Der Tod

Begonnen von Gast, 07 September 2022, 00:57:55

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Ponyhof

Stimmt, @nubis - aber ich fürchte es ist nur die halbe Wahrheit.
*Achtung Trigger* (bitte ggfs die "korrekte" Triggerwarnung einfügen, danke 😉)
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass irgendwann im Rahmen der Depression ein Punkt kommt, an dem man zu müde zu ängstlich, zu... zu depressiv ist um es alleine durchzuziehen. Aber natürlich wird niemand helfen. Das hat die paradoxe Konsequenz, dass es einem erstmal besser gehen muss.
Eine Freundin von mir arbeitet im medizinischen Bereich und hat mir, als ich ihr das so erzählt habe, bestätigt, dass es in Medizinerkreisen ein offenes Geheimnis ist. Deshalb kommt es auch nicht selten vor, dass jemand als geheilt aus der Psychiatrie entlassen wird und dann sein Leben beendet. Sagt "man" nur nicht laut, weil es nicht das ist, was man hören möchte...

Ich persönlich habe für mich persönlich als es soweit war die Entscheidung getroffen, dass nachträglich sterben es jetzt auch nicht mehr bringt, lieber mach ich jetzt das beste daraus und achte darauf, dass es nie wieder so weit kommt. Aber das ist eine andere Geschichte...

nubis


Hallo Ponyhof,

ich bin nicht ganz sicher, in wie fern sich das auf meinen Beitrag bezieht?

Die Ursachen für Suizid nach Klinikaufenthalt sind sicher vielseitig und ich möchte darauf jetzt gar nicht eingehen - aber es widerspricht ja nicht meinem Ansatz, dass die Sicht auf- und der Umgang mit- Erlebtem geändert werden können und dadurch die eigene Haltung zB in Bezug auf Suizid überdacht werden.

Zusammengefasst bedeutet das nicht, dass nach ein paar Gesprächen alles Friede-Freude-Sorglos-Glücklich ist - es kann aber bedeuten, dass man neue Wege findet mit den Umständen umzugehen und damit wieder neuen Lebensmut zu schöpfen.
Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Ponyhof


Achtung Trigger

Ich weiß nicht, ob es dem widerspricht, nubis, oder ob es einfach nur eine weitere Facette ist... Es hat sich angefühlt, als hättest Du die weiße Seite der Medaille und ich die schwarze. Ich wollte eigentlich zum Ausdruck bringen, dass ich Deine Meinung zwar zu 100% teile, allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt. Bis dahin sehe ich es ganz genauso.
Aber irgendwann kommt man ein einen Punkt... Dahinter liegt ein merkwürdiger dunkler Bereich...
Ich habe immer geglaubt, dieser Bereich sei der Tod, an diesem Punkt werde ich einfach sterben. (Ja, ich weiß, dass es idiotisch ist zu glauben, dass man vom zu-schwer-depressiv-sein tot umfallen kann. Ich habe keine vernünftige Erklärung. Ich habe hinter dem Leben nur Dunkelheit gesehen, es hat sich angefühlt wie das Ende, ich habe intuitiv angenommen das sei der Tod. Das ist alles.) 

Aber man stirbt überhaupt nicht, man ist noch da, nur...

Ach, was schreibe ich hier. Wer's erlebt hat, weiß was ich meine, wer's nicht erlebt hat, wird es sich nicht vorstellen können, ganz egal was ich schreibe.
Vielleicht hast Du Recht und das eine hat gar nichts mit dem anderen zu tun. Kann sein, es ist alles schwierig...

Ich habe jedenfalls den Eindruck, dass es neben "lebt noch wegen Überlebensinstinkt" und "bringt sich um" noch einen dritten Zustand gibt. Nennen wir ihn "schafft das nicht mehr".

Ich habe diesen Zustand bei anderen Menschen gesehen. Und als ich ihn erlebt habe, habe ich begriffen, was ich da gesehen habe. Den gibt's nämlich wirklich, das wollte ich sagen...

Mira

Für mich ist Tod ein breitgefächertes Thema. Der kann unvorgesehen eintreten irgendwo, auf der Straße durch einen Unfall, durch Kriege und zahlreiche sonstige unglückliche Geschicke des Lebens. Dem Tod selber war ich vor einigen Jahren selber sehr nahe aus körperlich-medizinischen Gründen. Man hat mich in ein künstliches Koma versetzt, das ich selber aber gar nicht mehr mitbekam, was wohl in der Natur der Sache liegt. Erst nach dem Aufwachen hatte ich tatsächlich mächtig was an Halluzinationen. Ab dann hatte ich eine Ahnung, was Halluzinationen sind. Ärzte bezeichnen das als postoperatives Durchgangssyndrom.

