... ich weiß nicht weiter

Begonnen von Mel, 27 Februar 2019, 09:51:27

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Mel

Hallo
es ist so schwer die richtigen Worte zu finden, für das Chaos welches in mir ist.
Seit Jahren (30?) hab ich Depressionen und Selbstmordgedanken... mal mehr mal weniger...
Ich bin auch irgendwie nicht dazu gekommen Selbstbewusstsein aufzubauen, manchmal fühl ich mich so unbeholfen wie
mit 15 :(
Ich hab immer alles mit mir selber ausgemacht und alles runtergeschluckt...
Irgendwie hab ich es dennoch geschafft eine Familie zu gründen ( 2 Kids )...

Jetzt geht es nicht mehr weiter....
Wir sind nach 10 Jahren umgezogen ( 200 km weiter ). Meine Kinder sind mit der Situation nur halbwegs glücklich...
Eine beste Freundin hatte ich noch nie, nur mit unserer Nachbarin hab ich mich gut verstanden. Ihr Sohn ist mit meiner Tochter ganz eng befreundet.
Sie war arg krank und wir haben uns sozusagen gegenseitig unser Leid geklagt. Jetzt hat sie den Kampf verloren...
Eine Woche vor ihrem Tod wollte ich noch mit ihr tauschen Depression gegen M. Crohn...dann hätte ich dieses Leben endlich hinter mir und ihre 4 Kids noch die Mama...
Tut mir leid ich bin nicht gut im Schreiben...vielleicht schaff ich das hier auch nicht, aber ach ich weiß auch nicht...
Es kann mir ja keiner einen neuen Kopf machen....




Bella

Liebe Mel,

herzlich willkommen hier im Forum. Ich kann mich in deinen Worten wiederfinden. Ich habe auch schon seit über 30 Jahren Depressionen (und noch einiges mehr) und mir geht es auch oft so, dass ich mich noch wie mit 15 fühle. Im Gegensatz zu dir habe ich es nicht einmal geschafft, eine Familie zu gründen, obwohl ich mir das immer sehr gewünscht habe. Da hast du mir also was voraus. ;)

Ich würde mich freuen, mehr von dir hier zu lesen. Du kannst dir hier gern alles von der Seele schreiben.

Herzliche Grüße von
Bella
Ich kämpfe bis zum Sieg.

Mel

Hallo

Danke für deine Antwort. Manchmal weiß ich auch nicht wie ich das geschafft hab. Es gab auch gute Zeiten!
Jetzt ist mir leider alles Zuviel. Ich hab Angst das meine Kinder nur noch unter mir leiden, meine Antriebslosigkeit schadet vor allem meinem Sohn. Er ist leicht entwicklungsverzögert und braucht eigentlich doppelte Unterstützung....
Mein Mann ist workaholic und bemerkt mich nicht...
Jetzt ist K. gestorben und ich mach mir Vorwürfe. Wenn wir nicht umgezogen wären, hätte ich vielleicht gemerkt wie schlecht es ihr ging... ich hab sie sonst jeden Tag gesehen, hab ihr die beiden Kleinen Mal abgenommen, gekocht o.ä.  Vielleicht hätte ich sie überreden können rechtzeitig ins Krankenhaus zu gehen, vielleicht wenn ich noch da gewesen wäre, wäre es nicht passiert...

Mel

es ist wie ein Fluch der über mir liegt. Ich hab mein Leben lang immer nur die falschen Entscheidungen getroffen. Ich hätte nie heiraten nie Kinder kriegen dürfen hätte längst gehen können...
Ich hab Neurofibromatose vielleicht liegt die Unfähigkeit zu Leben ja in der Krankheit begründet.
Deswegen helfen auch die ADs nicht...
Ich kann einfach mit dem Leben nichts anfangen, hab keine Hobbies, keine Interessen keine Talente, keine Freude.... mache alles falsch....
Ich hasse mich so,  mein Aussehen, meine Unfähigkeit als Mutter, Hausfrau und Ehefrau....ich weiß noch nicht mal ob ich meinen Mann und meine Kinder noch liebe...

