Gefühllosigkeit durch Depression oder Medikamente

Begonnen von Skygirl07, 11 September 2019, 15:23:46

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Skygirl07

Ja,das halte ich mir auch immer Augen. Es ist eine Phase und  nichts dauert ewig. Zurzeit leide ich unter diesen Unwirklichkeitsgefühlen. Als wäre ich in einer Blase und nehme die Umwelt durch ein Milchglas wahr. Ich bekomme ein Neuroleptikum  und dachte dass das bei einer Depression mit psychotischen Elementen hilft. Aber die Benommenheit bleibt.

Skygirl07

Ja das ist tröstlich, dass nichts ewig anhält. Zurzeit machen mir diese  Unwirklichkeitsgefühle zu schaffen. Ein Gefühl  nicht richtig da zu sein, wie hinter Milchglas. Ich nehme ein Neuroleptikum und weiß nicht,  inwiefern das Einfluss hat. Meine Depression ist stark ausgeprägt sagte der Doc und geht mit psychotischen Elementen einher. Ich bin so traurig, dass ich so krank geworden bin und von meinem alten Leben getrennt. Ich habe Angst, keine Zukunft als gesunder Mensch mehr zu haben.

Skygirl07

Hallo Fool.

was hat Dir in der richtig dunklen Zeit geholfen? Ich verliere leider oft den Halt, weil ich Angst habe, dass es so bleibt. Die Unwirklichkeitsgefühle sind manchmal sehr schlimm auszuhalten. Das ist wohl auch nur eine Schutzfunktion der Psyche? Dass man abgeschirmt wird. Können Neuroleptika oder AD helfen?

Ina

#18
 
Hallo liebe Christiane,

das ist ja schön, dass ihr nach der Trennung eine gute Freundschaft aufbauen konntet! Das ist nicht unbedingt selbstverständlich.

Es ist wichtig, dass Du nicht zu viel alleine bist, denke ich. Depressionen und Alleinsein können nämlich schnell dazu führen, dass man sich immer mehr zurückzieht, bis man irgendwann geradezu isoliert ist und niemanden mehr an sich heranlässt.

Was hältst Du von der Idee, Dich nach Deinem Klinikaufenthalt einer Selbsthilfegruppe anzuschließen? Ich könnte mir vorstellen, dass es Dir gut täte, Dich regelmäßig mit anderen Betroffenen in ungezwungener Atmosphäre auszutauschen, Deine Fragen stellen zu können und zu hören, was anderen geholfen hat, womit sie gute Erfahrungen gemacht haben und was sie in "dunklen Zeiten" machen, um die Hoffnung aufrechtzuerhalten.

Meine Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen sind jeweils gut. Vielleicht wäre das ja auch etwas für Dich?


Liebe Grüße
Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

hardworking fool

Zitat von: Skygirl07 in 15 September 2019, 16:12:10
Hallo Fool.
was hat Dir in der richtig dunklen Zeit geholfen? Ich verliere leider oft den Halt, weil ich Angst habe, dass es so bleibt.

Ich glaube, es liegt in meiner Persönlichkeit. Aus irgendeinem Grunde bin ich einfach ein unverbesserlicher Optimist. Ich weigere mich aufzugeben. Und auch wenn ich heute nicht mehr daran glaube, dass ich jemals wieder komplett und für alle Zeiten frei von Depressionen sein werde, so bin ich doch überzeugt, dass das alles irgendeinen Sinn hat. Früher habe ich beispielsweise ausschließlich das Leben der Anderen geführt. Ich habe nur das getan was von mir erwartet wurde, auch wenn es mich fast umgebracht hätte.

Heute weiß ich, dass ich das Recht UND die Pflicht !!! habe egoistisch zu sein. Ich kann anderen viel geben - aber nur, wenn ich dafür sorge, dass es mir selbst auch gut geht. Meine Güte, früher hätte ich mir nicht mal ein Schälchen Himbeeren gegönnt, "Zu teuer", "Das braucht's nicht." "Äpfel und Bananen sind genauso gesund, aber viel billiger." (Ich HASSE Bananen!)
Die Depression hat mich gelehrt, achtsam und vorsichtig mit mir selbst umzugehen. Früher habe ich bis zur völligen Erschöpfung gearbeitet und mich selbst kasteit weil ich der Meinung war nicht gut genug gewesen zu sein, nicht genug getan zu haben. Heute versuche ich mein Möglichstes - aber nur mehr im Rahmen meiner Möglichkeiten.

