Tiefe Depressionen über Monate

Begonnen von Vorsichtig rantasten, 07 Januar 2021, 08:10:43

0 Mitglieder und 3 Gäste betrachten dieses Thema.

Vorsichtig rantasten

Ein leises Hallo in den Raum.

Ich suche den Austausch mit Menschen, die seit länger in einem Rhythmus von monatelanger schwerer Depression und dazwischen kurzen erträglich/normalen Phasen (bei mir höchstens 8 Wochen) gefangen sind.

Wie haltet ihr diese Monate aus?

Sogar Die Ärzte sind überfordert, medikamentös haben wir Alles durch.

Es kommt jeweils aus dem Nichts, ein Schalter legt sich um und ab geht es in die Losigkeiten.

Viel schreiben geht nicht wegen Konzentration, würde mich freuen auf ähnliche Mitleidenden zu stoßen.

DANKE FÜR'S LESEN

Vorsichtige

Vorsichtig rantasten

Hallo Gastrzt,

Danke für deine schnelle Rückmeldung.  Ich fühle mich eigentlich wohl in meiner Klinik/Ärzten und auch mein Arzt leitet die akute Station.

Ich war erst stationär, einen Monat, zum Ausschleichen vom Jatrosom. Quasi das letzte mögliche Medikament. Ich habe so viele Kombis durch, auch EKT.

Es ist so, dass sich der Schalter umlegt,ob mit oder ohne Medis. Und ich selber kann es nicht beeinflussen, sämtliche Strategien sind nutzlos. Bin wie tot.

Dass ich in der Klinik besser aufgehoben wäre  ist vernünftig, aber ich würde nur dorthin, wenn ich die Gewissheit hätte, dass mir dabei geholfen wird,was ich mir als Erleichterung vorstelle.

Vielleicht meldet sich noch ein ähnlicher Fall, obwohl ich denke, dass Hoffnungslose nicht mal mehr die Kraft haben, sich hier zu äußern.


Bist du selber Betroffen?

Violetta

Hallo Vorsichtig rantasten,

ich befinde mich selber in einer rezidivierenden Depression mit schweren Schüben. Wodurch die Schübe ausgelöst werden, ist  unklar. Allerdings kommt die Depression bei mir nicht plötzlich zurück, sondern baut sich innerhalb einiger Tage auf.
Ich habe mein Leben so aufgebaut, dass in den Depressionsphasen alles automatisch weiterläuft. Konkret heißt das bei mir folgendes:
- Alle Rechnungen wie Miete, Telefon oder Versicherungen werden per Dauerauftrag oder Einzugsermächtigung bezahlt.
- Mein Wohnungsinventar und meinen Besitz habe ich so reduziert, dass ich auch während einer Depressionsphase die Wohnung mit einem Minimum an Aufwand sauber halten kann. Es gibt bei mir z.B. fast keine Dekoartikel, die rumstehen und abgestaubt werden müssen.
- Bei Hosen und Röcken habe ich mich auf die Farben dunkelblau und schwarz beschränkt. Alle Schuhe und Oberteile (Blusen, T-Shirts, Pullover) passen zu dunkelblau und schwarz, was zum Glück viele verschiedene Farben sind. Dadurch bin ich auch in der schlimmsten Depressionsphase, wenn ich keine Kraft habe irgend etwas zu entscheiden noch ordentlich angezogen.
- Außer der Arbeit habe ich keine Verpflichtungen, die ich zwingend regelmäßig erfüllen muss.

Und wenn die nächste Depression kommt, heißt es einfach nur durchhalten und jeden Tag weitermachen.

Vorsichtig rantasten

Hallo Violetta,


Das klingt Alles sehr durchdacht, vernünftig und du scheinst geübt darin zu sein. Wie lange dauern deine tiefen Phase, wo du unfähig bist, ein normales Leben zu führen, und wie schaffst du es mit deinem Job?