Ich hab schon mehrere Therapien abgebrochen und sollte eigentlich auch in die Klinik, ich hab's nicht geschafft dort anzurufen...geht auch nicht wegen der Kids...
Jetzt hab ich nach langem warten wieder einen Termin für ein erstgespräch. Wenn das wieder nichts ist, weiß ich nicht weiter

Bella

Ich wünsche dir alles Gute für den Termin und dass du einen guten Weg für dich findest.
Ich kämpfe bis zum Sieg.

Mel

Hallo
Danke Bella für deine Antwort. Ich glaube ich schaffe das hier nicht. Ihr könnt alle so gut schreiben und die richtigen Worte finden. Mir fällt das so schwer. In meinem Kopf ist so ein Durcheinander ich möchte alles auf einmal sagen und sage doch gar nichts.
Vielleicht kann ich deswegen keine tieferen Freundschaften aufbauen. Alle sagen nur hallo und guten Weg. Leider habe ich irgendwas an mir was niemand mag.
Das war schon immer so. Ihr habt fast alle eine Zeit vor der Depression wo ihr fröhlich und glücklich wart, Hoffnung hattet. Und da wollt ihr wieder hin zurück. Ich weiß nicht wo ich hin will.

Als kleines Kind war ich bestimmt mal glücklich. Dann würde ich mit 10 Jahren am Rücken operiert und hab ein hässliches Korsett bekommen, welches oben aus dem Pulli rausschaute. Naja 2 Jahre kaum bewegen usw. dann kam noch die Realschule und ich würde das perfekte Mobbingopfer. Ich hatte keine Party- und Ausgehzeit usw. Vielleicht hat da mein Leben schon einen Knacks bekommen, ich weiß es nicht...

Manchmal fällt es mir schwer mir vorzustellen ein fröhlicher Mensch zu sein. Irgendwie war ich schon immer ein bisschen depri. Mit dem Älterwerden ist es leider immer schlimmer geworden.

Ich hab Angst meinen Kindern nichts positives geben zu können. Meine Kleine ist ein fröhlicher Geist. Mein Sohn tut sich schwer Freunde zu finden. Er hat leider die gleiche Krankheit wie ich. In seiner Klasse wird er zwar noch nicht gemobbt. Aber hat einen nachteilsausgleich und schreibt andere Arbeiten. Er fällt einfach aus dem Rahmen und benimmt sich manchmal wie ein 8 jähriger statt wie 11 Jahre.
Ich mach mir Vorwürfe das ich ihn nicht mehr unterstütze. Eigentlich müsste ich mich mich jeden Tag mit ihm hinsetzen und lernen. Aber er blockt so und will nicht. Ich hab keine Kraft, ich bin immer so kopfmüde und unkonzentriert. Ich leg mich aufs Sofa und glotz an die Decke und er zockt. Ich hab Angst mit meinem Mann darüber zu sprechen das ich das mit den Kids nicht mehr schaffe. Aber wenn ich traurig bin und weine wird er eher wütend....
ich weiß nicht was ich machen soll, so kann das nicht weitergehen

Bella

Liebe Mel,

es macht mich so traurig, das zu lesen. Ich finde mich in deinen Worten sehr wieder. Da sind viele Ähnlichkeiten, nur dass ich eben keinen Familie habe. Aber wenn ich so lese, wie du das erlebst, denke ich, da wäre es mir wohl auch ähnlich gegangen, denn dann hätte ich ja auch die Verantwortung für die Kinder und mir hätte vielleicht oft die Kraft dafür gefehlt. Ich kann nachvollziehen und verstehen, wie schwer das für dich sein muss. Vor allem, wenn der Mann, statt Verständnis zu zeigen und dir die Liebe und Unterstützung zu geben, die du brauchst, wütend wird, wenn du traurig bist und weinst.

Zitat von: Mel in 01 März 2019, 15:59:19
Das war schon immer so. Ihr habt fast alle eine Zeit vor der Depression wo ihr fröhlich und glücklich wart, Hoffnung hattet. Und da wollt ihr wieder hin zurück. Ich weiß nicht wo ich hin will.

