Diskussionen, Meinungen, Ansichten über dies und das

Begonnen von Feli, 11 Juni 2021, 08:37:39

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Feli

Zwei Lispelnde trafen sich. Nach kurzer Prügelei stellten sie fest, dass sich einer über den anderen gar nicht lustig machen wollte.


Liegt es an der Erziehung, dass man einem anderen erstmal schlechte Beweggründe unterstellt? Oder steckt eher Angst dahinter? Oder vielleicht zu viele Erfahrungen mit Menschen, die es tatsächlich schlecht meinten?
(das sind ehrlich gemeinte Fragen von mir, was denkt ihr, was ist eure Meinung dazu? wie reagiert ihr auf andere Menschen, erstmal positiv oder negativ?)

Ina

 
Ich versuche Fremden erst einmal relativ neutral gegenüberzutreten. Dass mir das immer gelingt, kann ich nicht behaupten. Ich glaube, niemand ist ganz und gar frei von Vorurteilen und Schubladendenken. So kann es passieren, dass man jemandem, den man noch nicht kennt, aufgrund bestimmter Kriterien z.B. Eigenschaften zuschreibt, die gar nicht zu ihm passen. Das kann sowohl im positiven als auch im negativen Sinne geschehen. Wichtig finde ich, dass man sich dessen bewusst ist und diese ersten Gedanken nicht zu ernst nimmt, damit man der Person unvoreingenommen begegnet. Das funktioniert bei mir ganz gut. Viel mehr als von solchen (wie gesagt: nicht ernst zu nehmenden) Gedanken lasse ich mich von meinem Gefühl leiten: von meinem Bauchgefühl, aber auch von meiner Menschenkenntnis. Die greift natürlich erst, wenn ich die Person eine Weile erlebt und beobachtet und bestenfalls auch mit ihr gesprochen habe.

Dass jemand einem anderen so wie in Deinem Beispiel schlechte Beweggründe für sein Verhalten unterstellt, kann unterschiedliche Gründe haben. Ich glaube, mit Deinem Ansatz liegst Du schon ganz richtig: Viele ähnliche schlechte Erfahrungen können sicher ein Grund dafür sein. Angst spielt bei manchen wahrscheinlich auch eine Rolle, z.B. Angst davor, verletzt oder vor anderen bloßgestellt und von ihnen abgelehnt zu werden. Als häufigen Grund vermute ich außerdem Misstrauen, also generelles Misstrauen gegenüber anderen und vor allem fremden Personen. Diese Art von Misstrauen muss nicht unbedingt auf schlechten Erfahrungen beruhen. Es kann auch daher rühren, dass man in seiner Kindheit einfach nicht gelernt hat, zu vertrauen. Wenn in der frühen Kindheit kein Urvertrauen entstehen konnte und es Bindungsschwierigkeiten gab, hat man es leider auch im Erwachsenenalter oft schwer. Man ist insgesamt ziemlich misstrauisch und andere müssen sich das Vertrauen der betreffenden Person regelrecht ,,erarbeiten" – und zwar meistens über einen langen Zeitraum hinweg.
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

nubis


Ich beziehe mich mal ausschließlich auf das Beispiel:

Bei jemandem, der lispelt, kann ich mir vorstellen, dass es an der Erfahrung liegt.
Ähnlich wie Stotterer werden diese vermutlich schon von Kindheit an nachgeäfft und darüber lustig gemacht - bei Erwachsenen setzt man zwar eigentlich voraus, dass sie sich benehmen können ...aber das ist eben leider nicht immer der Fall.

Mein Gedanke dazu ist: wie so oft würde Reden helfen^^

Statt sich pikiert auf einen Schlagabtausch einzulassen kann man genau so gut sagen, dass man einen Sprachfehler hat.

Im beschriebenen Beispiel wäre es einfach gewesen zu sagen: 'hey - nicht falsch verstehen, aber ich lispele auch und habe mit diesen und jenen Buchstaben/Silben/Wörtern Schwierigkeiten!'


Kommunikation ist Alles. (Punkt!)
Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Feli

..vielen Dank für eure Antworten! cool, hat mich echt gefreut, sehr interessante Punkte für mich zum Nachdenken. :)

Feli

Zitat von: InaDiva in 13 August 2021, 22:22:22

Man kann vieles unbewusst wissen, indem man es nur fühlt, aber nicht weiß.

(Fjodor Michailowitsch Dostojewski)

...ich denke "vieles" wahrscheinlich ja, aber nicht alles. und auch nur "gesunde" Menschen, die nicht an einer Gemütserkrankung leiden und deshalb oder aufgrund von Medikamenten oftmals nicht "normal" fühlen und empfinden können. oder?