2 Ärzte?

Begonnen von C3L9, 20 April 2020, 19:03:39

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C3L9

Hallo liebes Forum,

Ich bin neu hier in dem Forum und auch die Krankheit ist neu für mich.
Ich hab auch direkt eine Frage. Ich bin seit kurzem in Behandlung. Mein Therapeut meint, Antidepressiva würden mir helfen. Ich denke auch, dass es mir helfen könnte, weil ich nicht schlafen kann und es mir wirklich sehr schlecht geht. Er selber will sie mir aber nicht verschreiben, weil er das nicht macht, wenn er auch die gesprächstherspie macht. Ich soll mir einen zweiten Arzt suchen, der mir die Medikamente verschreibt. Ich finde das aber sehr aufwendig mir einen zweiten Arzt zusuchen. Ich weiß auch nicht wie schnell ich da auch einen Termin kriegen könnte. Außerdem einen zweiten fremden Menschen zu öffnen fällt mir schwer. Und mir fehlt gerade auch einfach die Kraft dazu mich darum zu kümmern.
Ist es denn normal, dass man einen Arzt zur gesprächstherspie hat und einen zweiten für die Medikamente ?

Vielen Dank schon mal und liebe Grüße

Ina

 
Hallo und willkommen im Forum, C3L9!

Es gibt psychologische Psychotherapeuten, bei denen man eine Therapie machen kann, und ärztliche Psychotherapeuten, die zusätzlich auch Medikamente verschreiben dürfen. Und dann gibt es noch die Psychiater, die in erster Linie (oder nur) für die medikamentöse Behandlung zuständig sind.

Wenn Dein Therapeut also keine Medikamente verschreiben kann oder darf, empfehle ich Dir einen Gang zum Psychiater. Du musst mit einer gewissen Wartezeit rechnen, daher würde ich an Deiner Stelle gleich bei mehreren einen Termin vereinbaren, dann schauen, wo Du zuerst einen Termin hast und alle anderen wieder absagen. Dennoch wirst Du vermutlich ein paar Wochen warten müssen. Du könntest auch zu Deinem Hausarzt gehen; eventuell kann er Dir ebenfalls ein Antidepressivum verschreiben. Ein Psychiater hat in aller Regel aber mehr "Ahnung" davon und kann genauer einschätzen, welches für Dich geeignet ist (es gibt sehr viele verschiedene Medikamente zur Behandlung von Depressionen).

Einem Psychiater wirst Du Deine Probleme nicht im Detail schildern müssen (dem Hausarzt erst recht nicht). Ich kann verstehen, dass Dir das zu viel wäre, denn es ist nicht leicht, sich einem fremden Menschen so weit zu öffnen. Wenn er weiß, dass Du bereits in therapeutischer Behandlung bist, wird es reichen, wenn Du ihm Deine Symptome schilderst und ihm ggf. Deine genaue Diagnose mitteilst.

Ich hoffe, damit konnte ich Dir weiterhelfen.

Liebe Grüße
Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

hardworking fool

Hallo!

Ina hat es zwar schon sehr ausführlich erklärt, aber ich möchte noch ergänzen, dass es generell unüblich ist, wenn der Psychotherapeut auch medikamentös behandelt, selbst wenn er/sie Mediziner ist.

Tatsächlich finde ich diese Trennung sogar ganz sinnvoll. Also mir persönlich war die Zeit in der Therapie immer zu kostbar, als dass ich da noch über Medikamente und mögliche Nebenwirkungen hätte diskutieren wollen.
Außerdem entscheiden sich die meisten Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie irgendwann, sich auf eines der beiden Spezialgebiete zu konzentrieren, deshalb ist es sicherlich sinnvoll, wenn sie nicht ewig beides machen.

Viel Erfolg bei der Suche und natürlich in der Therapie!

LG Fool

C3L9

Danke für die Antworten.

Hilft mir aufjedenfall das Ganze besser zu verstehen.
Dann wird es wohl bei der Gesprächstherspie bleiben.
Schaffe es ja kaum zur der jetzigen Therapie. Ne zweite werd ich nicht hin kriegen. Mein jetziger Therapeut macht  schon extra eine Stunde früher für mich auf.

Ina

 
Es geht beim Psychiater nur um vereinzelte Termine, C3L9. Keine regelmäßigen Termine einmal pro Woche oder so.

Du bekommst ein Medikament verschrieben und musst dann vermutlich ein paar Wochen später nochmal zur Kontrolle hin, um ihm zu sagen, ob Du es gut verträgst, ob es bereits Wirkung zeigt usw. Je nachdem, wie bis dahin Deine Erfahrungen sind, wird er zusammen mit Dir entscheiden, ob Du es weiterhin einnimmst, die Dosis verändert werden muss oder sich ein anderes Antidepressivum vielleicht besser für Dich eignet.
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

C3L9

Achso
Sorry hab ich falsch verstanden.
Ach man...