Wenn ich unten bin, ist Alles ein riesiger Akt, sogar mich hier um Hilfe zu bemühen  ,ist ein Kraftakt. Mir kochen, Körperpflege, überhaupt aus dem Bett. Ich würde am liebsten durchschlafen,bis diese elendigen Monate rum sind. Die Vorstellung, dass im Oktober/November sich wieder alles lichtet,ist eine sch. Aussicht. Leben ist anders.
.aber ich bewundere, wie du dennoch einen Job meistert. Leidensdruck ist halt schwer auszudrücken, im realen und hier noch schwerer. Ich will ja auch niemanden triggern, aber die Überschrift hat mir den Weg gezeigt. Und wer weiß, was daraus wird. Eine Erkenntnis, was Neues? Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber auch sie stirbt.

RockingBuddha

ZitatSogar Die Ärzte sind überfordert, medikamentös haben wir Alles durch

Depressionen sind Erkrankungen der Seele, in den meisten Fällen bewirken Medikamente da keine Heilung (was nicht bedeutet, dass sie dir nicht helfen können, falls es die richtigen Medi´s für deine Situation sind..)Aber Heilen und Befreien aus dieser Lage kannst du dich vermutlich nur selbst (natürlich mit Hilfe von außen)...

ZitatDass ich in der Klinik besser aufgehoben wäre  ist vernünftig, aber ich würde nur dorthin, wenn ich die Gewissheit hätte, dass mir dabei geholfen wird,was ich mir als Erleichterung vorstelle.
Eine Garantie gibt es da leider nicht. Aber sieh es doch mal von der anderen Perspektive, welche Chancen hast du, wenn du auf diese Möglichkeit verzichtest. Verbessert es deine Lage, oder wird sie durch nicht versuchen vermutlich gleich bleiben oder schlimmer?
Wie du schreibst scheinst du sehr engagiert zu sein Lösungen für dein Problem zu finden, was richtig gut ist und was du weiter versuchen solltest, selbst wenn du das Gefühl hast keinen Schritt voran zu kommen und jeder Fehlversuch zu weiteren Frustrationen führt. Wie lang geht es dir schon so?

Vielleicht noch ein paar allgemeine Tipps zum Umgang, Dinge die mir geholfen haben besser damit leben zu können, ähnlich wie Violetta es geschildert hat. Sowas ist ein Prozess, der Zeit und, wie du es schön beschrieben hast, Übung erfordert.

- Teilnehmen an einer depressiv orientierten Gemeinschaft, wie beispielsweise diesem Forum hier. Du wirst feststellen, du bist nicht allein damit. Du kannst dich ohne Druck und anonym austauschen und gleichzeitig mit deinen Erfahrungen anderen etwas zurückgeben, selbst wenn es sich für dich nicht so anfühlt. Außerdem reflektierst du so deine Situation abseits vom Kopf, in dem bestimmt ganz oft übler schwarzer Rauch herrscht, der Konzentration und Stimmung zu Boden drückt.

- Lernen über die Krankheit. Geht nicht nur in einem Forum oder Chat, also von anderen Mitbetroffenen. Bücher lesen, selbst zum Chefarzt deines Leidens werden und Wissen mehren hat mir sehr geholfen. Ich weiß nicht, ob es dir auch so geht, aber besonders dieses Unbekannte (Auslöser aus dem NICHTS z.B) hat mich total fertig gemacht. Heute kenne ich meinen Gegner wenigstens und kann mich besser darauf einstellen. Besiegen kann ich ihn noch nicht, aber die Depressionen nehmen nicht mehr komplett jeden Teil meines Seins ein, weil ich sie besser kennengelernt habe.