Ein anderer Ast am Baum des Todes ist die Hilfe zum Suizid von unheilbar Schwerstkranken, "Sterbehilfe" genannt. Dazu gibt es unzählige Diskussionen in ethischer Hinsicht. Gerade Krebskranke und Menschen mit schwersten Krankheiten sind oft gar nicht mehr in der Lage, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Die können nicht einmal so ein paar Pillchen mehr nehmen, weil andere deren Einnahme kontrollieren. Dabei handelt es sich um Menschen, die physisch nicht einmal dazu imstande sind, sich das Leben zu nehmen. Sie werden über Sonden künstlich ernährt, beatmet usw. Manchmal sogar jahrelang.

Der psychische Aspekt von körperlich Vollgesunden ist aber auch nicht zu unterschätzen. Bereits die alten Griechen wussten von Eros und Thanatos bescheid, Liebe und Tod als Wechselspiel. Liebe nicht nur in sexueller Hinsicht, wie man so allgemein sagt. Gibt im Internet eine unüberschaubare Menge an Dokus dazu. C. G. Jung definierte Liebe, Libido als einen Erhaltungstrieb, als Motor unseres Lebens.

Ich denke, dass wir uns selber lieben sollten, um dem Todestrieb Grenzen aufzuzeigen. Für mich ist das der Grundbaustein des Lebens. Wie man das auf die Reihe bekommt, dafür kenne ich kein Patentrezept. Hat uns schon so mancher in das Leben gepfuscht. Geben wir diesen Manchen die Macht in die Hand, über uns zu bestimmen? Meine Antwort lautet: "Nein". Ich übernehme für mich selbst die Verantwortung. Insofern liegt bei mir der Schwerpunkt keinesfalls in der Todessehnsucht sondern im aktiven Überlegen, wie man sich selber ändern könnte, damit es einem besser geht.

Gibt viele krankhafte Familienstrukturen. Leugnen würde ich niemals, dass es wahrlich viel Kraft kostet, sich aus solch unguten Strukturen zu lösen. Zu verstehen, dass ich nicht die uneingeschränkte Dienerin bin, vor allem nicht für seine Launen. Mit mangelnder Hilfsbereitschaft hat das nichts zu tun. Nur wird diese gelegentlich maßlos ausgenutzt. Dann ist man auch Thanatos, dem altgriechischen Totengott ausgeliefert. Hast über Deine Kräfte alles getan, damit es anderen gut geht und magst einfach nicht mehr...


Gast

Wie reagiert das Forum bei einer konkreten Suizidansage?

Wohlstandspudel

Je nachdem wie wir es einschätzen wird im Extremfall die Polizei informiert, was in den letzten 20 Jahren nur wenige male passiert ist.

Gast

Zwischen den Jahren war ich mit dem dem Zug zwischen München und Saarbrücken unterwegs. Nach Ulm musste der Zug auf freier Strecke halten. Grund war '
"Personen im Gleis". In Klartext: Freitod.
Die Folgen nur für meinen Zug. Ein Gast bekommt einen Herzinfarkt. Nachdem der Zug Ein Mutter wird mit ihren zwei Kindern wird bei der Weiterfahrt vergessen.
3 Stunden Verspätung. Zug emdt in Stuttgart statt in Saarbrücken. Gäste werden mit Sammeltaxis nach Freiburg und Saarbrücken gebracht. Andere müssen in Stuttgart übernachten. Einer von tausenden Fällen im Jahr. Soll das immer so weitergehen?LT

Ponyhof

Ob das immer so weitergehen soll @Gast? Was ist denn die Alternative, die Du vorschlägst? Dass die Menschen ihr Leben nicht mehr beenden, damit es Dir nicht unbequem ist?!

Meiner Meinung nach gibt es soviele Suizide an der Bahnstrecke, weil es so wenig Alternativen gibt. Fragt man herum, wie sich Menschen gern umbringen würden, hört man von Menschen, die sich nicht wirklich damit beschäftigt haben gern den Satz "ich würde ein sanftes Gift nehmen" als bekäme man das im Supermarkt.

Wäre die einzige Idee, die ich hätte um Suizide an der Bahnstrecke zu vermeiden: die Alternativen zu vereinfachen, damit man sich nicht mehr vorn Zug werfen muss. Sprich: mehr Sterbehilfe, mehr Möglichkeiten an tödliche Mittel zu kommen, mehr Optionen. Wenn Du einen diesbezüglichen Vorstoß beim Gesetzgeber planst: meine Stimme hast Du. Ich bin nämlich pro-choice - glaube wir machen es den Menschen zu schwer, die wirklich nicht mehr wollen.
Wenn Du das nur so Mal loswerden wolltest:
Die Bahn hat ständig Verspätung. Laub auf den Schienen, Verspätung eines vorausfahrenden Zuges, Verzögerungen im Betriebsablauf und seit neuestem verstärkt wegen Personalmangel. Da wirds auf die paar Verspätungen wegen der paar Leute, die so verzweifelt sind, sich vorn Zug zu werfen wohl nicht mehr ankommen, gegen die anderen Gründe unternimmt man schließlich auch nichts... Das mit dem Herzinfarkt ist natürlich tragisch, aber eigentlich ist "im Zug" gar nicht sooo ein schlechter Ort für einen medizinischen Notfall. Da sind Menschen und es kann geholfen werden. Würde ich einem Herzinfarkt zB auf einer Bahnhofstoilette deutlich vorziehen, ich WETTE da machen erstmal zig Leute nen Abgang. Ist ja auch nicht so, dass verspätete Züge Herzinfarkte auslösen würden.
Also, lass dochmal deine Vorschläge hören, ich bin gespannt...

