Fragen und Antworten

Begonnen von hardworking fool, 06 September 2020, 13:04:55

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hardworking fool

Ich dachte mir, dass es vielleicht ganz hilfreich sein könnte, einen Thread anzufangen in dem Fragen gestellt und beantwortet werden können, ohne dass diese gleich als off-topic unangenehm auffallen.

Gedacht habe ich dabei an entweder ganz allgemeine Fragen, oder an Dinge die uns gerade beschäftigen, egal welcher Art.

Vielleicht fange ich einfach mal an. Ich kenne jemanden, der anscheinend etwas sehr Bedeutendes geschaffen hat. Jedenfalls glaubt die Person das selbst und sie hat dafür auch von dritter Seite sehr viel Zuspruch bekommen.
Nun weiß ich allerdings, oder etwas vorsichtiger formuliert, ich habe berechtigten Anlass zur Vermutung, dass die Anerkennung die sie bekommen hat, im Grunde nur auf ihren Geldbeutel abzielt.   

Nun stellt sich mir die Frage. Was ist besser? Diese Person in ihrem Glauben zu lassen, auch wenn sie dadurch negative finanzielle Folgen riskiert? Oder die Person warnen und ihr die schönen Illusionen zu zerstören?

Ina

 
Ich würde ihr sagen, was mir dazu durch den Kopf geht. Wenn es sich nur um eine Vermutung handelt, würde ich es aber auch als Vermutung und nicht als gegebene Tatsache formulieren und ihr dazu raten, achtsam zu sein und sich genauer zu informieren (falls das in dem von Dir genannten Fall zutreffend / möglich ist) bzw. die Dinge genauer zu hinterfragen, anstatt blauäugig zu sein und alles Schmeichelhafte einfach zu glauben.

Wenn sich die Vermutung als unberechtigt herausstellt, wird die Person es vielleicht einfach als gut gemeinten Rat oder Sorge um sie empfinden. Das ist im Grunde ja etwas Positives, auch wenn es im ersten Moment vielleicht anders bei ihr ankommt. Sollte sich Deine Vermutung bestätigen, wird sie Dir wahrscheinlich dankbar sein, dass Du sie darauf aufmerksam gemacht und zu schützen versucht hast.
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

hardworking fool


riversong

Diesen Thread finde ich sehr gut
und ich hoffe dass ich auch darin schreiben darf.
Wenn es nicht erwünscht ist dann bitte löschen,
mir mitteilen und ich halte mich daran.
Hinfallen, aufstehen KRONE RICHTEN weitergehen

hardworking fool

Hmm, da scheinbar momentan niemand Riversongs Frage beantworten möchte, würde ich gerne eine neue stellen:

Achtung, jetzt wird es philosophisch.

Ist es eine Lüge, wenn man etwas nicht sagt?

Ich finde das gar nicht so einfach zu entscheiden.

Beispiel 1: Als Donald Trump dem Amerikanischen Volk nicht gesagt hatte, wie gefährlich Corona ist, obwohl er es wusste, dann war das natürlich eine Lüge. Allerdings hat er ja gleichzeitig auch aktiv gelogen und behauptet, das Ganze wäre viel harmloser als die Grippe und überhaupt nur ein Trick der Demokraten.

Beispiel 2: Wenn deine beste Freundin sich ein neues Kleid kauft in dem sie aussieht wie eine aufgeplatzte Leberwurst und du nichts sagst, ist das dann eine Lüge? Wenn sie fragt wie dir das Kleid gefällt und du behauptest es sähe super aus sicher, aber wenn sie nicht fragt und du schweigst?

Ina

#5
 
Wichtiger, als zu definieren, ob es sich um eine Lüge handelt oder nicht, wenn man etwas nicht sagt, sind meiner Meinung nach die Auswirkungen.
Was passiert oder kann passieren, wenn man etwas bewusst verschweigt / nicht sagt? Hat mein Gegenüber dadurch einen Nachteil / gerät in Gefahr?
Könnte ich dies mit meinem Gewissen vereinbaren, wenn ich es evtl. hätte verhindern können, wenn ich nur rechtzeitig etwas gesagt hätte?