- Neue und hilfreiche Glaubenssätze finden. Für mich waren es Buddha´s Lehren, die mich im Kampf gegen Depressionen pushen und mir das Gefühl gaben, dass Veränderungen möglich sind. Dabei ist es wichtig herauszufinden, was dich abseits der Krankheit motivieren kann. Es gibt Menschen, die finden Hilfe bei Jesus und der Kirche. Andere besuchen Motivationsseminare oder schauen sich diese online an. Wieder andere widmen sich der Psychologie. Ich hatte Kontakt zu jemandem, den hat es gerettet, dass er freiwillig in einer Obdachloseneinrichtung geholfen hat. Du siehst, die Möglichkeiten sind riesig. Selbst wenn es sich anfühlt als bestimme die Krankheit dein ganzes Leben, dies ist nur eine Momentaufnahme.

- Druck vermeiden und Akzeptanz lernen.
ZitatWenn ich unten bin, ist Alles ein riesiger Akt, sogar mich hier um Hilfe zu bemühen  ,ist ein Kraftakt. Mir kochen, Körperpflege, überhaupt aus dem Bett. Ich würde am liebsten durchschlafen,bis diese elendigen Monate rum sind
Dinge wie diese sind gerade eben wie sie sind. Das ist ein riesengroßer Haufen Mist, ich kann mir aufgrund meiner eigenen Geschichte nur zu gut vorstellen, wie du damit leidest :/. Versuche dabei aber immer gut zu dir zu sein und dich nicht noch zusätzlich fertig zu machen. Druck aufbauen, wie du musst jetzt arbeiten gehen, wenn es eben nicht geht, bringt da gar nix, macht es nur schlimmer.
Tage, Wochen, Monate ja Jahre durch depressives Rumhängen und Dahinsiechen zu verlieren gehört oftmals zum Heilungsprozess dazu :/.

- Meditation und Techniken lernen. Es gibt viele Skills, die dich im Kampf gegen die Krankheit unterstützen können und es dir einfacher machen. Versuche herauszufinden was dir helfen könnte und probiere aus.
Vieles erfordert Übung, aber du besitzt garantiert das Potential an dir wachsen zu können. Gib dich bloss nie auf, egal wie hoffnungslos alles erscheint :)

Woran man viel denkt, dorthin neigt sich das Bewusstsein
(Siddhartha Gautama)

Vorsichtig rantasten

Danke dir Rocking Buddha für deine Worte an mich. Ich weiß es sehr zu schätzen, wenn ich sehe da gibt sich ein Mensch Mühe. Deine Zeilen könnte ich - wenn es mir gut geht-auch weiter leiten. Ich habe oft Alles umgekrempelt, mich neu orientiert, mit Buddhismus habe ich mich vor 15 Jahren auseinandergesetzt, mich belesen.  So viele Bücher habe ich gelesen, so Vieles ausprobiert, genutzt. Nur ist es so, wenn diese Dunkelheit über mich kommt, habe ich keinen Zugang zu mir. Bin wie gelähmt, ein völlig anderer Mensch. So hilflos, am Rande des Wahnsinns, kein Durst, kein Hunger. Ich will endlich einen Arzt finden, der gnädig ist,und mich erlöst von diesem qualvollen Leben. Ich bin müde, immer nur kämpfen, um einigermaßen durch die Tage zu kommen.

Es ist ein Teufelskreis, ich habe keinen Einfluss auf das,was in meinem Kopf quer läuft.  Bin machtlos, dabei erwarte ich nicht viel, nur ein Funke den ich noch am Brennen halten könnte, es muss kein großes Feuer werden. Die Ansprüche habe ich lange nicht mehr.


Violetta

Hallo Vorsichtig rantasten,

zu deinen Fragen: Meine depressiven Schübe und die (fast) normalen Zeiten dazwischen sind unterschiedlich lang. Ich habe verschiedenen Therapien gemacht, von denen etwa 20% für mich positiv und erfolgreich waren, so dass in letzter Zeit die guten Zeiten länger und die schlechten Zeiten kürzer werden. Ich kenne die Zeiten, in denen eine einfache Sache wie Zahne putzen so anstrengend wie eine Mount Everest Besteigung ist und eine Dusche zur unmenschlichen Kraftanstrengung wird.

