Emotionale Krise, Verzweiflung und ständige Unruhe

Begonnen von Xanadu, 29 März 2019, 17:15:20

0 Mitglieder und 3 Gäste betrachten dieses Thema.

Xanadu

Hallo Community, bin neu hier.

Ich leide seit über zwei Jahren an Depression, bei mir wurde eine schwere Episode diagnostiziert. Für meine Depression gibt es auch ein auslösendes Ereignis. Ich hatte mich in einer Frau verliebt gehabt und dies endete mit dieser langanhaltenden Depression.

Vor kurzem wurde ich durch ein Ereignis derart aufgefühlt, das es ein derartig schweren Depressionsschub verursacht hatte, dass ich drauf und dran war mich umzubringen. Es hatte mich mit all dem konfrontiert, was mir durch die Depression fehlt (Liebe, Geborgenheit, Zuneigung, Partnerschaft ect.). Vor allem beißt sich das ganze mit der vollständigen Gefühllosigkeit in mir, die das ganze noch verstärkt.

Ich bin niemand der einen Suizid plant. Aber von einen Moment auf den anderen war ich dann wohl aus Verzweifelung heraus motiviert, kurzfristig einen Suizidversuch zu unternehmen. Ich hatte dann wohl noch Glück das ich Leute angeschrieben hatte, das ich denke, das ich mir was antun werde. Die überzeugten mich dann in die Klinik zu gehen. Ich ließ mich aber nur sehr schwer überzeugen, weil ich wie wegtreten war und nicht wirklich mehr zurechnungsfähig. Das änderte sich erst in der Klinik.

Das ganze hatte sehr übele Folgen für mich. Nach dieser Sache geht es mir äußert schlecht und die Leute, die ich da reingezogen, auch wenn nicht absichtlich, haben sich von mir abgewandt. Ich komme mir verlassen vor und in Stich gelassen. Es kommt mir so vor, als wäre ich nicht mehr Teil dieser Welt, als hätte ich darin keinen Platz mehr. Diese Gedankenschleife bekommt mehr sehr sehr schlecht.

Durch das Gefühl in Stich gelassen zu werden, bin sehr aufgefühlt und das zerrt sehr an mir. Medikamente bekomme ich zurzeit keine, weil sie schon alles durchhaben, was ging und wegen Therapie verweile ich auf irgendwelchen Wartelisten. 

Ina

 
Hallo Xanadu,

herzlich willkommen im Forum!

Ich habe gerade leider nur kurz Zeit, Dir zu schreiben, möchte Dich aber wissen lassen, dass ich Deinen Text gelesen habe, mit Dir fühle und es gut finde, dass Du Dich an uns gewandt hast. Das war ein guter Schritt! Hier hast Du einen Platz – ganz bestimmt – und zudem: Menschen, die Dich und Deine Gefühle verstehen!

Alles Liebe
Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Xanadu

Danke für die freundlichen Worte und hoffe auf einen regen Gedankenaustausch.

Ina

 
So, jetzt habe ich mehr Zeit und melde mich noch einmal...

Dass sich Deine Freunde / Bekannten von Dir abgewandt haben, nachdem Du in diesem "Ausnahmezustand" warst, tut mir leid. Das macht sicher alles noch schwerer für Dich... Ich kann verstehen, dass es Dich verletzt, denke aber nicht, dass sie Dich im Stich lassen woll(t)en. Vielmehr glaube ich, dass sie völlig überfordert mit der Situation sind, nicht wissen, wie sie sich Dir gegenüber verhalten sollen und sich schlicht und ergreifend hilflos fühlen. Versuche Dich in ihre Lage zu versetzen: In dieser Situation wird sich ein riesen Druck aufgebaut haben und sie mussten möglichst schnell handeln – was sie zum Glück ja auch getan haben. So ein Ereignis kann einen ganz schön aus der Bahn werfen, sogar wenn man selber von Depressionen betroffen ist und schon mal Suizidgedanken hatte! Für einen Nicht-Betroffenen, der sich in eine solche Gefühlslage kaum oder gar nicht hineinversetzen kann, ist es vermutlich noch schwerer.

Ich denke, Du solltest nochmal das Gespräch mit den betreffenden Personen suchen und ihnen so gut, wie es Dir möglich ist, erklären, was in Dir vorging / vorgeht. Vielleicht wäre es auch gut, ihnen zu sagen, dass Du bereits bei einigen Therapeuten auf der Warteliste stehst, Dir also professionelle Hilfe gesucht hast. Offenheit und Ehrlichkeit sind immer der beste Weg!