Zugegeben, es gab Zeiten in denen ich nur noch darüber nachgedacht habe "Wie? Wie kann ich mich am besten umbringen?", aber ich hatte meiner Therapeutin mein Wort gegeben, dass ich es nicht tun würde. Und auch wenn ich... hmmm, wie formuliere ich das jetzt, ohne die Forumsregeln zu missachten???? ... beim Autofahren nicht unbedingt nur nach den Verkehrsschildern Ausschau gehalten habe, so habe ich doch jedes Mal wenn ich wieder kurz davor war irgendwie noch die Kurve gekratzt.

Ohne meine Therapeutin und dieses Forum wäre ich wahrscheinlich heute nicht mehr da. Es ist wichtig, sich Gleichgesinnte zu suchen. Wenn man selbst gerade kein Land sieht, können selbst die Einäugigen eine wertvolle Hilfe sein.

Morgen ist ein neuer Tag!
LG Fool

Skygirl07

Ich denke auch, dass auch wenn es sehr hart ist, die Depression eine Botschaft hat. Dass irgendwas in der Art zu leben, falsch oder zuviel war. Ich habe mich oft überfordert und das nicht beachtet.

Ich leide sehr darunter, nicht für meinen Sohn da sein zu können. Aber ich kann noch nicht aus der Klinik raus. Ich habe diese komische Benommenheit, als wäre ich neben mir. Kennt Ihr das auch,?

Ich finde es toll, Fool, wie konsequent Du Deinen Weg da raus gegangen bist.

Mit den Selbsthilfegruppen werde ich mir überlegen. Danke!

Liebe Grüße
Christiane

Ina

 
Zitat von: Skygirl07 in 15 September 2019, 09:56:42
Zurzeit machen mir diese  Unwirklichkeitsgefühle zu schaffen. Ein Gefühl  nicht richtig da zu sein, wie hinter Milchglas.

Zitat von: Skygirl07 in 15 September 2019, 16:12:10
Die Unwirklichkeitsgefühle sind manchmal sehr schlimm auszuhalten. Das ist wohl auch nur eine Schutzfunktion der Psyche? Dass man abgeschirmt wird.

Zitat von: Skygirl07 in 16 September 2019, 08:13:50
Ich habe diese komische Benommenheit, als wäre ich neben mir. Kennt Ihr das auch,?

Ja, sehr gut sogar. Nun weiß ich natürlich nicht, ob wir wirklich das gleiche meinen, aber so wie Du es beschreibst, kommt es mir bekannt vor. Ich sage dazu immer: "Ich bin nicht klar da / anwesend." oder "Ich bin ganz weit weg.". Alles wirkt so ein bisschen "verschwommen", ähnlich wie im Traum. Ich nehme dann alles sehr gedämpft wahr – auch mich selbst. Es kann vorkommen, dass ich in diesem Zustand verzögert auf äußere Reize reagiere, und ich glaube, ich spreche dann auch leiser und langsamer, allerdings mache ich das nicht absichtlich.

Früher traten diese Zustände bei mir öfter auf und hielten auch deutlich länger an als heute. Oft ging dieses benommene Gefühl mit Derealisation- und Depersonalisationserleben sowie dissoziativen Zuständen einher. Auslöser waren bzw. sind entweder akute Belastungssituationen oder extreme Erschöpfung, die auf langanhaltenden seelischen Belastungen beruht (z.B. ungelöste Probleme und Konflikte). Wenn es akut ist, treten bei mir auch vermehrt psychotische Symptome auf.

Ich bin mir recht sicher, dass diese Benommenheit und die Emotionslosigkeit zusammenhängen (jedenfalls bei mir).
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Ina

 
Ein Denkanstoß als Nachtrag zu meinem Beitrag von heute Nachmittag:

Zitat von: Skygirl07 in 15 September 2019, 16:12:10
Die Unwirklichkeitsgefühle sind manchmal sehr schlimm auszuhalten. Das ist wohl auch nur eine Schutzfunktion der Psyche? Dass man abgeschirmt wird. Können Neuroleptika oder AD helfen?