In den schlechten Zeiten habe ich einfach nur durchgehalten. Ohne Hoffnung, ohne Perspektive. Der Körper hat das Weiterleben übernommen. Hätte mein Körper nicht seinen eigenen Überlebenswillen, hätte ich mich auf das Sofa gelegt und wäre nie wieder aufgestanden.
Während der ganz schlechten Zeiten bin ich auch krank geschrieben. Dann geht wirklich nichts mehr. Ist der Depressionsschub nicht ganz so arg, quäle ich mich eben mit Hilfe von Disziplin durch die Arbeit. Außerdem habe ich einen Vorgesetzen, der mir in solchen Zeiten Arbeiten gibt, die ich trotzdem noch hinkriege.

Vorsichtig rantasten

Ich danke dir von Herzen für den Einblick in dein Seelenleben Violetta.

Dass du dich kümmerst, obwohl du selber auf der Kippe stehst, dich immer wieder aufrappelst, die Hoffnung dein Begleiter ist. Ich wünschte mir dieses Verständnis im realen Leben, dort bin ich scheinbar nur existent, wenn ich "gebe". Und wenn ich dann ein Minimum an Zuwendung einfordern will, kommt Nichts.  Und das zehrt zusätzlich, obwohl mein Verstand mir sagt, dass kein Mensch dies leisten kann. 

Ich will doch einfach nur mir selber genügen, und komme doch immer wieder an den Punkt, es nicht zu schaffen.

Kennst du das?

Liebe Grüße

Take

Hallo

Frage: Hast du dich schon einmal mit deinem inneren Kind/deinen inneren Kinder befasst?
Oftmals ist in früher Kinderzeit etwas schreckliches geschehen, wofür man als Erwachsener keine Worte findet und die schwere Depression kann als Folge auftreten, darum meine Frage.

Vorsichtig rantasten

Hallo take,

Ja, das habe ich. Erstmal mit dem Buch "das Kind in dir muss Heimat finden", was ich jedoch wieder weg getan habe, weil ich mich gefragt habe, ob ICH als Mutter nicht doch hier und da "Fehler" gemacht habe. Das ist nicht der Sinn der Arbeit.
Mir ist bewusst, dass mir die gesunde Basis Geborgenheit fehlt, diese Nestwärme, ich komme gerade nicht auf das passende Wort.  Was mir zeigt, wie tief ich wieder bin,sprachlos, emotionslos, halt sämtliche Losigkeiten, und ich komme nicht dagegen an.

In meiner Verzweiflung habe ich hier geschrieben, bewusst dass kein Mensch sich meldet, der dies eins zu eins nachempfinden kann. Über Monate in diesem Zustand, keine Kraft, sogar das Schreiben hier fällt mir schwer, ich wirke resigniert, so ist es auch. Keine Ahnung, was ich mir erwarte.....

Ein Hilfeschrei in's Nichts....



Take

Sehr wohl kann ich nachempfinden wie es dir geht und auch, dass es einem schlecht geht, wenn man erkennt, dass man als Mutter Fehler gemacht hat. Fehler die man sicherlich nie machen wollte, die jedoch aufgrund der eigenen Verletztheit  entstanden sind. Auch da spreche ich aus eigener Erfahrung. Auch ich habe damals meinen eigenen Schmerz an meine Kinder weiter gegeben und mein Ältester leidet bis heute darunter. Leider kann man dies nicht rückgängig machen, aber man kann dazu stehen und versuchen zu erklären, was den Kindern helfen könnte.

Diese Geborgenheit, die dir fehlt kannst nur du selbst dir geben, indem du deine weinenden inneren Kinder in den Arm nimmst und sie tröstest. Sei dir selbst die Mutter die dich liebt und in den Arm nimmt und wiegt.
Ich weiss, dass dies anfangs sehr weh tut, weil die inneren Kinder ständig am weinen sind, jahrelang habe ich selbst sie gehört und ignoriert und ihnen sogar die Schuld an allem gegeben, deshalb  gib dir und den Kindern in dir diese Chance, vielleicht auch zusammen mit deinem Therapeuten. Was hast du noch zu verlieren? Du kannst nur gewinnen!