---

Wie lange warst Du denn eigentlich in der Klinik? Ich vermute, es war nur ein kurzer Aufenthalt, bis Du wieder "zu Dir gekommen bist" und einigermaßen stabil warst, oder? Wenn dem so war, möchte ich Dir zu einem "richtigen", längeren stationären Klinikaufenthalt raten, damit Du wieder zu Kräften kommst und wirklich an Stabilität gewinnst.

Ich wünsche Dir alles Liebe und viel Kraft!
Du kannst Dir hier jederzeit Deinen Schmerz und Kummer von der Seele schreiben – es ist fast immer jemand da, der zuhört und etwas dazu schreibt, wenn er kann!

Liebe Grüße
Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Xanadu

Die Bekannten leiden selber an verschieden psych. Krankheiten Depression, Bipolare Störung ect. Ja die haben mir auch gesagt, das sie mit der Situation überfordert waren. Leider kommt es bei mir nicht an. Ich fühle mich trotzdem in Stich gelassen, ich will das nicht fühlen aber kann nichts dagegen machen. Auch in Hinblick auf die fortschreitende Dauer. Mit den meisten besteht schon seit drei Wochen kein Kontakt mehr. Ich kann die Leute auch nicht erreichen. Ich habe keine Möglichkeiten, ihnen die Situation auch zu erklären. Dies belastet mich auch.

Ich war nur eine Nacht in der Klinik. In Moment kommt für mich auch kein Klinikaufenthalt in Frage, da ich eine Reihe von Erstgesprächen bei Therapeuten habe. Einen Platz zu bekommen hat für mich grade Priorität.

Ina

 
Oh, das kenne ich leider nur zu gut: Dass mir etwas von der Logik her klar ist, es aber nicht bei mir ankommt bzw. dass meine Gefühle, meine Wahrnehmung, mein Empfinden einfach nicht gegen den Verstand ankommen... :(

Drei Wochen kommen Dir jetzt vermutlich sehr lang vor – verständlich, da Du Dich nun mal allein (gelassen) fühlst – aber in Anbetracht der Situation ist es nicht wirklich lang (finde ich). Vielleicht müssen Deine Bekannten die Sache erstmal sacken lassen, um damit klarzukommen. Gib ihnen diese Zeit, auch wenn es schwer fällt. Wenn Du sie überhaupt nicht mehr erreichen kannst, könntest Du ihnen vielleicht ja auch schreiben, oder? Ich halte das eigentlich für eine ganz gute Möglichkeit, weil Du Dir dann in Ruhe überlegen kannst, was Du "sagen" möchtest, und Zeit hast, es vernünftig in Worte zu fassen.
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Xanadu

Ja gut es kommt einen ewig vor, wenn man die ganze Zeit leidet wie blöde. Ja gut ich habe die ja angeschrieben, aber kam bisher nichts zurück, muss ich mal paar Tage abwarten.

Xanadu

Jetzt sind drei weitere Monate vergangen und niemand hat wieder den Kontakt mit mir aufgenommen. Ich hatte vor zwei Monaten einen Unfall bei dem ich mir den Fuß brach. Ich war klettern mit Leuten von einer Selbsthilfegruppe. Von denen hat in der ganzen Zeit niemand bei mir mal nachgefragt, wie es mir so geht. Ich habe genug von Menschen. Menschen eintäuschen einen nur. Ich bin isoliert, habe so gut wie mit niemanden Kontakt mehr und jeder Tag ist eine schreckliche Qual für mich.

Ina

 
Hallo Xanadu,

es tut mir leid, dass Du Dich so schlecht fühlst – und ich wünsche Dir, dass Du Dich aus dieser Situation befreien kannst.


Zitat von: Xanadu in 05 Juli 2019, 21:10:19
Jetzt sind drei weitere Monate vergangen und niemand hat wieder den Kontakt mit mir aufgenommen.
[...]
Ich bin isoliert, habe so gut wie mit niemanden Kontakt mehr

Und Du? Suchst DU Kontakt zu anderen? Meldest Du Dich bei Freunden / Bekannten, rufst sie mal an oder schreibst eine nette Nachricht?

Manchmal ist Eigeninitiative gefragt – und später ist man positiv überrascht, wie viel man damit verändern und erreichen konnte. Ich weiß, wie schwer es ist, in depressiven Phasen selber aktiv zu werden. Es ist aber nötig, wenn von anderen wirklich gar nichts kommt und man sich einsam fühlt.


Zitat von: Xanadu in 05 Juli 2019, 21:10:19
Ich habe genug von Menschen. Menschen eintäuschen einen nur.