Wenn es doch eine Schutzfunktion der Psyche ist, ist es dann wirklich sinnvoll, es mit Medikamenten "wegzumachen"? Deine Psyche würde nicht so reagieren, wenn es nicht nötig wäre. Sie schützt Dich vor dem, was im Moment zu viel für Dich ist und Dich emotional überfordern würde; vor Gefühlen und evtl. auch vor Erinnerungen, die Du (noch) nicht ertragen kannst. Diese Benommenheit und "Unwirklichkeitsgefühle" können in der Tat sehr unangenehm sein, aber wie wäre es wohl, wenn Deine Psyche NICHT so reagieren und Dich schützen würde? Wahrscheinlich würde es sich noch viel schlimmer anfühlen.

Für Dich sind diese Zustände (ich weiß gar nicht, wie ich es sonst nennen sollte) ja noch recht neu. Vermutlich wäre es Dir am liebsten, so schnell wie möglich alles auf einmal loszuwerden. Das kann ich nur zu gut verstehen, leider ich doch selber schon sehr lange unter ähnlichen Symptomen und weiß daher, wie quälend und beängstigend sie sein können! Ich muss Dir leider dennoch sagen: Das wird nicht funktionieren. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, hat sich die Depression (wie bei den meisten anderen auch) langsam eingeschlichen, wurde im Laufe der Zeit stärker und es kamen weitere Symptome hinzu. Es war sozusagen eine Entwicklung. Genauso wird es auch seine Zeit brauchen, bis Du sie in den Griff bekommst. Diese Zeit musst Du Dir selbst geben – etwas anderes wird Dir ohnehin nicht übrig bleiben. Aber – und das ist das Entscheidende – Du kannst diese Zeit nutzen. Zum Beispiel für Therapie und Selbstreflexion, für Dinge, die Dir gut tun, für eventuell notwendige Veränderungen Deiner Lebensumstände und Deiner Situation. Diese Dinge sind es, die Dir realistische Hoffnung schenken werden, dass Du aus dem tiefen Tal der Depression herauskommen kannst!

Für utopisch halte ich hingegen die Hoffnung, ein Medikament zu finden, welches "alles wieder gut" macht. Ich sehe Psychopharmaka eher als Unterstützung (bestenfalls parallel zur therapeutischen Behandlung) oder auch als "Stabilisator", um die schwerwiegendsten Symptome abzuschwächen. Die Probleme, die für die Depression verantwortlich sind, können Medikamente aber nicht lösen. Es gibt zwar auch Formen der Depression, die rein körperliche Ursachen haben und allein mit Medikamenten, einer Umstellung der Ernährung usw. behandelt werden können, aber das ist bei Dir offenbar nicht der Fall. Du erwähntest ein Trauma aus der Kindheit, belastende Ereignisse, dass Du Dich oft überfordert und nicht genug auf Dich geachtet hast und noch einiges mehr. Dass sind die Punkte, die "bearbeitet" werden müssen, denke ich. Für den Anfang also z.B., dass Du besser auf Dich Acht gibst, indem Du in bestimmten Situationen anders als bisher reagierst und handelst – nämlich so, dass es Dich nicht zu sehr stresst und Du nicht im Nachhinein darunter leidest. Es gibt vielleicht einige Verhaltensmuster, mit denen Du Dir eher schadest, ohne dass Du es sofort merkst. Wenn Du sie erörtert hast und lernst, dass es auch anders geht (und wie), kann das sicher einiges bewirken und für eine Linderung Deiner Symptome sorgen.

Ich kenne Dich nicht persönlich, weiß nicht viel über Dich und kann es daher wahrscheinlich auch nicht wirklich gut beurteilen. Es ist nur meine Einschätzung, basierend auf Deinen bisherigen Schilderungen. Und ich glaube, dass das meiste, was ich gerade geschrieben habe, auf sehr viele Menschen mit Depressionen zutrifft.

Vielleicht musst Du aktuell erstmal lernen, die Depression "anzunehmen" und zu akzeptieren, dass Du sie nicht innerhalb weniger Tage und auch nicht durch die Einnahme von Antidepressiva und Neuroleptika komplett loswirst.