An eine Zeit ohne Depression kann ich mich auch kaum erinnern. Bei mir fing das auch schon in der Kindheit an. Als Kind hatte ich zwar auch meine glücklichen Phasen, aber auch da hatte ich schon massive Probleme, vor allem, weil ich extrem schüchtern war und mich nie richtig integrieren konnte, sondern immer etwas abseits von den anderen stand. Ich wurde zwar nicht gemobbt, bei mir war es eher so, dass ich mich einfach "übersehen" und "übergangen" fühlte, besonders dann später in der Pubertät. Ich war meistens allein und habe alles mit mir selber ausgemacht. Party- und Ausgehzeit hatte ich auch nicht. Auch deswegen habe ich einfach nicht "dazu gehört". Inzwischen bin ich 54 Jahre alt und leider hat sich an meinem Grundproblem nicht viel geändert.

Das mit der Rückenoperation und dem Korsett muss schlimm für dich gewesen sein.  Schlimm genug, dass du dieses Korsett und die damit einhergehende Unbeweglichkeit ertragen musstest, deswegen dann auch noch ausgegrenzt und gemobbt zu werden... Es muss die Hölle für dich gewesen sein. :(

Schön, dass deine Kleine ein fröhlicher Geist ist. Ich hoffe, das bleibt sie auch, und du kannst dich über ihre Fröhlichkeit mit freuen. Mit deinem Sohn ist es da schon schwieriger, er bräuchte Hilfe, die du ihm aber nicht geben kannst. Leider kenne ich mich da nicht aus, aber gibt es da nicht Hilfsangebote, die du in Anspruch nehmen könntest? Vielleicht kannst du dich ja mal umhören. Ich wünsche dir von Herzen, dass du es schaffst und auch die nötige Unterstützung durch deinen Mann bekommst.

Liebe Grüße
Bella

Ich kämpfe bis zum Sieg.

Adrenalinpur

@Mel

vertraue bitte deinen Kindern, es gibt den Mama-Kinder-Kampf aber im Endeffekt lieben sie immer ihre Mama

Mel

Liebe Bella, danke für deine lieben Worte.
mein Mann ist leider ein echter Macher er kann überhaupt nicht verstehen warum ich so durchhänge. Er kann mit Depression nichts anfangen. Ich kann ihm auch nicht erzählen, wie es mir wirklich geht..das Wort Sui..Gedanken mag ich gar nicht aussprechen...manchmal gehe ich schon mit meiner Tochter zu Bett um ihm aus dem Weg zu gehen um nicht reden zu müssen...er ist auch meistens erst nach 19.00h zu Hause und oft mehrere Tager hintereinander unterwegs. Ich muss halt mal richtig mit ihm reden, er weiß zwar das ich in Behandlung bin und Tabletten nehme, aber über Gefühle reden ist nich so...
Aber ich habe jetzt ja schon mal mehr geschafft als bisher in meinem Leben...bin hier gelandet...
hab Termine beim Therapeuten und Neurologen....
@Adrenalinpur  danke das versuche ich, ich hab nur manchmal das Gefühl das Pubertier klopft bei meinem großen schon leise an die Tür 😳


hardworking fool

Hallo Mel!

Was mir gerade so durch den Kopf gegangen ist, vielleicht solltest du mal beim Jugendamt nachfragen ob du Hilfe bekommen kannst, z.B. eine Erziehungsbeistandschaft. Ich hab das damals viel zu spät beantragt, da war mein Sohn schon 17, aber auch wenn das Ganze nur wenige Monate dauerte war es doch sehr hilfreich.

Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld!

Liebe Grüße
Fool

liveanddie

Hallo Mel,
alleine kannst Du das nicht durchstehen, Du musst Deinen Mann auf jeden Fall mit einbeziehen.
Er versteht es nicht, wie soll das auch ein gesunder Mensch verstehen, das geht hier vielen so.
Wütend reagieren kann auch ein Zeichen der Hilflosigkeit sein. Wenn es vielleicht möglich ist und Er das
auch möchte, wäre ein gemeinsames Gespräch beim Therapeuten vielleicht eine Hilfe.

