Welche Medikamente muss ich "verstecken"?

Begonnen von Sorgenvoll, 01 Juli 2019, 21:38:29

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Sorgenvoll

Hallo zusammen,

ich hoffe, ich darf das Thema hier ansprechen und bringe damit niemanden auf dumme Gedanken...

Meine Schwester leidet seit Jahren an Depressionen, ist in Therapie und eigentlich auch medikamentös eingestellt (Citalopram auf Höchstdosis). Nun hat sie aber wieder eine akute Kriese und weigert sich ins Krankenhaus zu gehen.

Da sie sowohl eine Therapeutin, als auch einen Psychiater hat, die jetzt sehr stark eingebunden wurden, haben wir entschieden, sie ein paar Tage "zu beobachten" und zu schauen, ob sie es "allein" aus der Kriese schafft, oder ob wir sie doch ins Krankenhaus bringen müssen.

Ich war heute bei ihr und habe einen Blick in ihre Medikamentenschublade geworfen. Die Masse an Medikamenten, die sie dort hat, hat mich schon sehr erschreckt...
Das meiste ist rezeptfrei (z.B. Paracetamol), aber auch diverse Beruhigungsmittel sind dabei, die sie wohl im Laufe der letzten Monate / Jahre von ihrem Psychiater bekommen hat.
Ich habe bei ihr einiges an Tavor und Promethazin gefunden.
Ich weiß, dass sie das Promethazin zur Beruhigung nimmt und das Tavor für den absoluten Notfall hat. Trotzdem mache ich mir jetzt Sorgen, dass sie mit den Medikamenten etwas dummes anstellen könnte, wenn ihr versteht...

Nun weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll. Soll ich ihr die Tabletten wegnehmen und nur die maximale Tagesdosis bei ihr lassen, oder sind die Tabletten gar nicht so gefährlich? Ich will ihr auch nicht das Gefühl geben, dass ich ihr nicht vertraue, oder dass ich sie entmündige...
Nur ich kann nicht 24/7 bei ihr sein. Ich stehe immer auf Abruf und vertraue ihr eigentlich auch, dass sie mir bescheid gibt, wenn sie nicht mehr kann, aber Sorgen macht man sich ja trotzdem...

Könnt ihr mir einen Rat geben?

Mickie

Huhu,

ich denke das ist ein ganz schmaler Grad und am Ende wird dir keiner sagen können was richtig ist.

Ich kann insofern nur für mich sprechen als Betroffene mit Depri. Wenn bei mir einer meint er könne Medikamente vor mir "Verstecken", dann könnte derjenige gewiss sein, ich verstecke auch welche für den Fall der Fälle.
Solange ich alles so offen bei mir aufbewahre wäre es für mich auch ein Zeichen, ich vertraue denen die hier wohnen das sie mich ernstnehmen.

Ich spüre aber auch deine Not und ich glaube was mich in absoluten Krisen am ehsten erreichen würde, wären klare Ich-Botschaften.
Als Schwester kannst ihr sicher sagen: Ich mache mir wahnsinns Sorgen um dich und ich habe Angst das du aus einem Affekt heraus all die Medis nimmst die so in deinem Haushalt da sind, können wir zusammen vielleicht eine bessere Lösung finden.
Vielleicht wäre sie darauf bereit dir einfach ein Teil der Medis anzuvertrauen bis die jetztige Krise überwunden wurde. Ein Stückweit würde ich auch dem Psychiater und Therapeut vertrauen, dass diese auch niemanden ausserhalb der Klinik lassen würden, wenn sie nicht ein bissl glauben dass derjenige es schafft.
Ich glaube es hilft immer wenn man seine Ängste diesbezüglich auch dem anderen mitteilt und mit ihm statt über ihn Lösungen zu finden.

Lg

Mickie

Sorgenvoll

Hallo Mickie,

vielen Dank für deine Meinung!

Ich habe mit ihr gesprochen und sie hat mir versprochen nichts dummes zu tun und mich sofort zu informieren, wenn etwas "komisch" sein sollte. Ich kann das nicht richtig wiedergeben, sie meint, sie spürt wann sie die Kontrolle verliert.

Kannst du das nachvollziehen? Spürt man sowas wirklich?

Trotzdem habe ich sie gebeten mir die Packung Tavor zu geben. Ich weiß, dass sie die Tabletten selbst nur sehr ungern nimmt und dem Promethazin mehr vertraut, weil es ihr damit allgemein besser geht, während das Tavor sie länger und stärker betäubt, als sie eigentlich möchte.
(Sie spricht hier von "Überhang", das Wort ist mir aber nicht geläufig. Sie meinte, dass sie auch am nächsten Tag fertig ist und nicht richtig denken kann. Das klang für mich schon immer beängstigend...)

Glaubt ihr das war ok? Oder war das das falsche Medikament? Hätte ich sie lieber um eine Packung Promethazin bitten sollen?
Mir war einfach nicht wohl so viele Beruhigungsmittel bei ihr zu lassen und sie hat das auch verstanden. Gefühlt war es für sie auch in Ordnung.

Tut mir leid, wenn ich euch da mit rein ziehe, ich fühl mich grade einfach hilflos und habe Angst etwas falsch zu machen.

Mickie

Huhu Sorgenvoll,

ich kann dir sicher keine allgemeingültige Wahrheit sagen, aber ja ich spüre schon wenn die Krise schlimmer wird und in der Regel könnte ich vorher Hilfe holen. Bei der Affekthandlung ist es bissl anders, weil du dann spontan entscheidest es jetzt zu tun und weniger Kontrollierbar.
Ich würde deiner Schwester erstmal vertrauen, einfach weil es ihr Therapeut und Psychiater auch tut. Ich weiss es ist schwer aushaltbar und am liebsten würde man alles tun um Sie in Sicherheit zu wiegen, aber selbst das wäre nie eine absolute Sicherheit.
Jemand der wirklich gehen will, hält keiner auf nirgends nicht mal in einer Klinik. Sie arbeitet an sich, sie hat Hilfe gesucht, jetzt vertrau ihr.

Was die Medis angeht, die wurden ihr verschrieben mit einer Empfehlung wann sie welche in welcher Menge nehmen sollte. Welches das richtige ist? Aber ja als Nebenwirkung können diese auch länger wirken als beabsichtigt. Ich hab das bei den Notfallmedis oft so erlebt, dass ich dann am nächsten Tag noch wie betäubt war und meine Gedanken nicht klar waren. Aber auch da denk ich das gehört einfach in Fachhände und sie professionelle Hilfe an Ihrer Seite die mit Ihr sicher besprechen was wie am Besten ist.

Rede über deine Ängste mit Ihr, aber gerade wenn du so leidest unter der Situation würde ich auch dir dringend empfehlen Hilfe zu suchen für Betroffene Angehörige.

Lieben Gruß

Mickie

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