Wenn eine Freundin in ihrer Freizeit ein eher "unvorteilhaftes" Kleid trägt und sich darin wohlfühlt, soll sie das machen. Das ist Geschmackssache und jedem selbst überlassen. Wenn sie nun aber einen sehr wichtigen Termin hat, z.B. ein Vorstellungsgespräch, würde ich sie darauf hinweisen und ihr davon abraten, dieses Kleid zu tragen. Warum? Weil der erste Eindruck zählt – auch der optische – und mit darüber entscheidet, ob sie den Job bekommt oder nicht.

Wenn Donald Trump Wissen über COVID-19 zurückhält, sehe ich das erstmal (!) nicht als Lüge an. Das Verharmlosen und Herunterspielen der Gefahren usw. ist hingegen eine Lüge, weil es schlicht und ergreifend eine Falschaussage ist. Das Zurückhalten wichtiger Informationen finde ich in diesem Falle aber nicht weniger schlimm, weil die Auswirkungen fatal sind und eine Menge Menschenleben kosten.

Etwas bewusst zu verschweigen, kann einer Lüge in den Auswirkungen also doch sehr ähnlich sein.
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Sucre

Dann mache ich mal philosophisch weiter ...

Muss ich es als Lüge oder nicht-Lüge definieren?
Weshalb muss ich das?

Um mich selbst zu bewerten, und mir zu sagen: das ist ne Lüge und eine Lüge ist gaaanz bööööse, deshalb muss ich meiner Freundin alles sagen, was ich denke....?

Wenn ihr das Kleid super stehen würde, müsste ich dann (auch ohne Nachfrage) sagen: toll siehst du aus? (was demenstprechend der Umkehrschluß wäre, aber in der Realität bewerte ich nicht jedes Kleidunsstück meiner Freunde, das wäre ziemlich anstrengen)

Ist es eine Lüge, wenn ich von irgendwem bekocht werde, und nicht sage, dass es mir nicht schmeckt? Kommt es da nicht auf den Kontext an?
Auch unabhängig davon, ob ich gefragt werde, oder nicht.
Macht nur eine Frage und Antwort eine Lüge oder Wahrheit aus?
Ohne Frage keine Antwort, und somit keine Wahrheit oder Lüge?

(Mein Sohn hat bei nem Freund mal Spinatnudeln bekommen, mein Sohn mag kein Spinat, aber er wollte höflich sein und hat gesagt es schmeckt ihm. Dies hat zur Folge, dass meinem Sohn dort immer mal wieder Spinatnudeln aufgetischt werden, weil die Mutter seines Freundes glaubt, dass mein Sohn die gerne ist .... ich muss jedes Mal lachen, wenn er kommt und sagt bei Iks gabs Spinatnudeln, ich müsste meinen Sohn mal fragen, was er daraus "gelernt" hat, ob er weiter höflich ist, oder sagt, wenn es ihm irgendwo nicht schmeckt  .... )
Aber es führt zur Frage: Höflich lügen oder die Wahrheit sagen?

Nenn es Lüge oder nicht. Die moralische Bewertung ist Situations- und Personenabhängig.
So seh ich das.

Dabei fällt mir ein .... es gibt ein Buch, von A.J. Jacobs: "Mensch, bist du dick geworden!: Wie ich einmal immer die Wahrheit sagte und andere Selbstversuche"
Brad Blanton, Autor de Buches "Radikal Ehrlich: Verwandle Dein Leben - Sag die Wahrheit", ist offensichtlich der Meinung, dass man immer und überall offen sagen sollte, was man denkt, ohne Tabu, und dies führe letztlich zum eigenen Glück ... in diesem Sinne müsstest du deiner Freundin sagen, dass das Kleid nix für sie ist ....



Vielleicht war das eher weiterphilosophiert, als eine Antwort, doch das fiel mir dazu ein.

hardworking fool

Danke Ina und Sucre für eure Ausführungen. Natürlich muss man nicht definieren, was Lüge ist, aber es wäre schön, wenn es eine klare Definition gäbe.