Ina

 
Macht doch nichts! :)

Also, wie gesagt: Die Gespräche führst Du regelmäßig wie gewohnt mit Deinem Psychotherapeuten. Ein Psychiater wird Dir (wenn er es für "nötig" hält, aber davon ist auszugehen) Medikamente verschreiben, aber keine tiefgehenden Gespräche über Deine persönlichen Probleme mit Dir führen. Es reicht, wenn er einen Überblick über Deine Symptome hat, denn davon hängt ab, welches Antidepressivum für Dich geeignet ist.* Ein paar Wochen nach der ersten Einnahme wird er mit Dir darüber sprechen wollen, wie Du Dich mit dem Medikament fühlst. Wenn alles okay ist und Du keine anhaltenden Nebenwirkungen hast: Super. Wenn Du das Gefühl hast, dass die Wirkung zu schwach oder zu stark ist, wird er Dir sagen, welche Dosis Du von nun an einnehmen sollst. Wenn Du gar nichts von dem Medikament merkst oder es nicht gut verträgst, wird er Dir wahrscheinlich ein anderes verschreiben. Dafür sind in der Regel nur wenige Termine nötig und es liegen meistens mehrere Wochen dazwischen. Wenn Du erstmal auf ein Medikament eingestellt bist (das heißt, dass ihr das richtige Medikament in der passenden Dosierung für Dich gefunden habt), wirst Du vorerst keine festen Termine mehr beim Psychiater haben und musst nur noch hin, um Dir Dein Rezept abzuholen (dafür musst Du aber nicht in die Sprechstunde, sondern bekommst es an der Rezeption).

* Das mit dem "geeigneten bzw.richtigen Medikament" möchte ich kurz erklären: Es gibt verschiedene Gruppen von Antidepressiva, die bei unterschiedlichen Krankheitsbildern Anwendung finden. Manche wirken beruhigend und angstlösend, manche fördern den Schlaf, andere haben in erster Linie eine stimmungsaufhellende und / oder antriebssteigernde Wirkung usw. Die meisten Antidepressiva wirken gegen mehrere Symptome und sind nicht auf eines wie z.B. Probleme mit dem Einschlafen spezialisiert. Daher ist es wichtig, dass Du Deinen zukünftigen Psychiater über Deine Symptome in Kenntnis setzt.

Es kann sein, dass nicht gleich das erste Medikament die gewünschte Wirkung zeigt. Da darfst Du dann aber nicht die Hoffnung verlieren, sondern musst noch einmal mit Deinem Psychiater sprechen und ein anderes Antidepressivum ausprobieren.

Wenn Du noch etwas Genaueres dazu wissen möchtest, scheue Dich bitte nicht, Deine Fragen hier zu stellen! :)
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

C3L9

Neues von mir:
Ich hatte heute mein wöchentliches Gespräch mit meinem Therapeuten. Wir erhöhen unsere Therapie auf 2 mal die Woche. Das finde ich gut.
Morgen muss ich nachts arbeiten. Da hab ich tagsüber ein bisschen Zeit mich um einen Termin für einen anderen Arzt für die Medikamente zu kümmern. 
Mein Arzt rät mir auch dazu mich erst mal krankschreiben zu lassen. Das kann ich aber irgendwie nicht mit meinen Gewissen vereinbaren, weil nicht einfach jmd. Für mich einspringen kann.

Danke fürs zuhören 😊😊

hardworking fool

Zitat von: C3L9 in 21 April 2020, 20:22:39
Mein Arzt rät mir auch dazu mich erst mal krankschreiben zu lassen. Das kann ich aber irgendwie nicht mit meinen Gewissen vereinbaren, weil nicht einfach jmd. Für mich einspringen kann.

Oh, oh, das sind so Aussagen, bei denen bei mir die Alarmglocken schellen.
Nichts für ungut, aber so fing es bei mir auch an. Ich hielt mich für unersetzbar, arbeitete viel und hart und gönnte mir oft nicht einmal die vorgeschriebene Mittagspause.
Auch mir wurde dringend geraten, eine Zeitlang zuhause zu bleiben. Das konnte ich aber den Kollegen nicht zumuten.
Das Ergebnis war dann irgendwann der völlige Zusammenbruch. Lass es nicht so weit kommen.

Pass gut auf dich auf und gönn dir immer wieder Phasen der Erholung. Das mit der Therapie ist sicher hilfreich, aber du solltest nicht unterschätzen, wie anstrengend so eine Sitzung sein kann.

Alles Gute
Fool