Ich weiß nicht was zur Zeit los ist mit mir.

Begonnen von JensTH, 17 November 2020, 21:48:20

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JensTH

Hallo liebes Forum,

Ich heise Jens bin 41 und komme aus Thüringen. Ich muss einfach anonym mit jemanden schreiben, da ich nicht weis was mit mir los ist. Ich kann mit niemanden persönlich darüber reden.

Heute war es besonders schlimm, ich sahs einfach nur im Bett, habe ein wenig gegessen und musste anfangen mit weinen. Normal passiert mir das immer, wenn ich emotionale Momente in meinen Lieblings Serien erlebe. Serien wie Star Trek Discovery oder The Mandelorian. Oder eben auch wie She-Ra eine Anime Serie. Bin ich wirklich ein so emotionaler Mensch? Oder stimmt etwas nicht mit mir?

Ähnliches erlebe ich in meiner Lieblings Video spiele Reihe Mass Effect, die emotionalen Entscheidungen bringen mich immer und immer wieder zu weinen. Auch wenn ich mir Musik anhöhere, wie z.B. von Two Steeps from Hell, was so in den klassischen Bericht geht, und für spiele komponiert wurde.

Wenn eine Serie zu Ende geht, also das Serien Finale, fühle ich mich danach immer leer und lustlos. Als ob eine Welt zusammen bricht. Bwohl ich mir bewusst bin, das es nur ein Film oder Serien Ende ist.

Danke für eure Anteilnahme, das bedeutet mir viel, dies alles mal in Worte zu fassen und mit jemanden zu teilen.

In meiner Kindheit, gab es auch ab und an Momente, z.B. der Besuch meines Neffen übers Wochenende. Als er dann sonntags wieder heim musste, war das schon sehr emotional. Obwohl wir in der gleichen Stadt wohnten.

Ich gehe auch ungern raus. Einkaufen im Supermarkt muss schnelle gehen, besonders wenn es sehr voll ist. Ich fahre ungern Auto und bin immer sehr stark gereizt beim fahren. Obwohl ich 20 Jahre LKW gefahren bin.

Ina

 
Hallo Jens,

herzlich willkommen im Nur-Ruhe Forum!

Emotionalität, die sich so äußert, wie Du es beschrieben hast, finde ich erstmal nicht ungewöhnlich. Mir geht es mit mancher Musik auch so, dass ich bestimmte Lieder höre und mir sofort die Tränen kommen. Ich kenne mehrere Leute, bei denen es so ist (bei Musik, aber auch bei Filmen). Die "Ursachen" können ganz unterschiedlicher Natur sein, denke ich. Entweder man ist einfach insgesamt sehr emotional oder man ist sehr feinfühlig und mitfühlend und kann sich in die Charaktere hineinversetzen oder man verbindet bestimmte Musik / Lieder, Filme, Worte, Szenen usw. mit etwas. Letzteres ist einem nicht unbedingt immer bewusst. Manchmal wird auch etwas angetriggert, was man eher tief in sich vergraben und ggf. verdrängt hat – oder man erkennt den Zusammenhang nicht gleich. Das kennt wohl fast jeder. Der eine mehr, der andere weniger.

Allerdings scheint es Dich zu belasten, sonst hättest Du Dich vermutlich nicht hier angemeldet. Zwei (bzw. drei) Sätze sind mir ins Auge gefallen:

Zitat von: JensTH in 17 November 2020, 21:48:20
Ich kann mit niemanden persönlich darüber reden.
[...]
Ich gehe auch ungern raus. Einkaufen im Supermarkt muss schnelle gehen, besonders wenn es sehr voll ist.

Liege ich richtig mit der Annahme, dass Du nur wenige persönliche, enge Kontakte hast und viel alleine bist?
Ich habe eine Theorie. Vielleicht trifft sie zu, vielleicht ist sie aber auch ziemlich weit hergeholt und passt nicht zu Dir und Deiner Situation:


Zitat von: JensTH in 17 November 2020, 21:48:20
Wenn eine Serie zu Ende geht, also das Serien Finale, fühle ich mich danach immer leer und lustlos. Als ob eine Welt zusammen bricht. Bwohl ich mir bewusst bin, das es nur ein Film oder Serien Ende ist.

Wenn man einsam ist, z.B. weil man introvertiert ist, nicht so gut auf andere zugehen kann, soziale Ängste hat oder es aus anderen Gründen nicht klappt, Freundschaften zu schließen oder einen Partner zu finden, kann es passieren, dass man sich als "Ersatz" für reale zwischenmenschliche Beziehungen und Bindungen mit Menschen / Charakteren verbrüdert, die man nicht einmal kennt oder die eben wirklich nur eine Rolle in einem Film oder einem Videospiel darstellen. Menschen, die einem sympathisch sind, zu denen man aufschaut, in denen man sich in Teilen wiedererkennt oder mit denen man sich auch umfangreicher identifizieren kann, z.B. weil sie ähnliche Charaktereigenschaften haben, sie die eigenen Gedanken und Gefühle widerspiegeln oder es sonstige Parallelen gibt. Man fühlt sich diesen Personen dann automatisch irgendwie verbunden – und genau das ist ja oft auch das Bestreben des Regisseurs.

Bis zu einem gewissen Grad ist das also genauso gewünscht und auch völlig normal. Bei manchen Menschen geht das aber sehr viel weiter – und ich wage zu behaupten, dass dies in erster Linie einsame und feinfühlige Personen betrifft.

