Falsch

Begonnen von Geisterfahrer, 26 Juli 2019, 08:16:19

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Geisterfahrer

Hey. Ich habe gestern im Gästebereich unter dem Namen Call of the Void geschrieben. Da wurde ich ermutigt, mal eins meiner Gedichte hier einzustellen. Das hier ist ein alter Account den ich angelegt habe, aber nie benutzt. Hier ist ein Gedicht was ich mal geschrieben habe darüber wie ich meine Umwelt manchmal wahrnehme.
Ich muss sagen, schreiben hilft mir sehr, mich mit meinen Gefühlen auseinander zu setzen, mit dem reden habe ich ein großes Problem. Also hier bitte:



Du fragst mich wie es mir geht
Ich sage ich bin müde.
Ich bin müde. Müde und erschöpft.
Von einer Welt die nicht echt ist.
Nichts davon. So fühlt es sich an, wenn ich Tag für Tag so weiter mache.
Die Menschen auf der Straße.
Die Menschen in der Bahn.
Wie sie miteinander sprechen ohne zu reden.
Belanglos und bedeutungslos. Laut und kräftig, jeder will gehört werden, aber keiner hört zu.
Nichts davon ist echt.
Ich bin nicht echt.
Ich lächle doch ich fühle nichts dabei.
Ich fühle gar nichts. Weit entfernt ist dieser Schmerz.
Zu weit weg um ihn zu greifen. Zurück bleibt diese Taubheit, die dem Schmerz wich.
Alles ist aus Glas.
Die Gedanken sind Konstrukte.
Ich bin unauthentisch. Ich fühle nichts.
Außer den Wunsch wieder irgendwas zu empfinden.
Etwas anderes als grau zu sehen.
Das festhalten zu können was an mir vorbeizieht.
Ich solle einfach aushalten. Es werde alles wieder. Aber zusammen reißen müsse ich mich.
Zusammen reißen. Ich muss.
Muss ich?
Kann ich?
Will ich?
Zusammen kriege ich sowieso zur Zeit nichts. Vielmehr zerstöre ich nur noch mehr.
Alles ist zerrissen und so weit voneinander weg. Die Scherben vor mir auf dem Boden. Zerbrochen die heile Welt.
Die Teile passen nicht zusammen, als ich versuche sie zusammen zu halten. Vielleicht taten sie das nie.
Vielleicht ist das alles eine Illusion die man sich vormacht.
Eine Illusion die uns den Anschein gibt, einen Sinn zu haben.
Wir sind die Scherben, verstreut auf dem Boden der Tatsachen.
Viele von uns zerbrochen, doch sie tun so als würden sie in Lücken passen, in die sie sich quetschen, bevor sie sich nur an den Kanten verletzen.
Kann ich die Glaswand durchbrechen, ohne dabei selbst zu brechen?
"kann mich irgendjemand hören?", schreit er in das Morgengrauen.

hardworking fool

Hallo Geisterfahrer!

Freut mich sehr, dass du meine Anregung aufgegriffen hast. Das will ich auch gleich mit meiner Rückmeldung belohnen.

Ich finde dein Gedicht sehr authentisch. Vielleicht schwer zu verstehen für jemanden der noch nie eine Depression hatte, aber überaus nachvollziehbar für mich. Dieses Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt, dass nichts richtig oder echt ist, wie gut hast du das beschrieben.
Auch die Form passt meines Erachtens hervorragend zum Thema. Diese Zerrissenheit, die unterschiedlichen Zeilenlängen, man sieht es deinem Gedicht direkt an was du da beschreibst.


Am besten gefallen hat mir folgender Satz:

"jeder will gehört werden, aber keiner hört zu"

Wie wahr!

Mickie

Hi Geisterfahrer,

tolles Gedicht, ich habe mich darin wiedergefunden, danke fürs teilen.

Lieben Gruß

Mickie

Dom Cobb 77

Hallo Geisterfahrer,

auch mich spricht dein Text sehr an. Man spürt, dass Du dir vieles von der Seele schreibst. Klagende und dennoch gefühlvolle Worte, durch die Bilder entstehen.

Du schreibst:

"Vielleicht ist das alles eine Illusion die man sich vormacht."

Ja. Das frage ich mich auch oft. Ist dies alles nur eine Illusion? Ein Traum?

Toller Text!

LG