Wenn man ein Rezept braucht und der Psychiater nicht da ist...

Begonnen von Ina, 05 November 2020, 16:37:47

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Ina

 
"Guten Tag, die Praxis bleibt heute wegen Krankheit geschlossen. In dringenden Notfällen wenden Sie sich an ihren Hausarzt."


Es kam schon so oft vor, dass ich ein Rezept brauchte und mein Psychiater nicht da war. Manchmal lautete die Ansage auf dem Anrufbeantworter einfach nur: "Die Praxis bleibt heute geschlossen.". Diesmal wird wenigstens ein Grund genannt. Aber es gibt mal wieder keinen Psychiater, der die Vertretung übernimmt. Ich brauche ein BTM-Rezept – das bekommt man für gewöhnlich nicht einfach so vom Hausarzt ausgestellt. Dennoch habe ich mich dort vorhin gemeldet. Die Sprechstundenhilfe meinte, die Ärztin werde mich morgen früh zurückrufen. Was mache ich, wenn sie mir das Rezept nicht ausstellen darf / will? Da könnte ja schließlich jeder kommen und behaupten, er bekomme von seinem Psychiater regelmäßig Medikament xyz verschrieben. Reicht das aus? Ich glaube nicht. Davon abgesehen liegt es ja leider auch immer im Ermessen des Arztes, ob er es für "nötig" hält.

Gibt es andere Möglichkeiten, an mein Rezept zu kommen? Das Wochenende steht vor der Tür und ich habe Angst davor, nun wieder tagelang ohne diese blöden Tabletten auskommen zu müssen. Ich habe es in den letzten Monaten mehrfach erlebt, dass ich aus solchen Gründen mehrere Tage auf eins meiner Psychopharmaka "verzichten" musste – und bin regelmäßig ganz hart abgestürzt, vor allem, wenn mir das Medikament fehlte, welches ich auch jetzt wieder brauche. Es geht mir schlecht und ich will das nicht schon wieder durchmachen müssen! Es dauert nach der Einnahme dann auch immer noch ein paar Tage, bis sie wieder richtig wirken und ich aus diesem Tief herauskomme.

Bei einem der Psychiater nachzufragen, die sonst Vertretung machen, war bisher immer erfolglos. Mir wurde immer gesagt, sie dürften keine Rezepte ausstellen, wenn sie nicht offiziell als Vertretungspraxis eingetragen sind. Irgendjemand schickte mich vor Jahren mal zur Psychiatrischen Institutsambulanz, aber auch da habe ich meine Rezepte nicht bekommen. Vielleicht sollte ich meinen Psychiater mal fragen, ob er mir für solche Fälle schriftlich bescheinigen kann, welche Medikamente ich in welcher Dosierung regelmäßig brauche.

Mir graut jetzt nur vor morgen früh, weil ich befürchte, dass meine Hausärztin sich querstellen wird. Ich will nicht in ein NOCH tieferes Loch fallen; bin zurzeit doch wirklich schon tief genug unten. :(

Hat jemand noch eine andere Idee?
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Sucre

Das einzige, was mir in den Sinn kommt ist, dass ich anfangen würde der Hausärztin darzustellen wie die Situation ist, wenn sie kein Rezept ausstellen möchte/kann.
Nicht "einfach nur" zu berichten, dass es mir nicht gut geht, wenn ich das Medikament nicht bekomme, sondern ich glaube ich würde ausholen und im Detail, erzählen, nach dem Motto: stellen sie sich vor, ihnen geht es schlecht aber sie bekommen ein Rezept für ein Medikament, dass ihnen hilft, und dann ist der Arzt, auf einmal nicht da, um das Rezept auszustellen ... das Wochenende kommt, etc. etc. ...  (ich glaube ich würde in meiner Verzweiflung auch darauf hinweisen, dass sie ja gerne bei dem Psychiater anrufen kann, um selbst festzustellen, dass er nicht da ist) .... und zum guten Schluß würde ich darauf hinweisen, dass sie als Ärztin ja wohl weiß, was für Auswirkungen haben kann, wenn ein Patient seine Medis nicht bekommt.
Und dann würde ich sie fragen, was sie denn an meiner Stelle machen würde. Und wenn sie ausweicht, würde ich nochmal fragen, was sie denn machen würde, ob sie einen Rat hat, der dir als Patientin helfen kann ...


Es tut mir leid, ich habe keine Lösung für dein Problem, und ich glaube du bist auf der Suche nach einer "richtigen" Lösung, aber da ich keine habe, wäre das oben beschriebene mein ganz persönliches Vorgehen in dieser Situation, weil ich denke, dem Arzt soll die Not auch bewußt werden, er soll sich mit mir auseinandersetzen.
Wenn er etwas nicht macht (das Rezept ausstellen), soll er wissen, was das für eine Folge für mich als Patient hat, nicht nur auf der sachlichen Ebene und ich möchte, dass er sich in meine Situation versetzt und mir den Rat als Fachmann gibt, was ich machen kann ...

Ich wünsche dir aber von Herzen, dass alles problemlos läuft und du dein Rezept bekommst,
alles Liebe
Sucre

Ina

 
Danke, liebe Sucre!

So in etwa werde ich es versuchen. Wird aber wohl schwierig, wirklich ins Detail zu gehen, da meine Hausärztin am Telefon (okay, nicht nur am Telefon...) immer sehr kurz angebunden ist.