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft.
Du bist nicht ALLEINE.
Liebe Grüße,
liveanddie

Mel

Hallo liveanddie,
danke...ja du hast wohl recht, das wird mir leider auch immer klarer, das ich nicht drum herum komme.
Da wir beide uns im allgemeinen eh schon sehr auseinander gelebt haben, habe ich auch schon mal an eine paartherapie gedacht. Ich weiß nicht ob sowas etwas bringt.
Wir reden auch nur noch über ,, praktische Dinge" Kinder, Geld usw.

Ich hatte ihn gefragt ob er sich vorstellen könnte das ich in eine Tagesklinik gehen kann und er dann mal nicht unterwegs ist..das würde er wohl schaffen für 4-6 Wochen. Weiter sind wir dann nicht gekommen.
Naja ich denke das ich da wohl länger brauche als 4 Wochen. Leider finde ich hier nicht allzuviele gute Erfahrungen über Tageskliniken. Stat. würde gar nicht gehen.
Mitte März hab ich noch ein Erstgespräch. Falls mir dort wieder zur Klinik geraten wird. Werd ich das wohl machen müssen...

Hat vielleicht jemand hier Erfahrungen mit der Kinderbetreuung während man in der Klinik ist. Die Krankenkasse bezahlt wohl eine Familienhilfe... ich kann mir nur schwer vorstellen, wie jemand Fremdes meine Kleine aus der Kita holt und bei mir zu Hause rumwurschtelt!
Ich bin dieses Wochenende allein zu Hause und hab alle Zeit der Welt darüber nachzugrübeln...

Liebe fool,
Darüber hab ich auch schon nachgedacht. Leider ist der Begriff Jugendamt immer so negativ belegt. Mein Mann würde mir den Vogel zeigen.
Aber mein Sohn steht jetzt bei einer Therapeutin auf der Warteliste die Ergotherapie macht und gleichzeitig Entwicklungs und Lerntherapeutin ist. Sie berät auch die Eltern.
Mein Mann ist etwas stur, er denk ich red meinen Sohn immer schlecht und sehe nur das Negative...
Alles nicht so einfach. Der Umzug in die Nähe einer Großstadt gibt uns auf alle Fälle mehr Möglichkeiten für ihn....und mich...



hardworking fool

Hallo Mel,

richtig, bei Jugendamt denkt man zuerst an irgendwelche Asoziale die ihre Kinder vernachlässigen, aber ich habe wirklich supergute Erfahrungen damit gemacht. Allein mal mit einem Profi über die Probleme zu reden hat mir schon richtig gut getan. Außerdem haben die oft Ideen auf die man selbst nicht gekommen wäre.

Und was die Tagesklinik anbelangt. Ich war 8 Wochen in einer und ich möchte diese Zeit nicht missen. Es war eine harte, sehr anstrengende Zeit, aber es hat sich wirklich gelohnt. Ist halt alles eine Frage der Leute. Ich hatte da, Gott sei Dank, Glück - sowohl was die Therapeuten anbelangte als auch die Gruppe. Ich würde es auf jeden Fall probieren.

Alles Gute!

Fool

Mel

Vielen dank nochmal für alle eure lieben Antworten. Ich bin so froh das ich es geschafft habe, trotz aller Zweifel weiter zu schreiben. Oft habe ich tagsüber das Gefühl als würde mir immer jemand auf dem Brustkorb sitzen. Als würden mich alle meinen kleinen Probleme und Aufgaben erdrücken und ich kann nichts schaffen oder entscheiden.
Hier zu schreiben erleichtert mich so... das man mit den Kindern und Haushalt überfordert ist, kann man ja nicht mal ebenso erzählen. Dabei arbeite ich ja noch nicht mal...:(

Liebe Grüße und ich wünsche euch einen schönes Wochenende
hier kommt gerade ein bisschen die Sonne raus...Mel

Angie

Hei Mel
Ich hab mal einfach Blind gesucht. Vielleicht findest du etwas ähnliches in deiner Nähe.
https://www.verus-mutter-kind.de/behandlungsspektrum.html