Hab Geduld mit Dir, liebe Christiane, auch wenn es schwerfällt. Das Wichtigste ist, dass Du dran bleibst, Hilfe annimmst und Dich dabei unterstützen lässt, so an Dir zu arbeiten, wie es für die Genesung erforderlich ist.


Alles Liebe
Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Skygirl07

Danke liebe Ina für Deine ausführlichen Antworten.

Ich habe dieses Unwirklichkeitsgefühl in letzter Zeit leider oft und fühle mich dann sehr benommen und abwesend. Mir macht das leider auch Angst. Ich weiß, dass man Gefühle nicht kontrollieren kann. Es entzieht sich komplett meinem Zugriff. Vielleicht ist das frühe Kindheitstrauma Ursache oder meine Angststörung. Ich muss auf jeden Fall der Sache therapeutisch auf den Grund gehen. Das geht hier in der Klinik nur bedingt.

Wie bist Du mit diesen Zuständen umgegangen und was hat Dir geholfen?
Hat es irgendwann von alleine wieder aufgehört?

Ich befinde mich schon Monate in der Depression und weine deshalb täglich. Es hat mich aus meinem Leben gerissen und ich vermisse mein Kind und mein normales Leben. So sehr. Wie kann ich nur besser akzeptieren lernen ohne diesen Leidensdruck. Wie Du schon sagst, es hat sich länger so heraus kristallisiert und wird nicht in binnen von Tagen vorbei gehen. Vielleicht dauert es sogar ein Jahr...

Deine Worte sind sehr herzlich und Mut machend. Ich danke Dir sehr!
Liebe Grüße
Christiane

Mickie

Hallo Christiane,

deine Berichte hier und dem Wunsch dieses benebelte hinter sich zu lassen, wieder in die Normalität zurückzukehren und die Angst das es vielleicht nicht aufhört usw. haben mich sehr bewegt.

Als ich damals nach längerer Depressionsphase und längerer Ambulanter Therapie mich in der Klinik wiederfand habe ich ähnlich wie du gefühlt. Wahrgenommen habe ich alles eher wie durch einen Nebel, oder durch Watte, manchmal hab ich auch nur noch registriert ich bin dann wohl da und das wars. Ich habe damals daran gezweifelt das ich fähig wäre irgendwas auf die Reihe zu bekommen und wusste manches mal nicht weiter.
In der Klinik wurde mir damals viele Techniken beigebracht wie die Tresortechnik, der sichere Ort, Entspannungsübungen etc. und immer wieder dachte ich ja ja, aber mir gehts doch noch immer nicht besser und die Techniken wirken bei jedem nur ich bin zu blöde. Zwischendurch wollte ich komplett aufgeben und dachte jetzt musst halt damit Leben.
Irgendwann hat mir dort ein behandelnder Arzt gesagt: Sie können weiter in ihrem Vertrauten Muster vor den Dingen flüchten oder sie können den neuen Techniken eine Chance geben und sich selbst die Möglichkeit mehr zu Können um die Situationen zu beeinflussen.
Diese Ansage hat mich irgendwie erreicht und ich habe damals für mich weiter geübt, den sicheren Ort immer wieder und wieder. Ebenso die Tresortechnik.
Ich hab mir damals auch wieder eine Tagesstruktur aufgezwungen um sowas wie Alltagsroutinen zu erhalten, die auch dann funktionieren wenn es grad mal nicht so gut läuft.
Es ist mir sehr oft sehr schwer gefallen mich immer wieder aufzuraffen, aber nach und nach konnte ich dadurch mein Leben wieder selber in die Hand nehmen.
Ich weiss nicht was dir hilft und welche Stärken du schon hast und wo du grade Potenzial hast weiter dran zu arbeiten, aber ich bin überzeugt es wird irgendwas geben, was dich vielleicht einen Schritt weiter bringt.