Mir kam jetzt aber noch eine andere Idee: Von meiner Apotheke bekomme ich immer einen Kassenbon, auf dem nicht nur das Medikament, sondern auch mein Name und meine Adresse stehen. Das brauche ich für die Krankenkasse, wenn ich eine Zuzahlungsbefreiung beantragen möchte. Falls meine Hausärztin mir einfach so, also ohne irgendeinen Nachweis kein BTM-Rezept ausstellen darf, könnte ich ihr vorschlagen, einige der Kassenbons mitzubringen. Anhand der Daten könnte sie ja sogar die Dosierung ausrechnen.

Ich werde berichten, wie es gelaufen ist. Vielleicht habe ich ja auch Glück und mein Psychiater ist wieder da (ich werde morgen früh einfach nochmal anrufen) oder es gibt zumindest einen Vertretungsarzt.
Auf jeden Fall werde ich darüber mit meinem Psychiater sprechen, wenn ich nächstes Mal bei ihm bin, und ihn fragen, was ich in so einem Fall tun soll. Es kann ja nicht sein, dass ich immer wieder ohne meine Medikamente dastehe und emotional total abstürze.
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

RockingBuddha

Puh, richtig blöde Situation. Gerade durch die Unsicherheit.
Für so einen Fall wäre es klug, wenn Psychiater und Hausarzt ihre Daten zumindest in so weit synchronisieren, dass Betroffene (du wirst ja bestimmt nicht der erste Patient in dieser Situation sein) nicht in so einen Zustand der Angst/Unsicherheit geraten.

Hilfreiche Tipps habe ich leider keine, hoffe aber sehr für dich, dass es sich gleich relativ unkompliziert klärt. Gute Idee mit den Kassenbons und auch für das nächte Mal Vorsorge zu treffen. Dafür muss es ja eigentlich eine Lösung seitens der Doc´s geben.

Sag später Bescheid, wie es gelaufen ist. Viel Glück :)
Woran man viel denkt, dorthin neigt sich das Bewusstsein
(Siddhartha Gautama)

Ina

 
Was für ein Glück: Mein Psychiater ist wieder da und ich kann mein Rezept heute Vormittag abholen! :)
Wie beruhigend...
Bei meiner Hausarztpraxis habe ich auch schon angerufen und Bescheid gesagt, dass es sich erledigt hat und sie mich nicht zurückzurufen braucht.
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

nubis


Hallo Ina,

nur mal so als Idee für die Zukunft: kannst du dich nicht bei einem der Vertretungsärzte als Patientin aufnehmen lassen, damit sie deine Daten haben und im Notfall eben auch mal ein Rezept ausstellen können?

Dann legen sie halt eine Patientenakte an und vielleicht wäre auch erst mal ein Vorstellungsgespräch notwendig (in denen du auch die Umstände des Arzt'wechsels' erklären kannst) - aber dann hättest du eine zweite Praxis, auf die du zurückgreifen kannst.


Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Ina

 
Bei einem der Vertretungsärzte war ich jahrelang Patientin, bevor ich zu meinem jetzigen Psychiater gewechselt bin. Die haben noch meine Daten und meine Patientenakte. Daher hatte ich mir da auch vor einiger Zeit gute Chancen ausgerechnet, dass sie mir ein Rezept ausstellen würden (die Situation war eine ähnliche). Da ich da aber ja nicht mehr wirklich Patientin bin und die Praxis zu dem Zeitpunkt auch keine Vertretung gemacht hat, sagten sie mir, dass sie es nicht dürfen. Ich glaube, es lag daran, dass es ein BtM-Rezept sein sollte – mit denen ist das alles komplizierter als mit "normalen" Rezepten. Da muss alles sehr genau dokumentiert werden (Nachweisführung – sowohl beim Arzt als auch in der Apotheke) und zudem müssen die Formulare bei der Bundesopiumstelle bestellt werden – und auch da wird alles (auch die Anzahl der Rezepte) genau festgehalten.

Zu der Sache mit zwei verschiedenen Psychiatern: In der Vergangenheit habe ich die Erfahrung gemacht, dass Psychiater es nicht gut finden, bei zweien gleichzeitig "offiziell" Patient zu sein. Damals musste ich mich daher für einen von beiden entscheiden und bin seitdem bei meinem jetzigen. Einem anderen Psychiater müsste ich aber ja auch sagen, dass ich "eigentlich" bei jemandem anders in Behandlung bin. Sonst würde er sich wundern, dass ich nur so selten ein Rezept brauche, denn es handelt sich um Medikamente, die ich regelmäßig einnehmen muss.

Gerade habe ich noch das hier gefunden:

Zitat von: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/

Eine Übertragung von BtM-Rezepten ist ausschließlich im Vertretungsfall mög­lich und muss durch den Vermerk ,,in Vertretung" oder ,,i.V." kenntlich ge­macht werden.



Außerdem habe ich gelesen, dass er mir theoretisch eine größere Menge verschreiben kann (es gibt allerdings eine Höchstmenge). Das würde immerhin schon mal die Wahrscheinlichkeit verringern, dass so etwas vorkommt, weil ich dann nicht so oft ein neues Rezept bräuchte.^^

Wie gesagt, ich werde meinen Psychiater darauf ansprechen. Heute war das leider nicht möglich, weil er gerade jemanden in seinem Sprechzimmer hatte und ich nicht lange warten konnte, da ich einen Termin beim Augenarzt hatte. Aber ich muss eh nächste Woche wieder zu ihm, weil er danach erstmal zwei Wochen Urlaub macht.
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)