Sicher werden wir ab und an von Menschen enttäuscht. Aber nicht NUR und auch nicht von JEDEM. Ich bin davon überzeugt, dass es auch sehr viel mit der inneren Haltung / Einstellung und dem eigenen Verhalten zu tun, wie (oder ob) andere auf uns reagieren. Sofern man nicht gerade zu den "Maskenträgern" gehört, die nach außen in Perfektion eine Fassade aufrechterhalten, strahlt man nämlich aus, wie man sich fühlt und zu gewissen Dingen steht – und das wiederum hat ja auch eine Wirkung auf die Mitmenschen. Wenn mir nun also jemand begegnet, dem anzusehen oder anzumerken ist, dass er anderen gegenüber grundsätzlich erstmal negativ und misstrauisch eingestellt ist, weil ihn seiner Meinung nach ja eh alle nur enttäuschen und alles "schlecht" ist, gehe ich möglicherweise lieber erstmal auf Distanz. Begegnet mir jemand freundlich und zugänglich, ist die Chance größer, dass er mein Interesse weckt, ich mich gerne mit ihm unterhalten würde und ihm ebenso freundlich begegne. So ganz verallgemeinern kann ich das aber natürlich auch nicht, schließlich spielen noch viele andere Faktoren eine Rolle. Dieser Faktor ist aber auf jeden Fall ein sehr wichtiger.

Natürlich weiß ich nicht, was Du ausstrahlst, wie Du auf andere wirkst und Dich ihnen gegenüber verhältst. Ich weiß aber, dass andere Menschen (auch (oder gerade?) wenn man sie noch nicht so gut kennt) oft das eigene Verhalten spiegeln – und dass es daher sinnvoll sein kann, sich Gedanken über seine Außenwirkung zu machen und ggf. Konsequenzen daraus zu ziehen (→ etwas zu verändern).

Alles Liebe
Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Xanadu

Zitat von: InaDiva in 06 Juli 2019, 04:27:47
Hallo Xanadu,

es tut mir leid, dass Du Dich so schlecht fühlst – und ich wünsche Dir, dass Du Dich aus dieser Situation befreien kannst.

Ich leider jetzt an schwerer Depression schon fast 2,5 Jahre. Für mich scheint keine Heilung mehr du bestehen bzw. Linderung meiner Symptome. Erschwert kommt hinzu das ich seit zwei Monaten nichts mehr machen kann und auf Krücken unterwegs bin. Das noch mindestens einen Monat und danach weiß ich nicht wie die Heilung voranschreitet. Ich weiß zu diesem Zeitpunkt nicht einmal, ob ich jemals wieder normal gehen werden kann.

Zitat von: InaDiva in 06 Juli 2019, 04:27:47Und Du? Suchst DU Kontakt zu anderen? Meldest Du Dich bei Freunden / Bekannten, rufst sie mal an oder schreibst eine nette Nachricht?

Manchmal ist Eigeninitiative gefragt – und später ist man positiv überrascht, wie viel man damit verändern und erreichen konnte. Ich weiß, wie schwer es ist, in depressiven Phasen selber aktiv zu werden. Es ist aber nötig, wenn von anderen wirklich gar nichts kommt und man sich einsam fühlt.

Ja das tue ich also bei meinen Freunden, nicht den Leuten aus der Selbsthilfegruppe, von denen ich mich in Stich gelassen fühle. Und obwohl ich glaube, dass ich keinen Kontakt mehr zu diesen Menschen haben möchte, zieht mich ihr Verhalten immens runter. Da hilft auch die Aufmunterung von Freunden nicht. Ich sehe nur das Schlecht, ich kann aus dem Guten nichts positives für mich ziehen.

Zitat von: InaDiva in 06 Juli 2019, 04:27:47
Natürlich weiß ich nicht, was Du ausstrahlst, wie Du auf andere wirkst und Dich ihnen gegenüber verhältst. Ich weiß aber, dass andere Menschen (auch (oder gerade?) wenn man sie noch nicht so gut kennt) oft das eigene Verhalten spiegeln – und dass es daher sinnvoll sein kann, sich Gedanken über seine Außenwirkung zu machen und ggf. Konsequenzen daraus zu ziehen (→ etwas zu verändern).

Ich bin stehts freundlich zu anderen. Ich bin jemand der eher introvertiert ist.

Ina

 
Zitat von: Xanadu in 06 Juli 2019, 19:52:24
Ich leider jetzt an schwerer Depression schon fast 2,5 Jahre. Für mich scheint keine Heilung mehr du bestehen bzw. Linderung meiner Symptome.