Vorsichtig rantasten

Danke euch Beiden für die netten und wohlwollenden Zeilen.
Ich bin seit Gestern in der Klinik, Akutstation. Jetzt wird Venlafaxin angesetzt,das hatte ich vor Jahren, hat aber irgendwann nicht mehr gewirkt.

Es liegt an meiner Resignation, kein Zugang mehr zum Inneren, Angst vor dem Leben, der Einsamkeit, dem Stillstand, innerlich schon lange tot,nur wegen den Kindern aufrappeln.

Kann auch gar nicht klar denken,wollte mich nur bei Euch für das Dasein bedanken. Irgendwie ist es schon hilfreich, dass ich nicht alleine bin, dass es Menschen gibt, die schon öfters durch die Hölle gegangen sind,und dennoch weitermachen.....

Ich werde berichten, wie es weitergeht.

Grüße aus der Anstalt

Ina

 
Hallo Vorsichtig rantasten,

alles Gute für Deinen Klinikaufenthalt. Ich wünsche Dir sehr, dass Du Dich dort ein bisschen stabilisieren kannst, neue Kraft und vor allem neuen Mut findest und dass das Medikament als Unterstützung hilft.
Ich finde es toll, dass Du das machst! Gib bitte nicht auf.

Alles Liebe für Dich
und viele Grüße

Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Vorsichtig rantasten

Hallo Ina
Danke für deine Wünsche.
Ich nehme an, du weißt aus Erfahrung, wie ein stationärer Aufenthalt sich anfühlt.
Für Menschen, die erstmal zur Ruhe kommen müssen ganz wichtig. Nur....ich dümpele ständig alleine in meiner Wohnung Rum, Ruhe von Außen habe ich. Nur das Unruhemonster in mir drin nehme ich überall mit.

Eine NW vom Venlafaxin ist innere Unruhe, toll, noch mehr davon. Ich kann sie nicht nach außen transportieren, ein Zustand zum kirre werden. Bin wie gelähmt, blockiert, kann mich kaum bewegen, nur unter Zwang.

Ängste , vor dem Leben an sich, Nichts Positives, in der Kunsttherapie mal wieder was auf schwarzes Papier geschmiert, planlos.

GsD bin ich bis jetzt alleine im Zimmer. Es wird sehr drauf geachtet, dass es passt ,eine Chaotin ist hier, war letzte Nacht fixiert. Hätte ich die Hälfte von deren "Energie ". Nicht bös gemeint, jeder leidet unter seiner Störung.

Naja, mal abwarten ob das Venlafaxin den Funken zünden kann, und ich wieder ein Lichtblick sehe.

Den Ärzten habe ich klar gesagt, dass ich mir den a.S. wünsche, und das schon seit Jahren. In der Hoffnung, endlich ernst genommen zu werden.

Wie denkt ihr über das Thema, oder ist es Tabu hier?

Liebe Grüße an alle die Mitlesen/und momentan auch leiden. Ihr dürft gerne hier schreiben, wenn ihr unter ebenso langen Phasen leidet, und die Hoffnung schwindet

Ponyhof

Hallo Vorsichtig Rantasten

Tja, wie denke ich darüber?

Ich denke, dass es ein Dilemma ist. Zum einen gibt es (ja, kenne ich aus eigener Erfahrung!) Situationen, in denen man zu down ist um noch selbst das Leben zu beenden. Ich hatte irgendwie die Vorstellung (im Rückblick klingt es bescheuert, ich weiß), dass wenn's mir "schlecht genug" geht, irgendjemand "erkennen" würde, dass das so nicht weiter geht und dieser "jemand" mir dann ermöglichen würde, mein Leben zu beenden. (Gott, Arzt, keine Ahnung wer. Ich sage ja, es ist bescheuert gewesen)
Jedenfalls GING es mir schlecht genug und - *Überraschung* niemand kam und beendete den Mist, statt dessen drehte die Welt lustig weiter, als wäre nichts passiert und ich war die Gearschte und konnte sehen wie ich aus dem Dreck wieder rauskam. *tja*

Damals habe ich endlich kapiert:
Das nimmt mir keiner ab. Wer sterben will, der muss das tun. Und zwar alleine (die Voraussetzungen, die die Sterbehelfer zB. in der Schweiz fordern sind ja nix was man Mal eben aus dem Hut zieht. Jedenfalls bei mir ist da nix zu machen).

