Nie wieder jemandem Nahe stehen wollen?!?!?

Begonnen von Shizey, 29 Februar 2020, 22:27:37

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Shizey

Kennst das vielleicht jemand? Das man einfach nicht mehr in der Lage dazu ist einem Menschen Nahe zu stehen?

Ich bin männlich und 29 und die härteste Zeit meiner Depressionen sind definitiv vorbei. Aber trotzdem möchte ich es einfach nicht mehr mich von jemanden abhängig machen oder mich auf jemanden  verlassen. Das hat bisher nichts gutes für mich gebracht.

Seitdem ich eher so lebe als ob mir kein Mensch mehr wichtig ist und ersetztbar ist fühle ich mich ja auch deutlich besser! Ich habe keine Angst mehr davor Menschen zu verletzten oder das sie mich verlassen etc. Ich entwickel dadurch ein weit aus höheres Selbstvertrauen.... Sage wenn mir etwas nicht passt. Wenn mir etwas zu weit geht. Ich war bisher eher ein Mobbing Opfer aber ich bin mittlerweile nicht mehr in der Opfer Rolle.

Ich fing vor einem Jahr an Gesangsunterricht und Schlagzeug Unterricht zu nehmen. Was mir so viel gibt.

Ich habe vor 3 Monaten meinen Arbeitsplatzt gewechselt weil ich die Mürrischen und unfreundlichen Leute nicht mehr aushielt. Bei meinen jetzigen Arbeitskollegen komme ich deutlich besser an. Dort arbeiten weit aus mehr Frauen als Männer. Ich bin ein sehr freundlich, hilfsbereiter und Gott sei Dank wieder positiver Mensch. Das schätzen die Frauen wohl deutlich mehr an mir als die männliche Spezies, die eher nur meint mich runter zu machen.

Auch wenn ich so aktiv, positiv und meine Depressionen in den Griff habe fühlt sich das falsch an.....

Hat jemand Erfahrungen damit in absoluter Einsamkeit zu leben? Nur durch Hobbys und Arbeit seinen Antrieb zu haben? Muss man sich noch daran gewöhnen?

Ina

 
Hallo Shizey,

willkommen im Forum! Ich hoffe, Du wirst Dich hier wohlfühlen.

Deine Angst, erneut verletzt, enttäuscht und abgewiesen zu werden, kann ich gut nachempfinden. Am liebsten niemals wieder jemandem vertrauen zu "müssen" und Dich nur noch auf Dich selbst verlassen zu wollen, finde ich auch nicht unbedingt ungewöhnlich, wenn Du diesbezüglich viele schlechte Erfahrungen gemacht hast. Das ist wohl einfach Deine Reaktion auf (zu) viele Verletzungen: Selbstschutz!

Dennoch halte ich den totalen Rückzug für gefährlich. Eine Zeit lang kann das gut gehen, gut tun und sicher auch hilfreich sein, um sich zu sammeln und sich seiner eigenen Wünsche, Bedürfnisse und anderen Dingen bewusst zu werden. Aber wenn man nicht irgendwann wieder aus seinem Schneckenhaus herauskrabbelt, wird es schwierig, denn dann wird aus dem Rückzug Isolation – und die geht in aller Regel nicht nur mit Abgrenzung und Alleinsein, sondern auch mit quälender Einsamkeit einher.

Dass Du Deine Hobbys weiter ausbaust und Unterricht nimmst, finde ich sehr schön. :) Ich mache ebenfalls Musik und ziehe daraus viel Kraft und Selbstbewusstsein / -vertrauen. Ebenso positiv sehe ich es, dass Du lernst, Grenzen zu setzen und Deine Meinung zu sagen. Das halte ich sogar für sehr wichtig! Ich glaube, wenn Du darin erstmal gefestigt bist und Dich nicht mehr scheust, anderen Deine Grenzen aufzuzeigen, werden neue Kontakte / Bekanntschaften von vornherein anders verlaufen, als Du es "gewohnt" bist. Nämlich mit gegenseitigem Respekt, mit Achtung und eben dem Wahren der persönlichen Grenzen. Probier es aus...

Du sagst selbst, dass es sich falsch anfühlt, Dein Leben so zu leben, wie Du es momentan lebst. Fehlen Dir die Menschen nicht doch irgendwie? Jemand, mit dem Du offen reden kannst und der Dich annimmt, wie Du bist? Dass Du von anderen enttäuscht oder im schlimmsten Falle verlassen wirst, lässt sich wahrscheinlich kaum umgehen, außer wenn Du wirklich zu niemandem mehr Kontakt hast. Aber möchtest Du das wirklich? Wünschst Du Dir nicht viel eher Menschen, die beständig an Deiner Seite sind, ohne Dein Vertrauen auszunutzen?

Auch wenn ich Deine Gedanken durchaus nachempfinden kann, lautet meine Devise: Mir ist es lieber, hin und wieder verletzt zu werden, als komplett auf tiefe Gefühle wie Freundschaft, Liebe und Verbundenheit, Gemeinsamkeit und Gegenseitigkeit zu verzichten. Andernfalls würde mir das, was mir im Leben am meisten gibt, entgehen.

Liebe Grüße
Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Shizey

Ich verstehe natürlich wovon du sprichst. Wegen Depressionen zog ich mich einst stark zurück. Und es ging mir dadurch schrecklich. Ich wurde bedürftig nach Nähe. Versuchte eine Frau kennen zu lernen und bessere Freunde zu finden. Ich verliebte mich unsterblich. Ich fand Leute die mich auf gegenseitigem Respekt achteten. Aber es wurde dadurch nur schlimmer. Auch diee Leute verließen und enttäuschten mich.

Ich will jetzt nicht genau beschreiben wie ich mich danach fühlte damit ich niemanden  trigger.... Aber ich werde nicht nochmal die Kraft besitzen das gleiche durch zu machen.

Deshalb ist die jetztige Einsamkeit für mich am gesündestem.

Natürlich sehne ich mich leider immer noch nach sowas wie Liebe, Freundschafft und alles was du beschrieben hast. Ich versuche mich mit irgendtwas abzulenken oder zu beschäftigen um nicht mehr darüber nachzudenken.

Stell dir vor du bist an einem Punkt angekommen an dem eine weitere Enttäuschung reicht und du kannst nicht mehr. So geht es mir.

Ich möchte nur das diese Bedürftigkeit für immer weg ist.

Kannst du dir vorstellen das ich mit 29 noch nie in einer Beziehung war? Obwohl ich ein Mensch bin der jedem sein letzes Hemd geben würde? Ein sehr treuer Mensch mit voller Hingabe daran das es anderen gut geht? Und so einer dann ständig nur ausgenutzt und verlassen wird?

Ja meine Einsamkeit ist Selbstschutz! Der aber notwendig ist.

Mir fehlt in letzter zeit nur die Energie dazu mich abzulenken.....