Als ich nach vielen Jahren Therapie damals in die Therapiefreie Zeit gegangen bin, hatte ich für mich eine gewisse Stabilität erreicht, ich konnte wieder am Alltag teilnehmen, der Verantwortung für mein Kind nachkommen und für mich feststellen was ich tatsächlich alles gelernt habe.
Mein neuer Alltag war anders als der vor der Klinikzeit, aber ich habe seit der Zeit verstanden, es ist in Ordnung wenn ich nicht mehr alles  kann und ich muss auch nicht alles können.
Ich wünsche dir von Herzen das du nicht aufgibst und daran glaubst das es auch für dich ein Weg gibt.

Ach ja, damals hab ich vieles gelernt was ich dachte das hätte nie eine Wirkung gehabt und würde nichts bringen, als ich jetzt wieder gestolpert bin, habe ich erst gemerkt wie sehr die Techniken von einst wirken. Ich konnte sie wieder abrufen, sie anwenden und spüre das ich damit heute tatsächlich eine andere Selbsthilfemöglichkeit habe als damals.

Ich habe auch gemerkt das keine Therapie damals umsonst war, denn ohne die hätte gar nicht angefangen an mir selbst zu arbeiten und Dinge zu verstehen. Wieviel ich noch aus der Zeit weiss, merk ich  jetzt wo ich eine neue ambulante Traumatherapie angefangen habe.

Ich wünsche dir den Mut die Situation anzunehmen wie sie gerade ist.
Ich wünsche dir ein bissl Neugier um die Angebote einfach alle mal zu probieren.
Ich wünsche dir ein wenig Gelassenheit mit dir Selber, sei nicht zu streng mit dir.

Pass gut auf dich auf.

Lieben Gruß

Mickie


Skygirl07

Danke Mickie für Deinen Beitrag und die lieben Wünsche!
Meine Erkrankung ist stärker ausgeprägt, als mir bewusst war/ist.

Diese ganzen Gefühle und Erlebnisse der Unwirklichkeit, des nicht anwesend seins beängstigen mich und ich suche nach Erklärungen. Ich weiß, dass das nicht die Realität ist und doch werden diese Emotionen dann so stark.

Die Behandler sagen, dass es nicht an der Medikation liegt. Ich weiß es nicht...

Fakt ist ja aber, dass ich es bin, der es so bedrohlich werden lässt. Wenn es ein Symptom meiner Erkrankung ist, wird es abklingen mit der Remission der Depression. So lange ich nicht stabil bin, macht es wenig Sinn psychotherapeutisch in die Tiefe zu gehen.  Das, was Du erwähnt hast, mit Methoden aus der Therapie klingt sehr interessant. Klasse, dass es Dir auch nach so langer Zeit noch etwas bringt.

Mit der Akzeptanz kämpfe ich leider immer noch.
Wie lange war Dein Krankheits - und Genesungsprozess?
Haben Dir Medikamente auch geholfen?

Ganz liebe Grüße
Christiane

Mickie

Hallo Christiane,

wielange war mein Krankheits- bzw. Genesungsprozess, das kann ich dir ehrlich so gar nicht sagen. Mit dem Wissen von Heute würde ich sagen hatte ich schon Krankheitsmerkmale in der Jugend bzw. ich weiss halt das es dort die Auslöser gab und diese auch immer mein Leben beeinflusst haben.

Sehr lange wo andere schon erkannt haben, dass es mir wohl nicht so gut geht, habe ich alles noch als total normal empfunden, die Krankheitseinsicht und damit auch den Start in einen Genesungsprozess fand somit erst nach vielen Jahren nach dem Beginn statt.

Was den Genesungsprozess angeht, nach der Krankheitseinsicht habe ich zunächst mit einer ambulanten Therapie angefangen, durch die ich später in der Klinik gelandet bin und danach noch langer weiter in ambulanter Therapie war.
Rückblickend habe ich dort vieles gelernt, konnte eine Stabilisierung erreichen und eine Phase erleben, aus den damals angebotenen Möglichkeiten ein Leben zu führen welches in meinem Empfinden Lebenswert war. Was damals mir noch nicht so bewusst war, stabilisieren heisst nicht zwingend Verarbeitet zu haben.
Heute würde ich sagen habe ich in der Therapiefreienzeit das gelernte verarbeitet, für mich überprüft passt es so oder passt es nicht. Ich würde die Zeit definitiv zum Genesungsprozess betrachten. Wobei ja auch da die Frage ist, ab wann wäre man überhaupt genesen?

