freitod gedankenspirale bei depression

Begonnen von soul, 18 August 2020, 10:27:28

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soul

hallo
seit fast 15 jahren mit 4x klinik und 1x reha kreise ich im depri-sumpf
hier und jetzt nehmen die gedanken an mein ende massiv zu..seit wochen in der abwärtsspirale
so tief und dunkel war ich nur damals vor meiner ersten selbsteinweisung in die klinik

ich habe hier manches gelesen von diesen gedanken oder auch von denjenigen die es schon versucht haben
wie geht es euch heute ?
gibt es den weg zurück ans licht?
..oder bleibt bedauern das es nicht geklappt hat

Ina

 
Hallo Soul,

ich hatte früher auch ganz massiv mit Suizidgedanken zu kämpfen und habe sogar über mehrere Monate hinweg jede Nacht davon geträumt, dass ich mir das Leben nehme. Es verging kein Tag ohne diese Gedanken – und das habe ich als enorme Belastung empfunden. Näher möchte ich darauf nicht eingehen, aber ich kann Dir sagen: Heute ist es nicht mehr so. Sicher denke ich hin und wieder daran und wünsche mir, nicht mehr leben zu "müssen". Es gibt auch Tage, an denen ich so fertig bin, dass ich wieder anfange zu planen, wie ich es umsetzen kann. Aber es bleibt bei Gedanken.

Es hat sich vieles verändert bzw. ich habe vieles in meinem Leben verändert. Dazu zählt z.B., dass ich mich von Menschen abgewendet habe, die mir nicht gut getan haben (inklusive Kontaktabbruch zur Mutter vor zehn Jahren), mir stattdessen ein Umfeld geschaffen habe, in welchem ich geschätzt und geliebt werde, dass ich einige destruktive Verhaltensweisen nach und nach abgelegt und erfolgreich gegen Süchte gekämpft habe.

Das waren zum Teil natürlich langwierige Prozesse, aber sie haben nicht nur von außen betrachtet, sondern auch in meinem Inneren viel verändert. Dass ich mit meinem Leben zufrieden bin, kann ich noch nicht behaupten, aber es ist besser als damals und ich möchte nicht mehr sterben. In schwer depressiven Phasen glaube ich zwar, dass es alles keinen Sinn mehr hat und es das Beste wäre, zu gehen, aber im Grunde weiß ich, dass es nicht stimmt. Ich möchte leben, nur eben nicht SO. Das bedeutet also, dass noch weitere Veränderungen (auch in meinem Denken und meiner Einstellung) stattfinden müssen. Und das wird irgendwann vielleicht auch klappen.

Ist es bei Dir vielleicht auch so, dass Du "eigentlich" leben wollen würdest, wenn Dein Leben anders wäre? Oft sind es doch die äußeren Umstände, unter denen man besonders leidet. Die meisten lassen sich jedoch verändern, auch wenn es nicht einfach ist und man dafür ggf. Hilfe in Anspruch nehmen muss (was aber sicher keine Schande ist).

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Zuversicht!

Liebe Grüße
Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

soul

Hallo Ina,
einfach Danke für Deine offene Antwort..
Diese Gedanken über Monate auszuhalten ist eine unglaubliche Tortur..fast Folter
Ja, es ist wie Du schreibst das "SO" weiterleben nicht geht.
Dem zu entkommen mit immer heftigerer Depri und wenig Antrieb unmöglich erscheint.
Es bleibt der Gedanke nicht weitergehen zu können oder zu wollen. Ausweglos. Alternativlos ohne Kraft.

Ich wünsche Dir weiter viel Energie und Glück auf Deinem Weg.

herzlichst
Soul

hardworking fool

Zitat von: soul in 18 August 2020, 10:27:28
gibt es den weg zurück ans licht?
..oder bleibt bedauern das es nicht geklappt hat

Hi Seele!

Ja, den Weg zurück ans Licht gibt es. Und was mich anbelangt, so bin ich heilfroh, dass "es" nicht geklappt hat.

Die Gedanken an Selbstmord haben mich sehr lange Zeit begleitet - und irgendwann habe ich versucht meine Sichtweise zu verändern.
Ich habe sie nicht mehr als Bedrohung gesehen, sondern versucht sie zu akzeptieren - als eine theoretisch mögliche Lösung. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf ist es mir gelungen, die Augen für Alternativen zu öffnen. Denn soweit war mein Verstand doch noch klar, dass ich wusste, dass Selbstmord keine Ideallösung ist. Zugegeben, manchmal schien es auch wirklich keinen Ausweg zu geben, aber dann konnte ich meine Pläne immer noch für eine gewisse Zeit verschieben. Erst eine Stunde, dann einen Tag, noch später vielleicht bis zu einem bestimmten Datum - und irgendwann habe ich gemerkt, dass der Wunsch alles zu beenden, verschwunden war.

