann seine Schattenseiten haben. Viele meiner Vorstellungen waren falsch, zum Glück nicht alle. In depressiven Phasen sehe ich nur die Schattenseiten, diese spiegeln freilich nicht die Realität wider.

Wir bewerten, was in unserem Leben und rund um uns geschieht. Werte sind keine Konstante. Selbst der Goldpreis unterliegt Schwankungen. Gestern habe ich manches auf eine Weise bewertet, heute auf eine andere Weise.

balu

vielen Dank für eure Rückmeldungen. Die Worte waren zutreffend und richtig.
Ich glaube man steckt in einem Tunnel fest und die Ansichten verschieben sich. War vorher noch Sorgenfreiheit kommen jetzt auf einem alle möglichen Ängste aufgrund des erlebten. Ich denke hier muss ich ansetzten und meine Sichtweise ändern, sonst bleibt man darin gefangen und gräbt sich nur weiter in sein gedankliches Loch. wie das gelingen soll weiß ich noch nicht, aber es muss oder sollte sonst bleibt man stehen bzw läuft rückwärts.

Müde Maus

Mir hat es oft geholfen dannHilfe anzunehmen. Den Blick von außen. Selbst kommt man nicht so leicht raus... also ganz alleine. Aber eine gute Hilfe war manchmal zu sehen was man geschafft hat. Die Gedankenspirale nach unten anzuhalten und versuchen umzudrehen.
Alwines mir geht das immer: ich hab das nicht geschafft, ich habe das falsch gemacht. Ich mache sowieso alles immer falsch ich krieg nichts hin, ich bin zu doof, ich tauge nicht fürs Leben. Die Menschen sind besser dran wenn ich nicht da bin, ich sollte weg sein,....
Fasching sehr früh zu sagen —- STOP—— ich habe das falsch gemacht. Aber jeder andere der in meiner Situation mit meinem Wissen gewesen wäre hätte es vielleicht genauso gemacht. Jetzt bin ich hier. Ich bin gut, ich habe schon vieles geschafft (positive Dinge sammeln) und ich werde es auch diese mal schaffen. Es wird nicht schnell gehen und nicht einfach werden, aber ich werde es schaffen und ich kann mir Hilfe holen. Ich muss es nicht alleine schaffen, es gibt Menschen die mögen mich, die sind für mich da, und es gibt Energie in mir, ich kann sie finden und nutzen. Ich mache ganz langsam. Vielleicht sehe ich heute und morgen und die nächsten (je nach Aufgabe) Tage, Wochen Monate nich keinen Fortschritt, aber es wird kommen und ich gehe Schritt für schritt

Mira

In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an mehrere Leute zurück, die niemals was falsch gemacht haben, niemals nie. Da waren immer nur andere schuld. Sie beherrschten es perfekt, den selbst gemachten Spieß blitzschnell umzudrehen selbst da, wo ihnen keiner einen Vorwurf machte. Es war geradezu grotesk, wie sie sich verhielten. Es störte sie nicht im geringsten, dass sie von vielen gemieden wurden. Sie wussten, wie man Kontakt aufnimmt.

Müde Maus hat es sehr klar beschrieben, wie man in die Falle der Selbstbeschuldigung fällt. Könnte da auch ein Hintergrund vorhanden sein, wo man von narzisstischen Menschen vielleicht im engsten Familienkreis von klein auf ständig kritisiert wurde. Und wie wichtig es ist, sich Hilfe bei Familie, Freunden und Psychotherapie zu holen. Jeder hat da eine andere Sichtweise. Allein das ist bereits hilfreich, von verschieden Blickwinkeln aus betrachten zu können. Es kommt etwas in Bewegung. Mir hat es sogar mehrfach geholfen ein Problem gegenüber einer Person zu schildern, die vom Fach keine Ahnung hatte, aber zuhörte. Also musste ich das Problem in kleinsten Schritten erklären. Genau das war's! Eine Antwort benötigte ich nicht mehr, ich habe sie selber gefunden dank der kleinen Schritte.

balu schrieb, es sei zuvor so gut gewesen. Nun, einen Hang zum Idealisieren der Vergangenheit haben wir alle gerade dann, wenn es darum geht, ein aktuelles Problem zu lösen. Und es kostet wirklich manche Anstrengung, sich sein Jetzt so einzurichten, dass man zufrieden ist. Ob das bisherige gar so ideal war, sollte man vielleicht seiner selbst wegen hinterfragen, sonst wäre es doch nicht zu einem "Fehler" gekommen. Denn Leben bedeutet auch Bewegung in vieler Hinsicht. Vielleicht bedeutete das Bequeme gleichsam einen Stillstand, der möglicherweise einen "Fehler" provozierte.

Beantworten kann das jeder nur für sich selber trotz vieler Hilfen aus dem Umfeld. Finde es wichtig sich vor allem für sich selber Klarheit zu verschaffen, was einem wichtig war. Es muss nicht immer die perfekte Rundum-Versorgung sein. Selbst die kann man gelegentlich als einen goldenen Käfig bezeichnen. In solch einem befand ich mich nie.

@MüdeMaus. Ja, in einem Büchlein zur Selbsthilfe habe ich gelesen vom Rabattmarken-Sammeln. Die gab es früher in Supermärkten. Anscheinend hast Du früher sehr viele negative psychische Rabattmarken eingesammelt.  Aber Dein jetziger Umgang damit ist genau der richtige.  Nämlich Mut zu Neuem ohne Angst vor Fehlern.

Mira

Verzeiht mit bitte. Es macht mich stutzig, dass so viele hier lesen, aber nichts schreiben. Etwa in diesem Thread, der so allgemein gefaßt ist, dass gewiß jeder seine Meinung dazu äußern könnte. Es ließen sich viele weitere Threads ausgehend von diesem eröffnen. Zum Beispiel, wann ist ein Fehler tatsächlich einer, wer bestimmt darüber, was ein Fehler ist? Im beruflichen Leben ist das meist (?) klar definiert.

Im privaten meine ich, dass die Grenzen schwimmend sind. In der Partnerschaft kann man Grenzen feststecken. Allerdings ist wohl nicht alles voraussehbar. Jeder Mensch ändert sich teilweise. Ein Psychotherapeut erklärte mir, es komme vor allem zu Ehescheidungen und Partnerschafstbrüchen, weil einer von beiden nicht mitbekommt, dass der andere sich verändert hat. Und urplötzlich hat man sich nichts zu sagen. Wie seht Ihr das?

Müde Maus

Ich stecke ja grad mitten drin in so einer Situation. Ich weiß es nicht. Ich würde sagen wir haben gelernt zu reden. Wir haben immer geredet, natürlich. Aber die Gespräche wurden oberflächlicher, manches hat man weg gelassen um den anderen nicht zu stressen. Der Alltag hat so viel Platz und Raum eingenommen. Kinder, Job, Haushalt... die Zeit füreinander wurde immer kleiner. Aber ich weiß nicht, ob das das Thema bei Balu war 🤔. Bei ihm ging es ja um etwas anderes, oder?

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