Als vor anderthalb Jahren immer mehr Themen hochkamen und ich merkte das Stabilisieren einen zwar Alltagstauglich macht, aber nix verarbeiten lässt, habe ich mich mit viel ringen wieder auf der Suche nach einer passenden Therapie gemacht. Inzwischen ist diese gestartet und diesmal ist das Ziel etwas anders, diesmal gehts halt ums eingemachte um die Traumaverarbeitung. Im Moment gehts mir damit eher bescheidener als vor Therapiebeginn aber die Reise hat ja erst angefangen.

In der ganzen Zeit wurde ich neben den Therapien auch mit Medikamenten individuell eingestellt, bzw. nach passenden Möglichkeiten für mich geschaut.

Mein Weg ist aber auch nicht einfach auf den nächsten zu übertragen, da, und das hab ich verstanden, die Psyche eines jeden sein ganz eigenes Tempo vorgibt und je nach Grundursache der eine fix wieder sich als Lebensfröhlich erlebt und ein anderer sehr lange braucht um zur Lebensfreude wieder zu kommen.

Ich hab beim ersten mal auch oft geschaut, wie hat ein anderer das gemacht hat, ich war wütend weil ich den Eindruck hatte alle haben Erfolg und nur ich bin zu blöd die Hilfe anzunehmen.
Ich bin auch lange einem Bild von Genesung hinterhergelaufen ala: Ich kann erfolgreich arbeiten gehen, eine tolle Mutter sein, eine liebevolle Ehefrau sein und die Probleme die das Leben bereithält mit Leichtigkeit bewältigen.
Genesung heisst für mich heute, ich lebe ein Leben welches ich als Lebenswert empfinde, wo ich positive Gefühle entwickeln darf und weiter wachsen kann. Manchmal gibts wie zur Zeit ein grosses Tal aber es wird sicher irgendwann wieder ein aufwärts geben.

Ich wünsche dir dass du aus dem dir angebotenen etwas annehmen kannst um in deinem Tempo dein Weg gehen zu können.

LG
Mickie

Skygirl07

Hallo Mickie,

Danke für Deine ausführliche Antwort!
Das ist ein langer Weg zur Selbstheilung, den Du zurück gelegt hast.
Und Vieles wirkt noch nach.

Ich bin immer noch an dem Punkt Stabilisierung. Mir geht es aktuell sehr schlecht.
Ich verbringe den Tag in einer Art Betäubtheit, bin mental total neben mir und sehr langsam.
Ich kann Gesprächen nur bedingt folgen und ziehe mich eher zurück. Das einzige Gefühl dem ich Ausdruck geben kann, ist die Traurigkeit oder Verzweiflung über meinen Zustand.

Ich gebe Dir vollkommen Recht zum Tempo der Genesung. Ich glaube ich bin noch ganz am Anfang.
Mein Leben draußen kommt mir so weit weg vor. Ich habe Angst!

Liebe Grüße
Christiane

Skygirl07

Mir macht das Gefühl neben sich zu stehen und nicht richtig da zu sein Angst. Weil es andauernd ist. Ich will mein Lebensgefühl wieder als ich aktiv und wach war. Ich habe so Angst jetzt in diesem Dämmerzustand bleiben zu müssen.

Mickie

Huhu Christiane,

hast du schon mal sowas wie ein Perspektivwechsel gemacht? Was meine ich damit, ganz einfach aus deinen Post nehme ich immer wieder wahr das du deine Betäubtheit in den Focus stellst und ich erlebe dort noch kein Blick was geht jetzt schon besser als vor 4 Wochen.

Die einen schreiben jeden Tag auf, was sie gefühlt haben an positivem wie z.B. die Wärme der Sonne auf dem Gesicht hat mich kurz lächeln lassen.
Andere haben in ihrer linken Tasche kleine Kirschkerne oder ähnliches und jedesmal wenn sie etwas positives gespürt haben packen sie einen Kern in die rechte Tasche und erleben so das es doch einige positive Momente gab.

Vielleicht ist das ja etwas um mal etwas anderes im Focus zu haben.

Lieben Gruss

Mickie