Zum anderen stellt sich die Frage: "Warum tu ich's nicht?". Ich meine: Letztlich kann uns alle niemand (dauerhaft) zum Leben zwingen. Man kann Hilfe beim Suizid verweigern, man kann ein paar Wochen durch geschlossene Abteilung und suicide-watch rausschlagen. Aber letztlich könnte ich jetzt auf der Stelle einen Kopfsprung vom Balkon machen, ins Auto steigen und vor den Brückenpfeiler rasen oder aber mit den Vorbereitungen für einen meiner wohldurchdachten und ewig recherchierten Suizid-Pläne beginnen. Tue ich aber nicht.

Die Antwort auf diese "Warum tu ich's nicht?" Frage halte ich persönlich für sehr wichtig. Es hat mir absolut nicht gefallen, als ich kapiert habe, dass bei MIR der Grund jahrelang darin lag, dass ich (frühkindliches Trauma) verinnerlicht hatte, meine Pläne und Ziele seien alle Mist. Waren ja nur von mir. Also "musste" der Plan zu sterben auch  Mist sein, denn der war ja auch von mir...  Irgendwann war ich dann zu down, wie gesagt.
"Toller" Grund noch am Leben zu sein, das darfste glauben. - Nach der Erkenntnis war ich erstmal völlig am Boden.
Nichts desto Trotz ist diese Erkenntnis letztlich eine andere Formulierung für die Erkenntnis  "Ich muss meine eigenen Pläne machen. Muss sie selbst entwickeln, selbst durchsetzen, selbst für sie gerade stehen" gewesen, die - offensichtlich - sehr sehr wichtig für mich gewesen ist und mir sehr geholfen hat.

Meine Entscheidung lautet, dass ich noch etwas bleibe. Dass ich nicht ohne Not oder Krise den Scherbenhaufen anrichten möchte, den ein Suizid hinterlässt. Dass ich aber im Fall von Katastrophe o.ä. nicht noch einmal zögern werde. Wenn ich sterben will - muss ich mir die Finger schmutzig machen und das Arschloch sein, dass DAS seiner Familie und Freundeskreis antut. Denn es kommt keiner und rettet mich vor diesem "Dilemma". So sieht's aus.

Jedenfalls.

Ich bin der Meinung, dass Suizid (assistiert oder wie auch immer) hier kein Tabu sein darf (Ey, ganz ehrlich: Wegen dieses Themas sind wir doch HIER. Kann wohl kaum sein, hier nur über's Wetter zu reden, oder?).

Also, Vorsichtig Rantasten, jetzt Mal ganz "bott" gesagt - ich erwarte, dass die Ärzte Dir den Gefallen nicht tun werden, Dir die Drecksarbeit abzunehmen und Dich ins Jenseits zu befördern.

Daher die Frage (sie ist provokant, ich weiß. Ich hoffe, ich habe mit meiner Geschichte zum Ausdruck bringen können, dass ich sie nicht stelle um Dich zu verletzen, sondern weil sie mir persönlich in ähnlicher Lage zwar überhaupt nicht gefallen aber trotzdem sehr geholfen hat!):
Warum wartest Du darauf, dass die Ärzte etwas tun, was sie (nach meiner Erfahrung) nie tun werden statt das was Du willst selbst herbei zu führen?

Liebe Grüße, ich hoffe ich habe zum Ausdruck bringen können was ich meine, anstatt Dir oder sonst jemandem auf die Zehen zu treten.

Ponyhof