Erfahrungen beim Absetzen von Fluoxetin?

Begonnen von Frieden, 04 Januar 2021, 10:31:54

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Frieden

Hallo ihr Lieben,

Ich bin noch neu hier und hatte an anderer Stelle schon ausführlicher über meine Situation geschrieben.

Dieses neue Thema eröffne ich, weil ich überlege, nach über 20 Jahren Einnahme von Fluoxetin (40mg) zu versuchen, dies auszuschleichen. Ich habe allerdings große Angst vor Komplikationen, man liest ja soviel darüber, also über Absetzprobleme. Persönlich habe ich zum Glück keine Erfahrung damit machen müssen, weil ich mit Fluoxetin bis jetzt in Bezug auf Depression, Antriebsteigerung und Milderung von Zwangssymptomen davon durchaus profitieren konnte.

Allerdings gibt es seit einiger Zeit das Problem mit dem Zittern von Händen und Füßen. Das konnte ich noch hinnehmen, aber seit 4 Jahren kommt es bei Belastung zu einer Art Spastik der Arme und Hände. Bis dahin hatte ich regelmäßig in einer Band Bass gespielt, also ein Instrument, wo man flicke Finger braucht für die schnellen ,,Läufe" beim Begleiten der Songs. Ich mußte das dann leider aufgeben, weil es immer häufiger während des Spielens mit der Band auftrat. Ich konnte dann minutenlang nicht weiterspielen, bis sich die Gliedmaßen wieder beruhigt hatten.

Ich erwähne das nur, damit Ihr wisst, was mich dazu bringt, nach so langer Zeit abzusetzen. Und wegen meiner Angst davor stelle ich hier mal die Frage, ob jemand damit, möglichst auch nach längerer Einnahme, damit Erfahrung, und wenn ja,welche, gemacht hat.

Liebe Grüße

Frieden

Ina

 
Hallo Frieden,

Erfahrungen mit Fluoxetin habe ich, allerdings habe ich es bei Weitem nicht so lange eingenommen wie Du. Wenn ich mich recht erinnere (es ist schon viele Jahre her), war ich damals auf die gleiche Dosis eingestellt wie Du. Absetzsymptome hatte ich gar keine. Nach 20 Jahren regelmäßiger Einnahme verhält sich das vermutlich anders, weil sich der Körper bzw. das Gehirn natürlich daran gewöhnt hat, den Wirkstoff zu bekommen und sich dementsprechend auch anders "verhält" als ohne das Medikament (damit meine ich explizit NICHT, dass eine Abhängigkeit entsteht). Insgesamt ist Fluoxetin aber dafür bekannt, dass nach dem Absetzen eher wenige oder nur milde Symptome auftreten. Mild im Vergleich zu anderen Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI).

Hast Du Deinen Wunsch mit Deinem Psychiater besprochen? Er wird Dir bestimmt eine "Anleitung" geben, wie Du Dein Antidepressivum am besten absetzen solltest. Ich kann Dir nur empfehlen, die Dosis langsam und in nicht zu großen Schritten zu reduzieren, am besten über mehrere Wochen.

Übrigens kann ich Deine Beweggründe gut verstehen. Aufgrund von körperlichen Symptomen nicht mehr Musik machen zu können, wäre der Horror für mich. (Ich kenne es "nur" aus psychischen Gründen – und auch das ist natürlich schlimm.)

Liebe Grüße
Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Frieden

Hallo Ina,

Vielen Dank für Deine Antwort.

Das macht mir schon etwas Mut für den Absetzprozeß. Natürlich werde ich das in sehr langsamen Schritten durchführen.

Was aber noch ungelöst bleibt, ist die Frage, was als Alternative für mich in Frage kommt. Ohne Medikamente die Depression auszuhalten ist es jedenfalls nicht. Mein Psychiater rät mir zu einem anderen SSRI. Allerdings befürchte ich, daß dann eine lange, qualvolle Prozedur beginnt, bis ich das richtige gefunden habe, was dann aber möglicherweise auch und vielleicht noch schlimmere Nebenwirkungen hat nach längerer Einnahme. Bei Fluoetin weiß ich ja zumindest dass die Antidepressiva Wirkung bei mir funktioniert, bei einer Umstellung ist es ungewiß.

Wegen der bei mir auftretenden Spastiken und auch wegen früherer guter Erfahrungen hatte ich meinen Psychiater gebeten, mir medizinisches Cannabis zu verschreiben. Dies wird auch bei Depression verschrieben, besonders aber bei spastischen Symptomen. Leider weigert sich mein Psychiater, mir dies zu verschreiben.

Liebe Grüße

Frieden

nubis


Hallo Frieden,

ich nehme auch Fluoxetin, inzwischen schon 12 oder 13 Jahre und habe (bisher?) keine solchen Nebenwirkungen.
Allerdings haben ich auch schon nach ein paar Jahren runterdosiert auf jetzt 10 mg täglich.

Das ging über mehrere Monate: immer 1/2 Tablette weniger über mindestens 6 Wochen - zwischendurch auch bei Bedarf noch mal wieder rauf.

Ganz abzusetzen hat nicht geklappt, weil ich auch unter Panikattacken leide, welche sich bei völligem Absetzen leider stark verschlimmert haben
(ich wusste vorher gar nicht, dass Fluoxetin sich auch darauf auswirkt).


Vielleicht kannst du ja auch testen, ob eine Reduzierung möglich ist, bei der es dir noch gut geht, die Nebenwirkungen aber weggehen?

Oder eine Kombination - zB aus einem Akutmitttel und Fluoxetin?  Das hatte ich auch eine Zeitlang, weiß aber leider den Namen des Mittels nicht mehr - aber das sollte dann ja auch sowieso der behandelnde Arzt individuell für dich aussuchen.


Liebe Grüße und gute Besserung!

Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Frieden

Hallo Nubis,

Danke für Deine Anregungen, ich werde darüber nachdenken. Es fällt mir schwer, nach über 20 Jahren mit derselben Dosis daran etwas zu ändern. Aber Deine Argumente sind ja einleuchtend.

Mal sehen, wie es weiter läuft.

Liebe Grüße

Frieden