Nächste Frage:

Ich erweitere ja gerne meinen sprachlichen Horizont, deshalb würde es mich interessieren, ob ihr noch andere Beschreibungen für das Wort mit K welches nubis nicht mag kennt, also "wenn Nahrung entgegen der Richtungsfahrbahn unterwegs ist :c)"

Mir fällt dazu spontan ein: Mit der weißen Schüssel telefonieren, sich etwas noch mal durch den Kopf gehen lassen, rückwärts essen, sein Innerstes nach außen kehren.

riversong

also ich finde diesen Ausdruck "sich übergeben" nicht schlimm

warum das ganze darum herum, das verstehe ich nicht :(
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hardworking fool

@Riversong: Mir ging es nur darum, ob es noch andere Synonyme oder Redewendungen gibt, welche die Handlung an sich beschreiben. An "sich übergeben" ist überhaupt nichts schlimm.

Das ist aber eine interessante Frage. Warum versuchen wir "unangenehme" oder negativ besetzte Dinge zu beschönigen und mit anderen Worten zu beschreiben?
Ich schätze z.B. dass sich locker 20 verschiedene englische Beschreibungen für "besoffen sein" finden würden. Ich hab da mal einen Song gehört, der bestand komplett aus derartigen Redewendungen.

nubis


Zitat von: hardworking fool in 21 September 2020, 10:05:08

Warum versuchen wir "unangenehme" oder negativ besetzte Dinge zu beschönigen und mit anderen Worten zu beschreiben?


Ganz einfach: Ich wurde so erzogen.
Es gibt Dinge, die sagt man nicht - neben einigen Schimpfworten eben auch einige in dieser Richtung.

Ich kann selbst nicht sagen, wieso k*tzen nun ausgerechnet so negativ behaftet ist, aber für mich ist das ein Unwort.
Es klingt einfach derb - ebenso wie 'f*cken', 'f*rzen', 'F*tzen'...

Das ist ein Sprachniveau, welches sich leider sehr in den alltäglichen Sprachgebrauch eingegliedert hat und heutzutage ganz selbstverständlich genutzt wird - mir aber eben nicht liegt.

Das 'Bröckelchen husten' hat in fast 50 Jahren, seit ich es kenne, nie zu Missverständnissen geführt und wurde immer als nicht ganz ernst gemeinte Verniedlichung im entsprechenden Kontext verstanden.
Wenn es um eine tatsächliche Erkrankung geht, verwende ich selbstverständlich auch die gebräuchlichen Varianten 'sich übergeben' oder 'erbrechen' - da käme ich auch nicht auf die Idee es in dieser Form auszudrücken.
Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

hardworking fool

Zitat von: hardworking fool in 21 September 2020, 10:05:08
Warum versuchen wir "unangenehme" oder negativ besetzte Dinge zu beschönigen und mit anderen Worten zu beschreiben?

Erziehung ist eine Sache, aber warum wurden wir so erzogen? Was ist z.B. an Sterben so schrecklich? (Also das Wort nicht der Vorgang.)
Warum sprechen wir vom Löffel abgeben, vom letzten Atemzug machen, von dahingehen, dahinscheiden, die letzte Reise antreten, in eine bessere Welt gehen, jemanden verlassen (das kann auch zu ziemlichen Missverständnissen führen.
(Sie zu ihrer besten Freundin: "Mein Mann hat uns heute verlassen." Die Freundin: "Sei froh, dass du den ... los bist!")

hardworking fool

Kennt jemand den Werbespot "Bitte stör mich" der bayerischen Staatsregierung zum Thema Depression?

Wenn ja, was haltet ihr davon?

riversong

das hat mir seine rechte Hand der Wohlstandspudel mitgeteilt liebe InaDiva

wen soll man denn dann glauben ?

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-Sachmet-

da wirft sich ganz neue Frageidee auf, was? Wem und warum "glauben"?
Es gibt andere Welten als diese