Ob ich das ohne ärztliche und psychotherapeutische Hilfe und die Unterstützung hier im Forum geschafft hätte, kann ich nicht sagen, aber heute lebe ich trotz gelegentlicher  "Rückfälle" unglaublich gerne.

LG
Fool

Violetta

Mit 19 hatte ich meine erste schwere Depressionsphase. Dazu kam noch eine schwere Autoimmunerkrankung. Als ich die Medikamente gegen die Autoimmunerkrankung nicht mehr vertrug, gab ich auf. Ich hatte keine Kraft mehr zu leben. Ich packte einen Rucksack und verließ Familie, Freunde und die vertraute Umgebung. In einer aufgegebenen Schusterwerkstatt hauste ich in Erwartung meines Todes. Es war eine bittere Zeit. Sechs Monate später war ich auf 48 kg abgemagert, hatte Ungeziefer und war - gesund!

Es folgte 25 lebenswerte Jahre mit Höhen und Tiefen.

Vor 11 Jahren kam es erneut zu einer Depression. Sie schlich sich langsam heran, wurde immer stärker und kontrollierte schließlich 10 Jahre lang vollständig mein Leben. Durch Medikament war ich zu einem Automaten geworden, der funktionierte. Bis auch das nicht mehr funktionierte. Drei Jahre kämpfte ich fast täglich gegen Suizidgedanken. Das einzige was mir dagegen half war putzen. Manchmal putzte ich halbe Nächte lang. Erst ein Klinikaufenthalt mit einer speziellen Therapie gegen chronische Depression brachte eine deutliche Verbesserung. Ein Jahr lang ging es mir so gut, dass ich durch einen Umzug eine Verbesserung meiner äußeren Lebensumstände herbeiführen konnte.

Zwar stecke ich akut wieder in einer Depression, aber die wurde durch ein konkretes Ereignis ausgelöst.

Manchmal dauert es lange bis es besser wird, bei mir waren es 10 Jahre, aber es lohnt sich.

soul

Hallo @all,
mich bewegen eure Erfahrungen und hilfreichen Gedanken sehr..so wertvoll und ich sage Danke dafür

Es ist jeder Tag zu gehen und nicht zu fallen..auch wenn es lange dauert lohnt es sich..das nehme ich mit..und soviel mehr

Ich habe wieder angefangen meine Depri-Medi zu nehmen. 3/4Jahr ohne und dann kamen die Einschläge..zuviel für mich
Heute morgen hat PsyTherapeutin nach meiner Ab-Anfrage unerwartet zurückgerufen..oh wunder..zwar verpaßt aber wir sprechen hoffentlich morgen.

Fühlt sich noch zäh an

Danke für eure Unterstützung und alles Gute

wünscht soul

Sascha

Hi soul,

Du hast geschrieben "gibt es den weg zurück ans licht?". Darauf möchte ich Dir sagen, dass ich in letzter Zeit viel mit dem Wort "Lichtverhältnisse" anfangen kann. Erfahren dürfen habe ich es deshalb, weil ich von Lichtwesen gehört habe, die m.M.n. lebensinteressiert und wissbegierig sind. Seitdem denkt sich mir, dass alles im Leben mit dem Wort "Lichtverhältnisse" so oder anders gedeutet werden kann. Hoffentlich helfen Dir auch diese paar Zeilen.


Viele Grüße
Sascha

darksoul86

Liebe Soul.
Schön, dass du dich hier mitteilst und deine Therapeutin angerufen hast.
Das Schreiben hier und auch meine Therapie haben mir sehr geholfen ins Licht zurück zu finden.
Es ist bei mir ähnlich, wie schön beschrieben. Die Gedanken kommen immer mal wieder. Aber sie sind meistens nicht mehr so stark und drängend. Ich schreibe dann Gedichte, schlimme Gedichte.... Die mir aber helfen Abstand zu nehmen.
Mit 15 hab ich einen Suizid Versuch überlebt. Und ich bin sehr froh, dass es damals nicht geklappt hat. So viel wäre nicht passiert, was wirklich gut war.
Und auch wenn es, wie jetzt, schwere Phasen gibt, hoffe ich doch insgeheim, dass auch wieder gute Phasen kommen.
Viel Kraft und Zuversicht für dich!
Liebe Grüße!
Darksoul

dunkelschwarz

Liebe Soul,
Tipps kann ich dir nicht geben... aber mitfühlen.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du es schaffst, wieder ans Licht zu kommen.
Ich weiß nur zu gut wie es sich anfühlt im dunklen Loch zu sitzen... weiter will ich hier gar nicht drauf eingehen.
Wünsche dir gute Gespräche mit deiner Psych.therap. und viel Kraft und Mut.
Viele gute Gedanken
dunkelschwarz

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