Gast

Ich bin da ganz bei Ihnen
Es geht nicht um die Bahn und die Beeinträchtigung der Menschen sondern um die geplagte Seele die sich vor den Zug geworfen hat. Es müsste Stellen ähnlich der Schwangerschaftsberatung geben. Es gibt bereits Urteile für einen selbstbestimmten Tod die aber nicht umgesetzt werden.

Müde Maus

Viele Menschen mit Depression wollen nicht wirklich sterben. Sie haben nur keinen Ausweg. Wer sterben will, der schafft es auch. Nicht umsonst gibt es viele selbstmordversuche, die Hilfe-Schreie sind. Leider gehen davon auch einige schief. Diejenigen, die wirklich gehen wollen reden oft nicht mehr. Ich habe Zuviel Angst vor dem Tod, liebe das Leben und habe gelernt mit unüberwindbaren Situationen anders umzugehen. Ich denke das ist oft das andere Thema. Wir müssen eigentlich das Leben für manche Gruppen von Menschen lebenswerter machen. Das Leben ist wunderbar. Es bietet so vieles, es ist schön und facettenreich. Menschen die alleine sind, Probleme haben, krank sind oder auch in anderen schlimmen Situationen wollen evtl. Nicht mehr leben. Aber woran liegt es? Wollen sie wirklich sterben? Oder hätten sie einfach nur gern ein Leben, das anders aussieht als das was sie gerade haben? Wäre es nicht sinnvoller Menschen zu dem Leben zu verhelfen, das lebenswert ist? Ich weiß das ist unmöglich... aber für mich der bessere Ansatz... und ja, am Ende darf jeder gehen, wenn er beschließt, dass der Tod besser ist als das Leben. Daran glaube ich aber nicht. Es gibt einen Zeitpunkt, an dem wir gehen müssen. Aber der Körper stellt sich darauf ein. Wir haben weniger Hunger, die Atmung wird langsamer, das Herz schlägt langsamer, der Blutdruck fährt immer weiter runter und irgendwann schafft es das Herz nicht mehr zu schlagen... es passiert von selbst, wenn Körper und Geist bereit sind zu gehen...

Gast

#40
Wer sterben will findet einen Weg
Aber wie sieht der oftmals aus? [...]
Das ist unmenschlich. Und was ist mit dem erweiterten Suizd?


_________

Bitte keine Methodendiskussion!

Müde Maus

#41
Warum unmenschlich. Kannst dir doch aussuchen wie du sterben willst. [...]

Aber ja, musst es eben selber hin bekommen. D.h. Fit genug dazu sein oder zumindest nochmal alle Energie zusammen nehmen.





_________

Bitte keine Methodendiskussion!

Gast


Müde Maus

Kann sein, dass ich da nicht empathisch sein kann. Ich bin zu doof dafür und froh zu leben. Mir fehlt das Verständnis. Für mich ist Leben ein Geschenk, ein Glück, etwas wo ich das beste raus holen möchte. Und vieles hat man selbst in der Hand - auch wie man z.B. mit Unglück umgeht.
Ich bin für mehr Unterstützung für Menschen in den unterschiedlichsten Notlagen, Hilfe zur Selbsthilfe. Und letztlich kann man es auch immer frühzeitig klären wie man sich das Ende wünscht und vorstellt. Denke so ein Wille da ein Weg. Aber das ist eine grundsätzliche Lebenseinstellung.

Feli

@ Gast

Ich finde nicht, dass Müde Maus empathielos ist, nur weil sie eine andere Sichtweise hat. Ich verstehe wenn man nicht mehr leben will. Aber selbst wenn ich nicht mehr leben wollen würde, gäbe es immer noch ein höheres Gesetz für mich, an das ich mich bemühen will zu halten, selbst wenn es mir schwerfällt.

Was genau meinst du mit unmenschlich?

Erweiterter Suizid geht gar nicht.

Magst Dich anmelden, hier gibt es ganz persönliche Tagebücher, wo man jederzeit reinschreiben darf, wie man sich fühlt, ohne bewertet zu werden.

VG, Feli


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