Angst/Panik vor stationärer Therapie (Reha- bzw. Akutklinik) *Triggergefahr*

Begonnen von Tobe, 02 August 2022, 20:02:18

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Tobe

Hallo,

ich werde nun von der Agentur für Arbeit gezwungen einen Reha-Antrag zu stellen...

Für mich ist diese Vorstellung, vollkommen alleine, weit weg von zuhause, mich in einer vollkommen fremden Umgebung, vollkommen fremden Menschen auszuliefern ein absoluter Horror. Ich habe furchtbare Angst davor, so daß ich seitdem von diesbezüglichen Alpträumen noch zusätzlich gequält werde. Ich kann an nichts anderes mehr denken.

Am letzten Tag vor dem Urlaub meines Therapeuten hatte ich noch die Gelegenheit mit ihm darüber zu sprechen. Dieses Gespräch verlief nicht ganz nach meinen Vorstellungen. Ich hatte die Hoffnung, daß ich von ihm gleich etwas in die Hand bekomme, was mir bescheinigt, daß ich aus psychischen Gründen aktuell nicht stationär gehen kann. Eben wegen meiner absoluten Panik davor.
Ich war noch nie in meinem Leben stationär in einem Krankenhaus. Auch vor angeratenen Operationen habe ich mich immer wegen dieser Panik davor erfolgreich gedrückt.

Mein Therapeut findet jedoch, daß ich darüber nachdenken sollte, daß dies auch positiv für mich sein könnte. Er denkt jedoch, daß eine Akutklinik besser wäre und eine Aufenthaltslänge von 2-3 Monaten sinnvoller wäre, als eine "kurze" Reha, zumal dort konkreter auf meine Diagnosen eingegangen werden könnte. Und danach könnte ich dann bei ihm auch ambulant weitermachen, sofern ich möchte.

Mein Therapeut hat mir die Uniklinik Freiburg empfohlen, wegen meiner Diagnosen (komplexe PTBS, BPS, Dissioziative Störungen, Sozialphobie, rezidiv. schwergradige Depression, SVV) und diese dort DBT anbieten würden.

Es gibt auch nur wenige gute Kliniken, die Traumafolgestörungen in Kombination mit Borderline behandeln und die Uni Freiburg ist schon 150 km von mir entfernt. Dies bedeutet für mich dann auch fast 3 Stunden Fluchtweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dies nur zu üblichen Tageszeiten. Und dies auch noch in Verbindung mit einer Sozialphobie, wo jeder Weg, den ich nicht zu Fuß bewältigen kann für mich eine Weltreise mit vielen Ängsten bedeutet.
Mich könnte in so einem Notfall auch keiner dort abholen kommen, da ich niemanden habe.

Mein Therapeut sagte aber auch, daß er selber keinen Druck diesbezüglich auf mich ausüben wird.
Es bringt mir nur nichts, daß er keinen Druck diesbezüglich ausübt, da es die Agentur für Arbeit schon tut.

Für mich ist dies der absolute Horror, in einer Situation des Ausgeliefert seins, einer Exposition mit meinen Traumata ausgesetzt zu sein und das bei Menschen denen ich nicht vertrauen kann.

Mein Therapeut sagte mir zwar, daß ich nicht auf eine geschlossene Station käme, solange keine Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegen würde...
und daß ich dort auch jederzeit wieder gehen könnte.
Jedoch weiß ich auch nicht, wie ich auf so eine für mich Extremsituation reagieren würde bzw. dann noch könnte.

Ich weiß aber, daß ich kaum bis gar nicht mich selbst aus einer Situation des Ausgeliefert fühlens befreien kann, also einfach so aufstehen und weggehen. Das kann ich nicht mal in der Therapiesituation bei meinem Therapeuten. Obwohl seine Praxis nur 500 m von meinem Zuhause entfernt ist. Er spürt dies jedoch immer recht schnell, spricht dies auch umgehend an und lockert die Situation sofort auch auf. Ihm vertraue ich auch.

Ich würde mich mittlerweile lieber von ihm "quälen" und in die Enge treiben lassen um mich meinen Traumata und Ängsten zu stellen, als das dies in einer weit entfernten, fremden Umgebung mit fremden Menschen passiert.
Mein Therapeut übt in der Therapie keinerlei Druck aus, so daß ich bisher auch nur einmal ganz wage über eines der Traumata Andeutungen gemacht habe. So hat er diesbezüglich ein "Bild" davon bekommen, was ungefähr vorgefallen ist, jedoch konnte ich es nicht benennen bzw. aussprechen.

Das es zu einer Fremdgefährdung von meiner Seite aus kommt, kann ich mit ziemlicher Sicherheit ausschließen. Aber eine Eigengefährdung unter dieser Extremsituation (Klinik) kann ich nicht ausschließen.

Meine Ängste und Alpträume laufen immer ähnlich ab...
Ich schaffe es wegzulaufen, werde aber von der Polizei eingefangen, zurückgebracht, dort dann fixiert und mit Medis ruhiggestellt und komme in die Geschlossene.
Oder...
Ich schaffe es nicht wegzulaufen, halte den Druck nicht aus, versuche mich zu suizidieren, werde gefunden, fixiert, mit Medis ruhiggestellt und komme in die Geschlossene.

Egal wie, diese Alpträume sind immer furchtbar und das Ende ist immer gleich.

Hinzu kommt, daß wenn ich mich in eine Klinik begebe, ich meine Haustierchen in ein Tierheim abgeben muss. Das heißt, wenn ich das irgendwie doch überstehe, bzw. durchhalte, komme ich aus der Klinik zurück und habe das einzige was ich noch liebe verloren.
Meinen Lebensgefährten habe ich schon letztes Jahr an Krebs verloren.
Das heißt dann auch, ich habe danach nichts mehr, wofür ich noch leben/durchhalten möchte.

Mein Therapeut ist nun für 3 Wochen in Urlaub und auch mein Hausarzt ist in Urlaub.
Die Frist um den Reha-Antrag zu stellen läuft ab, bevor mein Therapeut wieder da ist.
Meine Angst davor steigt jeden Tag weiter an, so daß ich kurz davor bin alles einfach abzubrechen und hinzuschmeißen. Einfach aufgeben.

Egal was ich tun werde, es wird scheiße für mich werden.
Es wird mir hier vermutlich auch niemand etwas raten können.
Ich musste dies jedoch einfach mal los werden, einfach niederschreiben und jemanden mitteilen was mich gerade quält.

L.G. Tobe
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.

Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest, Einsamkeit mit Schicksal verbindest,
Traurigkeit dein Leben hüllt, weisst du, wie sich meiner einer fühlt.