Auch wenn ich Deine Hoffnungslosigkeit wirklich gut nachempfinden kann, kann ich Dir versichern, dass es viele Menschen gibt, die deutlich länger von (schweren) Depressionen betroffen waren und es dennoch geschafft haben, wieder aus dem Loch herauszukommen und ihr Leben heute richtig gut meistern. Das passierte nicht von einen Tag auf den anderen, sondern war ein Prozess, der viel Arbeit bedeutete. Arbeit an sich selbst, eine Veränderung der Lebensumstände und ggf. des persönlichen Umfelds, Hilfe durch Therapien usw.

Ich schätze, es gibt noch einiges, was Du ausprobieren kannst. So schriebst Du z.B., dass Du auf der Warteliste mehrerer Therapeuten stehst. Ein stationärer Klinikaufenthalt ist auch immer noch eine Möglichkeit, die Du nicht aus den Augen verlieren solltest. Dir kann bestimmt geholfen werden und sicher gibt es so manche Dinge in Deinem Leben, die Du verändern kannst, damit es Dir besser geht. Nur erwarte keine Wunder, sondern sei Dir bewusst, dass es viel innerer Arbeit bedarf, aus der ganz sicher eine Entwicklung resultiert, die Dich weiterbringt, aber eben Zeit in Anspruch nimmt. Du darfst und solltest Dir dafür professionelle Hilfe suchen. Das steht Dir zu und kann Dich auf einen guten / besseren Weg bringen.


Zitat von: Xanadu in 06 Juli 2019, 19:52:24
Ja das tue ich also bei meinen Freunden, nicht den Leuten aus der Selbsthilfegruppe, von denen ich mich in Stich gelassen fühle. Und obwohl ich glaube, dass ich keinen Kontakt mehr zu diesen Menschen haben möchte, zieht mich ihr Verhalten immens runter.

Also gedenkst Du auch nicht mehr an der Selbsthilfegruppe teilzunehmen? Das wäre schade, wenn sie Dir sonst eigentlich gut getan hat und Du Dich gut mit den anderen verstanden hast...

Vielleicht sind die Leute aus der Gruppe ebenfalls enttäuscht, weil sie gehofft hatten, zwischendurch von Dir zu hören, wann / ob Du wiederkommst. Ich würde Dir empfehlen, es anzusprechen. Nicht selten beruhen solche "Zustände" auf Missverständnissen oder Kommunikationsproblemen bzw. mangelnder Kommunikation.
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Xanadu

Zitat von: InaDiva in 06 Juli 2019, 20:20:20Also gedenkst Du auch nicht mehr an der Selbsthilfegruppe teilzunehmen? Das wäre schade, wenn sie Dir sonst eigentlich gut getan hat und Du Dich gut mit den anderen verstanden hast...

Vielleicht sind die Leute aus der Gruppe ebenfalls enttäuscht, weil sie gehofft hatten, zwischendurch von Dir zu hören, wann / ob Du wiederkommst. Ich würde Dir empfehlen, es anzusprechen. Nicht selten beruhen solche "Zustände" auf Missverständnissen oder Kommunikationsproblemen bzw. mangelnder Kommunikation.

Ich denke nicht das ich nochmal in diese Selbsthilfegruppe kann. Das ist richtig, das die mir geholfen hatte, aber nun sind alle meine Probleme mit der Selbsthilfegruppe verbunden. Von der Leitung der Selbsthilfe, musste ich allerhand Schikane ertragen nach der suizidalen Krise, die ich hatte. Mir wurden Vorwürfe gemacht, dass ich Mitglieder der Gruppe da reingezogen hatte, obwohl ich dafür nichts konnte. Ich sollte eine Art Vertrag unterschreiben, für die weitere Teilnahme an der Gruppe und ich sollte über bestimme Dinge nicht reden.

Was die Empfehlung angeht, die Sache anzusprechen, so bin ich mir nicht sicher ob ich das kann. Ich hatte einige schonmal darauf angesprochen in Zusammenhang mit der suizidalen Krise. Da hatte sich auch niemand mehr bei mir gemeldet, was verständlicher war als jetzt. Aber ich kann nicht andauernd zu den Menschen hingehen und die fragen wieso schreibt ihr mir nicht.

marvinju

So eine Emotionale Lebenskrise ist echt krass. Hätte es selbst nie gedacht. Musste es aber selber durchmachen...
Du kannst mal hier nachschauen:
https://www.zeit.de/2014/22/psychotherapie-beratung-lebenskrise
Hat mir wirklich geholfen!