Heilatmung / heilatmen

Begonnen von youandme, 12 Mai 2022, 14:53:41

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youandme

Das Internet werde ich selbst noch zu diesem Stichwort durchsuchen, aber ich wollte hier mal fragen, ob jemand Erfahrungen damit gemacht hat.

Ina

#1
 
Hallo You,

von ,,Heilatmung" habe ich noch nie gehört. Wofür bzw. wogegen wird sie eingesetzt?

Kannst Du dazu inzwischen etwas erzählen und hast vielleicht sogar schon erste Versuche / Erfahrungen damit gemacht?
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Mira

Habe bei Google "Heilatmung" eingegeben und wurde auf diese Seite hier verwiesen.
Solange wir leben, atmen wir automatisch. Selbst im Autogenen Training gibt es einen Satz: "es atmet mich", weil das ohne unser bewußtes Zutun geschieht und hilft, innerlich Abstand zu gewinnen.

Bewußt wird in der Physiotherapie darauf hingewiesen, man solle weiteratmen. Liegt wahrscheinlich daran, dass man bei einer besonderen Anstrengung dazu neigt, den Atem anzuhalten. Das jedoch ist kontraproduktiv, da allein durch das bewußte Weiteratmen viele Muskelgruppen zusätzlich bewegt und aktiviert werden. Habe mich davon selber überzeugt.

Aufgefallen ist mir, dass ich allmählich schwerer Luft bekam. Die Ursachen sind mir bekannt. Daher googelte ich bei YouTube unter Brustkorb-Blockade und fand sehr hilfreiche Übungen. Natürlich haben die alle vor allem mit Atmung zu tun. Allerdings nimmt man dabei verschiedene Körperhaltungen ein, die den Brustkorb dehnen.

Erinnere mich noch grob an eine Doku für Asthmatiker und dass es eine Saline glaub in Bad Reichenhall gibt, wo man in einer größeren Gruppe auf Liegen sozusagen unterirdisch die salzhaltige Luft "heilatmet". Auch am Meer ist Luft salzhaltig. In einem Kurort befand sich eine Quelle, aus der Heilwasser sprudelte. Die war ca. 15 m lang mit einem 4 m hohen Holzgerüst mit vielen quer angebrachten Ästen. Darüber lief das Quellwasser ununterbrochen herunter. Die Luft war super! Man "lustwandelte" darum herum selbst bei Regen, denn das war überdacht.

Auch wird Asthmatikern empfohlen ins Hochgebirge zu fahren wegen der Luft. Das ähnliche kann man mit einem besonderen Gerät (Pari-boy) zuhause erreichen, dem man psysiologische Kochsalzlösung zum feinsten Zerstäuben eingibt. Ist also alles gewissermaßen heilend für die Atemwege.

Man kann auch über den Bauch atmen. Gerade Sänger atmen über den Bauch, schon allein um ihre Stimme in der Tonlage zu "stützen" und ihr Volumen zu geben. Bauchatmung beruhigt allgemein, vielleicht weil man sich auf sie konzentriert statt auf den Bohrer vom Zahnarzt. Professionelle Ballett-Tänzer atmen in die Seiten des Brustkorbs wegen ihrer Silhouette.

Mehr fällt mir zur Atmung nicht ein.

Feli

Ich finde das sehr interessant, vieles von dem was Du schreibst, Mira, habe ich schon gehört, wie zum Beispiel die Bergluft, die salzhaltige Luft des Meeres... auch die Bauchatmung beim Zahnarzt^^ oder als Gebärende in den Wehen. Beim Zahnarzt konzentriert man sich bewusst weg von den Zähnen und die Geburtsschmerzen kann man so dann tatsächlich einfach "veratmen" und muss nicht schreien.

Natürlich ist es gut, wenn man mit den Atemwegen Schwierigkeiten hat, alles mögliche zu tun, um schädliche Stoffe zu vermeiden. Zum Beispiel dass man sich nur so lange wie unbedingt notwendig in abgasbelasteter Stadtluft aufhält, dass man vielleicht öfter eine Kur in guter Luft macht, wie Du es ja auch so schön beschrieben hast (wo das Wasser am Holz herunterläuft), aufs Rauchen verzichtet und auf eventuelle Schimmelbildung in der Wohnung achtet.

Manchmal mache ich bei so geführten Entspannungsvideos mit, wo man ja auch ganz speziell mit seiner Atmung arbeiten muss, was mir zumindest kurzzeitig hilft.

Mira

Hallo Feli,

danke für Deine Antwort. Hinsichtlich Asthma habe ich die Tochter einer Freundin im Kopf, die mit Asthma auf die Welt kam, obwohl ihre Mutter nie rauchte und in einem staubarmen Gebiet wohnt. Teilweise rief die Mutter sogar nachts den Notarzt an, weil ihrem Baby Erstickung drohte. Es war damals wahrlich hochdramatisch. Jetzt ist die Tochter bereits erwachsen und kommt bestens zurecht.

Zur Kur war ich aus orthopädischen Gründen und nahm natürlich alles in Anspruch was frei zugänglich auf dem Weg war. Darunter auch dieses interessante Holzgerüst direkt am Kurpark. Dort gab es auch eine ständig sprudelnde Lithium-Quelle. Brrr, war das Wasser salzig! Noch heute wird Lithium gegen bipolare Störungen eingesetzt, wobei meines Wissens ständig der Spiegel im Blut kontrolliert werden muss. Also nichts da, dieses salzige Gebräu nach Lust und Laune zu trinken.

Kurorte entstanden, so ich mich nicht täusche im 19. Jh. Damals gab es noch keine Pharmaindustrie. Aber man wusste bereits, dass manche Quellen medizinisch wirksame Mineralien enthielten. Zur Kur fahren konnten sich damals nur wenige betuchte Leute leisten. Und so entwickelten sich die Kurorte zu einem gesellschaftlichen Event, wo man Leute kennenlernen, Kontakte knüpfen konnte. Interessant für Künstler, Schriftsteller usw. Aus solch einem Kurort-Orchester soll sich angeblich das berühmte Orchester der Berliner Philharmoniker entwickelt haben.

Zurück zum Heilatmen. Die psychosomatische Station eines Krankenhauses befand sich in dem Gebäudeteil, wo früher Tuberkulosekranke behandelt wurden. Sie wurden täglich auf die große Terasse gefahren, um durch die Luft des großen Waldes gleich davor eventuell geheilt zu werden. Nun ja. Penicillin war noch nicht entdeckt worden. Tuberkulose raffte sehr viele Menschen hin. Ist auch kulturgeschichtlich zum Thema geworden.

Von daher sehe ich durchaus einen historischen Bezug früherer ärztlicher Methoden zur "Heilatmung". Es standen den damaligen Ärzten keine wirksameren Mittel zur Verfügung.