Du interessierst Dich offenbar sehr für Filme, Serien und Videospiele und verbringst wohl auch viel Zeit damit, oder? Dass Du dabei solchen Personen "begegnest", ist sehr wahrscheinlich. Wenn Du im echten Leben keine vertrauensvollen Bindungen eingehen kannst oder nur sehr wenige oder gar keine persönlichen, sozialen Kontakte hast und überwiegend allein bist, projiziert Du das, was Dir fehlt, möglicherweise auf die Charaktere in den Filmen / Spielen. Also auf diejenigen, die Du magst, die zu Dir passen, die ähnlich denken und fühlen wie Du usw.

So etwas gibt es durchaus und kommt gar nicht mal so selten vor. Man "bindet" sich gedanklich / emotional an jemanden (→ macht also genau das, was einem im echten Leben fehlt / nicht möglich ist), auch wenn es eine Illusion ist, da diese Person real nicht existiert, sondern lediglich eine gespielte Rolle ist, die in den meisten Fällen wohl nicht dem wahren Charakter entspricht. Oder anders gesagt: Es ist eine Flucht vor der Einsamkeit, damit man sich nicht mit seinen unerfüllten Sehnsüchten auseinandersetzen muss. Man verliert sich (zeitweise) ein wenig in dieser "anderen Welt", weil man da findet, wonach man sich im echten Leben (evtl. schon lange) sehnt.

Wenn die Serie endet und man alle Staffeln gesehen hat, endet automatisch auch die (einseitige) Bindung, die man aufgebaut hat. Wie Du schriebst: Als ob eine Welt zusammenbricht. Die Fantasie- / Traumwelt bricht zusammen, weil es nicht weitergeht und man sich von den lieb gewonnenen Charakteren verabschieden muss.

Das klingt jetzt alles vielleicht ein bisschen extrem und das muss so natürlich nicht auf Dich zutreffen. Wie gesagt, es ist nur eine Theorie, die mir aufgrund der oben zitierten Passagen in den Sinn kam. Ich kann damit völlig daneben liegen, da dieser eine Beitrag von Dir alles ist, was ich über Dich weiß, und er zudem noch viel Raum für Interpretationen lässt.
Aber horch mal in Ruhe in Dich hinein. Vielleicht steckt in meinem Text ja auch für Dich ein Fünkchen Wahrheit.

Liebe Grüße
Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

JensTH

Danke für deine Worte.

So habe ich das ganze noch nicht gesehen. Ich lebe seit 19 Jahren alleine, meine damalige Freundin hat mich mit unserer gemeinsamen, gerade erst geborenen Tochter, verlassen. Seit dem konnte ich keine feste Beziehungen mehr aufbauen. Ich weis nicht, ob ich es nicht wollte, oder nicht konnte. Anfangs war es schwer alleine zu sein, aber um so mehr Zeit verging, um so besser fühlte ich mich. Dachte ich zumindest. Dabei vergingen die Jahre und ich war zufrieden, glaube ich.

Enge soziale Kontakte habe ich, keine. Außer meine Kontakte über den PC in diversen Online Spielen. Als Eng würde ich diese nicht bezeichnen. Aber, das war mir irgendwie nicht so wichtig, glaube ich. Vielleicht musste es so sein. Zumindest dachte ich, das mein leben gut läuft. Ich habe mich bis heute auch nie wirklich alleine gefühlt, oder, ich kenne das Gefühl nicht mehr, alleine zu sein. Ich fühle mich auch jetzt nicht alleine. Mir ist nur aufgefallen, das ich in den letzten Jahren sehr Emotional geworden bin. Das mir Sachen nahe gehen, die mir früher nicht so nahe gegangen sind. Zumindest musste ich nie wirklich weinen. Das kam erst die letzten Jahre durch, und verwundert mich sehr.

Wie schon geschrieben, war es gestern Abend besonders schlimm, weil es aus dem nichts kam. Das ich weinen musste. Wo bei ich dazu sagen muss, das die Emotionellen Ausbrüche meist vorkommen wenn ich alleine bin. In der Öffentlichkeit ist mir das noch nicht passiert.

Aber, vielleicht stimmt dein Ansatz, und ich versuche mich da in etwas rein zu versetzen. Vielleicht ist das der Grund, warum ich auf Sci-Fi und Fantasy stehe, das unbekannte, etwas was es nie geben kann. Ich verstehe nur die Emotionalen Ausbrüche nicht, egal ob was gutes oder schlechtes passiert. Da es erst in den letzten Jahren angefangen hat.

Ach ja, du hast recht, ich verbringe sehr viel meiner Freizeit mit Serien, Filmen und Videospiele. Ich habe das bis heute als mein Hobby angesehen, da ich damit viel Spaß habe. Klassisches fernsehen habe ich seit vielen Jahren abgeschafft. Meist sehe ich nur Netflix, Disney oder Amazon Prime, oder sitze am PC.

Liebe Grüße
Jens

JensTH

Danke für eure Anteilnahme.

Ich denke, das alles in Ordnung ist. Ich ziehe mich wieder zurück.


Igor007

Zitat von: JensTH in 19 November 2020, 11:06:23
Danke für eure Anteilnahme.

Ich denke, das alles in Ordnung ist. Ich ziehe mich wieder zurück.

Habe gelesen, schaue mal, mein Lieber, das Leid kommt und ver-geht. Ich weine fast immer.... Und man kann es kaum aushalten. Aber alles ver-geh-t. Hast du so wie A. de Mello gelesen? Die Seele, das Herz braucht auch die Nahrung, das Licht, die Wärme....
Ich umarme dich virtuell, wenn ich darf. Manchmal man braucht keine Worte, nur das Gefühl, nicht allein zu sein. Dalai-Lama sagte einmal, nur die Möglichkeit, anderem Mit-Menschen über das eigene Leid zu erzählen, das sei schon die heilende Wirkung bewirkt.
Und du bist nicht allein.
LG.