So eine ...

Begonnen von Antenne, 13 Oktober 2019, 23:52:31

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Antenne

... Sterbehilfe

wär doch eigentlich ganz vernünftig, für alle Beteiligten die beste Lösung...

.. bei einer schweren Erkrankung, wie schweren Depression... über viele Jahre...

Na, was sagt ihr ?

hardworking fool

Hallo Antenne,

zunächst mal herzlich willkommen im Forum, obwohl ich mich, mit Verlaub, gerade frage ob du hier richtig bist. Hier im Forum geht es eben gerade nicht darum, Wege zu finden sich umzubringen (und Sterbehilfe zielt ja in die gleiche Richtung), sondern darum Mittel und Wege zu finden mit der Depression zu leben.

Aber zu deiner Frage. Ich persönlich würde bei einer ernsthaften physischen Erkrankung, z.B. Krebs im Endstadium, irreversibles Koma, Sterbehilfe nicht grundsätzlich ausschließen wollen. Aber ich würde die Grenzen schon sehr eng ziehen. Wer kann entscheiden, wann ein Leben nicht mehr lebenswert ist? Gäbe es nicht vielleicht sogar die Gefahr, dass Menschen ihre Angehörigen drängen würden, einen "Schlussstrich zu ziehen", nur weil vielleicht die Pflege sehr belastend ist?
Gerade muss ich an die Freundin meiner Mutter denken, die wirklich elendig an Krebs gestorben ist. Wobei hier der Skandal war, dass ihr nicht genug Morphium gegen die Schmerzen verabreicht wurde - wegen der Gefahr einer Abhängigkeit (sic!!!). Die arme Frau hat wirklich schrecklich gelitten, aber als meiner Mutter irgendwann herausrutschte, dass das wohl kein Leben mehr sei, sondern nur noch eine unerträgliche Quälerei, da hat sie entschieden widersprochen. Sie freute sich über jeden Tag der ihr noch "geschenkt" war.

Sterbehilfe bei Depressionen? No way! Also, ich für meinen Teil würde das kategorisch ablehnen. Ich würde sogar behaupten, dass die meisten die einen Selbstmordversuch unternommen haben, im Nachhinein froh sind, dass es nicht geklappt hat.

Ich bin jedenfalls heilfroh, dass ich der Versuchung die Reißleine zu ziehen irgendwie widerstanden habe.

Nur so ein paar Gedanken.
LG Fool

Antenne

ok., danke.

Leider ist mit so einer richtigen Depression, wo im Gehirn nix mehr geht, nicht zu leben.

Ich versuche auch alles Mögliche und hätte niemals geglaubt, sowas in Erwägung zu ziehen.

vg Antenne

LostSoul

Hallo Antenne.

Ich hatte auch schon solche Gedanken in schlimmen Phasen der Depression. Hab auch immer gedacht, was es doch für eine Erleichterung wäre, wenn es Sterbehilfe gäbe. Aber genauso oft war ich auch froh darüber, dass es so etwas nicht gibt. Mir geht es derzeit auch mal wieder sehr dreckig, aber ich versuche immer daran zu denken, dass irgendwann vielleicht doch alles gut wird.

Der Spruch "es gibt immer einen anderen Ausweg" klingt vielleicht abgedroschen, aber ich finde, dass er stimmt. Immer wenn ich Menschen sehe, die an Krebs erkranken, denke ich mir, wie dankbar ich eigentlich für mein Leben sein sollte. Denn diese Menschen wollen leben, aber können es nicht bzw. nicht mehr lang, sie werden einfach aus ihrem Leben gerissen. Oft genug geht es mir trotzdem so schlecht, dass ich mir wünschte, ich hätte "nur" eine körperliche Krankheit.

Ich versuche mir immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass es irgendwo in diesem Leben etwas gibt, was es lebenswert macht. Ich wünsche dir, dass du die Hoffnung nicht aufgibst, denn ich finde es lohnt sich immer zu kämpfen. (auch wenn ich oft selbst anderer Meinung war).

Ina

 
Hallo Antenne,

Sterbehilfe, das ist so eine Sache... Verständlich, dass man irgendwann mit dem Gedanken spielt, wenn man seit Jahren unter schweren Depressionen leidet und noch keine geeignete Behandlung gefunden hat. Ich weiß noch, wie oft und intensiv ich früher recherchiert habe, ob es da nicht Möglichkeiten gibt. Aktuell habe ich auch immer wieder Selbstmordgedanken, aber im Gegensatz zu damals habe ich nicht mehr die ernsthafte Absicht, diese Gedanken in die Tat umzusetzen. Denn tief in mir weiß und spüre ich, dass ich mir keine Sterbehilfe, sondern eher eine "Lebenshilfe" wünsche; einen Weg, der mich sozusagen ins Leben zurückführt und es mich so verändern lässt, dass ich es annehmen kann und mich einigermaßen damit arrangieren kann, dass ich wohl nie so ganz gesund sein werde. Einen Weg, auf dem ich lerne, zu leben – und nicht mehr nur zu existieren.

In ganz akuten Phasen und Situationen, die mich sehr belasten, kann ich nicht daran glauben, dass so etwas möglich ist. Und vielleicht will ich dann auch gar nicht daran glauben, weil es ganz und gar meinem Gefühl und meinen Bedürfnissen entgegensteht. Wenn ich aber wieder etwas klarer sehe, weiß ich, dass da irgendwo in mir ein Lebenswille schlummert und dass es sich lohnt, diesen immer wieder zu suchen und zu finden; sich immer wieder das Positive, welches es wohl in jedem (!) Leben gibt, vor Augen zu halten und weiterzugehen. Manchmal bin ich völlig kraftlos und kann weder Hoffnung spüren, noch einen Weg sehen. Aber ein kleiner Funke ruht dennoch immer in mir, selbst wenn ich ihn nicht wahrnehmen kann. Irgendwann beginnt er wieder stärker zu glühen, wird vielleicht zu einer kleinen Flamme und es kehrt wenigstens ein kleines bisschen Kraft zurück, die mir hilft, nicht aufzugeben.

Liebe Grüße
Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Antenne

Danke 

LostSoul Und InaDiva !

Ich werde mal nach dem Hoffnungsschimmer Ausschau halten.

Ich kann leider nicht so viel schreiben. Und wollte hier auch nicht gleich mit dem düstersten Kapitel anfangen.

Vor 2 Jahren erst hat sich eine fernere Kollegein wegen Depression erst umgebracht. Ein zarter, liebenswerter Mensch.

lg